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DDMF Superplugin & Metaplugin Test

Praxis

Performance und Workflow von Superplugin und Metaplugin

Es gibt mehrere Szenarien, in denen Superplugin bzw. Metaplugin sinnvoll ist. An erster Stelle stehen dabei alte oder anderweitig inkompatible Plugins. Groß war meine Enttäuschung, als ich 32-Bit-Effektplugins wie Delay Lama oder Frohmage in beiden Tools nicht laden konnte. Fairerweise muss man dazu sagen, dass das weder Metaplugin noch Superplugin geschuldet ist, sondern Apple. Seit macOS 10.15 Catalina unterbindet das System jedwede 32-Bit-Software. Nutzt man die DDMF-Tools in MacOS 10.14 oder früher, sollte das Laden von 32-Bit- Plugins möglich sein.

Screenshot des Plugins Superplugin von DDMF
CamelCrusher GUI in Superplugin.

Ein Urgestein wie den CamelCrusher konnte ich in Catalina immerhin laden. Allerdings wurde zeigte mir das Plugin statt der GUI nur ein schwarzes Fenster. Wenigstens konnte ich zwischen den Presets des Distortion-Plugins noch wechseln. Das M1 System lud CamelCrusher überhaupt nicht. 

Virtual Vintage – alte Plugins in neuen DAWs

Beide Plugins lieferten aber bei folgendem Problem ab: Die seit kurzem kostenlos erhältlichen Soft Synths V-Station und Bass Station von Novation konnte ich zwar bisher in Ableton Live 11.1 auf beiden Systemen (MBP und Mac Mini M1) als Plugins laden, ihre GUIs waren aber unbrauchbar und kaum zu erkennen. Wenn ich sie nun in Metaplugin und Superplugin lade, kann ich sie ohne Probleme spielen und ihre Benutzeroberfläche ohne Probleme bedienen. 

Screenshot des Plugins Metaplugin von DDMF und Polyplex von NI
Auch das Multi-Output-Routing von Polyplex funktioniert in Metaplugin.

Weitaus interessanter dürfte es für Besitzer von Macs mit M1- oder M2-Chips sein, dass Plugins auf Intel-Basis weiter laufen sollen. Fast alle Software-Instrumente von Native Instruments funktionieren zu diesem Zeitpunkt (August 2022) zum Beispiel noch nicht M1-nativ in Ableton, Logic Pro, Bitwig, oder FL Studio. Lädt man Ableton Live in der nativ laufenden Version 11.1 und nutzt nur VST- und VST3-Plugins, aber keine AUs, wird man feststellen, dass Instrumente wie Battery 4, FM8, Reaktor 6 oder Absynth 5 nun gänzlich fehlen. 

Intel-Umwandlung: ja, M1 Performance: nein

Aber auch hier gibt es Stolperfallen, wenn man versucht, die NI-Plugins in Superplugin oder Metaplugin zu laden. Die GUIs von Battery 4 und Absynth 5 wurden überhaupt erst nach zweimaligem Laden angezeigt. Superplugin lud Reaktor 6 erst als Instrument, nachdem es in Metaplugin importiert wurde. Außerdem konnte ich mit den Wrappern von DDMF von keinem NI-Instrument in Ableton 11.1 mehr als eine Spur auf dem Mac Mini M1 laden. Schon eine zweite überlastete die CPU selbst beim höchsten Bufferwert von 2048. 

Screenshot der DAW Ableton Live 11.1 mit dem Plugin NI Battery 4
36 AU_Instanzen von Battery 4 in Ableton 11.1

Es gibt aber noch die in unserer M1-Kompatibilitätsliste erwähnte Möglichkeit, Intel-Plugins im AU-Format in M1-native-DAWs zu laden. Apple spendiert dem AU-Format extra einen eigenen Rosetta-2-Wrapper zur Umwandlung. Und der funktioniert erstaunlich gut. So konnte ich in Ableton Live 11.1 von Battery 4 36 Instanzen, von FM8 32 Instanzen und von Absynth 5 42 Instanzen laden, bevor die zu CPU überlastet war. 

Screenshot der DAW Bitwig 4.3 mit dem Plugin Absynth 5
104 Spuren mit Absynth 5 im VST-Wrapper von Bitwig

Ähnlich gut sieht es in Bitwig Studio 4 aus. Die Plugin-Sandbox, die Bitwig-interne Umgebung zum Laden von Plugins, unterstützt zwar keine Aus, sie kann aber auch im nativ laufenden Bitwig noch alte Intel-Plugins und VST2-Versionen ohne Probleme laden. So konnte ich von Absynth 5 104 Instanzen mit dreistimmigen Akkorden und dem Preset „Organism 9“ laden, bevor es zu ersten Knacksern kam. 

VST in Logic – Formatkonvertierung durch Superplugin und Metaplugin

Dann gibt es aber noch DAWs, die nur ein einziges Plugin-Format unterstützen. Hier helfen Metaplugin und Superplugin, wenn es das entsprechende Format eines Plugins nicht gibt. So unterstützt Logic Pro keine VST, Pro Tools weder AU noch VST, Reason 12 lädt keine VST3-Versionen und VST2-Plugins gehen bald in Cubase 12 nicht mehr.

In Logic Pro verläuft das Laden von VST- und VST3-Plugins über die DDMF-Tools größtenteils ohne Probleme. So konnte ich V-Station und Bass Station laden und spielen und auch der ältere Delay-Effekt DLYM funktionierte tadellos. Den Harmonizer Aegan PitchProof lud Metaplugin zwar, doch brachte es Logic dann beim Abspielen zum Absturz. Nach einem Neustart funktioniert es schließlich. 

Screenshot des Plugins Aegean Music PitchProof in der DAW Apple Logic Pro
PitchProof als VST in Logic Pro 10.6.3.

In Reason 12  waren Software-Instrumente und Effekte im VST3-Format wie Novum oder Soothe-2 über Superplugin und Metaplugin problemlos geladen. Allerdings können gerade diese beiden Plugins sehr leistungshungrig sein. Duplizierte ich die Kombination Novum und Soothe 2, überlastete die CPU in Reason auch bei höchsten Buffer-Werten auf allen meinen Systemen. Bleibt zu hoffen, dass Reason Studios hier mit der Umstellung auf die Apple-Silicon-Architektur und mit der Integration von VST3 vorankommen. 

AU in Pro Tools, VST3 in Reason – Performance gut, aber ausbaufähig

VST-, VST3- und AU-Plugins in Pro Tools Ultimate 2022.7 zu laden, fühlt sich fast schon falsch und verboten an. Aber auch hier war es ohne Probleme möglich, unterschiedlichste Kombinationen aus allen drei Formaten zu laden. Das bringt vor allem bei vielen Freeware-Plugins endlich eine Möglichkeit, sie auch in ProTools zu nutzen. Viele Plugin-Entwickler verzichten nämlich auf eine AAX-Version. 

Screenshot des Tone2 Warlock in der DAW Avid Pro Tools
Tone2 Warlock gibt es nur als VST3 und AU. Hier läuft der SoftSynth über Superplugin in Pro Tools. 

Anders als in Reason konnte ich die Novum-Soothe-Kombination (mit dreistimmigen MIDI-Akkorden) im Superplugin-Wrapper hier auf insgesamt 13 Spuren gleichzeitig laufen lassen (auf dem MBP 2016!), bevor mein System in die Knie ging. Eine umgekehrte Wandlung ist übrigens auf Grund von Avids Lizenzpolitik beim AAX-Format nicht möglich, AAX-Plugins dürfen in keiner anderen DAW genutzt werden. 

VST2 in Cubase 12 – gut vorbereitet für die Zukunft

Was VST2-Plugins in Cubase 12 betrifft, kann man diese zwar noch nutzen, Steinberg hat aber angekündigt, dass die Unterstützung von VST2.4 in der DAW zum Januar 2024 auslaufen wird. Bei Vintage Plugins wie Absynth5 oder FM8, bei denen unklar ist, ob es jemals eine VST3-Portierung geben wird, ist ein Wrapper wie die beiden Tools von DDMF also der einzige Weg, die Instrumente weiter in Cubase zu nutzen. 

Screenshot des Plugins Novation Bass Station in Steinberg Cubase 12
Damit in Zukunft auch noch VST2-Plugins in Cubase 12 laufen, braucht es einen Wrapper wie Superplugin.

Testweise habe ich Absynth 5 und das schon beim M1-Test genutzte Preset samt dreistimmiger Akkorde in Cubase 12 in SuperpluginSynth geladen. Bei fünfzig Instanzen auf fünfzig Spuren auf dem 2016er Macbook habe ich aufgehört zu zählen. In diesem Fall funktioniert die Konvertierung einwandfrei. Auch die anderen NI-Plugins wie Battery 4, Reaktor 6 oder FM8 konnte ich über Superplugin und Metaplugin massenhaft laden und duplizieren. 

Oversampling – Besserer Sound für Distortion-Plugins?

Mit der zunehmenden Leistungsfähigkeit heutiger Rechner wird das Thema Oversampling vor allem für Effektplugins aus den Bereichen Distortion und Saturation immer wichtiger. Grundsätzlich spricht man von Oversampling, wenn ein Plugin ein Audiosignal mit dem Vielfachen der eingestellten Projekt-Sampling-Rate (meistens 44,1 oder 48 Kilohertz) verarbeitet. Was das bringt? 

Screenshot aus der DAW Ableton Live mit einem Spektrum-Analyzer
Fotostrecke: 3 Bilder iZotope Trash 2 ohne Oversampling – mit dem “Drive”-Modus Smooth Overdrive sind unten im Analyzer Aliasing-Artefakte ab ca. 2 kHz zu sehen.

Oversampling kann Aliasing-Artefakte verhindern, die durch Foldback, also das „Zurückwerfen“ der Obertöne, über dem Nyquist-Limit (also bei 22,05 kHz, bzw. 24kHz) im Signal entstehen. Philip Mantoine hat bei Pro Audio Files einen sehr aufwändigen und hervorragend illustrierten Test zu diesem Thema gemacht. Grundsätzlich muss man sagen, dass das sechzehnfache Oversampling, wie es Metaplugin und Superplugin im Real-Time-Modus anbieten, in den seltensten Fällen mehr bringt, als eine komplett überlastete CPU. Selbst DDMF schlägt im Handbuch maximal vierfaches Oversampling vor. 

Audio Samples
0:00
01. Sinus Sweep von 20 bis 20.000 Hertz 02. Sinus Sweep mit iZotope Trash 2 ohne Oversampling 03. Sinus Sweep mit iZotope Trash 2 mit 4xOversampling in Superplugin 04 Sinus Sweep mit iZotope Trash 2 mit 16xOversampling in Superplugin

So erzeugt das in die Jahre gekommene Distortion-Plugin Trash 2 von iZotope ohne Oversampling (Audio-Beispiel 2) deutlich hörbares Aliasing im Sinus-Sweep (ab ca. 15 Sekunden). Bei vierfachem Oversampling ist das weitaus weniger (leise ab 20 Sekunden) hörbar, bei sechzehnfachem Oversampling fast gar nicht mehr. Eine Warnung, was die Plugins von Waves betrifft, die ebenfalls kein eigenes Oversampling mitbringen. Sie sind von Haus aus auf 96 kHz begrenzt, mehr als zweifaches Oversampling bringt also nichts. 

Stolperfallen und Feature-Wünsche

Ein paar Stolperfallen gibt es allerdings in beiden Tools für den Workflow. Was auf Dauer im Workflow nämlich wirklich nervt: der Fensterfokus. Anders als bei den meisten anderen Plugins blieben Metaplugin und Superplugin immer auf der vordersten Ebene vor allen anderen Fenstern. Man muss entweder ihre Fenster aktiv schließen oder auf die DAW dahinter klicken, sonst ist beispielsweise das Abspielen per Leertaste blockiert. 

Screenshot des Plugins Metaplugin von DDMF mit Menü zum Löschen und Verändern
Drückt man die Löschtaste in Metaplugin, löscht man nicht das Modul, sondern der Eintrag im Browser.

Metaplugin ist zwar extrem flexibel, aber auch nicht unbedingt zugänglich. Module kann man zum Beispiel nur per Rechtsklick im Menü löschen. Versucht man das mit der Löschtaste, entfernt man den Eintrag im Browser links und man muss neu einlesen. Auch, dass der Dry/Wet-Regler hinter der Schrift der Effektmodule steckt und per gehaltener SHIFT-Raste eingestellt wird, habe ich erst nach längerer Lektüre des Handbuchs herausgefunden. 

Kommentieren
Profilbild von Alex

Alex sagt:

#1 - 25.03.2024 um 23:53 Uhr

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Irgendwie geht dieser Test ein bisschen am eigentlich Zweck dieser beiden Plugins vorbei. Der Autor hängt sich hauptsächlich daran auf, dass die Konvertierung verschiedener Plugin-Formate seiner Meinung nach zu ressourcen-intensiv ist, dabei ist diese Möglichkeit nur ein netter Nebeneffekt der beiden Plugins. Der Hauptnutzen liegt offensichtlich in den Routing-Möglichkeiten. Man kann ohne Mühe beliebige parallele Plugin-Ketten auf einem Signal haben und Multiband-Processing mit beliebigen Plugin-Effekten aufsetzen. Jeder beliebige Compressor wird zu einem Multiband-Compressor. Jeder beliebige Saturator wird zu einem Multiband-Saturator. Du willst deinen Lieblings-Pultec nur für die tiefen Frequenzen und deinen liebsten Saturator nur für die hohen? Oder das Vollband-Signal mit zwei parallelen Processing-Chains behandeln und diese mischen? Geht alles. DAS ist doch der Wert dieser Plugins. Der Autor dieses Tests hat das irgendwie nicht ganz verstanden. Das Oversampling und die Möglichkeit, Plugins verschiedener Formate zu hosten, ist schon auch super, aber das sind wie gesagt nur nette Nebeneffekte des eigentlichen Nutzens, und wenn diese Nebeneffekte nicht 100% perfekt sind, kann das doch nicht der maßgebliche Faktor für's Fazit und die Bewertung sein! Und 0 von 5 Sternen in der Bewertung? Geht's noch?

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