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Chromatics in der Improvisation #3 – Gitarren-Workshop

Willkommen zum dritten Teil meiner Reihe über die chromatischen Umspielungen. In der letzten Folge haben wir uns ausgiebig mit den One- und den Two Note Approaches beschäftigt, mit deren Hilfe wir konkrete Zielnoten wie z.B. Arpeggiotöne einkreisen können, um unserem Spiel eine jazzigere Färbung und eine kleine Prise Hipness hinzuzufügen.

(Bild © Shutterstock- von: ldutko)
(Bild © Shutterstock- von: ldutko)


Als letzte Approachnote-Variante möchte ich euch heute die “Three Note Approaches” (3NAs) ans Herz legen und euch anhand weiterer Licks der großen Meister zeigen, wie interessant und erfrischend Chromatik im Solospiel klingen kann.

Werfen wir einen Blick auf die letzten beiden Varianten, so lieferte uns der “One Note Approach” zwei verschiedene Möglichkeiten der Annäherung und der “Two Note Approach” vier verschiedene.
Kombinieren wir nun diese beiden Approaches sinnvoll, so landen wir unwillkürlich beim “Three Note Approach”, der uns insgesamt sechs verschiedene Möglichkeiten bietet, eine Zielnote anzuvisieren.
Im folgenden Beispiel zeige ich Euch alle Möglichkeiten, Arpeggiotöne mit einem Three Note Approach einzukreisen (wir stellen uns dabei vor, wir bewegen uns in der Tonart C-Dur und kreisen die Töne des C-Dur Arpeggios ein):
Die verschiedenen Kombinationen möchte ich euch diesmal einzeln zeigen:

1. 2 Noten unterhalb – 1 Note oberhalb der Zielnote (diatonisch):

2 Noten unterhalb – 1 Note oberhalb der Zielnote (diatonisch)
2 Noten unterhalb – 1 Note oberhalb der Zielnote (diatonisch)
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2 Noten unterhalb – 1 Note oberhalb der Zielnote (diatonisch)

2. 1 Note unterhalb – 2 Noten oberhalb der Zielnote.
Hierbei können die beiden Tonschritte oberhalb entweder diatonisch-chromatisch oder diatonisch-diatonisch (wie z.B. im Falle der Terz E) sein. Denn analog dazu gilt, wie wir in Folge 2 gesehen haben: Der Startton der oberen Approachnote sollte ein diatonischer Ton sein.

1 Note unterhalb – 2 Noten oberhalb der Zielnote
1 Note unterhalb – 2 Noten oberhalb der Zielnote
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1 Note unterhalb – 2 Noten oberhalb der Zielnote

3. 2 Noten oberhalb – 1 Note unterhalb der Zielnote

2 Noten oberhalb – 1 Note unterhalb der Zielnote
2 Noten oberhalb – 1 Note unterhalb der Zielnote
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2 Noten oberhalb – 1 Note unterhalb der Zielnote

4. 1 Note oberhalb – 2 Noten unterhalb der Zielnote

1 Note oberhalb – 2 Noten unterhalb der Zielnote
1 Note oberhalb – 2 Noten unterhalb der Zielnote
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1 Note oberhalb – 2 Noten unterhalb der Zielnote

5. Unterhalb (im Ganztonabstand) – oberhalb – unterhalb (chromatisch) der Zielnote:

Unterhalb (im Ganztonabstand) – oberhalb – unterhalb (chromatisch) der Zielnote
Unterhalb (im Ganztonabstand) – oberhalb – unterhalb (chromatisch) der Zielnote
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Unterhalb (im Ganztonabstand) – oberhalb – unterhalb (chromatisch) der Zielnote

6. oberhalb (2 Tonschritte) – unterhalb (im Halbtonabstand) – oberhalb:

Oberhalb (2 Tonschritte) – unterhalb (im Halbtonabstand) – oberhalb
Oberhalb (2 Tonschritte) – unterhalb (im Halbtonabstand) – oberhalb
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Oberhalb (2 Tonschritte) – unterhalb (im Halbtonabstand) – oberhalb

Um die 3NA in die Finger zu bekommen, empfehle ich euch wieder unsere altbekannte Übung mit der Zwölftonreihe:
F A B F# C Bb D Eb Ab C# G E
1. Ihr legt ein Tongeschlecht fest – Dur oder Moll.
2. Ihr legt eine Lage fest (+/- einem Bund).
3. Ihr wählt zu Beginn erstmal eine der sechs vorgestellten Approach-Möglichkeiten.
4. Ihr spielt die obere Reihe durch, wobei jeder Ton der Zwölftonreihe den Grundton eures Dreiklangs repräsentiert.
Solch eine Übung kann dann so aussehen:
Ich wähle einen Durdreiklang in der III. Lage und entscheide mich für die Variante Nummer 6 (oberhalb – unterhalb – oberhalb).

Durdreiklang in der III. Lage mit Variante Nummer 6
Durdreiklang in der III. Lage mit Variante Nummer 6
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Durdreiklang in der III. Lage mit Variante Nummer 6

Sobald ihr euch mit dieser Übung einigermaßen fit und sicher fühlt, könnt ihr den nächsten Schritt anpeilen:
Prinzipiell spielt ihr exakt die gleiche Übung von Neuem, nur diesmal kombiniert ihr alle möglichen 3NA und müsst euch nicht mehr auf eine Variante festlegen.
Das könnte dann so aussehen:

Übung mit allen möglichen 3NA
Übung mit allen möglichen 3NA
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Übung mit allen möglichen 3NA

Selbstverständlich sollten wir auch diesmal die verschiedenen rhythmischen Möglichkeiten in Betracht ziehen, wie wir es bereits in Folge 2 getan haben.
Beim 3NA ergeben sich viertönige Einzelsegmente – nämlich drei Approach Notes plus eine Target Note (Zielnote). Die naheliegende Rhythmisierung wären demnach Sechzehntel, doch auch das Spielen in Triolen macht Sinn und ergibt einen tollen Verschieber-Effekt.
Das folgende Beispiel soll euch genau das demonstrieren, ein Dm-Arpeggio mit 3NA in triolischer Rhythmik:

Dm-Arpeggio mit 3NA in triolischer Rhythmik
Dm-Arpeggio mit 3NA in triolischer Rhythmik
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Dm-Arpeggio mit 3NA in triolischer Rhythmik

Will man das Potential vom “rhythmic displacement” (neudeutsch für: Verschieber) voll auskosten, kann man, wie schon in Folge 2, eine feste Approach-Kombination wählen, wie z.B. 3NA plus 2NA, streng abwechselnd. Was entsteht, ist ein sehr hip klingender Siebener-Verschieber, hier erneut am Beispiel Dm:

Siebener-Verschieber
Siebener-Verschieber
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Siebener-Verschieber

Soweit so gut! Höchste Zeit, das Gelernte in die musikalische Praxis umzusetzen!
Nach wie vor gilt das Motto: Eine ausgewogene Mischung aus Diatonik und Chromatik erfreuen Ohr und Gemüt des Zuhörers. Durchsetzt abgefahrene chromatische Passagen mit bodenständigem Material, wie z.B. hier und da mal ein Blueslick oder eine schöne kleine melodiöse Phrase. Probiert selbst aus, welche Dosis euer Solospiel braucht bzw. verträgt.
Hier ein kleiner Track über einen C7-Akkord, bei dem ihr eure neu erworbenen Skills unter Beweis stellen könnt.
Zuerst ein kleines Exempel meinerseits:

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Beispiel-Track über C7-Akkord

Und euer Playback:

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Beispiel-Track über C7-Akkord – Playback

Betrachten wir nun ein paar Licks aus dem Rock- und Fusionbereich, die wir möglicherweise in unser Spiel integrieren bzw. die zumindest als Anregung für eigene Licks dienen könnten.
Steve Lukather gelingt es meisterlich, chromatische Passagen in sein Solospiel einzubauen, ohne es wie einen stilistischen Fremdkörper klingen zu lassen. Aus diesem Grund möchte ich die “Lick-Abteilung” diesmal Mr. Lukather widmen:

Lick 1:

Im Solo von “Animal” auf dem Toto-Album “Past to Present” können wir ein tolles Beispiel für Chromatik hören, das blendend über einen E7-Akkord anzuwenden ist:

Lick 1
Lick 1
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Lick 1

Lick 2:

Im Solo von “Rosanna” auf dem Toto- Album “IV” begegnet uns ein nicht minder eleganter Lauf, der über Gm7 oder auch G7 benutzt werden kann:

Lick 2
Lick 2
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Lick 2

Lick 3:

Das Endsolo von “Rosanna” liefert uns einen typischen Lukatherlauf, der hervorragend über G7 oder auch Dm7 funktioniert:

Lick 3
Lick 3
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Lick 3

Lick 4:

Mit dem Endsolo von “Lovers in the Night”, ebenfalls zu finden auf “IV”, präsentiert er uns einen Lauf, den Steve ein paar Jahre später auf “Animal” (siehe Lick 1) ganz ähnlich zum Besten gibt und der sehr gut über z.B. C#m7 funktioniert:

Lick 4
Lick 4
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Lick 4

Auch für diese Licks gilt natürlich, dass ihr den größten Nutzen davontragt, wenn ihr versuchst, möglichst kreativ damit umzugehen.
Transponiert die Licks in alle Tonarten und lernt sie am Besten in mindestens zwei verschiedenen Lagen pro Tonart. Wie sähe z.B. Lick 4 aus, wenn man es mit dem C# auf der D-Saite im 11. Bund anfangen würde?
Auch rhythmisch könnt ihr etwas mehr Flexibilität ins Spiel bringen, wenn ihr die Phrasen auf verschiedenen Zählzeiten startet. Das hat übrigens auch den tollen Nebeneffekt, dass es dem Zuhörer schwererfallen wird, den Ursprung deines “geborgten” Licks zu identifizieren.
So, verehrte Kollegen, wieder mal neigt sich ein Folge dem Ende und dem Thema “Approach Notes” sei hiermit Genüge getan.
Im nächsten Teil wollen wir noch ein paar weitere Aspekte und Herangehensweisen rund um das Thema Chromatik beleuchten, denn es gibt noch einiges zu diesem melodischen Phänomen zu sagen und dazu wird es wieder tolle Licks und Übungen geben!
Bis dahin viel Erfolg und tolle Ideen!
Haiko

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