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Boss FZ-1w Test

Mit dem Boss FZ-1w hat der japanische Hersteller ein neues Fuzz-Pedal im Angebot, das sich zwischen dem beliebten FZ-5 und dem Limited Edition TB-2w Tone Bender-Pedal einreiht. Laut Boss wurden bei der Entwicklung des TB-2w diverse Vintage-Fuzzpedal-Legenden analysiert und ein Ergebnis dieser Arbeit ist das FZ-1w.

Boss FZ-1w Test

Es orientiert sich am klassischen Fuzz-Sound, hat aber nicht den Anspruch, Plagiat eines bestimmten Fuzz-Pedals zu sein. In seinem Inneren arbeitet eine traditionelle analoge Schaltung, deren Kernstück zur Klangerzeugung des Fuzz-Tones ein Silizium-Transistor ist. Zum Dreigestirn der Regler (Level, Tone, Fuzz) gesellt sich ein Mode-Schalter, der zwischen einem Vintage- oder Modern-Grundsound wählt. Das Pedal trägt das Waza Craft-Siegel, was bedeutet, dass es mit hochwertigen Komponenten bestückt ist und bei Boss in der Premium-Linie rangiert, also eine Stufe über den Standardpedalen angesiedelt ist. Das sieht man auch am Preis, der mit rund 200 Euro absolut kein Schnäppchen ist. Was unser Proband alles mit Amp und Gitarre anstellt, erfahrt ihr gleich.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Boss FZ-1w reiht sich zwischen dem beliebten FZ-5 und dem Limited Edition TB-2w Tone Bender-Pedal ein.

Optisch unterscheidet sich das FZ-1w nicht drastisch vom FZ-5. Es kommt im silber gesprenkelten Druckgussgehäuse, im Farbton eine Idee dunkler als das FZ-5. Das Pedal im Standard-Boss-Kompaktformat hat die Maße 71 x 128 x 56 mm (B x T x H) und ein Gewicht von 428 Gramm. Die Stellungen der drei schwarzen Regler auf dem tiefer liegenden Bedienfeld sind durch ihre weißen Markierungsstriche auch bei schwacher Beleuchtung noch gut zu erkennen. Zwischen den beiden vorderen Potis befindet sich der Kippschalter, mit dem man zwischen den beiden Modi Vintage (V) und Modern (M) wählen kann. Die rote LED davor gibt Auskunft über den Status des Pedals und zeigt bei Batteriebetrieb durch schwächeres Leuchten, wenn die Kapazität des Energiespenders zur Neige geht.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Batteriefach liegt wie bei Boss üblich unter der Schaltfläche.

Der analoge Schaltkreis benötigt lediglich 16 mA Strom, daher ist Batteriebetrieb grundsätzlich kein Problem, zumal der Hersteller für eine Alkaline-Batterie eine ungefähre Laufzeit bei Dauerbetrieb von 33 Stunden angibt. Das reicht für diverse Proben und Gigs. Zumal auch hier wie bei Boss-Pedalen üblich das Batteriefach unter der Schaltfläche liegt und mit der Schraube am hinteren Rand schnell geöffnet werden kann. Natürlich lässt sich das FZ-1w auch per Netzgerät speisen – die üblichen 9 Volt Gleichspannung sind angesagt, der Minuspol ist innenliegend. Der Anschluss für das Netzteil findet sich an der Stirnseite, die beiden 6,3 mm Klinkenbuchsen für Input und Output an den Seiten, rechts der Eingang, links der Ausgang.

Fotostrecke: 6 Bilder An Anschlüssen ist die Basisausstattung vorhanden,…

Bedienung

Das FZ-5 wird mit der klassischen Dreierkette der Zerrpedale eingestellt: Level für die Gesamtlautstärke, Tone regelt die Klangfarbe und mit dem Fuzz-Regler wird der Zerrgrad angepasst. Den Grundsound wählt der Mode-Schalter. Laut Hersteller erhält man im Vintage-Mode den klassischen Fuzz-Tone mit etwas weniger Gain, aber mehr dynamischer Ansprache und guter Reaktion auf das Volume-Poti an der Gitarre. Der Modern-Mode hat mehr Mitten im Gepäck und ist etwas kräftiger im Zerrgrad. Das hören wir uns gleich im Praxisteil an.

Fotostrecke: 3 Bilder Zum Bedienen stehen drei Potis und ein Minischalter parat.
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Für den Praxisteil habe ich das FZ-1w vor einen relativ unverzerrt eingestellten Tweed Deluxe-Klon geschaltet. Der Amp läuft über eine 1×12 Box, die mit einem Beyerdynamic M-160 abgenommen wird. Am Ende kommt noch ein angezerrter Marshall Plexi zum Einsatz, aber jetzt werden erst einmal die Sounds in Verbindung mit einem cleanen Amp erforscht. Zum Einstieg hört ihr die 12-Uhr-Einstellung aller Regler, einmal im Vintage- und dann im Modern-Mode.

Audio Samples
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Mode Check: Bypass > Vintage > Modern (Stratocaster)

Das Pedal färbt schon ordentlich und liefert im Vergleich zum puren Ampsound etwas weniger Höhen und klingt dadurch eher warm. Für Amps mit etwas schärferem Charakter wie den Vox AC30, Marshall Plexi oder diverse Fender-Versionen mit aktiviertem Brilliant-Mode passt das sehr gut. Die Herstellerbeschreibung der Klangcharakteristik von Vintage- und Modern-Mode kann ich bestätigen. Der Vintage-Mode geht leicht in Richtung Tone Bender, beim Modern-Mode sind Zerrgrad und Kompressionsverhalten etwas ausgeprägter. Die Fuzz-Säge ist vorhanden, bei mittlerer Einstellung am unverzerrten Amp aber noch relativ moderat. 

Die Bandbreite des Gain-Reglers ist recht hoch und reicht von einer leichten, kratzigen Übersteuerung bis zur Säge.

Als Nächstes folgt die Bandbreite der einzelnen Parameter und hier schauen wir uns zuerst den Zerrgrad an, den man mit dem Fuzz-Regler in jedem Modus festlegen kann. Dreht man ihn weiter auf, nimmt auch die Lautstärke zu, sodass bei extremen Settings mit dem Level nachgeregelt werden muss. Andererseits bietet genau das auch einen schönen Spielraum, um das Pedal als dreckigen Booster zu nutzen. Dazu wird das Level-Poti weiter aufgedreht und die Eingangsstufe des angeschlossenen Amps etwas heißer angefahren, um dann mit dem Fuzz-Regler noch eine Dosis Dreck hinzuzufügen. Der Regelbereich des Gain-Reglers ist nicht linear, man bewegt sich recht lange im eher niedrigen Zerrbereich und erst im letzten Drittel nimmt die Zerre richtig Fahrt auf. Damit hat man gute Möglichkeiten, die Low-Gain-Fuzz-Sounds sehr präzise einzustellen.

Im Anschluss an die Gain-Beispiele folgen die Minimal- und Maximaleinstellungen des Tone-Reglers. Der zeigt sich eher dezent und wenn man ihn komplett zurückdreht, erhält man einen milden Fuzz-Sound mit deutlicher Höhenabsenkung und einem weichen Bassbereich. Dreht man ihn weit auf, werden die Bässe abgesenkt, die Höhen aber nicht drastisch angehoben. Ein guter und praktikabler Spielraum, der keine extremen Frequenzverbiegungen ermöglicht, aber eine feine Anpassung im Höhenbereich.

Audio Samples
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Gain Check Vintage: 7 > 10 > 14 > 17 Uhr Gain Check Modern: 7 > 10 > 14 > 17 Uhr Tone Check: 7 > 17 Uhr

Das FZ-1w bietet sehr gute Antworten auf die Aktionen an der Gitarre. Auch bei höheren Gain-(Fuzz-) Settings reagiert das Pedal noch ausreichend auf die Anschlagsstärke und quittiert sie mit einem weniger oder stärker verzerrten Sound. Der Zerrgrad lässt sich auch sehr gut über das Volume-Poti an der Gitarre steuern. Hier kommt dann auch ein etwas brillanterer Ton mit zurückgenommenem Volume-Poti ans Tageslicht. Das FZ-1 reagiert in dieser Beziehung auf die Höhenanhebung aber nicht so vehement wie manch andere Fuzz-Pedale, zum Beispiel das Fuzz Face oder der sehr gute Nachbau VS Audio Pandora. Aber das ist Geschmacksache und kein Qualitätsmerkmal. Hier ein paar Beispiele mit unterschiedlichen Sounds.

Audio Samples
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Bsp. 1: Modern – Volume Poti Aktion (Stratocaster) Bsp. 2: Vintage – Anschlagsdynamik (Stratocaster) Bsp. 3: Vintage (Les Paul) Bsp. 4: Vintage (Les Paul) Bsp. 5: Modern (Les Paul) Bsp. 6: Vintage – Volume Poti Aktion (Jaguar P90)

Vor einen bereits verzerrten Amp oder ein Overdrive-Pedal kann das FZ-1w natürlich auch geschaltet werden. Hier kommt der Einsatz des Level-Reglers als Boost-Funktion ganz gut zum Tragen, allerdings sollte man bei dieser Konstellation etwas sparsamer mit dem Fuzz-Regler umgehen, weil es bei hohen Einstellungen sonst etwas matschig werden kann. Hier ist jetzt ein angezerrter Marshall Plexi mit 4×12 Cab am Start. Die Box wird mit einem Neumann TLM-103 abgenommen und wir bauen den klassischen Marshall plus Fuzz-Sound aus den Sixties nach.

Audio Samples
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FZ-1w & Overdrive Amp: Bypass > Vintage (Stratocaster) FZ-1w & Overdrive Amp: Vintage (Stratocaster)

Zum Abschluss hört ihr das FZ-1w noch im Bandarrangement. Hier sind primär Humbucker-Gitarren (ES-335 und Les Paul) im Einsatz, bei einem kurzen Lick zusätzlich eine Danelectro 12-String.

Audio Samples
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FZ-1w im Band Arrangement
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Das Boss FZ-1w sorgt für klassische Fuzz-Sounds mit den beiden anwählbaren Grundsounds Vintage und Modern, die zwar sägen können, sich aber im Zerrgrad auch sehr fein einstellen lassen. Die Bandbreite des Gain-Reglers ist recht hoch und reicht von einer leichten, kratzigen Übersteuerung bis zur genannten Säge. Einfluss darauf kann in klassischer Manier über den Volume-Regler der Gitarre genommen werden. Das Reaktionsverhalten des Pedals ist wirklich sehr gut und mit dem Tone-Regler lässt sich der Sound weiter verfeinern, wobei der kein extremer Frequenzverbieger, sondern eher für feine Nuancen zuständig ist. Eine Funktionsweise, die absolut stimmig zur Konzeption des Pedals passt. Wer auf der Suche nach klassischen Fuzz-Sounds ist, sollte das FZ-1w auf jeden Fall antesten.

Das Boss FZ-1w bietet zwei Grundsounds, die sich mit den Reglern individuell dem eigenen Geschmack anpassen lassen.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • solide Bauteile, robustes Gehäuse
  • zwei Grundsounds
  • Regelweg/Bandbreite des Fuzz-Reglers
  • Reaktion auf das Volume-Poti an der Gitarre
  • dynamische Ansprache
  • analoger Schaltkreis – geringe Stromaufnahme
Contra
  • Keins
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Boss FZ-1w Test
Für 185,00€ bei
  • Hersteller: Boss
  • Modell: FZ-1w
  • Typ: Fuzz Effektpedal
  • Herkunft: Japan
  • Regler: Fuzz, Tone, Level
  • Schalter: Vintage, Modern
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Bypass: Buffered Bypass
  • Stromaufnahme: 16 mA
  • Spannung: 9 V (Center Negativ)
  • Maße: 71 x 128 x 56 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,428 kg
  • Ladenpreis: 199,00 Euro (September 2022)
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