Mit der LM Drum präsentiert Behringer einen Bastard aus legendärer LinnDrum und Elektron-Sampler. Optisch klar am Layout und Farbkonzept der berühmten 80er-Pop-Maschine orientiert, verspricht Behringer nicht weniger als eine „Hybrid 8/12-Bit Sampling Drum Machine“ – mit analogen Effekten, Mono-Sample-Recording und reichlich Ulli-Extras.

Der futuristische Fairlight CMI bot bereits 1979 Drumsamples, war jedoch ein ausgewachsener Allround-Sampler mit unbezahlbaren Preis. Der Linn LM-1 Drum Computer von 1980 dagegen sah aus wie eine Fleischwaage und war mit 4.995 Dollar auch teurer als ein Kleinwagen.
Trotzdem gilt die LM-1 als erste kommerziell erfolgreiche Drum Machine mit digitalisierten Sounds. 1981 erschien dann die “funky” Oberheim DMX, noch ein Jahr darauf, die günstigere LinnDrum, die eigentliche Vorlage unseres Behringer Mutanten.
Exquisites Werkzeug jedenfalls, das sich entsprechend nur Top-Acts wie Prince, Peter Gabriel oder Stevie Wonder leisten konnten – und damit Musikgeschichte schrieben. Erfinder-Ikone Roger Linn setzte auf echte Drum-Sounds, welche in 8 Bit bei rund 28 kHz auf austauschbaren EPROMs gespeichert waren. Hinzukamen viele Funktionsweisen die funktional ein echtes Schlagzeug nachahmten, auch um Speicher zu sparen.
Die Nachfolgerin LinnDrum arbeitete bereits mit Samplingraten von bis zu 35 kHz, klang überhaupt klarer und verbreitete sich ungleich stärker, auch weil sie günstiger war. Plötzlich ließ sich der Drummer im Kofferformat ersetzen: kein Aufnahmeraum, keine Mikrofonierung – dafür auf Knopfdruck fetter Drumsound für die Produktion.
Eine Einschränkung blieb jedoch: Neue Klänge gab es nur durch umständlichen Austausch von Chips, nicht mit eigenem Sampling. Genau das änderte Roger Linn schließlich 1988 in Zusammenarbeit mit Akai mit seiner MPC60 – und landete einen weiteren Meilenstein der Musikgeschichte.
DETAILS
Sounds & Instrumente
Die Behringer LmDrum ist eine Sample-basierte Drum Machine mit 16 Ausgängen, welche nicht nur Drums und Percussion abdeckt, sondern auch ein paar Bass-Sounds im Gepäck hat. Ab Werk sind 109 klassische Sounds an Bord, weitere lassen sich via SynthTribe-App nachladen.

Das Gerät ist angenehm groß (479 × 264 × 73 mm) und wiegt rund 3 kg. Und ja: mittlerweile hat Behringer sogar ein Handbuch auf Englisch am Start!
Anschlags-empfindlich sind die Gummi-Pads unten links allerdings nicht. Einige der Instrumente werden aber Linn-Drum-mäßig in unterschiedlichen Varianten angeboten, sodass sich recht grob-dynamische Pattern am Gerät erstellen lassen. Meistens ändert sich nämlich nur der Pegel, gelegentlich aber auch Abspiel-Geschwindigkeit bzw. Tune oder auch das Decay.
Moderner Sequencer & Features
Das Herzstück ist ein 64-Step-Sequencer mit Poly-Meter, Step-Repeat, Note-Repeat, Real-Time-Triggering, Track-Mute und Track-Solo. Bis zu 8 Songs und 128 Pattern können gespeichert werden.
Der Vergleich zur echten LinnDrum ist hier mit Vorsicht zu genießen – die LmDrum orientiert sich an Behringers RD-8 und RD-9.
Das unterstreichen auch Features wie der integrierte Wave Designer (Attack/Sustain) sowie das zuweisbare Analogfilter (Low-/High-Pass, Cutoff, Resonanz).
Historische Einordnung
Behringer zeigt also durchaus Eigenständigkeit. Persönlich habe ich die LinnDrum zwar nie intensiv genutzt oder der Oberheim DMX den Vorrang gegeben. Beide Originale waren indes „State of the Art“ – allerdings mit klaren Genre-Prägungen!
Die DMX dominierte im Funk und Hip-Hop mit ihrem industriellen Design und härterem Punch, während die LinnDrum mit knarzigen Claps, markanten Snares und pockigen Kicks prädestiniert für Radio-tauglichen 80ies-Pop waren.
Umgekehrt kam es aber auch vor, denn im Gegensatz zur Roland TR-808 galten beide damals als ernsthafte Studio-Werkzeuge, die von Anfang an versuchten, ein echtes Drum-Kit nachzuahmen.
Soundengine & Technik
Um dieser Historie Rechnung zu tragen, hat Behringer jeden der 15 Instrumente einen individuellen Bitcrusher von ein bis zwölf Bits sowie einer dedizierten Distortion versehen, sodass die Möglichkeit besteht “körnige Knusper-Mitten“ zu reproduzieren. Die Wandler selbst arbeiten mit 16-Bit.

Teilweise war in Behringer-Statements und auch in einigen Magazinen von einer „variablen Sampling-Rate“ die Rede. Weder am Gerät noch im Handbuch konnte ich dazu aber einen konkreten Hinweis finden.
Vermutlich handelt es sich um eine unglückliche Übersetzung aus dem Marketing. Nach meiner Einschätzung arbeitet die LMDrum mit einer fixen Samplerate – und zwar mit 24 kHz, also etwas unterhalb des Originals. Jedoch werden einzelne Instrumenten-Spuren intern unterschiedlich gehandhabt und klingen deshalb anders.
Mit der SynthTribe App kann man den Sequenzer außerdem feiner programmieren, das Handling ist jedoch nicht Echtzeit-fähig. Über die ansonsten recht schlanke App werden außerdem die Samples über den Libarian verwaltet, Einstellungen getroffen, usw. Falls man sich die Samples einmal zerschießt, konnte ich aber auch kein Nachschub finden.

Es darf nun über die Pads mit bis zu 64 Steps programmiert werden, aber auch eingespielt werden. Jedoch mit einer durchaus spürbaren Latenz von 8ms! Die 15 Instrumente können außerdem tonal gespielt werden. Ferner werden Songs, Pattern, Banks und Steps mit den Pads ausgewählt.
15/16 umschaltbare Pads
Umgeschalten werden die Instrumente bzw. Pads auch mit den kleineren 15 Voice-Select-Tastern zwischen Pan und Mixer. Wenn man genau hinschaut, sieht man das die eigentlichen Pad-Taster entsprechend mehrfach beschriftet sind.

Die Funktion der oberen Tastenreihe ändert sich, sobald man den Percussion-Taster unten rechts betätigt. Eine kleine rote LED signalisiert die Umschaltung.
In der untersten Reihe stehen dann folgende Sounds bereit: Sidestick (Rim) sowie die Snare in drei Dynamikstufen, die Bassdrum/Kick in zwei Intensitäten und zusätzlich ein Crashbecken.
Die obere Reihe übernimmt in diesem Modus die HiHat mit zwei Intensitäten plus einer gestreckten Open-Variante. Das Tom-Sample bzw. die drei Toms lassen sich in unterschiedlichen Tuning-Stufen spielen, und das Ride ist in zwei Dynamikstufen verfügbar.
Nach der Umschaltung erscheinen stattdessen andere Percussion-Sounds: zwei Cabasas (Dynamik), zwei Tamburins(Dynamik), zwei Congas (Tuning), dazu eine Cowbell sowie der Handclap.

Insgesamt ergeben sich 15 Instrumente mit 24 „Sounds“, die auf 16 DACs verteilt und über Miniklinken-Ausgänge bereitgestellt werden. Der 16. Ausgang ist für das Metronom (Click) reserviert. Ergänzend gibt es einen Summenausgang, einen Kopfhöreranschluss sowie einen Mono-Eingang auf großer Klinke.
Der vorgelagerte Mixer mit Level- und Pan-Reglern pro Instrument ist analog. Die Tuning-Regler für Snare, Toms und Congas sowie das HiHat-Decay wirken angenehm „retro“, können aber auch über das Menü erreicht werden.

Dazu stehen insgesamt 14 MB Speicher zur Verfügung, was 310 Sekunden Samplezeit entspricht und in 16 Bänken zu 127 Sample Slots organisiert werden kann. Samples werden mit der App nach 12 Bit/24 kHz mono konvertiert und dürfen bis 1 MB groß werden. Folgende Bänke sind dabei:
- Bank 1: LM-2 Drums
- Bank 2: LM-1 Drums
- Bank 3: LM-9000 Drums
- Bank 4: DT Drums
- Bank 5: Simmons SDS
- Bank 6: TMC Drums
Darüber hinaus stehen drei frei zuweisbare Trigger-Outs, ein zusätzlicher Sync-I/O, das klassische MIDI-Trio und ein USB-Anschluss zur Verfügung. Das mitgelieferte Netzteil liefert 12 Volt.
Alles in allem ist das angesichts des Preises von unter 400 Euro ein ausgesprochen üppiges Ausstattungspaket.

Bedienung & Workflow
Das Display gab es beim Original nicht – hier hat sich Behringer sichtbar bei Elektron inspirieren lassen. Das Ergebnis ist fast schon ironisch: ein 80s-Look mit moderner Navigationslogik. Allerdings fehlt hier klar das typische Elektron-Konzept mit den korresponiderenden acht Encodern.
Stattdessen wird per Cursor zwischen den maximal acht Parametern navigiert und mit einem zentralen Drehgeber eingestellt – ergonomisch nicht ganz elegant, aber funktional.
Ohnehin wirken Menü-Einträge etwas wahllos zusammengewürfelt: unter anderem findet man hier aber auch eine Art Step-Sequenzer für den Filter-Cutoff.
