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Die besten Sänger-Wechsel: Wenn Bands erst mit einem neuen Frontmann erfolgreich werden

In der Welt der Rock- und Popmusik ist der Frontmann oft das Gesicht der Band. Wenn dieser geht, wirkt es für viele Fans wie das Ende einer Ära. Doch manche Bands schaffen es, genau diesen Moment zu nutzen und mit einem neuen Sänger nicht nur weiterzumachen, sondern erst richtig durchzustarten. Hier sind einige der spannendsten Beispiele für erfolgreiche Frontmann-Wechsel von berühmten Bands.

© Wikimedia Commons: Harry (Howard) Potts – Jean-Pierre Jeannin – David Scheinmann

1. AC/DC – Brian Johnson und Back in Black

Als Bon Scott, der charismatische Sänger, Frontmann und Mitbegründer von AC/DC, am 19. Februar 1980 an den Folgen einer Alkoholvergiftung verstarb, stand die Band vor einer schwierigen Entscheidung. Scott hatte mit seiner rauen Stimme, seiner Bühnenpräsenz und seinem rebellischen Humor das Image und den Sound von AC/DC maßgeblich geprägt. Alben wie High Voltage, Let There Be Rock und Highway to Hell machten die Band zu Stars in der Rockszene. Der internationale Durchbruch stand kurz bevor.

© WIkimedia Commons: Matt Becker – Brian Johnson (links) und Angus Young (rechts)

Doch statt sich aufzulösen, wagten die Brüder Angus und Malcolm Young einen mutigen Schritt. Bei der Suche nach einem neuen Sänger stießen sie auf Brian Johnson. Johnson was bis dahin eher unbekannt und sang zuvor bei der Band Geordie. Seine Stimme war anders als die von Scott, aber ebenso kraftvoll: kratzig, hoch, explosiv. Vor allem aber teilte er Scotts raue Energie.

Nur wenige Monate nach Scotts Tod begaben sich AC/DC mit Johnson ins Studio und nahmen Back in Black auf. Das Album, welches als Hommage an den verstorbenen Bon Scott gedacht war, stellte sich als Meilenstein der Rockgeschichte heraus. Produziert von Mutt Lange, kombiniert Back in Black rohe Energie mit klarem Sound und definierte damit den modernen Hard Rock.

Back in Black verkaufte sich weltweit über 50 Millionen Mal. Damit ist es das zweiterfolgreichste Studioalbum aller Zeiten (nach Michael Jacksons Thriller). AC/DC wurden zu globalen Superstars, Stadionfüller, Rock-Ikonen. Diese Entwicklung zeigt, dass jedes schmerzhaftes Ende auch ein Neuanfang für etwas viel größeres sein kann.

2. Genesis – Mit Phil Collins vom Prog-Rock zu Pop

In den frühen 1970er-Jahren gehörten Genesis zu den Aushängeschildern des britischen Progressive Rock. Unter der charismatischen Führung von Peter Gabriel, entstanden komplexe, erzählerische Werke wie Foxtrot (1972) oder das ambitionierte Doppelalbum The Lamb Lies Down on Broadway (1974). Gabriel prägte die Band nicht nur mit seinem Gesang, sondern auch mit aufwendigen Kostümen, Masken und dramatischen Inszenierungen, die die Auftritte zu einem wahren Schauspiel machten.

© Wikimedia Commons: Jean-Luc Ourlin – Peter Gabriel 1974

Genesis waren Kult, aber eher im studentisch-künstlerischen Underground als im Mainstream. 1975 verließ Frontmann Gabriel jedoch die Band, um sich einer Solokarriere zu widmen. Viele Fans hielten das für das Ende von Genesis. Schließlich war Gabriel nicht nur das Gesicht, sondern auch die kreative Treibkraft der Gruppe. Die Band entschied sich jedoch, intern nach einem Nachfolger zu suchen. Die Wahl fiel schließlich auf Schlagzeuger Phil Collins, der bis dahin eher im Hintergrund agierte und gelegentlich einige Gesangsparts übernommen hatte.

Was als Notlösung begann, wurde zum Wendepunkt. Collins übernahm den Leadgesang und brachte nicht nur eine neue, markante Stimmfarbe ein, sondern veränderte auch die Ausrichtung der Band. Während frühe Alben mit Collins wie A Trick of the Tail (1976) und Wind & Wuthering (1977) noch an den alten Prog-Stil anknüpften, schlugen Genesis mit Beginn der 1980er bewusst eingängigere, poppigere Töne an. Mit Alben wie Duke (1980), Genesis (1983) und vor allem Invisible Touch (1986) feierte die Band ihren kommerziellen Höhepunkt.

Collins wurde zum globalen Popstar, Genesis zur Stadionband. Die kunstvolle Komplexität der Gabriel-Ära wurde schließlich gegen zugängliche und radiotaugliche Pop-Songs getauscht. Dies brachte der Band zwar breite Kritik, aber auch riesige kommerzielle Erfolge. Während manche alte Fans dem frühen, epischeren Sound nachtrauerten, erreichten Genesis nun ein Publikum, das weit über die Grenzen des Prog-Rock hinausging. In diesem Sinne, ein großer Erfolg.

3. Pink Floyd – David Gilmour und der neue Pink-Floyd-Sound

In den Anfangsjahren von Pink Floyd war Syd Barrett als Frontmann das kreative Zentrum der Band. Als Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter prägte er mit seiner visionären, schrägen Psychedelik die ersten Veröffentlichungen, sowie dem Debütalbum The Piper at the Gates of Dawn (1967). Barrett war ein musikalisches Wunderkind, aber seine fragile Psyche und zunehmender Drogenkonsum sorgten schnell zu ernsthaften Problemen. Erratische Auftritte und unberechenbares Verhalten führten schließlich zum totalen Rückzug aus der Band. Ein neuer Frontmann musste her.

© Wikimedia Commons: Hit Parader Magazine – Pink Floyd, 1967, im originalen Line-Up mit Syd Barrett (rechts)

Um Barretts Ausfälle abzufangen, wurde 1968 David Gilmour, ein alter Schulfreund Barretts, als zusätzlicher Gitarrist und später als vollwertiges Mitglied integriert. Als Barrett schließlich nicht mehr auf der Bühne funktionierte, übernahm Gilmour gemeinsam mit Bassist Roger Waters schrittweise die musikalische Führung. Gilmour wurde zur zentralen Stimme der Band. Als Leadsänger, Frontmann und Gitarrist der Band, prägte er den neuen Sound, der später weltberühmt wurde.

© Wikimedia Commons: Jean-Pierre Jeannin – David Gilmour

Mit dieser Neuausrichtung veränderte sich auch Pink Floyds musikalische Identität. Weg vom Underground-Sound, hin zu konzeptuell durchdachten, tiefgründigen Alben mit gesellschafts- und selbstkritischen Themen. Der kommerzielle Durchbruch kam 1973 mit The Dark Side of the Moon, das bis heute zu den meistverkauften Alben der Musikgeschichte zählt. Songs wie „Time“, „Us and Them“ oder „Money“ machten Pink Floyd weltberühmt.

Auch spätere Werke wie Wish You Were Here (1975), Animals (1977) und das monumentale Konzeptalbum The Wall (1979) entstanden unter dieser neuen Konstellation, bei der Gilmour und Waters gemeinsam (oft auch gegensätzlich) agierten. Pink Floyd wurden zu Giganten des Art Rock, was ohne den Wechsel zu Gilmour wohl nie möglich gewesen wäre.

4. Van Halen – Platz 1 der Charts mit Sammy Hagar

Van Halen waren in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren eine der aufregendsten Hard-Rock-Bands der Welt. Mit David Lee Roth als Frontmann und Eddie Van Halen als revolutionärem Gitarrenvirtuosen definierte die Band einen neuen, partytauglichen Rock-Sound. Alben wie Van Halen (1978), Women and Children First (1980) oder 1984 mit dem Superhit „Jump“ machten sie zu Rock-Ikonen. Mit seinem exzentrischen Charakter und großem Ego, prägte Roth als Showman die frühen Jahre der Band. Doch genau dieses Ego führte 1985 zum Bruch und Roth verließ die Band. Ob diese Entscheidung freiwillig war oder er zwangsläufig aus der Band geschmissen ist bis heute nicht geklärt.

An seiner Stelle trat Sammy Hagar, ein etablierter Rockmusiker, der zuvor unter anderem mit Montrose erfolgreich war und bereits eine Solokarriere verfolgte. Viele Fans waren skeptisch: Hagar war weniger Glamour, mehr Gesang; weniger Zirkus, mehr Songstruktur. Das erste Album mit Hagar, 5150 (1986), landete auf Platz 1 der US-Charts und enthielt Hits wie „Why Can’t This Be Love“ und „Dreams“. Es folgten weitere erfolgreiche Alben wie OU812 (1988), For Unlawful Carnal Knowledge (1991) und Balance (1995), die allesamt Platinstatus erreichten.

© Wikimedia Commons: bella lago – Michael Anthony (links), Sammy Hagar (mitte) und Eddie Van Halen (rechts)

Musikalisch war die “Van Hagar”-Ära weniger rau und mehr melodisch, mit stärkeren Keyboard-Elementen und ausgefeilterem Songwriting. Auch textlich wurden die Themen reifer, persönlicher, was bei einem Teil der alten Fans jedoch auf Unverständnis stieß. Hagar hatte eine kräftige, technisch starke Stimme und war zugleich ein erfahrener Songwriter. Eddie Van Halen konnte sich unter Frontmann Hagar musikalisch stärker entfalten, was die Band von einer reinen Partyrock-Maschine zu einer vielseitigeren Rockformation weiterentwickelte.

Trotz der stilistischen Veränderungen wurde die Hagar-Ära von Kritikern und vielen Fans rückblickend als künstlerisch mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar erfolgreicher, bewertet als die Roth-Phase. Und auch wenn David Lee Roth in späteren Jahren mehrfach zurückkehrte, blieb der Bruch von 1985 ein Wendepunkt.

5. Iron Maiden – Vom Kult zur Legende mit Bruce Dickinson

Iron Maiden waren bereits Teil der wachsenden New Wave of British Heavy Metal, als sie 1980 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum erstmals international Aufmerksamkeit erregten. Damals stand noch Paul Di’Anno, ein Sänger mit Punk-Attitude und rauer Stimme, am Mirkofon. Die ersten beiden Alben, Iron Maiden (1980) und Killers (1981), legten den Grundstein für den klassischen Maiden-Sound. Sie waren geprägt durch schnelle Gitarrenläufe, düstere Themen und epische Songstrukturen. Doch Di’Annos unberechenbares Verhalten und zunehmenden Alkoholkonsum wurden für die Band zunehmend zum Problem. 1981 wurde er schließlich entlassen, gerade als die Band an Fahrt aufnahm.

© Wikimedia Commons: Fernando Catalina Landa – Bruce Dickenson mit Iron Maiden (1982)

Die Übernahme von Bruce Dickinson, zuvor Sänger der Band Samson, erwies sich rückblickend als Schlüsselmoment in der Geschichte von Iron Maiden. Dickinson brachte nicht nur eine kraftvolle, opernhafte Stimme mit, sondern auch eine ungeheure Bühnenpräsenz, theatralisches Talent und eine klare musikalische Vision. Bereits sein Debüt auf dem Album The Number of the Beast (1982) markierte eine Explosion. Das Album wurde ein Welterfolg, stieg als erstes Album der Band auf Platz 1 der UK-Charts ein.

Alben wie Piece of Mind (1983), Powerslave (1984) und Seventh Son of a Seventh Son (1988) etablierten die Band als weltbekannte Metal-Giganten. Ihre aufwendigen Tourneen wurden außerdem zu Maßstäben in Sachen Bühnenshow, Ausdauer und Fankultur.

In den frühen 90ern verließ Dickinson vorübergehend die Band, was zu einer kommerziell und künstlerisch weniger erfolgreichen Phase führte. Erst mit seiner Rückkehr im Jahr 1999 fanden Iron Maiden zu alter Größe zurück. Seitdem schreiben sie ihre Erfolgsgeschichte weiter. Mit ausverkauften Tourneen, starken Spätwerken wie Brave New World (2000) oder Senjutsu (2021) und einem Bruce Dickinson, der mittlerweile nicht nur als Sänger, sondern auch als Pilot, Fechter und Autor Legendenstatus besitzt.

Warum der zweite Frontmann manchmal der richtige ist

Was diese Beispiele zeigen: Ein Sängerwechsel kann schmerzhaft sein, aber auch eine kreative Neuausrichtung ermöglichen. Manchmal braucht es erst einen Wechsel am Mikrofon, damit eine Band ihr volles Potenzial entfaltet. Der zweite Frontmann bringt oft frische Energie und neue Perspektiven. Ob geplant oder gezwungen: Diese Bands zeigen, dass musikalischer Wandel nicht das Ende bedeuten muss, sondern der Beginn einer neuen, oft noch erfolgreicheren Ära sein kann.

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