Eine Studie aus dem Jahr 2024 hat bewiesen das Songtexte im Verlauf der letzten 40 sowohl weniger komplex, als auch intimer und geworden sind. Lyrics wiederholen sich vermehrt und behandeln mehr persönliche und emotionale Erfahrungen der Artists. Begründet ist dies im gesellschaftlichen Wandel.

Songtexte in der Studie
Mehr als 12.000 englischsprachige Songtexte hat das Team in der Studie untersucht. Für diese bedienten sie sich an einer last.fm Datenbank. Daraufhin untersuchte man sie auf verschiedene Elemente wie zum Beispiel Wiederholungen, Anzahl der Zeilen oder Diversität der Wortauswahl. Für die emotionale Kategorisierung wurde ein wissenschaftliches Textanalyse Tool mit dem Namen „LIWC“ verwendet. Mit diesem ist es möglich Wörter in psychologische Kategorien einzuordnen und somit das „Gefühl“ des Songs zu bestimmen.
Lyrics werden emotionaler aber simpel
Weiterführend kategorisierte man die Ergebnisse nach Genres. Im Rap zeigt sich, dass besonders das Wiederholen von Zeilen zugenommen hat. Im R&B und Rock kristallisierte sich vor Allem der Zuwachs an wiederholten Catchphrases. Country sticht durch das kleiner Werden der Satzlänge heraus. Bei allen untersuchten Genres ist ein schrumpfen des Vokabulars und ein Anstieg der wiederholten Zeilen zu beobachten. Das Lyrics über die Zeit an Komplexität verlieren begründen die Forscher*innen unter Anderem mit einem Wandel in der Art wie Musik konsumiert wird. Musik ist durch den immer einfacheren Zugang, durch beispielsweise Streamingdienste, viel alltagsbegleitender geworden und dadurch mehr in den Hintergrund gerutscht. Es bleibt weniger Platz für ausschweifende und komplexe Erzählungen.
Gründe für den Wandel
Es kristallisierte sich auch, dass Worte wie „Ich“ oder „mein“ einen generellen Anstieg in ihrer Nutzung erlebten. Daraus lässt sich ableiten, dass mehr Artists über emotionale und persönliche Themen in ihren Lyrics verarbeiten. Man könnte nun vermuten, dass die Songwriter*innen einfach nur selbstverliebter sind, und daher nur über sich selbst schreiben. Vergleichen wir daraufhin mal Freddie Mercury und Billie Eilish fällt auf, dass große Künstleregos über die Zeit eher von der Bildfläche verschwinden. Es muss also auch an etwas Anderem liegen.
Anfangs erwähnt die Studie, dass Lyrics immer eine Spiegelung der gesellschaftlichen Emotionen, Werte und Normen darstellt. Auf der einen Seite steht, dass durch z.B. Anstieg des Social-Media Konsums natürlich eine Individualisierung der Gesellschaft zu beobachten ist. Man beachte jedoch, dass durch die selben Gegebenheiten intime Probleme und emotionalere Themen mehr Normalisierung erfahren haben, was es einfacher macht sie auf der großen Bühne zu verarbeiten. Auch sind in der Popwelt mehr Artists mit diverserem Background vertreten als noch vor 40 Jahren. Dies ist u.A. dem immer einfacher werdendem Zugang zum Musikmachen geschuldet. Durch Innovationen wie die DAW kann jede Person mit einem Laptop Musik produzieren und veröffentlichen. Die Jury des Erfolgs sind nicht mehr die Label-Bosse sondern die Hörerschaft der Artists.

In dem visualisierten Video werden die globalen Veränderungen des Musikmarkts präsentiert.
Und was nun?
Am Ende bleibt stehen, dass Lyrics zwar plump gesagt immer simpler werden, jedoch mehr persönliche Emotionen beinhalten. Musikhören ist mehr in den Alltag integriert, daher sind der Hörgemeinschaft einfache Texte lieber. Dazu führt die zunehmende Individualisierung des Musikkonsums zu der Annahme, dass es nicht immer ein 8-Minuten Lyrik-Epos sein muss um ein gutes Musikstück zu sein.
metalmaus sagt:
#1 - 14.06.2025 um 11:41 Uhr
Super interessanter Artikel, hab direkt mal die Studie rausgesucht! Wer sich nochmal weiter einlesen will: https://www.nature.com/articles/s41598-024-55742-x