Torillo Volta Test

Praxis

Wie ich das schon von einem Bass dieser Güte erwartet habe, präsentiert sich die Ergonomie des Torillo-Basses absolut vorbildlich. Egal ob im Sitzen oder Stehen, der Torillo ist perfekt ausgewogen ohne jeglichen Hang zur Kopflastigkeit. Ich habe wirklich selten einen Bass in den Händen halten dürfen, den man freihändig und ohne Gurt bedenkenlos auf dem Oberschenkel “stehenlassen” kann. Dazu trägt aber auch das gelungen geschwungene untere Korpushorn bei.

Wer auf den Klassikern Jazz- und Precision-Bass zuhause ist, wird sich auch hier im handumdrehen wohlfühlen. Das Halsprofil des Torillo liegt nach meiner Einschätzung irgendwo zwischen diesen beiden Modellen. Und das ist gut so: Schließt man beim Spielen die Augen, so hat man nicht den Eindruck, einen neuen, noch unbekannten Edelbass in der Hand zu haben, sondern vielmehr einen guten alten Bekannten!

Die Bespielbarkeit ist wie erwartet perfekt – Scheppern oder Schnarren kann man dem Torillo erst mit entsprechend kräftiger Spielweise bei niedriger Saitenlage entlocken. Das untere Cutaway ist ausladend und macht es einfach, alle 24 Bünde des Instrumentes zu erreichen. Das einzige, was mich persönlich ein wenig stört, sind die abgerundeten Covers der Pickups, da sie dem Daumen meiner Anschlagshand weniger Halt bieten, als ich dies von meinen Bässen gewohnt bin. Aber klar, das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau!

Das überaus stimmige Gesamtpaket dieses Instruments bewegt sich auf absolut hohem Niveau.
Das überaus stimmige Gesamtpaket dieses Instruments bewegt sich auf absolut hohem Niveau.

Bereits ohne Amp offenbart der Torillo sehr viele klangliche Details und ein Sustain, das locker für zwei Bässe reicht. Auch mehrstimmige Akkorde löst er wunderbar auf – alles bleibt transparent und verschwimmt zu keiner Zeit! Das spricht sicher für die Qualität der verwendeten Hölzer und einer insgesamt sehr gesunden Konstruktion.

Was mir sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass sich der Bass dennoch eine gewisse sympathische Gutmütigkeit bewahrt hat. Manche Edelbässe besitzen ja einen gewissen Hang zu sehr präsenten Höhen, die schnell etwas zu grell wirken können. Sie zeugen dann zwar von dem erweiterten Frequenzspektrum eines hochwertigen Instruments, sind aber einem guten Basssound nicht immer zuträglich. Der Torillo hingegen bleibt schön ausgewogen und rund! Auch wüste Slap-Attacken steckt er mühelos weg, ohne dass es allzu “knallig” wird.

Durch die Pickup-Konfigurationen und die aktive Elektronik ergeben sich sehr viele Möglichkeiten, den Sound noch zusätzlich nach den eigenen Vorlieben zu gestalten. Tome Torillo verbaut allerdings in seinen Serienmodellen am liebsten nur passive Elektroniken, da er seine Instrumente (wie eingangs schon erwähnt) eben gerne auf das Wesentliche reduziert. Daher werde ich mich bei den Soundsamples auch auf den passiven Modus des Basses beschränken, da dieser Tomeks Philosophie am besten widerspiegelt.

Verstärkt zeigt der Torillo deutlich seine Individualität: Durch die Anordnung der Pickups besitzt er natürlich gewisse Jazz-Bass-Gene, die jedoch über eine mit markante eigene Note verfügen. Der Volta klingt wahnsinnig definiert – unnötigen Subbass, der nur Luft und keinen Druck erzeugt, sucht man vergebens. Harsche Hochmitten oder ähnliche Phänomene, die mancher Jazz Bass mit sich bringt, sind ihm ebenfalls fremd.

Bereits im passiven Betrieb stehen jede Menge Sounds zur Verfügung, ohne einen EQ verwenden zu müssen.
Bereits im passiven Betrieb stehen jede Menge Sounds zur Verfügung, ohne einen EQ verwenden zu müssen.

Kurzum: der Eindruck des akustischen Tests setzt sich hier fort, denn der Torillo glänzt mit einem sehr ausgewogenen Klangbild und einem eigenständigem Charakter. Der Halspickup liefert ein ordentliches Pfund und empfiehlt sich vor allem für rockige, bluesige-soulige Sounds – je nachdem, wie stark man die Höhenblende ins Spiel bringt.

Die beiden Bridge-Pickups lassen sich auf drei Arten betreiben: Singlecoil (nur der hinterste Pickup), Humbucker parallel, und zuletzt Humbucker seriell. Zwischen parallelem Humbucker und Singlecoil sind die Unterschiede tatsächlich eher fein. Schaltet man aber in den seriellen Modus, erntet man sofort deutlich mehr Mittendruck und etwas weniger Höhen, was sich gut für durchsetzungsstarke Fingerstyle-Sounds oder perkussive Spielarten eignet.

Mit beiden Tonabnehmern zusammen und den drei Schaltmöglichkeiten des Bridge-Pickups stehen einem ja bereits jede Menge Sounds zur Verfügung, ohne einen Equalizer bemühen zu müssen. Daher wird mir nun auch schnell klar, warum Tomek gerne auf aktive Elektroniken verzichtet – dieses Modell benötigt schlicht keine!

Die nachfolgenden Soundbeispiele geben dir einen kleinen Eindruck davon, welche Möglichkeiten es bereits im Passivbetrieb dieses bemerkenswerten Basses gibt.

Audio Samples
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Beide Pickups, Singlecoil-Mode Beide Pickups, Singlecoil-Mode Neck- Pickup Neck-Pickup, Tonblende geschlossen Bridge-Pickup, Singlecoil-Mode Bridge-Pickup, Humbucker seriell
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