Tech21 Sansamp Geddy Lee DI-2112 Test

Geddy Lee – seines Zeichens Sänger und Bassist der Progrock-Legende Rush – schwört bereits seit 20 Jahren auf die Preamps von Tech21 und hat sich deshalb konsequenterweise von der amerikanischen Company eine praktische Rackmount-Lösung an den Leib schneidern lassen. Das Resultat der Kollaboration, der Tech21 GED 2112 Bass-Preamp, kam 2017 auf dem Markt und stieß in der Bassistengemeinde im Handumdrehen auf ausgesprochen positive Resonanz. Sehr schnell wurde allerdings auch der Ruf nach einer abgespeckten Pedal-Version laut – und Tech21 lieferte. Knapp zwei Jahre später wurde die beliebte Signature-Serie um den kompakten Geddy Lee YYZ Preamp erweitert. Und was kommt nun wohl dabei heraus, wenn man die 19-Zoll-Version mit dem Pedal kreuzt? Na klar, ein Geddy Lee Preamp im Desktop-Format, das die Features der 19-Zoll-Version und den tollen Transportfaktor des Pedals in sich vereint! Die nunmehr dritte Version des Geddy Lee Preamps, der Sansamp Geddy Lee DI-2112, ist frisch bei uns eingetroffen und wird auf Herz und Nieren geprüft.

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Die Maße dieser Version sind nur geringfügig größer als die der entsprechenden Stompbox.

Details

Obwohl der neueste Sansamp Geddy Lee D-2112 viele Features und auch jede Menge Anschlussmöglichkeiten von der Rack-Version geerbt hat, fällt das Gehäuse nicht sehr viel größer aus als bei der Bodentreter-Version YYZ. Den Punkt für die Transportfreundlichkeit kann die wirklich sehr handliche Desktop-Version daher schon mal für sich verbuchen.
In Punkto Verarbeitung sieht es beim Sansamp DI-2112 ebenfalls bestens aus – das Metallgehäuse ist robust und insgesamt macht der Preamp einen hochwertigen Eindruck. Einzig die Batteriehalter auf der Bodenplatte passen nicht so ganz in das stimmige Bild: Erstens sind die Deckel nicht am Gehäuse befestigt und könnten daher eventuell abhanden kommen, und zweitens wirken die Plastikdinger einfach ziemlich billig. Hier gibt es ohne Frage deutlich besserer Lösungen!

Fotostrecke: 3 Bilder Zahlreiche Funktionen und Features warten darauf, entdeckt zu werden!

Kommen wir zu den Funktionen, die der neue Desktop-Preamp bietet. Den grundsätzlichen Aufbau mit zwei getrennten Signalwegen für den cleanen und den verzerrten Sound haben alle drei Geddy Lee Preamp-Versionen gemeinsam. Die sogenannte Deep-Sektion für cleane Sounds finden wir beim DI-2112 im linken Bereich der Front – geregelt wird mit einem Level-Regler für die Lautstärke und einem Saturation-Regler für röhrenähnlich-komprimiertere Sounds.

Deutlich umfangreicher gestaltet sich die Drive-Sektion für die verzerrten Sounds: Im grauen Drive-Bereich auf der Front finden wir neben den Reglern für den Dreiband-EQ einen Drive-Regler zur Justierung des Zerrgrads, einen Blend-Regler zur Mischung mit dem trockenen Basssignal, und schließlich einen Level-Regler für die Lautstärke.
Der Dreiband-Equalizer verfügt über stufenlos durchstimmbare Mitten mit einem weiten Bereich von 170Hz bis 3000Hz. Mit an Bord ist für die Drive-Sektion außerdem der Tight-Schalter, den wir ebenfalls bereits vom YYZ-Pedal kennen. Es handelt sich dabei im Grunde um einen Highpass-Filter, der vor die Gainstufe geschaltet ist und den Sound im unteren Bereich deutlich verschlanken kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Blick auf die umfangreiche Front …

Damit sind wir mit den Features auf der Front schon fast durch, es bleiben lediglich vier kleine Schalter, die für grundsätzliche Funktionen des Preamps zuständig sind. Sämtliche Ausgänge können mit dem Mute-Schalter stummgeschaltet werden und zwei weitere Schalter dienen der Anpassung der verschiedenen Signalstärken (Klinke +10dB, XLR -20dB). Last but not least hat Tech21 auch an einen Groundlift-Schalter für die XLR-Ausgänge gedacht, falls beim Home Recording einmal unerwünschte Nebengeräusche auftreten sollten.

Das bringt uns direkt zu den Anschlüssen, die allesamt auf der Rückseite des handlichen Desktop-Preamps parken. Wir finden hier, genau wie bei der älteren Rack-Version GED-2112, jeweils einen symmetrischen XLR-Ausgang und einen normalen Klinkenausgang für die beiden Signalwege – der cleane und der verzerrte Sound können also prinzipiell gleichzeitig zum Pult und zu Verstärkern geleitet werden.
Die Tuner-Out-Klinke dient zum Anschluss eines Stimmgerätes oder zur Weiterleitung des trockenen Basssounds zu weiterem Equipment, und bei der letzten Klinke auf der Rückseite handelt es sich schließlich um den Eingang für den E-Bass. Auch der Netzanschluss sitzt hinten am Gehäuse. Ein passendes Netzteil gehört leider nicht zum Lieferung – der Preamp versteht sich aber mit Spannungen von 9-18 Volt und kann damit problemlos mit gängigen Geräten betrieben werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Gerät verfügt über zahlreiche Anschlussmöglichkeiten …

Praxis

Mit einem Blick auf die breite Anschlusspalette wird schnell klar, für welche Anwendungen der Desktop-Preamp aus der Geddy Lee Signature-Serie in erster Linie entwickelt wurde: Beide Kanäle sollen im Optimalfall getrennt voneinander per Klinke oder per XLR weitergeleitet werden, ein konventioneller Bassverstärker stellt jedoch zumeist lediglich einen Eingang zur Verfügung. Im Fokus steht hier also zweifellos der Recording-Bereich oder der Live-Einsatz ohne Amp und Boxen – also Anwendungen, bei denen beide Signale am Ende gemischt werden können.
Allerdings spricht natürlich auch nichts gegen kreative Einsatzmöglichkeiten mit einem normalen Bassamp, denn sowohl die Deep-Sektion als auch die Drive-Sektion liefern für sich alleine genommen schon tolle Ergebnisse.

Dieses Pedal sieht nicht nur cool aus, es erweist sich auch als klanglich äußerst flexibel!
Dieses Pedal sieht nicht nur cool aus, es erweist sich auch als klanglich äußerst flexibel!

Wie erwähnt steht der Deep-Kanal prinzipiell für die cleanen Sounds; er bietet allerdings auch einen Saturation-Regler zur Klangbeeinflussung. Der Regler zeigt deutliche Wirkung und sorgt für ein recht authentisches Röhren-Flair mit fettem Low-End und reichen Obertönen. Klar, einen echten Röhrenboliden kann die Simulation aus klanglicher Sicht natürlich nicht ersetzen, dafür hat der handliche Preamp allerdings beim Transportfaktor sowie beim Preis die Nase deutlich vorn.
Wir wir sehen, kommen Fans von samtig-cleanen Röhrensounds schon alleine mit dem Deep-Kanal auf ihre Kosten. Mit dem Drive-Kanal geht aber selbstverständlich noch viel mehr, denn er bietet neben der analogen Overdrive-Schaltung auch einen flexiblen Dreiband-Equalizer zur Anpassung der Sounds.

Die Grundausrichtung des Drive-Kanals ist dabei klar: Klassisch-solide Rocksounds stehen hier eindeutig im Vordergrund, was in Anbetracht des Namensgebers des Pedals auch nicht allzu verwunderlich ist. Bemerkenswert sind dabei die hochsensible, dynamische Ansprache des analogen Preamps sowie die gelungene Abstimmung der Klangwerkzeuge.
Mit dem Dreiband-Equalizer lässt sich der Sound gleichermaßen unkompliziert wie effektiv in die unterschiedlichsten Richtungen trimmen. Der grundsätzliche Klangcharakter des Basses wird aber selbst bei extremeren Einstellungen zu keinem Zeitpunkt verbogen.

Die Sounds des Geddy Lee Signature-Preamps sind von allererster Güte!
Die Sounds des Geddy Lee Signature-Preamps sind von allererster Güte!

Auch das Tight-Feature verfehlt seinen Wirkung nicht: Drückt man den Taster, so wird der Sound zwar deutlich schlanker und aggressiver, aber niemals unangenehm harsch oder schrill. Mischt man jetzt mithilfe des Blend-Reglers noch das direkte Basssignal dazu, so wird das Fundament stabil und der Overdrive-Sound erhält wieder jene tolle Tragfähigkeit, die man für fette Bassriffs benötigt.
Jeder Kanal funktioniert also für sich alleine bestens und liefert tolle praxistaugliche Sounds! Mischt man die beiden Signal im Rechner oder mithilfe eines Mischpultes zusammen, so werden die Qualitäten des analogen Signature-Preamps allerdings abermals deutlicher.

In der Bedienungsanleitung des Tech21 DI-2112 sind einige Beispiele für tolle Sounds abgebildet, und ein paar davon habe ich für die anschließenden Audiobeispiele verwendet. Wir beginnen direkt mit Geddy Lees Standard-Einstellung. In dieser bleibt der EQ des Drive-Kanals noch relativ neutral. Das Low-End klingt aber dennoch voll und rund, weil der gesättigte Deep-Kanal jede Menge wuchtig-warme Bassfrequenzen liefert:

Audio Samples
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Geddy Lee Standard

Beim nächsten Beispiel aus der Bedienungsanleitung kommen etwas mehr Höhen und Hochmitten ins Spiel, alle anderen Einstellungen bleiben nahezu gleich:

Audio Samples
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Geddy Lee Roundabout Style
Gibt es eigentlich irgendeinen Sound, der sich mit diesem Pedal nicht realisieren lässt?
Gibt es eigentlich irgendeinen Sound, der sich mit diesem Pedal nicht realisieren lässt?

Jetzt schalten wir einen Gang höher und drehen den Blend-Regler komplett nach rechts, sodass der trockene Sound komplett aus dem Drive-Kanal verschwindet. Das verzerrte Signal tritt jetzt stärker in den Vordergrund; ein deutlicher Mittenboost bei etwa 900Hz sorgt für mehr Biss im Sound:

Audio Samples
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YYZ Jazz Bass Style

Wer es extremer mag, dreht den Drive-Regler einfach komplett nach rechts und drückt den Tight-Schalter. Für den breiten und aggressiven Zerrsound habe ich den Equalizer nicht angefasst, das fette Low-End kommt nämlich komplett vom Deep-Kanal:

Audio Samples
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Drive: Full, Tight: In

Zum Schluss hört ihr den Preamp mit einer nahezu cleanen Einstellung. Bei der Aufnahme waren beide Signalwege in etwa gleich laut und der Drive-Regler stand auf 9 Uhr. Das Ergebnis ist ein toller, nur subtil gefärbter Allround-Sound mit Charakter, wie ich finde!

Audio Samples
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Saturation: 2, Drive: 9, flat EQ
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Fazit

Mit der konsequenten Ausrichtung auf den Studiobetrieb und die Live-Situation ohne Amp ist der Geddy Lee Sansamp DI-2112 sicherlich nicht für jedermann interessant – auch wenn in den letzten Jahren ein deutlicher Trend zu Live-Lösungen ohne aufwändiges Besteckerkennbar ist und sich mittlerweile fast jeder Musiker in irgendeiner Art mit Home Recording beschäftigt. Tech21 ging es bei der Entwicklung also offensichtlich in erster Linie darum, die Bedürfnisse von Geddy Lee umzusetzen – dies ist ja schließlich auch der eigentliche Sinn von Signature-Produkten! Insofern gehen meine Daumen für das relativ kompromisslose Konzept des Desktop-Preamps steil nach oben. Beim Recording im Studio kommen die Qualitäten des Preamps voll zum Tragen: Der Drive-Kanal liefert hier absolut überzeugende klassische Overdrive-Sounds in zahlreichen Schattierungen, welche sich im Mix vortrefflich durchsetzten. Gleichzeitig sorgt das Signal des Deep-Kanals auch bei extremeren Overdrive-Sounds für ein klares Low-End mit voller Tragfähigkeit. Das Resultat klingt zudem immer harmonisch und ausgewogen, sodass sich zusätzliche Boxensimulationen bei der Aufnahme völlig erübrigen. Viel zu meckern gibt es von meiner Seite deshalb nicht. Ich hätte mir höchstens noch einen gesonderten Regler für den Input-Pegel gewünscht, um beispielsweise einen signalschwachen Passivbass besser anpassen zu können.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • harmonische Zerrsounds mit Röhren-Timbre in vielen Varianten
  • transparentes Low-End trotz Overdrive
  • große Klangflexibilität durch zwei getrennte Signalwege
  • hervorragend abgestimmte EQ-Features
  • kaum Nebengeräusche
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • Input-Pegel nicht regelbar
Artikelbild
Tech21 Sansamp Geddy Lee DI-2112 Test
Für 414,00€ bei
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Die bauliche Qualität des Desktop-Pedals ist ausgezeichnet.
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Tech21
  • Model: Sansamp Geddy Lee DI-2112
  • Herstellungsland: USA
  • Regler/ Schalter: Level 1, Level 2, Saturation, Drive, Bass, Treble, Mid, Mid-Shift, Tight, Ground, XLR -20dB, 1/4“ +10dB, Tight, Mute
  • Anschlüsse: Klinke In, Deep Out Klinke, Netzanschluss, Tuner Out Klinke, Deep Out XLR, Drive Out XLR
  • Stromversorgung: 9-18 V DC-Batterie oder optionales Netzteil
  • Maße: ca. 162 x 102 x 45 mm
  • Gewicht: 540 g
  • Preis: 419,- (Ladenpreis im November 2020)
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