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Schallwandler Podcast: Zu Gast bei Errorsmith

Eigentlich wollte Erik Wiegand in Hamburg studieren. Als 1991 jedoch die Wohnung seiner Schwester frei wurde, kam er von Kassel nach Berlin. Also eher zufällig. Bereut hat er es nie, im Gegenteil. Er ließ sich von der Rave-Musik, die durch die Stadt fegte, mitreißen und war schwer angetan von den Techno, Breakbeat, Jungle und Happy Hardcore Sounds, die ein junger DJ auf dem britischen Soldatensender BFBS in seiner Radiosendung “The Steve Mason Experience” durch den Äther schickte. Und so dauerte es nicht lange, bis Erik, anfing, Equipment für ein eigenes Studio zu sammeln und selbst Musik zu machen.

(Foto:Camille Blake)
(Foto:Camille Blake)


Parallel beschritt er technische Pfade und studierte Kommunikationswissenschaften und Informatik. Seine Leidenschaft, Instrumente zu modifizieren, um sie den eigenen Bedürfnissen anzupassen, führte dazu, dass Wiegand sämtliche Geräte in seinem Studio auseinander schraubte und mit dazugehörigen Schaltplänen bearbeitete. Elektronik war jedoch nie wirklich sein Ding und als die Berliner Softwareschmiede Native Instruments 1996 eine grafische Entwicklungsumgebung zur Erstellung virtueller Musikinstrumente namens Generator (heute Reaktor) auf den Markt brachte, war das wie eine Offenbarung für den jungen Musiker.

Alle Instrumente, die Errorsmith zum Musizieren nutzt, hat er sich selbst ausgedacht und in Reaktor gebaut. So auch seinen legendären Software-Synthesizer “Razor”, ein additiver Synthesizer mit vielfältigen Möglichkeiten zur Klangmanipulation, mit dem Erik u.a. auch sein neuestes Album “Superlative Fatigue” produziert hat.

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Ich bin Erik das erste Mal Ende der 90er in Köln auf der Popkomm Musikmesse begegnet. Als Traktor-Betatesterin von Native Instruments habe ich dort aufgelegt und Erik hat auf einem anderen Floor mit seinen in Reaktor selbst gebauten, digitalen Tools einen Live-Auftritt hingelegt, dass einem die Luft wegblieb. Das heißt, er hat ordentlich das Haus gerockt!
Ich war damals total fasziniert von seiner Energie und diesem ganz speziellen, ihm eigenen High Tek Rave Klang. Dass man mit einem virtuellen Instrument auf einem Computer und einem Controller ein Feeling erzeugt, als wäre man auf einem fetten Rockkonzert, hat mich völlig umgehauen. Auch heute noch sind es vor allem Intensität, Humor und ein gutes Gespür für mitreißende Sounds, die die Musik von Errorsmith und seine Live-Auftritte prägen. Hier ein Beispiel vom vorletzten Jahr vom Loose Festival in Ravenna in Italien.

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Wir haben uns in Neukölln vor seinem Studio verabredet. Da Erik gerade erst aus Hong Kong zurückgekommen ist, hat er einen ziemlichen Jet Leg und wirkt recht übermüdet. Wir sitzen in einem Hinterhof mit industriellem Charme vor Ziegelsteinen und unter einem großen schön geformten Wellblechdach, auf dem die Spatzen pfeifen in der Sonne und trinken Kaffee zum Wachwerden.
Dann geht es hinauf in “sein Labor”, wie er sagt. Hier stehen u.a. diverse analoge Geräte von Roland auf einem Deck unter einer dicken Staubschicht begraben. Diese Instrumente hat offensichtlich schon lange niemand mehr berührt. Der Sound im Raum ist trocken, was aber eher an der guten Dämmung und nicht am Staub liegt. Es schaut ein bisschen so aus, als wäre ein Bombe eingeschlagen und Erik entschuldigt sich, dass er gerade sein Archiv inspiziert.
Überall verstreut sind Digitale Audio Tapes aus den 90er Jahren, die er damals aufgenommen hat und jetzt nochmal alle anhören will. Stolz zeigt er mir den Fostex DAT-Recorder, den er kürzlich bei seinem Vater in Kassel im Keller entdeckt hat und der zum Glück noch läuft wie am Schnürchen.
Dann kocht sich Erik noch rasch ein paar chinesische Heilkräuter auf. “Die schmecken nach Miso mit Lakritze und ein wenig sauer”, sagt er, als ich skeptisch die dunkle Brühe begutachte. Wenn ihr neugierig geworden seid, worüber wir uns unterhalten haben, dann leistet uns doch einfach Gesellschaft und hört euch den folgenden Podcast an. Viel Vergnügen beim Schallwandler!

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(Foto:Camille Blake)

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