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Roland E-4 Test

Praxis

Bedienung – ja und nein

Der kleine Kasten sieht simpel aus und lässt sich aus der Box heraus direkt nutzten. Die meisten Sachverhalte am Roland E-4 bekommt man durch herumprobieren heraus. Allerdings sind nicht alle Shift-Funktionen und schon gar nicht die „Doppel-Shift-Funktionen“ auf Anhieb verständlich. So wird der Blick ins Handbuch unausweichlich. 

Das Handbuch klärt dann auf. Ob man sich das alles merken kann, steht auf einem anderen Blatt. Der sprichwörtliche Spickzettel zum Ankleben an die Unterseite wäre hilfreich gewesen. Vielleicht ist Denken aber vollkommen überbewertet – schauen wir uns das einfach mal an!

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Grundsätzlich lassen sich die Basics simpel handhaben. Das Fine-Tuning und die tieferen Optionen sind allerdings fummelig, zumal man mit reichlich Value-Jumps zu kämpfen hat. Ob ich mich das live ohne eine Möglichkeit zum Vorhören trauen würde? Eher nicht. Insofern durchzieht mein Video eine gewissen Note der Fremdscham – für das Verständnis allerdings ausreichend, hoffe ich. 

Excerpt of Manual Roland E-4
Ein kleiner Auszug von den Doppel-Belegungen. Hinzukommen globale Menü-Settings mit weiteren Einstellungen.

Roland E-4 – can you feel me?

Mit einer ordentlichen Portion Disziplin kann man hiermit aber sicherlich dennoch performen, sodass das Paket für Straßenmusiker interessant werden könnte – iPhone mit Backing-Tracks via USB dran und los!  

Einziger Wermutstropfen: es gibt keinen zweiten analogen Audio-Out. Wenn man Kopfhörer zum Monitoring für sich selbst braucht – schlecht. Ein Ausweg gibt es nur über USB-Out im Kontext mit anderen „AIRAs“. Stirnrunzeln.

Elektro-Ghetto Fensterheber

Die Harmony-Effekte klingen musikalisch und dicht, die Vocoder und Roboter schön elektro-mechanisch. Für mich sind sie allesamt plakativ. Das muss nichts Schlechtes sein, trotzdem sollten ambitionierte Sänger keinen TC Helicon oder dergleichen erwarten.

Audio Samples
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Vocoder Vocal – DRY (via USB, not recorded) Vocal – Harmony -5th / -7th Vocal – Harmony +3rd with Formant Vocal – FX Scatter Vocal – FX Delay und Chorus Vocal – FX Reverb und Echo Vocal – Robot 1 Vocal – Robot 2 Vocal – Simple Pitch Octave Up & Down Vocal – Simple Formant Max & Min Vocal – Auto Pitch Chromatic Preamp mit Sprecher-Stimme Sprecher-Stimme mit Noise-Gate

Der Auto-Pitch kann mich indes gar nicht überzeugen und dürfte murmelnden Cloud-Rappern nicht den erhofften Sound liefern. Bei dem Audio-File hört man fast gar nichts, im Video wo ich schön schief singe, dann schon eher. Delay und Reverb klingen zwar richtig gut, ein Tap-Tempo-Taster im Direktzugriff fehlt allerdings auch wieder… Eher was für Hörspiele und Theater, so im Gesamten, meiner Meinung nach.

Basic Looper

Der Looper lädt zum virtuosen Experimentieren ein. Allerdings muss man dazu Timing-Fit sein, sonst trifft man den Rec-Stop nicht im Rhythmus und der Loop hängt holperig. Das kann zwar auch geil sein, meistens ist es das aber nicht.

Ich bin bei weitem kein Experte, wie das Video zeigt, trotzdem denke ich, dass eine geneigte Zielgruppe dafür ohnehin lieber ein Fußpedal nutzen würde – geht aber nicht. Mounts für Stative sind ebenfalls nicht vorgesehen – also dann doch lieber „kreativer“ Sitzkreis als ernsthafte Performances? Zumal der Kasten bei beherzten Scatter-Moves viel zu schnell verrutscht. Ach: ein Dry-Wet-Regler fehlt ja auch. Roland!

Roland E-4: Routing-Möglichkeiten

Kurz ein Blick auf den Signalfluss und was das bedeutet: Alle Pitch-/Harmony-/Roboter-/Vocoder-Effekte befinden sich vor dem Looper, sodass man diese bei der Aufnahme nutzten sollte. Auf den Loop selbst lassen sie sich nicht anwenden.

Scatter wirkt auf die Summe aus Looper und Live-In – Reverb und Co. kommen wiederum darauf „on top“. Ebenfalls nicht unwichtig: Der USB-Eingang lässt sich für Zuspielungen nutzen, ohne dass Effekte darauf kommen. Alternativ kann man ihn aber auch vor die Effekte setzten und so direkt aus der DAW heraus verwursten, wobei der Input mono wird. Unverständlich jedoch, warum man an keinen expliziten Line-In gedacht hat – der Mix-in geht direkt an den Mix-Out. Roland !!

Signal Flow Roland E-4
Der Signalfluss erklärt, wo was in die Effekt-Blöcke gelangt.

Als Streaming oder Podcast-Interface ist der Roland E-4 theoretisch interessant, meines Erachtens aber nicht das Gerät der ersten Wahl. Grundsätzlich ist der Preamp zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht geil oder gar neutral. Mein SM7-B rauscht hier ordentlich, zumal ich das Gefühl hatte, trotz deaktivierter Effekte einiges an Modulationen mitzunehmen. Was nicht überrascht, da der Mic-In „vorbereitet“ wird, sprich etwas komprimiert wird und so. 

Für richtig guten Podcast-Sound wären ohnehin Groß-Membraner besser. Leider gibt es für die keine Phantom-Power.  Die regulierbare Noise/Feedback-Unterdrückung fand ich indes gut, zumindest für draußen – für Podcasts: naja. Zusätzliche Loopback-Channels, die auch für Streaming-Zwecke hilfreich wären, gibt es nicht. Da war der Roland-Marketing-Mann wohl etwas übereifrig bei der Ausschmückung seiner Werbetexte.

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