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Play-Alike Mando Diao – Gitarren Workshop

Eine Schülerband aus dem schwedischen Borlänge hat es geschafft, innerhalb von zehn Jahren eine beachtliche Karriere hinzulegen: Fünf Alben, über tausend Konzerte und zahlreiche Auszeichnungen stehen auf der Erfolgsliste. Mit der letzen Platte „Give Me Fire“ und dem Song „Dance With Somebody“ gelang den fünf mit dem eingängigen Phantasienamen auch der große Coup.

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Die Single wurde ein Hit und das Album erreichte höchste Chartplatzierungen. In diesem bonedo-Workshop beschäftigen wir uns mit dem songdienlichen Gitarrenspiel der beiden Frontmänner und Gitarristen Björn Dixgard und Gustaf Norén.

Technik

Zur Einstimmung gibt es wie immer einige kleine Vorübungen, die sich mit den spieltechnischen Erfordernissen auseinandersetzen. Prinzipiell kann man sagen, dass der Schwierigkeitsgrad relativ niedrig ist und keine großen technischen Anforderungen gestellt werden. Keine schnellen Sololäufe oder sonstige Saitenakrobatik – der Song steht ganz klar im Vordergrund und Gitarre und Stilistik sind darauf abgestimmt. Die Jungs sind stark von den Beatles beeinflusst, die bekanntermaßen auch keine Virtuosen auf ihren Instrumenten waren, aber ihre unglaublichen Songs mit ihrem Instrumentalspiel perfekt unterstützten. 

Akkorde

Das Akkordvokabular für die Songs von Mando Diao ist recht überschaubar. Wir haben es primär mit Dur- und Mollakkorden zu tun und ab und zu tauchen auch Septimakkorde oder Powerchords auf. Meist werden Standard-Barréakkorde eingesetzt. Hier eine Auflistung der meist benutzten Akkordformen in der Tonart C:

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Solo
Soli bewegen sich überwiegend in der Pentatonik oder der Molltonleiter, ab und zu kommt auch mal eine  Harmonisch-Moll-Scale an den Start. Hier ein Beispiel in C, der Grundton ist nicht ausgemalt und als Raute dargestellt.

Fotostrecke: 3 Bilder C-Moll Pentatonik

Tonleiter auf einer Saite
Das Solospiel ist sehr melodisch angelegt, es gibt kein großes Genudel und die Melodie steht auch hier ganz klar im Vordergrund. Oft werden diese Solomelodien auf einer Saite gespielt, weshalb man zwar mehr auf dem Griffbrett hin- und herrutschen muss, aber dieses „einsaitige“ Spiel gibt eine gewisse Klangstabilität. Wenn man eine Melodie zum Beispiel auf der D-Saite beginnt und dann auf die G-Saite wechselt, hat man auf einmal einen völlig anderen Sound, vergleichbar mit dem Unterschied zwischen zwei Sängern. Daher klingen Melodien auf einer Saite oft wesentlich homogener. Hier ein Beispiel mit der Harmonisch-Moll-Tonleiter in C auf der G-Saite.

C-Harmonisch Moll
C-Harmonisch Moll

Slides
Bei vielen Melodie-Gitarrenparts kommen Slides zum Einsatz. Dabei gibt es zwei Varianten:
1. Schnelles Slide (Vorschlagsnote): Der erste Ton wird angeschlagen und sofort zum zweiten, dem Zielton, gerutscht.
2. Langsames Slide: Der erste Ton wird angeschlagen, klingt und es wird dann auf eine bestimmte Zählzeit zum zweiten Ton gerutscht.
Hier ein kleines Beispiel: Der Ton ´C´ wird auf der Zählzeit ´1´angeschlagen und auf die ´2+´ wird vom fünften in den siebten Bund zum Ton ´D´gerutscht. Selbstverständlich wird der zweite Ton nicht mehr angeschlagen. Im zweiten Takt dasselbe Spiel, allerdings vom 5. in den 1. Bund. Im dritten Takt gibt es dann zwei Slides:  Auf Zählzeit ´1´ am 5. Bund Ton C anschlagen und auf Zählzeit ´2+´ zum 7. Bund auf Ton D rutschen. Auf Zählzeit ´3+´ am 5. Bund Ton C anschlagen und auf Zählzeit ´4+´ zum 4. Bund auf Ton B rutschen.
Hier sind einmal das Hörbeispiel und dann das Playback zum Mitspielen.

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Scratches
Beim Intro von „Long Before Rock´n´Roll“ wird zwar eine Melodie gespielt, die aus einzelnen Tönen besteht, aber es werden alle Saiten angeschlagen! Die Saiten, die nicht klingen sollen, werden mit den Fingern der linken Hand abgedämpft. Hier ein kleines Beispiel: Der Ton ´E´ im 9. Bund auf der G-Saite wird mit dem kleinen Finger gegriffen, die anderen drei Finger sollten die restlichen Saiten abdämpfen. Dieselbe Griffweise wird im zweiten Takt benutzt. Im dritten greift der Zeigefinger die G-Saite am 7. Bund; jetzt wird es etwas schwieriger mit dem Dämpfen und Experimentieren ist angesagt. Bei mir sieht das folgendermaßen aus:
E-Saite – Daumen dämpft
A-Saite – Mittelfinger und Ringfinger dämpfen
D-Saite – Mittelfinger und Ringfinger dämpfen
G-Saite – Zeigefinger greift
B-Saite – Zeigefinger liegt schräg und berührt (dämpft) die B-Saite
E-Saite – Zeigefinger liegt schräg und berührt (dämpft) die E-Saite
Hier sind wieder das Beispiel und das Playback zum Mitspielen.

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Scratches Scratches Jam
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SONGS

Blue Lining, White Trenchcoat

Beim Intro dieses Songs vom „Give Me Fire“ Album geht es zuerst etwas in den Keller: Die tiefe E-Saite muss nach C# hinuntergestimmt werden. Der Ton ´D´ auf der A-Saite am 5. Bund im zweiten Takt wird im 3. Bund angesetzt und dann schnell in den 5. gerutscht. Den Ton F auf der D-Saite im 3. Bund greift man am besten mit dem Mittel- oder Ringfinger, damit der Übergang zum tiefen ´D´ am 1. Bund der E-Saite besser klappt.

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Blues Lining

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Dance With Somebody
Bei der Hitsingle spielt die Gitarre eine sehr markante Single-Note-Line, die dann auch von den Streichern imitiert wird. Dem Ganzen liegt eine C#m Tonleiter zugrunde und gespielt wird es auf einer Saite. Mit dem G am 7. Bund der D-Saite kommt ein weiterer Ton dazu, der nicht in der Tonleiter enthalten ist. Der gibt dem Ganzen aber seine persönliche, schräge Note. Was lernen wir daraus:
Sch… auf Theorie und Tonleiter, spiel das, was klingt!

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Dance With…

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Sheepdog
Ein Gitarrenriff im 60´s Style mit Fuzz-Sound vom ersten Album „Bring ´Em In“.  Es wird von beiden Gitarren und Bass unisono gespielt.

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Sheepdog
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 You Got Nothing On Me
Ein weiteres Fuzz-Riff, das durch den Einsatz des Plate-Reverbs richtig groß wirkt. Sehr sparsam gespielt und mit Sicherheit von „If Six Was Nine“ (Jimi Hendrix) inspiriert.  

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You Got Nothing… (Reverb) You Got Nothing… (No Reverb)

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Down In The Past
Wir kommen nun zu den Songs, bei denen wir das Gitarrenarrangement näher unter die Lupe nehmen. Wie bei den Bands in den Sixties sind die auch bei Mando Diao sehr oft strikt in Rhythmus- und Leadgitarre aufgeteilt. Einer schrubbt die Akkorde, während der andere eine Melodie oder ein Riff spielt. So auch bei diesem Song vom Album „Hurricane Bar“.
Gitarre 1
Hier wird ein Repeating-Pattern mit Tönen aus der B-moll-Pentatonik gespielt.

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Down In Gitarre 1
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Gitarre 2
Hier zeigt sich auch der zweite wichtige Einfluss der Band, die britischen Punk Bands der 70er. Ein Journalist hat die Musik von Mando Diao als eine Mischung von Beatles und Sex Pistols beschrieben. Hier kommt der Sex Pistols Part: Barréakkorde, die mit ordentlich Zerre hart angeschlagen werden, Akkorde mit Crunch Sound

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Down In Gitarre 2
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So klingt alles zusammen:

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Down In – Komplett

Added Family
Auch bei unserem nächsten Beispiel gibt es wieder eine klare Aufteilung zwischen Lead- und Rhythmuspart, allerdings etwas ruhiger als das vorherige Beispiel.
Gitarre 1
Ohne Slides geht es auch hier nicht. Im ersten Takt ist es empfehlenswert, den ersten Ton mit dem Zeigefinger zu greifen, weil auf der D-Saite von G# nach E, also von Bund 6 nach 2 gerutscht wird. Für das Slide im zweiten Takt, das auf der D-Saite vom 4. zum 6. Bund, also von F# nach G# stattfindet, ist der Ringfinger verantwortlich. Beim Übergang vom zweiten in den dritten Takt ist wieder der Zeigefinger dran und rutscht auf der G-Saite von Bund 4 nach 3 oder von B nach A#. Achtet darauf, dass die Slides gut in Time sind…

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Added Family – Gitarre 1

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Gitarre 2
Hier werden entspannt Akkorde gespielt. Die Achtelnoten werden mit Auf- und Abschlag erzeugt.

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Added Family – Gitarre 2

Jetzt beide Gitarren zusammen.

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Added Family – Gitarre 1+2

One Blood
Warum viel spielen, wenn ein Ton oder ein Bending schon alles aussagt …
Hier ein Beispiel aus dem Intro von „One Blood“, bei dem Gustaf Norén verschiedene Variationen eines Unison-Bends über zwölf Takte spielt. Der Zeigefinger greift den Ton ´E´ im 5. Bund auf der B-Saite, der Ringfinger greift den Ton ´D´ im 7. Bund auf der G-Saite. Beide werden gleichzeitig angeschlagen und dann zieht man die G-Saite einen Ganzton hoch, sodass beide Töne gleich klingen (unisono). Die Variationen bestehen darin, dass das Bending einmal langsamer und einmal schneller vonstatten geht. Das klingt natürlich unter Umständen auch etwas schräg, aber genau das macht auch den Charme dieses Solos ausmacht. 

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One Blood – Gitare 1

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Gitarre 2
Die Rhythmusgitarre spielt Standard-Barréakkorde mit Viertelanschlag, der ab und zu durch ein paar Achtelnoten aufgelockert wird, die mit Auf- und Abschlag gespielt werden.  Das Ganze ist im Shuffle-Rhythmus, das heißt, dass die ´+´ Zählzeiten etwas verzögert angeschlagen werden.

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One Blood – Gitarre 2

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Und so klingt das Ganze im Team:

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One Blood – 1+2

Long Before Rock´n´Roll
Jetzt wird noch einmal Krach gemacht. Beim Intro zu diesem Titel aus dem Album „Ode To Ochrasy“ spielt die Leadgitarre eine Single-Note-Line und die zweite Gitarre unterstützt mit Akkorden in fast demselben Rhythmus.
Gitarre 1
Es wird zwar nur ein Ton gespielt, aber alle Saiten müssen angeschlagen werden – das ist der Scratch-Anschlag, den ich bei den Technikübungen zu Beginn schon erklärt habe. Wichtig für den Klang ist, dass sehr hart angeschlagen wird – lieber einen zusätzlich klingenden Ton riskieren als zwar korrekt, aber ohne Power die richtigen Töne zu spielen. Volle Kraft voraus!

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Long Before – Gitarre 1

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Gitarre 2
Auch hier gilt: Hart und dreckig spielen! Die ´+´ Zählzeiten werden mit Aufschlag, die Zählzeiten ´1, 2, 3, 4´ mit Abschlag gespielt.

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Long Before – Gitarre 2

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So klingen beide Gitarren zusammen.

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Long Before – 1 + 2
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