Kabelstecken ist nicht unbedingt jedermanns Lieblingsbeschäftigung. Das wissen auch die Hersteller von DJ-Controllern und haben daher öfter auch Lösungen mit integriertem Soundinterface im Produkt-Portfolio. Numarks NS7 ist so ein All-in-One-Controller und macht weitestgehend Schluss mit dem Strippenziehen: Lediglich Rechner anstöpseln, PA anschließen und auf geht’s ins digitale DJ-Vergnügen. Vorausgesetzt man hat eine kompatible DJ-Software auf dem Computer installiert. Im Falle des NS7 ist dies Serato-Itch, eine im Grunde abgespeckte Version des äußerst beliebten Serato Scratch-Live. Itch ist auf ein Zusammenspiel mit ausgewählten MIDI-Steuereinheiten optimiert. Ob die Kooperation von Expertenteams der Häuser Numark und Serato ein zuverlässiges Produkt hervorgebracht hat? Bei einem Preis von knapp 1800 Euro sollte man dies zumindest erwarten können. Zwei High-Torque-Plattenspieler, ein integriertes Mischpult und allerhand digitale Spielereien machen natürlich ziemlich neugierig.
Obwohl unser Testkandidat kompakter und leichter ist als ein klassisches DJ-Set, scheint er auf den ersten Blick etwas zu unhandlich für den S-Bahn-Trip zum Club. Im Kofferraum lässt er sich bestimmt besser befördern. Transportieren bedeutet jedoch auch den Einbau in ein passendes Flight-Case, und damit weitere 249 Euro Investition. Das macht dann summa summarum circa 3000 Euro, wenn man den Preis eines unter Umständen noch nicht vorhandenen Mittelklasse-Notebooks aufaddiert. Ist schon ne Menge Holz, nicht jeder DJ kann oder will diesen Betrag in ein softwareabhängiges Equipment investieren. Bei genauer Betrachtung der von Numark in den letzten Jahren entwickelten DJ-Produkte, nehmen wir mal den Xhoch2, HD-Mix, CDX oder jetzt den NS7, ist es schwer, ihnen zu unterstellen, sie produzierten ausschließlich nach gängigen Normen und um des schnöden Mammons willen. Zu oft gehen die Geräte an Quasi-Standards vorbei. Das ist doch innovativ, höre ich da aus dem Hintergrund. Ja, ja, das kann nur jemand sagen, der mit dem MK2-DJM Gruppenzwang nichts zu tun hat. Wer sich ebenfalls davon freimachen kann und offen ist für einen Ansatz, der vom klassischen Auflegen abweicht, sei herzlich willkommen bei der Numark NS7 Review.
Raum und Zeit Numarks Kontrolleinheit ist 76 cm mal 36 cm groß und hat ein Gesamtgewicht von 16 Kilogramm nach Montage. Sie steckt gut verarbeitet in einem Alu-Rahmen und erinnert mich von den Ausmaßen her im ersten Moment an 70er Jahre Trompetenfuß-Stereoanlagen á la Wega oder Telefunken. Das war dann aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Außen und innen werkelt nämlich allerhand moderne Technik. Am liebsten würde ich sofort loslegen, aber zuerst müssen noch die Plattenteller, zwei Steuer-Vinyls und die Laptop-Halterung angebracht werden. Das End-Ergebnis: Zwei direkt angetriebene, drehmomentstarke Turntables mit echtem 7-Inch-Vinyl und integriertem Mixer in einem solide designten Chassis mit Notebook-Stand, gezielt platzierten Bedienelementen und bemerkenswert viel Raum zwischen diesen. Sieht gut aus und fühlt sich gut an. Sollten jemanden die Firmenlogos auf dem Vinyl oder den beigepackten Slipmats stören, die Platten-Halterung kann abgeschraubt werden und alternative 7-Zoll-Slipmats gibt’s im Internet für um die 15 Euro. Ansonsten bietet sich ja noch die Schere an. Was sonst noch im Karton lag? Ein NS7-Poster, Netzkabel, Infobroschüre, Montageanleitung, USB-Kabel und ein 10-Dollar-Beatport-Voucher.
Der Lieferumfang von NS7
Das ergonomische Layout des numarkschen DJ-Werkzeugs erschließt sich zwar sofort – wie sollte es auch anders sein, bei einem Mixer, der von zwei Decks flankiert wird – weist aber einige Eigenheiten auf. Denkt man an ein Standard-Turntable-Set, sieht das geistige Auge in der Regel Plattenteller mit Tonarm, Start- und Speed-Knöpfen sowie rechts angebrachte Pitch-Slider. Beim NS7 fehlt der Tonarm indes und beim linken Deck ist der Pitch links angebracht. Aber so gar nicht an Schallplattenspieler, sondern an CD-Player erinnern dann die großen, auf der vollen Fläche auslösbaren START-, CUE- und PLAY-Buttons. Aha, Symbiose, schießt es mir durch den Kopf. Hybrida, Zwitterwesen, Zweckgemeinschaft. Zweckdienlich ist meiner Meinung nach in jedem Fall die Anordnung der fünf Cuepunkte direkt unter den Plattentellern. Scratcher haben so ihre imaginären weißen Pünktchen direkt bei der Hand und können schnell zwischen den zu scratchenden Hotcues wechseln. Der Name ist bei diesem Layout wirklich mal Programm. Prima gelöst. Insgesamt bringt das Numark-Battleship 19 Drehregler, sechs Schieberegler, einen Rotary-Button, sieben Switches, zwei Kippschalter, 62 Buttons, zwei sensitive Strips und zwei Turntables mit. Alle Regler sind sehr gut zu erreichen, Line- und Crossfader liegen komplett frei. Da sollte doch was gehen.
Hardware Audio-Interface Im Inneren des Prüflings arbeitet ein 4-Kanal-Audio-Interface mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit und einer Samplerate von 44,1 kHz. Dieses kann auch mit anderer Software genutzt werden, ich denke jedoch, die vornehmliche Verwendung wird Itch sein, ansonsten hätte man sich wahrscheinlich direkt nach einer alternativen Steuereinheit umgesehen. An der Vorderseite könnte ein 6,3-mm-Mikrofoneingang Rüdigers rollende Rollerdisco genauso beglücken wie den redseligen Webradio-DJ oder rappende Hip-Hop MCs. Ein Zwei-Band-EQ (Treble/Baß) sorgt für die klangliche Einflußnahme. Alternativ kann ein Line-Signal eingespeist werden, um einen CD-Player oder einen Notfall-iPod anzuschließen. Bei einem Systemabsturz, respektive Softwarecrash, ist dann vielleicht Holland in Not, aber längst nicht verloren. Der rettende, beim VCI-300 noch hinten angebrachte, Schalter wurde praktischerweise nach vorne verlegt. Rückseitig bietet der Numark Controller, neben Netzanschluss für das interne Netzteil und einer USB 2.0 Buchse für ein Notebook noch zwei getrennt regelbare Stereo-Chinch-Ausgänge für Booth und Master. Der Master-Out liegt ebenfalls symmetrisch als XLR-Buchsen vor. An den beiden äußeren Enden sind Belüftungsschlitze ausgestanzt. Immerhin wirken zwei drehmomentstarke Motoren in ungewohnt kleinem Gehäuse und teilen sich dieses mit Audiointerface, Bedienelementen und Platinen. Daher verwundert es nicht, dass hier natürlich Lüfter verbaut sind, die einer Überhitzung entgegenwirken sollen. Auch nach mehreren Betriebsstunden erschien mir der austretende Luftstrom eher kühl als warm. Natürlich verursachen Lüfter auch eine gewisse Lautstärke. Diese liegt meinem Empfinden nach ungefähr so hoch wie bei einem Mittelklasse-PC. Numarks NS7 ist also nicht unbedingt für Silent-Freaks konstruiert, aber welcher DJ ist das schon, wenn er in seinem Element ist.
Bedienelemente Geschwindigkeit ist keine Hexerei. Zum Anpassen des Songtempos lässt sich der dafür vorgesehene 100-mm-Pitch-Slider drei-stufig skalieren. Die Auflösung reicht von acht über 16 bis 50 Prozent in jede Richtung. Eine LED auf halber Fader-Strecke leuchtet auf, wenn dieser die Nullstellung passiert. Von der Mittenstellung aus hat er einen guten Millimeter Deadzone in jede Richtung und startet daher erst bei rund 0,1 Prozent. Dann aber weist er eine Genauigkeit im hundertstel BPM-Bereich auf, egal ob bei acht oder 50 Prozent. Etwas Genaueres ist mir bei DJ-MIDI-Controllern bisher noch nicht zwischen die Finger gekommen. Damit Geschwindigkeitsänderungen nicht zu Mickey-Maus-Effekten führen, entkoppelt die KEY-Funktion auf Wunsch die Tonhöhe vom Decktempo und aktiviert einen Timestretching-Algorithmus. Dass dies nur bis zu einem bestimmten Maß ohne Artefakte gelingt, in unserem Fall um die fünf Prozent, zeigen die nachstehenden Hörproben.
Wer den VCI-300 schon einmal benutzt hat, wird sich sicher an die CENSOR-Taste erinnern. NS7 hat dieses Feature ebenfalls integriert, nur heißt es hier BLEEP und wird durch einen coolen, großen Kippschalter gesteuert. Steht dieser auf REVERSE, läuft der Plattenteller solange rückwärts, bis man den Schalter wieder in die Mittenstellung bringt. Kippt man den Schalter allerdings in die BLEEP-Lage, entsteht quasi eine Zensurfunktion. Der Track läuft rückwärts und spielt, zurück in der Mittelstellung, an der Position weiter, wo er sich ohne BLEEP befunden hätte. Der Zwischenraum wird sozusagen übersprungen, respektive zensiert oder imaginär gepiept.
bleep
Analoge Antriebskraft. Die Decks sind nicht nur der größte Eyecatcher des NS7, sondern auch ein technisches Highlight. Was den Plattenteller angeht, könnte man fast meinen, Numark hätte hier die Turntables der TTX-Reihe eingeschrumpft. Obwohl die massive Aluplatte deutlich kleiner als ihr TTX-Pendant ist, bringt sie fast das gleiche Gewicht mit. Also richtig Heavy-Duty-Stuff und nicht so ein fragiles Zehn-Gramm-fünf-Zoll-Plastik-Knatterjog.
2/2 Trotz unterschiedlicher Größe fast gleich schwer
Ferner liegt auf der Slipmat ein ausgewachsenes 7-Inch-Vinyl. Von einem realistischen Schallplatten-Eindruck braucht man daher nicht mehr nur zu sprechen. Mit etwas handwerklichem Geschick lassen sich auch eigene Singles montieren. Für Maxis reicht es jedoch nicht, dafür ist der Plattenteller zu klein. Bei der Wahl des Drehmoments hat der Turntablist die Wahl zwischen der modernen TTX High-Tourque-Variante und der klassischen MK2 Low-Torque-Emulation. Wird der Motor ausgeschaltet, kann der Plattenteller für die Nudge-Funktion genutzt werden. Sowohl Anlauf- als auch Bremsmoment lassen sich von der Kontrollkonsole aus einstellen.
Wer bereits einen Numark CDX unter den Fingern hatte, kennt das Übertragungsprinzip: Das Steuer-Vinyl ist an der Spindel montiert, welche die Bewegung abnimmt und an die Software übermittelt. Der Motor dreht den Plattenteller auch weiter, wenn die 7-Inch wie beim Scratchen auf der Slipmat rutscht. Zum Angleichen des Taktes bieten sich dem Nutzer grundsätzlich drei Techniken an. Entweder er schiebt den äußeren Rand des Plattentellers an, dreht an der Spindel oder justiert das Tempo mit den Pitch-Bend-Tasten. Letztgenannte Methode erwies sich in der Praxis als sehr effizient. Der Software ist es jedoch egal, welches Verfahren angewandt wird, sie interpretiert jede der genannten Herangehensweisen korrekt. Insgesamt muss ich sagen, dass mir die Decksektion sehr gut gefällt. Numark könnte sie bestimmt auch als alleinstehenden Midi-Controller, vielleicht aber auch als Hybrid-Controller mit zusätzlichem CD- oder Karteneinschub verkaufen. Warten wir`s mal ab. Mit Strip-Search auf Streifensuche. Eine Sache, die viele digitale DJs zu Recht stört, ist der fehlende Needle-Drop, also das physische Aufsetzen der Plattenspieler-Nadel. NS7 hat jedoch keinen Tonarm, es würde auch wegen des 7-Zoll-Formates wenig Sinn machen, da Otto-Normal-Scratcher kaum noch Platz zum Handauflegen, geschweige denn zum Scratchen hätte. Stattdessen hat Numark Strip Search integriert. Die gesamte Wellenform wird quasi auf den kleinen silbrig eingefassten Streifen am oberen Rand der Kontrolleinheit gemappt und der DJ kann per Finger-Drop, also durch Aufsetzen des Fingers, gezielt an Stellen in der Wellenform springen oder den gesamten Track scannen. Meiner Meinung nach, ist dies ein wirklich gelungenes und innovatives Feature, auch wenn es nicht so genau ist wie der klassische Needle-Drop.
Praktisches Suchen in der Wellenübersicht gelingt dank Strip
Loop me again, and again, and again Rechts, beziehungsweise links neben dem Steifensucher thront auf jeder Seite der Loop-Block. MODE wechselt zwischen manuellem und automatischem Modus und verändert die Funktionsweise der unteren Tastenreihe. Bei Handarbeit verhält sie sich wie IN, OUT, RELOOP und SELECT. In diesem Modus können die Loop-Flanken außerdem durch den Plattenteller verschoben werden. Hierzu schaltet der DJ den Motor aus, drückt IN oder OUT und bewegt dabei das Steuervinyl. Hat er stattdessen Auto-Loop aktiviert, setzt die untere Tastenreihe eine Ein-, Zwei-, Vier- oder Acht-Beat-Schleife. Für beide Loop-Methoden gilt: 1/2X halbiert ihre Länge, 2X verdoppelt sie, SHIFT LEFT oder RIGHT verschiebt den Loop um exakt die eigene Länge in die ausgewählte Richtung. Schade ist allerdings, dass Looplänge und Bewegung aneinander gekoppelt sind.
Die komfortable Loopsektion des NS7
Der Mixer Numarks klassischer Zwei-Kanal-Mixer bietet mit TREBLE-/MID-/BASS- und GAIN die üblichen Standards der Klangregelung. Softwareseitig lässt sich der Cut-/Boost von 6 dB auf 12 dB umschalten. Sämtliche 14 Drehregler am Gerät sind aus gummiertem Kunststoff und lassen eine sanfte, präzise Steuerung mit angenehm leichtem Widerstand zu. Die EQs bieten zusätzlich eine einrastende Nullstellung. Neben MASTER- und BOOTH- ist ein Monitor-Crossfader eingearbeitet, der wahlweise die Kanäle eins und zwei überblendet oder das Master-Signal auf dem angeschlossenen Kopfhörer ausgibt. Zwei rote LED-Ketten in der Mitte zeigen entweder die Hauptlautstärke oder den Pegel des rechten und linken Kanals an und leuchten weiß auf, falls übersteuert wird. Ebenfalls rote Indikatorlämpchen liefern ein Feedback zur Stromversorgung und USB-Verbindung und zeigen an, ob an einem der Decks Faderstart aktiviert ist. Unter der Voraussetzung, dass die interne Beat-Analyse Tempo und Downbeat der Songs richtig berechnet hat, kann die SYNC-LED als weitere optische Mixhilfe dienen. In der weiß leuchtenden Mittenstellung haben beide Decks die gleiche Geschwindigkeit und die Songs sollten innerhalb von maximal 5 – 10 Sekunden taktsynchronisiert werden können. Bei unterschiedlichen Tempi wandert die Beleuchtung in deutlichem Rot zum schnelleren Deck hinüber. Zwei, für meinen Geschmack ein wenig leichtgängige, 45-mm-Linefader lassen weiches Einblenden der NS7 Kanäle zu und selbst wenn die Schieber etwas heftiger angezogen werden, gibt’s einen gedämpften Anschlag. Ganz anders ist das beim gleich langen Numark-CP-Pro-Crossfader, der absolut klasse am Finger liegt, da er einen deutlich härteren Anschlag hat. So ähnlich ist die Geräuschverteilung auch an meinem Vestax PMC06-Pro. Da fühlt man sich gleich heimisch. Sehr schön ist auch, dass der Crossfader vollständig konfigurierbar ist. Er lässt sich umkehren, in der Kurvensteilheit regulieren und unterstützt zudem Faderstart. Hervorzuheben ist ebenso, dass der NS7 eine 3,5-mm- und eine 6,3-mm-Klinkenbuchse besitzt und daher zwei Kopfhörer-Signale gleichzeitig ausgeben kann. Komplett aufgedreht ist der Ausgang laut genug. Falls erforderlich, können Mix- und Headphone-Output softwareseitig übersteuert werden.
Der Mixer des NS7
Trackverwaltung Die Trackverwaltung erledigt der zukünftige NS-Itcher bequem von der Konsole aus. Ein Endlosdrehregler mit Klickfunktion lässt komfortables Navigieren durch Seratos Songbibliothek, aber auch durch umfangreichere Ordnerstrukturen zu. FWD und BACK ermöglichen ein Wechseln zwischen den unterschiedlichen Software-Panels. LOAD parkt den ausgewählten Song im jeweiligen Deck in CUE-Position.
Die Trackverwaltung steuert der NS-Itcher über die Hardware
Die Software Unter Vista konnte ich dem Bundle erst nach Installation der neuesten Treiber von Numarks Website Funktionalität abgewinnen, die CD-Treiber reichten leider nicht aus. Dieses Problem tauchte bei Windows XP nicht auf, hier kann man sich nach wenigen Klicks ins digitale DJ-Vergnügen stürzen. Just in diesem Moment halte ich auch auf der Serato-Website nach einem Softwareupdate Ausschau und bekomme Version 1.1 präsentiert, die neben Itch spezifischen Bugfixes auch Updates und Performanceverbesserungen für die unterstützen Geräte sowie frisches Funktionsfutter mitbringt. Seratos Fokus liegt nach eigenen Angaben auf Betriebssicherheit der hauseigenen Software. Aus diesem Grunde verwendet die NS-ITCH-Zweckgemeinschaft ein proprietäres Protokoll, das laut Hersteller zehn Mal schneller als Standard-MIDI ist und nur ausgewählte MIDI-Controller unterstützt. Leider gibt es daher auch keine Möglichkeit, MIDI-Mappings nach persönlichem Geschmack anzulegen. Fairerweise muss ich sagen, dass dies mit dem NS7 auch wenig Sinn machen würde. Fast alle Funktionen sind per Konsole zu erreichen und aus meiner Sicht sehr gut arrangiert. Übersichtlich gestalten sich auch die Preferences. Neu hinzugekommen ist die Option, die Plattenteller in ihrer Geschwindigkeit softwareseitig umzuschalten. Gerade die 45-RPM-Fraktion dürfte sich darüber freuen. Sollten durch widere Umstände Dateien oder ganze Ordner verschoben worden sein, stöbert Itch diese mithilfe der automatischen Suchfunktion auf.
Benutzeroberfläche Wer schon einmal mit Scratch-Live gearbeitet hat, wird sich in der Oberfläche von Itch sofort zurechtfinden, auch wenn einige Funktionen wie Sampler oder Live-Feed fehlen. Im Grunde genommen besteht das User-Interface aus den Bereichen Trackverwaltung und Decksektion.
Seratos controllergebundelte DJ-Software Itch im Einsatz
Der untere Teil des Bildschirms wird komplett von der Wellenform und den virtuellen Decks ausgefüllt. Sie können die Audioformate AIFF, WAV, OGG VORBIS, AAC und MP3 mit konstanter oder variabler Bit-Rate abspielen. DRM-geschützte Titel werden nicht unterstützt. Alle Informationen, die der DJ während seiner Session benötigt, sind kontrastreich im Infofenster ablesbar. Dazu gehören unter anderem Titel, Artist, Laufzeit und BPM, Loop-, Pitch- und Playback-Status. Die Wellengesamtübersicht ist mit vertikalen, grauen Linien durchzogen, die je nach Stärke einen Zeitraum von einer Minute (dünn) oder fünf Minuten (dick) kennzeichnen. Wurde ein Musikstück in einen der Player geladen, baut sich die Wellenform, den Voreinstellungen entsprechend, links, rechts oder mittig auf. Zudem kann der Nutzer zwischen einem monochromen 3-Band-Spektrum und einer farbcodierten Darstellung wählen, in der Blau die Hochtöne, Rot die Bassfrequenzen und Grün die Mitten verkörpern. Mischtöne zeigen überlagernde Frequenzbereiche an. Optische Mixhilfen gehören inzwischen zum Standard einer DJ-Applikation. Itch bietet derer zwei. Die erste zeigt die Transienten der Songs an. Liegen diese exakt vertikal übereinander, herrscht Beatsynchronität. Direkt darunter liegt das in orange-blau gehaltene Tempo-Match-Pendant. Mit dem Update 1.1 lässt sich die Wellenübersicht skalieren. In der höchsten Stufe entspricht der sichtbare Teil etwa fünf Sekunden, in der niedrigsten circa 90 Sekunden.
Recording Itch besitzt einen integrierten Performance-Rekorder, der bedauerlicherweise nicht hardwarezugänglich ist. Der Benutzer hat die Wahl zwischen den Aufnahmeformaten AIFF und WAV, jeweils in einer Auflösung von 16 oder 24 Bit. Nach wie vor vermisse ich jedoch eine Autosave-Funktion. Aufgenommene Audio-Dateien sollten daher umgehend manuell gespeichert werden, weil sie sonst beim nächsten Recording überschrieben werden.
Der integrierte Rekorder macht Aufnahmen in 24 Bit möglich
Geschichte wird gemacht, geht es voran? Die obere Hälfte des Bildschirms nimmt die Musikbibliothek mit Dateibaum, iTunes-Menü und Playlisten ein. Dabei unterstützt unsere Testsoftware die gängigen ID3-Tags, neuerdings inklusive Key. Sie müssen allerdings zur korrekten Interpretation im Format 2.3 vorliegen. Im Internet sind verschiedene Freeware-Converter erhältlich, die eine Stapelkonvertierung des Musikbestandes ermöglichen. Sicherheitshalber sollte zuvor jedoch ein Backup der Soundbibliothek angelegt werden. Ein Bewertungssystem fehlt leider noch immer. Endlich verfügt auch Itch über eine automatische History Playlist. Wer die besonders gelungene, von spontanen Ausbrüchen beflügelte Performance des Vorabends noch einmal in aller Ruhe studieren möchte oder für den nächsten Tag umstellen will, muss nun nicht mehr mit Notizblock und Stift bewaffnet zum Set gehen. Ferner zeigt eine differenzierte Farbgebung an, welche Tracks an welchem Tag tatsächlich in-the-mix gespielt wurden. Sessions lassen sich zudem auch manuell anlegen, filtern und in den Formaten TXT, CSV und M3U exportieren. Weiterhin steht den virtuellen Plattentaschen CRATES mit PREPARE eine temporäre Playlist zur Seite, deren Titel nach Wiedergabe oder Programmende gelöscht werden. Direct-Crate, Collapsing und leichte optische Anpassungen geben der iTunes-Integration Auftrieb.
Free your brain – Itch-Anwender bekommen endlich eine History Playlist
Whitelabel.net Whitelabel.net ist ein kostenloser Musik-Bemusterungs-Service, bei dem sich Serato-User nach Registrierung per E-Mail über aktuelle Neuerscheinungen aus Bereichen wie Reggae, Hip-Hop, Pop, Dance, Latin oder House benachrichtigen lassen können. Allerdings gibt es bei manchen Dateien territoriale Beschränkungen. War bis dato ausschließlich den Benutzern von SSL ein Download der Songs in einer Bitrate von 320 kbit/s vorbehalten, kommen nun auch „Itcher“ in diesen Genuss. Alle anderen hören weiterhin in 32 kbit/s.
320 kbit/s für alle Whitelabel Nutzer mit Serato Software
Gleichauf durch Gleichlauf? Wenn man zweimal den gleichen Song in jeweils ein Deck lädt, diese synchron startet und den Pitch beider Player in gleichem Maße verändert (plus, minus, von 8-50), laufen die Tracks über die volle Distanz taktgenau. Das deutet darauf hin, dass es beim vorliegenden Testobjekt weder Unstimmigkeiten in der Pitch-Fertigung noch in der softwareseitigen Interpretation des zurückgelegten Regelweges gab. Bemerkenswert ist auch der folgende Umstand: Hält man die Pitch-Bend-Tasten dauerhaft gedrückt, beschleunigt oder bremst der Song, anstatt der üblichen ein bis zwei Prozent, mit anhaltendem Wertezuwachs. Für den negativen Regelbereich bedeutet dies eine Umkehrung, sodass die Platte quasi zum Stillstand kommt und dann rückwärts mit steigendem Tempo weiterläuft.
Audio
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Pitch Reverse
Performance Sieht die Performance bei kleinen MIDI-Controllern aus Zuschauersicht wahrscheinlich ungefähr so spannend aus wie eine Stunde Waschmaschinen- oder Wasserhahnkino, kommt beim NS7 erheblich mehr rüber. Es wird einfach auffälliger geschubst, getriggert, geschoben und gedreht. Leider kommt aber auch Itch 1.1 gelegentlich ins Holpern, wenn ein noch nicht analysierter Song in eines der Decks geladen wird. Wie bitte soll denn das Bundle als Festinstallation live eingesetzt werden, wenn vorher die Verbindung zur Software getrennt werden muss, um den MP3-Stick des nachfolgende DJs gefahrenlos einzulesen? Also bitte, das ist doch besser umsetzbar, oder nicht? Immerhin nutzt Itch alle verfügbaren Prozessorkerne und analysiert jeweils einen Track pro Core. Das interne CPU-Meter lag während des Mixes stets im Rahmen, durchschnittlich bei ungefähr 30 Prozent. Nur bei on-the-fly Analysen unbekannter Tracks brach die Auslastungsanzeige manchmal in den roten Bereich ein.
Zur Musikanalyse sollten Controller und Laptop voneinander getrennt werden
Kratzbeständiges Kolonnenfahren Eine sicherlich interessante Fragestellung ist die nach dem Scratch-Feeling. Bei einer Latenz von fünf Millisekunden hab ich keine Verzögerungen gespürt, zudem verwendet der Hersteller laut eigener Angaben ein zehn Mal schnelleres Protokoll beim Datenaustausch als Standard-MIDI. Was den Unterschied zwischen 12-Inch und 7-Inch-Vinyl angeht? – Eigentlich gibt’s da nur eine Antwort: Alles reine Übungssache. Diesen Eindruck bestätigte mir auch DJ Arson aus Berlin, der das Singleformat, nach einer kurzen Aufwärmphase, für sich adaptiert hatte und seine Moves wie gewohnt vollzog. Er erklärte, das Scratch-Gefühl sei sehr natürlich. Obendrein sei er vom Gesamtkonzept der Track- und Bibliotheken-Steuerung angenehm überrascht.
Es ist kaum zu glauben, doch es gibt noch Software, die ohne automatische Takt-Synchronisation auskommt und den Anwender zu eigenständigem Beatmatching nötigt. Aber Spaß beiseite, unser Testkandidat hat zwar einen SYNC-Knopf, dieser dient jedoch ausschließlich der Tempo-Synchronisation. Da es in den meisten Programmen gelegentlich zu einem Phasenversatz beim Beatmatching kommen kann, ist ein Weglassen dieses Features durchaus auch als konsequent einstufbar. Itchs interne Tempoanalyse ist sehr zuverlässig und hat im Test nicht daneben gelegen. Die Synchronisation auf Knopfdruck lässt sich jederzeit wieder abschalten, um zum Originaltempo zurückzukehren. Obwohl Itch bei der Platzierung von Auto-Loops sehr genau ist, sind Patzer im Mix mit einem zweiten Song nicht ausgeschlossen. Die häufigste Fehlerquelle ist das Sprungintervall bei Loops kleiner als 1/8 Beat. Beim manuell auszulösenden Upscaling kann ein Phasenversatz stattfinden und der Loop läuft vielleicht aus dem Mix. Beim Umgang mit manuellen Loops sind eine ruhige Hand, gutes Timing und vor allem ein gutes Gehör gefragt. Meiner Meinung nach sollten manuelle Loops live mit Vorsicht eingesetzt werden, vor allem wenn es sich um Beats handelt, die mit einem zweiten Track synchron spielen sollen. Läuft indes ein Drumloop, während auf dem anderen Teller gescratcht wird und ein MC einen Rap beisteuert, sieht das etwas anders aus.
Rollin`, Rollin`, Rollin` Loop-Roll ist ein neues Feature, das den Track quasi während des Loops im Hintergrund weiterlaufen lässt, ähnlich wie beim Bleep-Reverse. Beendet man den Loop, spielt der Track an der Stelle weiter, wo er sich ohne Schleifenauslösung befunden hätte. Leider ist diese Funktion momentan nur für VCI-300 Besitzer über die Konsole steuerbar, Numark spricht nach Supportangaben gerade mit Serato über eine Hardware-Implementierung, bis dahin müssen NS7-User das Keyboard verwenden. (CTRL+Alt und Tasten 0-9). Natürlich können auch manuelle und automatische Standard-Schleifen gesetzt werden. Dieser Vorgang geschieht beim Testkandidaten entweder live über die Hardware oder mit dem Cuepunkt-Editor. Um ihn aufzurufen, muss die Verbindung zur Steuerkonsole getrennt werden. Danach lassen sich sämtliche fünf Sprungmarken oder Loops softwareseitig verfeinern.
Numark und Serato gelingt mit dem NS7 eine eng verzahnte, fast nahtlose Integration von DJ-Software mit einer teilweise analogen Kontrolleinheit. Die drehmomentstarken Plattenteller mit ihren waschechten Vinyls und Slipmats heben das momentan quasi konkurrenzlose, innovative DJ-Werkzeug auf ein neues Controller-Level, und sollten jeden gelernten Turntablisten innerhalb kürzester Zeit überzeugen können. Mit Serato-Itch wurde zudem eine Software ausgewählt, die nicht mit Feature-Overkill, sondern mit Elementarfunktionen und Benutzerfreundlichkeit aufwarten kann. Das kommt besonders den Umsteigern in die digitale DJ-Welt zugute. Loop-Roll ist ein Itch-Special, das man nach kurzer Zeit nicht mehr missen möchte, obwohl eine hardwareseitige Steuerung zurzeit noch nicht implementiert ist. Da Itch keine MIDI-Learn-Option anbietet, bleibt hier oftmals nur der Griff zur Tastatur. Das ist schade, denn auch die Tastaturbelegung lässt sich nicht an die eigenen Erfordernisse anpassen. Zudem unterbricht der Griff zum Keyboard meiner Meinung nach den Flow. Dass die Songanalyse nur bei ausgeschaltetem Gerät einwandfrei funktioniert, schränkt den praktischen Nutzen, zum Beispiel bei einem DJ-Wechsel, unnötig ein – ist aber nachzuvollziehen, da Itch kurz ins Stolpern kommt, wenn es während eines laufenden Songs einen neuen Track on-the-fly analysieren soll. Bis auf diese Punkte läuft Itch aber rundweg stabil und kann dem Mix-DJ, den Scratchern, Jugglern und Loopern ein ausgesprochen betriebssicheres Arbeitsumfeld zur Verfügung stellen. Sollte ich den Wirkungsgrad der Konsole mit einem Wort beschreiben, würde ich Performance-Doppelplus wählen. Die Bedienelemente sind sowohl in ihrer Anordnung als auch in ihrem zweckgebundenen Regelverhalten mustergültig umgesetzt. Kopfhörerausgang, Master und Booth sind ausreichend laut und haben genug Dampf für den professionellen Einsatz. Was viele DJs an gängigen MIDI-Controllern stört, nämlich kleine und unhandliche Jogs und Tasten, wurde von Numark beispielhaft aufgearbeitet. Regelbare High-Torque-Antriebe, große Taster mit ausreichend Raum, Faderstart, CF-Curve, Hotcue- und Loopsektion, Track-Browsing – die Kiste macht einfach extrem viel Spaß und das überträgt sich im Idealfall auf die Zuhörer. Numark hat es geschafft, mit dem NS7 etwas zu verwirklichen, was viele DJs sich von einem Controller wünschen. Die Präzision von Plattenspielern mit weiterführenden, kreativen Funktionen in einer technisch ausgereiften und kompakten Einheit zu verflechten. Somit bietet Numarks Konsole eine konkrete Alternative zum klassischen T-M-T-Set. Aufgrund des hohen Preises von 1800 Euro wird das Gerät allerdings nicht für jedermann erschwinglich sein. Meiner Meinung nach ändert das aber nichts an seiner außerordentlichen Klasse, vor allem wenn man bedenkt, was ein MK2-oder CDJ-Set, inklusive Mischpult kosten. Vorhang auf und Bühne frei für den NS7.
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