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Native Instruments Kore Player Test

Das Prinzip ist nun schon älter und durch einen Mann namens Bill Gates bestens bekannt: Verschenke großzügig dein eigenes Betriebssystem und du wirst unermesslich reich sein.

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Ob das auch auf die Entwickler vom Kore Player von Native Instruments zutrifft, das wird die Zukunft zeigen. Das Prinzip bleibt jedoch das gleiche. Man nehme eine einfache und universell gestaltete Software, versehe sie mit einer Reihe gut sortierter Sounds und stelle sie zum kostenlosen Download bereit.

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Was ist der Kore Player?
Der Kore Player von Native Instruments ist ein Hybrid aus Sampleplayer, Effektgerät und einem Softwaresynth mit hochwertiger Klangerzeugung. Denn unter seiner Haube schlummern die Soundengines von sechs namhaften Produkten aus gleichem Hause: Kontakt, Reaktor, Massive, FM8, Absynth und Guitar Rig. Seine Klänge beruhen auf  Presets, die als NI Soundpack gekauft und geladen werden können. Eine kleine Library ist auch schon mit an Bord. Der Kore Player ist jedoch in keinster Weise als Ersatz für oben genannte Software zu verstehen, sondern ganz klar als Lightversion dieser „Flaggschiffe“ konzipiert. Denn seine stark reduzierte universelle Oberfläche erlaubt nur sehr eingeschränkten Zugang zur Klangerzeugung der jeweiligen Engines. Acht ausgewählte Parameter wie beispielsweise Filter, Hüllkurve oder Effekt sind pro Sound unveränderbar vordefiniert. Abspeichern kann man editierte Sounds nur über ein zusätzliches Sequenzerprogramm und im jeweiligen Format des Sequenzers, der Kore Player selbst bietet hierfür keine Möglichkeit. So bietet er zwar den „großen Sound“ und eine unbestechlich einfache Bedienung, erlaubt im Gegenzug aber kaum Eingriffe in seine Klänge und ist stets auf die Presets der Soundpacks angewiesen. Ein gutes Feature ist die integrierte, sehr benutzerfreundliche Soundbibliothek.

Kore2
Sein kostenpflichtiger großer Bruder Kore2 bietet in Sachen Workflow und Klanggestaltung einiges mehr. Zum Beispiel benutzerfreundliche Features wie die Sound Matrix, in der sich Klänge kombinieren und abspeichern lassen und User-Pages, die auf der Bühne zeit- und prozessorschonenden Betrieb ermöglichen. Nicht zu vergessen natürlich der auf die Software-Oberfläche abgestimmte Hardware-Controller, die eigene FX-Sektion mit Audio-Input und die Möglichkeit, PlugIns und Presets von Drittanbietern zu laden.

Screenshot des Kore Players
Screenshot des Kore Players

Welche Klänge kann der Kore Player laden?
Der Kore Player kann ausschließlich mit Klängen der Native Instruments Soundpacks gefüttert werden, die wiederum ausschließlich im NI Onlineshop per Download erhältlich sind. Ein Sampleprogramm aus eigenen Samples zu erstellen oder einen Synth-Sound von Grund auf selbst zu schrauben ist mit dem Kore Player nicht möglich. Dazu bräuchte man den Sampler „Kontakt“ oder einen der oben genannten Softsynths, um beim Beispiel und Hersteller zu bleiben. Und für den Fall, dass man schon eines der sechs genannten Softwareinstrumente besitzt: Import von Usersets und Presets in den Kore Player sind seitens NI nicht vorgesehen.

Sound Library und Soundpacks
Um sich jedoch im eigenen Hause keine Konkurrenz heranzuzüchten, betont man bei Native Instruments, dass es sich bei den Produkten für die Kore Player zwar um Klänge der obengenannten Soundengines handelt, die Soundpacks jedoch nur Klänge enthalten, die es in dieser Weise noch nicht auf dem Markt gibt.
Der Kore Player kommt mit einer kleinen Soundlibrary, mit der man sich schon eine ganze Weile beschäftigen kann.  Darüber hinaus stellt Native Instruments mit der „Compilation Soundtrack Vol.1“ weitere 100 Sounds zum kostenlosen Download bereit. Ein guter Anfang, um die Welt des Kore Player zu beschnuppern, denn dieses Demopack bietet einen guten Querschnitt durch verschiedene Sounds aus der Native Instruments Klangschmiede. Hat der Köder gemundet, verlangt die Natur des Menschen nach mehr. Und ab hier wird es dann kostenpflichtig.
Für 49 € bis 199 € pro Soundpack kann jeder im NI Download-Shop den Kore Player auf seine individuellen Bedürfnisse aufrüsten. Hier warten bis dato 23 verschiedene Zusammenstellungen auf ihre Zielgruppe. Ganz nach dem Motto „bis die Festplatte raucht“ wird hier Soundpack für Soundpack ein umfangreiches Klangarchiv aufgebaut.

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Free Download: Compilation Soundpack Vol.1
Natürlich habe auch ich mir sogleich die „Compilation Soundpack Vol.1“ heruntergeladen – klar, wenn´s nix kostet! Was ich beim Durchhören der mitgelieferten Sounds der Freeware-Version des Kore Players fand, ist tatsächlich mehr als nur Abfallprodukt der großen Soundengines. Es ist vielmehr ein schönes Sortiment an Presets, mit dem der Produzent mit klarer Klangvorstellung schnell ein Ergebnis erzielen kann ohne „bedienungsintensive Schwergewichte“ an den Start bringen zu müssen. Der Reiz liegt in der unkomplizierten Handhabung der Sounds: Das Prinzip des guten alten Romplers erlebt hier eine neue Entwicklungsstufe. Besonders für die User, die keine Nerven oder keine Zeit haben, in die Tiefen eines Reaktors oder eines Absynths hinabzusteigen, und sich dann im dunklen und verzweigten Netzwerk der Sound- und Effektstrukturen zu verirren, ist der Kore Player ein sehr reizvolles Tool.

Alle Sounds der Erweiterungspacks werden automatisch beim Installieren katalogisiert und sind beim nächsten Hochladen des Sequenzers im Soundbrowser des Kore Players einfach zu finden und aufzurufen. Die spielfertigen Sounds, deren wichtigsten Parameter mit den Bedienungselementen des Players fest verknüpft sind, laden zum schnellen und intuitiven Eingriff ein. Das bereitet eine Menge Freude, weil sich bei jedem Dreh an den Parameter-Reglern auch unmittelbar etwas hörbar verändert. Wie oft sitzt man vor einem gewaltigen Synthesizer-PlugIn, schraubt hier und da und nichts passiert, weil man die Zusammenhänge noch nicht begriffen hat? Wer also Abstriche in Sachen Parameterflut machen kann, ist mit dem Kore Player richtig gut und schnell unterwegs. Alle Parameter können natürlich in einem Sequenzerprogramm automatisiert werden.

Sound-Morphing
Besonders viel Spaß bereitet mir das sogenannte Display. Hier stehen acht kleine Quadrate (A bis H) für feste Soundvariationen innerhalb des gewählten Sounds. Ist der Displaymodus aktiviert, kann man schnell und effektiv zwischen vorprogrammierten Soundvariationen hin und her faden und damit eine eigene Klangdramaturgie erfinden. Das Kaoss Pad lässt grüßen …

MIDI-Learn
Über die MIDI-Learn Funktion lassen sich die Parameter und die Displayfunktion auf beliebige Regler und Buttons eines Controller-Keyboards routen. Mit der Native Instruments Hardware kann man sich den letzten Schritt natürlich sparen, da die Oberfläche des schicken Teils die gleiche Gestaltung aufweist wie die Software.
Beim MIDI-Learn offenbart sich allerdings auch ein kleiner Schönheitsfehler, wie sie eine universelle Plattform wie der Kore Player mit sich bringt: Wenn ein Sound mehrere Menüfenster benötigt, um alle veränderbaren Parameter darzustellen, wird ein definierter MIDI-Link nicht mitgenommen. Habe ich beispielsweise im ersten Menüfenster den Parameter Rotorspeed auf mein Mod-Wheel geroutet und wechsele danach in ein anderes Fenster, ist Rotorspeed hier nicht mehr mit dem Mod-Wheel verknüpft. Ein anderer Parameter, der sich auf dem aktuell geöffneten Menüfenster an der gleichen Stelle befindet, wird nun damit gesteuert. Das kann in manchen Fällen sicherlich vorteilhaft sein, für den praxisorientierten Musiker ist es jedoch eher arbeitserschwerend.

Hier habe ich die wichtigsten Features noch einmal in einem kleinen Filmchen zusammengefasst. Die Begleitmusik ist bis auf die Drums ausschließlich mit den Demosounds des Kore Players erstellt worden.

Sounds

Wie bereits erwähnt, ist erhält man mit der mitgelieferten Soundlibrary und dem kostenlosen Soundpack „Compilation Soundpack Vol. 1“ schon eine recht umfangreiches Arsenal an Klängen. Man findet Soundbeispiele aus allen Genres, mit denen sich kreativ arbeiten läßt. Und sie lassen erahnen, was die vollständigen Soundpacks erst zu bieten haben… Viele dieser Klänge greifen auf die Engines der etablierten Native Instruments Synthesizer zurück. So findet man, von einigen Ausnahmen abgesehen, hauptsächlich Sounds von Reaktor, Massiv, FM8 und Absynth. Diese klingen einfach bekanntermaßen schon so komplex und geheimnisvoll, daß es für manche Filmscore oder Elektroproduktion nicht viel mehr an Sounds bedarf. Ich denke, dass hier ganz deutlich diese Zielgruppe angesprochen wird. Ein weiterer Schwerpunkt der Soundlibrary liegt bei Drumsamples und Loops. Und auch hier werden Elektro-, Lounge- und Score-Produzenten am besten fündig. Die Soundfiles 1 und 2 sind ausschließlich mit Sounds aus dem kostenfreien Kore Player und dem „Compilation Soundpack Vol. 1“ zusammengestellt.

Audio Samples
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Elektro Mood Sunfly Toledo Mail

Ein weiteres Feature des Kore Players stellt die FX-Sektion dar. Wechselt man im  Browserfenster mittels  FX-Schalter vom Sound- ins FX-Fenster, werden die verschiedenen Effekte sichtbar. Diese können editiert und automatisiert und mit den entsprechenden Soundpacks erweitert werden. Im Audiobeispiel “Toledo Mail” wird der Arpeggiosound mit einem Effekt der NI Soundpack „Deep Transformations“ automatisiert, der als Free-Download enthalten ist. Die Layerorgel ist dem Soundpack “’57 Drawbar Organ“ entnommen.
Das Schlagzeug kommt – der Abwechslung halber – mal aus meinem Trommelarchiv.

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FAZIT

Mit der Entwicklung des Kore Players hat Native Instruments quasi eine Preset-Maschine ihrer großen Klangerzeuger auf den Markt gebracht. Eine Software, die mit einer sehr bedienerfreundlichen Klangverwaltung ausgestattet und auf wenige Parametern der Klangerzeugung reduziert ist. So kann auch ein Produzent ohne Kenntnisse der oftmals komplizierten Strukturen sogenannter Softsynths schnell zu den gewünschten Ergebnissen kommen. Das Instrument ist viel mehr als nur eine Testversion, und durch den kostenlosen Einstieg wird es dem Kunden leicht gemacht, es kennen und lieben zu lernen. Und die Soundpacks sind preislich für jedermann erschwinglich, es sei denn, der Wahnsinn reitet beim Download mit. Dann ist man am Ende auch eine Menge Kohle los. Der Kore Player ist ein All-In-One-Tool, das mithilfe der zu erwerbenden Soundpacks zu einer leistungsstarken Soundmaschine heranwachsen kann. Es wird dabei deutlich, welch großes Soundpotential Native Instruments inzwischen in den eigenen Schubladen vorrätig hat. Die Sounds, die bereits an Bord sind, sind keinesfalls Abfall der großen Softwaresynthesizer, sondern überzeugen klanglich auf ganzer Linie. In Sachen Editierbarkeit gibt es natürlich Abstriche zu machen.

www.native-instruments.com

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Kostenloser Download
  • Sehr reichhaltig erweiterbar
  • Einfach und intuitiv zu bedienen
  • Benutzerfreundliche Soundlibrary
  • Einfache Installation, Software läuft sehr stabil
Contra
  • Eingeschränkte Möglichkeiten der Klangbearbeitung
  • Keine eigenen Sounds „from scratch“ möglich
  • Sound-Import auf NI Soundpacks begrenzt
  • MIDI-Learn wechselt bei Sounds mit mehreren Menüfenstern die Parameter-Verknüpfung
Artikelbild
Native Instruments Kore Player Test
System Voraussetzungen
  • KORE PLAYER runs: Stand-alone, VST®, Audio Units™, RTAS® under Pro Tools 7/8™
  • Mac OS X 10.4 / 10.5, G5 1.8 GHz or Intel Core Duo 1.66 GHz, 1 GB RAM
  • Win XP / Vista (32 Bit), Pentium / Athlon 1.4 GHz, 1 GB RAM
NI_KorePlayer_Logo
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