Anzeige

Cinematique Instruments 2 Test

Mal ganz ehrlich, wer vermisst in seiner Soundsammlung eine Riesen Stimmgabel oder eine Double Bass Harmonica? Mit Sicherheit die wenigsten. Aber vielleicht verbergen sich hinter leicht schrulligen Instrumentennamen, wie z.B. Cement, Chameleon und Bowed Guitars, Sounds, die man in Zukunft nicht mehr missen möchte.   

"Ungebügelte Sounds mit Charakter!" Software-Instrument Cinematique Instruments 2
“Ungebügelte Sounds mit Charakter!” Software-Instrument Cinematique Instruments 2


Eventuell wie beim Vorgänger Cinematique Instruments (Volume 1) von 2010 auch, fragt man sich: Brauche ich so etwas denn wirklich? Dem Namen nach („Cinematique“ , wahrscheinlich von Cinemaxx abgeleitet) erwartet man individuelle Sounds und Instrumente, die sich in erster Linie zur Schaffung von Filmmusik eignen und ggf. Atmos und Geräusche zur Vertonung von Filmen, Werbung und Computerspielen bereit halten. Beides wird auch geboten, doch das schließt die Verwendung in „Popularmusik“ natürlich nicht aus. 
Beim Durchhören der Sounds von Cinematique Instruments keimte in mir der Verdacht, dass sich auch etablierte Künstler und Bands wie z.B. Coldplay der Soundlibrary bedient haben. Wer aufgrund des Produktnamens großes, klischeehaftes Hollywood-Kino erwartet, der liegt meilenweit daneben. Cinematique Instruments verkörpert damit eher den schrulligen, als den romantischen Ennio Morricone, eher den Sofia Coppola Soundtrack, als John Williams Score, eher Independent, als Blockbuster. Dies ist aber noch keine Wertung, sondern eine Feststellung. Und wie schlägt sich Cinematique Instruments 2 denn nun im Detail? Popcorn raus, Film-Kalauer ab! 

Details

Cinematique Instruments 2 ist eine ca. 2,8 GB große Soundlibrary und umfasst die folgenden 16 sogenannten „Instrumente“, die ich allerdings in einigen Fällen eher als Instrumentenkategorie bezeichnen möchte. Beispielsweise findet man innerhalb der beiden „Gitarren-Instrumente“ neben Akustikgitarren-Klängen ebenfalls  Akustikbass-, E-Gitarren- und E-Bass Sounds.

  • Alto Glockenspiel
  • Banjo
  • Bass Harmonica
  • Bowed Guitar
  • Cement
  • Chameleon
  • Clap Trak
  • Drumboxes
  • Experimental Box 2
  • Geiger Counter
  • Germa Monochord
  • Guitar Harmonics
  • Jetlag
  • Huge Tuning Fork
  • Saegezahn
  • Upright Piano

Und diese 16 Instrumente beinhalten wiederum 60 Soundprogramme.
Engine 2Zum Leben erweckt werden die Sounds von dem im Lieferumfang enthaltenen multitimbralen Sample Player „Engine 2“, einer Entwicklung von Best Service und Magix (ehemals Yellow Tools). Engine 2 läuft auf Mac und PC in den gängigen Formaten (siehe Features) sowie Standalone und ist ein äußerst ambitionierter Spielkamerad, der unweigerlich Assoziationen zu Sample Playern wie IK Multimedias Sample Tank und Branchenprimus Kontakt von Native Instruments weckt. 
Von internen Effekten, Import von VST-Effekten und Instrumenten, internem Mixer, Surround Unterstützung (bis zu 8.1) und umfangreichen Einstellmöglichkeiten bezüglich RAM/Disk-Streaming, wird einem quasi alles geboten, was man von einem modernen Player erwartet. Hier ins Detail zu gehen, würde allerdings den Rahmen sprengen und böte genügend Stoff für einen eigenen Testbericht. Daher werde ich mich im Folgenden auf wesentliche Merkmale von der Engine 2 beschränken. 
Die linke Seite des GUI ermöglicht das Hinzufügen von einem oder mehreren Layers. Ein Layer entspricht einem Soundprogramm wie z.B. „Juno Brass“ der Instrumentenkategorie Saegezahn. Die Layer lassen sich leicht je nach eingestelltem MIDI-Kanal multitimbral oder als Stack- bzw. Split-Sound (bei eingegrenzter Key Range) nutzen. 
In der rechten Hälfte finden sich Einstellmöglichkeiten entsprechend des gewählten Modus: Quick Edit, Pro Edit, Browser, Mixer und Preferences. In der Pro Edit Page finden sich sämtliche Bearbeitungsmöglichkeiten (Filter, Hüllkurven, LFO, Arpeggiator, Insert Effekte usw.) eines Layers. Viel Spaß! Hier Parameter zu ändern, ähnelt leider einer Geschicklichkeitsübung, so klein sind die einzelnen Eingabefelder. Zudem erinnert die Übersichtlichkeit an den Innenraum des Alien-Raumschiffes in Independence Day, womit wir wieder beim Kino wären. Des weiteren ist es grafisch schwer zu erkennen, ob einzelne Module oder Effekte gerade aktiv oder auf Bypass geschaltet sind. Vielleicht Geschmackssache, aber so macht mir persönlich Editieren keinen Spaß! 
Die sogenannte Quick Edit Page dagegen bietet wundervoll große Knöpfe „für eine Hand voll Parameter“, die zudem inspirierende bis elementare Klangveränderungen bewirken, was den Protagonisten wieder milde stimmt. Sämtliche Parameter, dies gilt auch für den Mixer, lassen sich bequem mit der rechten Maustaste einem sogenannten Host-Controller (0-127) oder einem MIDI-Controller (0-127) zuweisen, um Automation oder den Zugriff durch externe MIDI-Controller zu ermöglichen.  

Fotostrecke: 2 Bilder Die Pro Edit Page.

Genug des Abschweifens, widmen wir uns wieder dem eigentlichen Testobjekt, der Library. Wie schlägt sich Cinematique Instruments 2 also in der Praxis?

Anzeige

Praxis

Alto Glockenspiel (Alto Glockenspiel, Alto Glockenspiel Gentle)

Die beiden Sounds des gesampelten Glockenspiels bieten eine ungewöhnlich tiefe Key Range (C1/C2 bis F5) mit jeweils unterschiedlich hartem Attack. Gute Glockenspiele findet man auch in anderen Librarys, wobei dieses m.E. sehr gelungen, warm, lebendig und universell einsetzbar ist. Zu hören (mit anderen Instrumenten) in Audiobeispiel 1.

Audio Samples
0:00
Altoglockenspiel

Banjo (Banjo Deluxe)

Bei dem fast lyrisch klingenden Begriff Cinematique Instruments denkt man nicht zwingend an ein Banjo. Sollten die Schöpfer der Library von Ennio Morricones U-Turn Soundtrack inspiriert worden sein? Das Banjo hören wir mit anderen Instrumenten in Audiobeispiel 2. Der scheinbare Percussionsound, der von Beginn an zu hören ist, stammt ebenfalls vom Banjo. Die Banjo-Klopf-Samples lassen sich von C1 bis A1 spielen.

Audio Samples
0:00
Banjo

Bass Harmonica (Bass Harmonica Key, Bass Harmonica Mud, Bass Triple Texture)

Wie der Name verrät, eine Mundharmonika mit sehr tiefer Key Range – interessante Fotos findet man übrigens bei Googles Bildersuche, wen es interessiert. Der perfekte Sound, wenn es denn mal besonders „unique“ bis schrullig sein soll. Wie viele Sounds dieser Library, klingt auch dieser sehr lebendig. Zu hören in Audiobeispiel 2

Bowed Guitars (Bowed AC Bass long/short, B. AC Guitar long/short, B. Guitar Ensemble long)

Dieses Instrument gehört für mich zu den inspirierendsten Highlights dieser Library. Anspielen und man riecht förmlich altes Holz und wartet darauf, dass Johnny Cash ein Traditional anstimmt. In folgendem Audiobeispiel hören wir neben den mit Bogen gestrichenen Akustik Bass und der Gitarre auch ein mit Bogen gestrichenes Klavier.

CinematiqueInstruments2_04_Bowed_Guitar-1008670 Bild
Audio Samples
0:00
Bowed Instruments

Cement (Cement)

Hier stand zur Abwechslung kein direktes akustisches oder historisches Instrument Pate. Cement bietet puristische Soundvariationen, die sich für Arpeggios anbieten. Zu hören mit anderen Instrumenten in Audiobeispiel 4.

CinematiqueInstruments2_06_Arrangement_Audiobeispiel_04-1008679 Bild
Audio Samples
0:00
Cement/Claptrack

Chameleon (Chameleon Blue, Green, Red, White, Yellow)

Layering und Mischung natürlicher Instrumente, synthetischer Sounds und „noisiger“ Atmos ist die Grundidee dieses Instruments. In Verbindung mit den im Quick Edit angebotenen LoFi-Effekten lassen sich charaktervolle Sounds kreieren.
Audio Samples
0:00
Chameleon

Clap Trak (Clap Trak)

Ich war stets der Meinung, genügend Clap Samples auf meinen Festplatten zu haben – Fehler! Clap Trak bietet z.B. erstklassige Single Claps, die mir lebendiger und hochwertiger erscheinen, als ich es von anderen Librarys kenne. Besonders in Verbindung mit dem aktivierten Step-Sequencer universell einsetzbar. Zu hören in Audiobeispiel 4.

CinematiqueInstruments2_08_Clap_Trak-1008694 Bild

Drumboxes (Electro Partner, Rude Boy)

Hier finden wir zwei charaktervolle Drum Kits. Ähnlich dem Instrument Chameleon regeln die Fader der Quick Edit Page tendenziell das Verhältnis der Drum Samples zu noisigen Artefakten.
Findet man soundmäßig auch woanders, dennoch sehr brauchbar!
CinematiqueInstruments2_09_Rude_Boy-1008697 Bild
Audio Samples
0:00
Rude Boy Electro Partner

Experimental Box 2 (Anvil, Dark Sheet, Ferreous Loops/Percussion, Grindings, Knatter, Low Maschine, Metal Glass Sizzle, Metal Resonance, One Minute Melodica, Rattling Sheet, Small Saw Hit, Spanner, Strap Arp)

Hinter den fantasievollen Namen verbirgt sich eine Auswahl von Atmos und tendenziell metallischer Klänge und Loops in bester Audioqualität. Wirkt auf mich zeitlos und integriert sich gut im Mix. Im folgenden Audiobeispiel 8 sind einige Samples zu hören.

Audio Samples
0:00
Experimental Box 2

Geiger Counter (Geiger Counter)

Puristische Percussion Sounds, die sich besonders zur Verwendung mit dem Step-Sequencer eignen. Quasi der atonale Bruder von Cement.

German Monochord (Monochord Chromatic/Hit/KEY Finger/Texture One)

Dieser Sound erinnert an die Titelmelodie von „Die 2“ mit Roger Moore und Tony Curtis. Besonderheit versprüht das Programm Monochord Key Finger. Hier werden auf knapp drei Oktaven verschiedene Anschlag-Samples eines Tons gespielt. Die Keys E0 bis D1 „triggern“ die Tonhöhe, also die gespielte Note. Zu hören in Audiobeispiel 2 ab ca. Sekunde 25.

Guitar Harmonics (Harmonics AC Bass/Nylon Guitar/Western Guitar, Harmonics Elec Bass/Guitar)

Dieses Instrument bietet eine schöne Auswahl an Flageolett Samples, die sich gut in minimalistische Playbacks integrieren. Zu hören in Audiobeispiel 1.

Huge Tuning Fork (Huge Tuning Fork 1, Huge Tuning Fork Texture)

Nachdem die mysteriöse Monster-Stimmgabel in vielen Produktankündigungen Erwähnung fand, war meine Erwartungshaltung vielleicht etwas hoch. Es ist ein m.E. unspektakulärer chromatisch spielbarer Sound irgendwo zwischen Tubular Bells und Glockenspiel von guter Audioqualität, der am Ende von Audiobeispiel 2 zu hören ist.

Jetlag (Jetlag)

Dieses Instrument hat starke Ähnlichkeit zum Geiger Counter und bietet minimalistische Percussionsounds, die tendenziell noch etwas synthetischer sind. Auch hier lässt sich der Step-Sequencer direkt in der Quick Edit Page aktivieren.

Saegezahn (Funk Saw, Juno Brass, MS Dbl Saw, MS Fart, Phat Ape, Saw Church, X-esq)

Wie man bereits erahnt, handelt es sich hier um Saw-Samples klassischer Synthesizer (Korg MS20, Roland JX-3P, Ensoniq ESQ-1, Electro Harmonix Microsynth). Diese sind inklusive diverser „Unstimmigkeiten“ multigesampelt und wirken dementsprechend charaktervoll und ungeschliffen. Eher was für Vintage Sound als Großraumdisco. In Audiobeispiel 9 hören wir eine Tonfolge mit allen Saegezahn-Presets (ohne Hall und Delay).

Audio Samples
0:00
Saegezahn

Upright Piano (Upright Piano, Upright Piano Bowed/FX Destroy Hit/FX Glissando/FX Textures/Struck)

Den Kennern von Cinematique Instruments Vol.1 sollte das Zeittler & Winkelmann Klavier bereits bekannt sein, das laut Hersteller nochmals überarbeitet wurde. Anhand der Preset Benennung erkennt man, dass das Hauptaugenmerk nicht darauf lag, den bereits vielfach am Markt vorhandenen, detailgetreuen Klavier-Simulationen Paroli zu bieten. Meine Ohren konnten jedenfalls nicht unendlich viele Velocity Layers sowie Sustain Pedal-Samples und sonstigen Emulations-Fetischismus ausmachen. Das „naturbelassene“ Preset ohne Namenszusätze klingt sehr angenehm und eignet sich u.a. hervorragend für Filmmusik-typische musikalische Fragmente –  zu hören in Audiobeispiel 10 („Das Upright des Todes“). Stattdessen hat man sich damit beschäftigt, welche Töne man einem Klavier sonst noch so entlocken kann, anscheinend auch unter Gewalteinwirkung. Hitchcock lässt grüßen! 

Audio Samples
0:00
Upright Piano

Im Laufe des Tests traten bei den Sounds Bowed AC Bass und Upright Piano auf einigen Keys hörbare Knackser auf, die auch teilweise in den Audiobeispielen zu hören sind. Nachdem ich einige Zeit in die Fehlersuche (Preferences, Streaming, RAM, Latenz usw.) investiert habe, komme ich zu dem Schluss, dass es sich um fehlerhafte Sample Loops handelt. In Audiobeispiel 11 sind diese Artefakte von subtil bis sehr deutlich zu hören. Interessanterweise treten die Knackser nicht immer auf, da anscheinend je nach Velocity, Controller oder Repetition unterschiedliche Samples gespielt werden. Der Vertrieb bestätigte uns aber, dass es dank unseres Hinweises bald ein Update geben wird.

Audio Samples
0:00
Knackser
Anzeige

Fazit

Für Musiker, deren Herz für den gepflegten Underground statt Overground schlägt, hat Cinematique Instruments 2 den einen oder anderen Leckerbissen zu bieten, der die preislich-moderate Anschaffung durchaus rechtfertigt. Trotz der vereinzelten Knackser in einigen wenigen Samples, die mit Sicherheit dem noch recht frischen Erscheinungstermin anzulasten sind, spürt man, dass der Hersteller viel Liebe in die Library investiert hat. Viele Sounds klingen paradoxerweise gleichzeitig teuer und Vintage- bis LoFi-mäßig, insgesamt also zeitlos. Sie wirken vor allem durch die tolle Räumlichkeit sehr lebendig. Die Soundauswahl ist überwiegend musikalisch gut einsetzbar und gleichermaßen für „organische“ Popmusik sowie Ambient angehauchte Musikstile geeignet, also nicht nur was für Filmmusiker. 

PRO:
  • individuelle, inspirierende Soundauswahl
  • Bowed Instruments
  • Audioqualität
  • komplett ausgestatteter, hochwertiger Sample Player
CONTRA:
  • unübersichtliches Pro Edit Fenster
  • teilweise hoher CPU Load (je nach Preset/Insert-Effekten)
"Ungebügelte Sounds mit Charakter!" Software-Instrument Cinematique Instruments 2
“Ungebügelte Sounds mit Charakter!” Software-Instrument Cinematique Instruments 2
FEATURES:
  • Sample Library mit Player
  • DVD- und Download-Version
  • 16 Instrumente
  • 60 Presets
  • Multitimbraler Sample Player Engine 2
  • Mac OS ab 10.5, Intel 1,8 GHz, 1 GB RAM
  • Standalone, AU, VST, RTAS (32 Bit)
  • Windows XP, Vista, 7, 32 & 64 Bit
  • ab 3 GHz, 1 GB RAM
  • Standalone, VST (32 & 64 Bit), RTAS (32 Bit)
Preis:
  • EUR 199,- (UVP)
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.