Ehrlich gesagt bin ich immer ein wenig stolz auf mich, wenn ich es schaffe, die Pedale des finnischen Herstellers Mad Professor nach dem Testen wieder zum Vertrieb zurückzuschicken. Das ist so, als ob man tatsächlich die angebrochene Tafel Schokolade nach nur einem Stück wieder einpackt und zurücklegt. Aber irgend etwas scheinen die Mannen aus dem hohen Norden richtig zu machen, denn ich habe bisher noch kein Produkt von ihnen in den Händen gehabt, das nicht brauchbar oder sonst irgendwie misraten gewesen wäre.
Beim Mighty Red Distortion treffen wir auf ein High Gain Pedal, das in der Tat keine Gefangenen macht. Hier geht es um beinharte Rocksounds, die sich am Klangideal der 80er Jahre orientieren – nichts also mit Blues, Vintage und Co.
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Details
Die Pedale von Mad Professor haben für meine Begriffe optimale Abmessungen, denn sie sind sehr klein, bieten den wenigen Bedienelemente aber immer noch ausreichenden Platz. So bekommt man mehr von ihnen auf dem Stressbrett unter und es lassen sich sehr kleine Setups für die Session zwischendurch oder das Zweitpedalboard erstellen. Wie bei fast allen Verzerrerpedalen stehen auch hier drei Regler zu Verfügung. Der Volume-Regler bestimmt die Ausgangslautstärke und sorgt für die nötige Kontrolle, denn dieses Pedal bietet enorme Lautstärken, mit denen man jeden Röhrenamp in die Knie zwingt. Vorsicht ist deshalb geboten beim Einsatz am bereits zerrenden Amp, denn dort leidet schnell die Dynamik und es empfiehlt sich ein beherzter Dreh zurück am Volumenregler des Pedals. Der Gainregler heißt hier übrigens Distortion, was auch durchaus Sinn macht. Die Gainreserven ähneln einem aufgemotzten JCM 800 mit zusätzlicher Bratstufe.
Für die Klanggestaltung steht ebenfalls ein Regler zu Verfügung, der hier mit Presence beschriftet ist. Beim Zurückdrehen wird nur der Obertonbereich beschnitten, Bässe und Mitten bleiben erhalten. Der Bassbereich ist zwar fett abgestimmt, aber in einem „wohltemperierten“ Bereich, der nicht zu tief nach unten geht, wie das bei einigen Metallzerrern der Fall ist. Die Ein- und Ausgangsbuchsen sind seitlich angebracht. Auf der rechten Seite befindet sich zusätzlich der Anschluss für das 9-Volt-Netzteil. Bleibt noch der obligatorische Fußschalter, mit dem der Mighty Red Distortion ein- und ausgeschaltet wird.
Was Zerrstruktur und Klangästhetik anbelangt, hat man es hier mit einem reinen High-Gain-Rockpedal zu tun. Es geht beim Mighty Red Distortion nicht um Blues oder eine leichte Country-Rockzerre, sondern um das saftige und fette Bratgeschäft. Der Distortionsound beginnt da, wo eine Van Halen Zerre endet. Die Zerrstruktur ist zwar immer noch marshallig, aber anders als beispielsweise der Sound von AC/DC. Angus Young spielt mit relativ wenig Gain und erzeugt seinen Sound zu einem großen Teil mit Endstufenverzerrung. In den 80ern war es Hip, seinen Marshall von einem Techniker mit zusätzlichen Röhren ausstatten zu lassen, die als weitere Gainstufen für mehr Verzerrung sorgten. Diese Modifikation sorgt dafür, dass der Sound überwiegend in der Vorstufe entsteht, wodurch die Verzerrung insgesamt sahniger und feiner wirkt. Wer sich mit alten frisierten Marshalls auskennt, der weiß, was ich meine. Ich bin beeindruckt, wie authentisch Mighty Red Distortion diesen Sound an einem völlig clean eingestellten Röhrenamp reproduziert. Für meinen Geschmack klingt das Pedal dann am besten, wenn die Vorstufe nicht angezerrt wird. So bleiben mehr Punch und ein knackiger Anschlag erhalten. Der Sound ist schon von sich aus genügend komprimiert und braucht keinen zusätzlichen Dämpfer von einer überfahrenen Vorstufe. Ab der 12-Uhr-Stellung des Gainreglers spielt das Pedal seine Stärken aus. Der Sound singt und strahlt, ohne plastikmäßig zu wirken. Dieser Eindruck bleibt auch erhalten, wenn man den Distortionregler weiter aufdreht.
Audio
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Der Sound ist eine gelungene kalifornisch/britische Mischung, nicht zu hart und nicht zu weich. Einzig bei leicht angezerrten Sounds muss man Abstriche machen, denn die kommen etwas bröselig daher und können nicht wirklich überzeugen. Wirklich traurig bin ich darüber jedoch nicht, denn eine eierlegende Wollmilchsau möchte der Mighty Red Distortion auch nicht sein. Er arbeitet nach dem Motto, besser einen richtig guten Sound zu liefern als viele halbgare.
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Der Mighty Red Distortion ist ein High-Gain Rock-Distortionpedal mit einem sehr ausgewogenen Sound. Nicht nur 80er Fans haben damit ihre Freude, auch Mainstream-Rocker oder Top 40 Gitarreros kommen hier auf ihre Kosten. Wer einen wirklich guten Rockverzerrer sucht, sollte sich deshalb diesen kleinen Boliden einmal unter die Füße schnallen, denn es gibt nicht viele Pedale, die Mainstream Rock und 80er Rockblues a la Gary Moore so authentisch reproduzieren.
Ich mache es etwas anders: Antesten, Schaltung rauszeichnen und nachbauen, dann Original zurückschicken oder weiterverkaufen. Das fällt dann nicht schwer, weil ich für das Geld noch mehr Schokolade kaufen kann. Das Dirty Red Distortion ist eine gemoddete Version des Proco Rat. Durchaus eine sehr gelungene, die mir viel besser gefällt, als das Original, aber es lässt doch den Preis in einem sehr ungünstigen Licht erscheinen. Hochwertige Handarbeit und gute Bauteile, ok, aber gleiche Qualität bei gleicher Komplexität kriegt man zB bei MEK für 99€.
Linsenpuppe, auf dich hat die Welt gewartet. Eine Schaltung klauen und unter eigenem Namen vertreiben ist einfach. Ich kaufe lieber das Original, als geschuderte Nachbauten von dir.
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Linsenpuppe sagt:
#1 - 13.10.2011 um 14:43 Uhr
Ich mache es etwas anders: Antesten, Schaltung rauszeichnen und nachbauen, dann Original zurückschicken oder weiterverkaufen. Das fällt dann nicht schwer, weil ich für das Geld noch mehr Schokolade kaufen kann.
Das Dirty Red Distortion ist eine gemoddete Version des Proco Rat. Durchaus eine sehr gelungene, die mir viel besser gefällt, als das Original, aber es lässt doch den Preis in einem sehr ungünstigen Licht erscheinen. Hochwertige Handarbeit und gute Bauteile, ok, aber gleiche Qualität bei gleicher Komplexität kriegt man zB bei MEK für 99€.
Emil sagt:
#2 - 16.10.2011 um 15:40 Uhr
Linsenpuppe, auf dich hat die Welt gewartet. Eine Schaltung klauen und unter eigenem Namen vertreiben ist einfach. Ich kaufe lieber das Original, als geschuderte Nachbauten von dir.