Lexicon LXP Native Reverb Bundle Test

Details

Installation und Aktivierung
Die Software ist als handelsübliche Boxed-Version erhältlich und auf der amerikanischen Herstellerseite auch als digitaler Download verfügbar. Da sich die Datenmenge wie bei den meisten Effekt Plug-Ins innerhalb gewisser Grenzen bewegt, gehen ein eventueller Download und die Installation auf Windows XP, Vista oder Win 7 (je 32 Bit und 64 Bit Systeme) genauso wie auf OS X ab Version 10.4.10 sehr zügig vonstatten. Sobald die Plug-Ins ihren Platz auf der Festplatte gefunden haben, muss via Internet eine Lizenz auf einen iLok-Dongle heruntergeladen werden, der wie gewohnt nicht im Lieferumfang enthalten ist. Sobald dies abgeschlossen ist, lassen sich die Plug-Ins in allen gängigen Host-Sequencern öffnen (Formate VST 2.4, AU und RTAS). Der Vorgang verlief für unseren Test reibungslos innerhalb weniger Minuten.
PCM und LXP
PCM? LXP? Gab es das nicht alles schon einmal? Mancher Leser wird sich vielleicht an Lexicon-Hallgeräte im 19“-Format erinnern, auf deren Frontpanel eben diese Bezeichnungen zu lesen waren (bzw. noch zu lesen sind). Ist die Software also eine exakte Emulation der alten Hardware? Eine berechtigte Frage. Die Antwort lautet: Nein, falsch. Weder PCM noch LXP Native Reverb nehmen sich vor, ihre Namensvettern aus den 1990er Jahren (z.B. PCM-96 oder LXP-1) originalgetreu zu nachzubilden. Es ist vielmehr so, dass die beiden Kürzel seit ihrer Einführung für die First Class (PCM) und die erschwinglichere Economy Class (LXP) in der Produktpalette standen, und das ist nun auch bei den Plug-Ins wieder so. Die Software nimmt sich also schlicht und einfach vor, den typischen Klangcharakter eines Lexicon-Halls auf nativer Ebene anzubieten, ohne dabei nach zusätzlichem Outboard-Equipment zu verlangen.
Wer aus dieser Information nun den logischen Schluss zieht, dass das LXP Bundle ausschließlich eine abgespeckte Variante des PCM Bundles sei, die weniger Parameter und einen weniger hochwertigen Sound anböte, dem muss ich ebenfalls sagen: Nein, auch falsch. Die Benutzeroberfläche und Bedienphilosophie weisen zwar Ähnlichkeiten mit der Aufmachung des großen Bruders auf, und die Software basiert zum Teil auf dem gleichen Code, aber das LXP Bundle arbeitet mit von Grund auf anderen Algorithmen, von denen es insgesamt vier verschiedene gibt – drei weniger als beim PCM Bundle und seinen „glorreichen Sieben“.
Ein Hallquartett – Die vier LXP Plug-Ins
Für jeden der Algorithmen – im einzelnen Room, Hall, Chamber und Plate – gibt es im Bundle ein eigenständiges Plug-In. Da die Benutzeroberflächen dieser Plug-Ins aber fast absolut identisch sind und nur einige sehr geringe Unterschiede in den Parametern aufweisen, stelle ich mir (wie auch schon beim PCM Native Reverb) die Frage, warum nicht einfach eine Möglichkeit zum Wechsel des Algorithmus eingebunden wurde, ohne dass die aktuelle Instanz geschlossen und eine andere geöffnet werden muss. Anfangs freue ich mich ja gerne einmal darüber, statt eines einzelnen gleich vier neue Plug-Ins auf einmal zu besitzen, als besonders kompakt erweist sich diese Struktur aber nicht.

LexiLXP02_GUI

Insgesamt deckt das LXP-Quartett die Hauptanwendungsgebiete für künstlichen Nachhall komplett ab. Room und Hall konzentrieren sich auf die Simulation natürlicher Räume, wobei ersterer sich kleinere Örtlichkeiten wie z.B. Studioumgebungen zur Hauptaufgabe macht. Eine wirklich ausgeprägte Effekt-Hallfahne bekommt man dabei selten zu hören – kürzere Nachhallzeiten von beispielsweise 0,5 Sekunden eignen sich vor allem dafür, einem Instrument eine definierte Position im Mix zu verleihen und den Eindruck von Tiefe zu erzeugen, was sich in vielen Fällen eher spüren als bewusst hören lässt. Wenn der Nachhall doch einmal richtig deutlich hervortreten soll, greift man dagegen zum Hall-Algorithmus und setzt seine Instrumente in Arenen, Kathedralen oder Tropfsteinhöhlen oder im Extremfall in die unendlichen Weiten von gigantischen Gewölben, die mir persönlich so nur aus der Fantasy-Literatur bekannt sind. Zwar sind mit beiden Algorithmen auch gegenteilige Einstellungen möglich, die Spezialisierung auf kürzere und längere Nachhallzeiten liegt aber auf der Hand.
Die Chamber und Plate Plug-Ins widmen sich der Nachbildung von zwei typischen Vintage-Hallgeräten, wobei man bei einer echten Echo Chamber eigentlich kaum von einem „Gerät“ sprechen kann. Tatsächlich handelt es sich beim Original um einen kleinen Raum mit teilweise bizarr geformten Wänden (zur Vermeidung von Flatterechos) und je ein oder zwei Lautsprechern und Mikrofonen. Ein solcher Hallraum klingt relativ dicht und „mächtig“. Abhängig von Größe und Mikrofonposition werden tendenziell längere Nachhallzeiten erzeugt. Grob über den Daumen gepeilt, liegen die Haupteinsatzgebiete bei Gesang und Drums oder auch jeder Art von Orchesterinstrumenten oder Synth-Sounds.
Der Plate-Algorithmus simuliert dagegen das erste wirkliche Hallgerät, das jemals in den Tonstudios der Welt verwendet wurde: Den Plattenhall. Eine dünne Stahlplatte wird durch einen dynamischen Wandler zum Schwingen angeregt, worauf diese Schwingungen durch einen Tonabnehmer wieder in elektrische Signale gewandelt werden – und schon tönt der Nachhall durch die Abhöre. Ein im Original etwas störungsanfälliges Prinzip, dessen Klang vor allem auf Gesang und Drums häufig zu hören ist, aber natürlich lässt sich mit jedem der vier Algorithmen je nach persönlichem Geschmack auch jedes andere Signal andicken oder verräumlichen.

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