“Welches Instrumentenkabel für E-Bass soll ich kaufen?” Wer einen E-Bass besitzt, kommt um den Erwerb eines Instrumentenkabels nicht herum! Die biegsamen Klangleiter nehmen unser Signal direkt an der Quelle – dem Instrument – auf und transportieren es dann weiter zum Bass-Verstärker. Klar, dass auf diesem Weg möglichst nichts von der klanglichen Information verlorengehen sollte, denn dieser Verlust kann hinterher nicht wieder kompensiert werden. Schaut man sich das Angebot an Instrumenten-Kabeln an, so wird die Situation allerdings schnell unübersichtlich. Ein Instrumentenkabel mit 6 Metern Länge bekommt man bereits ab 3,50 Euro – ebenso gut kann man aber auch fast 200,- Euro investieren. Dies ist die preisliche Range vom günstigsten bis zum teuersten Kandidaten in unserem großen Vergleichstest zum Thema “Instrumentenkabel für E-Bass”. Aber wo liegen beim Thema Instrumenten-Kabel die Unterschiede? Im besseren Material? In der Langlebigkeit? Oder vielleicht nur im besseren Marketing? Und klingen teurere Kabel auch tatsächlich besser? Manche Musiker schwören bekanntlich auf den Einfluss, den ein gutes Kabel auf den Sound nehmen kann – andere halten dies für kompletten Blödsinn und reine Werbeversprechen!

Inhalte
- Aufbau von Instrumenten-Kabeln
- Qualitätsmerkmale/Unterschiede zwischen Instrumenten-Kabeln
- Instrumenten-Kabel: Testkandidaten und Preisklassen
- Preisklasse 1: Kabel bis 20,- Euro
- Preisklasse 2: Kabel von 20,- bis ca. 30,- Euro
- Preisklasse 3: Kabel ab ca. 50,- Euro aufwärts
- Vergleichstest Instrumentenkabel für E-Bass: Versuchsaufbau und Klangbeispiele
- The Sssnake IPP1060
- Pro Ssnake TPI-A
- Cordial CTI PP-SW
- Fender Deluxe Tweed
- Cordial CSI 6 PP
- Sommer Cable Classique
- Ernie Ball Cable
- Sommer Cable The Spirit XXL
- Planet Waves American Stage
- Monster Cable Bass
- Klotz Titanium Serie
- Evidence Audio Melody
- Vovox Sonorus Protect
- Alle Soundfiles untereinander zum Direktvergleich
- Fazit Vergleichstest Instrumentenkabel für E-Bass
Damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann, haben wir in diesem Test 13 Kabel aus drei verschiedenen Preisklassen klanglich miteinander verglichen. Wir haben versucht, einen guten Querschnitt durch das Marktangebot zu geben – allerdings bleibt so eine Auswahl naturgemäß natürlich unvollständig. Seid daher bitte nicht enttäuscht, wenn ihr ein bestimmtest Produkt hier nicht findet. Nach einer Exkursion zu den allgemeinen Grundlagen, Qualitätsmerkmalen und Unterschieden zwischen einzelnen Kabeltypen, könnt ihr natürlich im weiteren Verlauf dieses Artikels jedes hier vorgestellte Kabel auch im Praxistest hören.
Aufbau von Instrumenten-Kabeln
“Woraus besteht ein Instrumentenkabel?” Instrumenten-Kabel sind relativ simpel aufgebaut: Sie besitzen einen Innenleiter, welcher das Signal transportiert. Dieser ist mit einer Isolierung und einer Schicht namens “Semi Conductor” ummantelt. Darüber liegt die Masse, welche gleichzeitig als elektromagnetische Abschirmung vor Nebengeräuschen dient. Das Ganze erhält dann zusätzlich noch eine äußere Isolierung, die verhindern soll, dass externe Störsignale vom Kabel aufgenommen werden. Ein freiliegender Leiter verhält sich nämlich ähnlich wie eine Antenne – gerade in Zeiten von WLAN und Mobilfunk kann dies ein großes Problem darstellen!

Qualitätsmerkmale/Unterschiede zwischen Instrumenten-Kabeln
“Worauf muss ich beim Kauf eines Kabels achten?”
Was macht also ein gutes Kabel aus bzw. wie erkenne ich ein gutes Kabel? Das ist leider nicht ganz so einfach zu beantworten, da sich das Wesentliche für uns unsichtbar unter der Isolierung befindet. Ein paar Aspekte können wir jedoch auch visuell und haptisch beurteilen.
- Langlebigkeit: Klar, ein Kabel sollte robust sein und möglichst lange den Strapazen im Proberaum und auf der Bühne trotzen. Ein haptischer und optischer Test vermittelt da schon einen ganz guten Eindruck, wenngleich er leider keine Garantie ist. Aber in diesem Bereich lassen sich doch relativ schnell haptische Unterschiede erfühlen, wenn man günstige mit teureren Kabeln vergleicht.
- Flexibilität: Hier scheiden sich etwas die Geister bzw. die Geschmäcker: Manche mögen ihr Kabel möglichst flexibel, andere wiederum lieber etwas steifer. Auch der Einsatzzweck spielt hier natürlich eine Rolle: eine Festverkabelung im Studio ist natürlich etwas anders als häufige Gigs mit viel Bewegung auf der Bühne. Hier muss man nach seinem eigenen Bedarf und Geschmack entscheiden!
- Stecker: Bei den Steckern lassen sich wohl am einfachsten Qualitätsunterschiede durch Augenschein und Fühlen feststellen. Auch das Aufschrauben (wenn möglich) kann sich lohnen und einen Aufschluss darüber geben, wie gut zum Beispiel die Lötarbeiten ausgeführt sind. Außerdem erhält man auf diese Weise auch einen Einblick ins Innenleben eines Kabels. Ein weiterer guter Test ist herauszufinden, wie fest das Kabel in der Buchse steckt, denn hier gibt es wirklich spürbare Unterschiede. Ein etwas wackeliger Kontakt führt schnell zu Verlusten beim Signal und belastet die Buchse mechanisch. Ein interessanter Aspekt ist hierbei, dass viele Kabel im preislichen Mittelfeld auf den renommierten Hersteller Neutrik aus Liechtenstein vertrauen. Hier kann man also schon auf ein gewisses grundsätzliches Qualitätsniveau rückschließen.
- Einstreuungen: Im Gegensatz zu Kabel mit symmetrischen Aufbau, bei denen unerwünschte Einstreuungen ins Signal eliminiert werden, sind Instrumentenkabel für Störquellen unterschiedlichster Art leider sehr empfänglich. Diese Einstreuungen können durch viele Dinge verursacht werden, die wir auf der Bühne und in jedem Proberaum finden: Netzteile, Verstärker, Licht, Computer, Monitore etc. Und genau da trennt sich auch die Spreu vom Weizen! In der Regel sind hochwertigere und teurere Kabel auch besser gegen derartige Einflüsse abgeschirmt. Hier lohnt es sich von daher, diverse Kandidaten in der eigenen Umgebung miteinander zu vergleichen.
- Innenleben: Diesen Punkt können wir leider schlecht einsehen und beurteilen und müssen uns deshalb leider auf die Angaben des Herstellers – so vorhanden – verlassen. Wichtige Aspekte, auf die man achten sollte, sind: Material des Innenleiters (in der Regel Kupfer), Materialreinheit des Innenleiters, Querschnitt bzw. Aufbau des Innenleiters, Stärke der Isolierung (einfach oder doppelt), Qualität der Isolierung (einfach, Wendelschirm etc.). Für diese Informationen muss man leider auf die Webseiten der Hersteller zurückgreifen, nicht selten findet man hierzu aber auch gar keine Angaben.
Instrumenten-Kabel: Testkandidaten und Preisklassen
Alle getesteten Kabel besitzen eine Länge von 6 Metern, bei manchen Herstellern differiert dies aufgrund des Unterschiedes zwischen dem metrischen System und den Längenangaben in Zoll. Alle Preise entsprechen dem Stand von März 2020.
Preisklasse 1: Kabel bis 20,- Euro
The Sssnake IPP1060: 4,50 Euro (Produktseite auf thomann.de)
Pro Ssnake TPI-A: 5,90 Euro (Produktseite auf thomann.de)
Cordial CTI PP-SW: 16,90 Euro (Produktseite auf thomann.de)

Preisklasse 2: Kabel von 20,- bis ca. 30,- Euro
Fender Deluxe Tweed: 23,90 Euro (Produktseite auf thomann.de)
Cordial CSI 6 PP: 24,20 Euro (Produktseite auf thomann.de)
Sommer Cable Classique: 33,- Euro (Produktseite auf thomann.de)
Ernie Ball Cable: 29,90 Euro
Sommer Cable The Spirit XXL: 30,50 (Produktseite auf thomann.de)

Preisklasse 3: Kabel ab ca. 50,- Euro aufwärts
Planet Waves American Stage: 42,- Euro (Produktseite auf thomann.de)
Monster Cable Bass: 54,- Euro
Klotz Titanium Serie: 59,- Euro
Evidence Audio Melody: 89,- Euro (Produktseite auf thomann.de)
Vovox Sonorus Protect: 195,- Euro (Produktseite auf thomann.de)

Vergleichstest Instrumentenkabel für E-Bass: Versuchsaufbau und Klangbeispiele
An dieser Stelle muss man leider Kompromisse machen, denn 13 Klangbeispiele lassen sich nicht 100%ig identisch einspielen. Verändert man beim Spielen minimal die Anschlagsposition oder verwendet etwas mehr oder weniger Kraft, so wird das Ergebnis prompt verfälscht, und gerade bei den mitunter recht subtilen Unterschieden zwischen den Kandidaten verwässert dies schnell das Ergebnis. Allerdings habe ich mich bemüht, so gleichbleibend wie möglich zu spielen. Grundsätzliche charakterliche Unterschiede zwischen den einzelnen Kabeln sollten so auf jeden Fall hörbar sein ‑ oder eben nicht, falls es keine gibt!
Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, die Klangbeispiele zuvor mit einem Looper aufzunehmen. Dann wäre zwar die Quelle immer identisch, aber dann hätten wir es nicht mehr mit der Impedanz der Tonabnehmer zu tun, sondern mit der Ausgangsimpedanz des Loopers, und diese unterscheiden sich leider deutlich: die Ausgangsimpedanz eines Jazz-Bass-Tonabnehmers beträgt 7,25 kOhm, die eines Loopers ca. 100 Ohm (variiert von Hersteller zu Hersteller). Diese Möglichkeit musste also schnell verworfen werden!
Um das gesamte Frequenzspektrum und die Dynamik des E-Basses darzustellen, habe ich auf einem 5-Saiter einen B-Powerchord über vier Oktaven gespielt. Darauf folgen ein paar Akkorde und Flagoletts, die zeigen sollen, wie gut oder schlecht das Kabel mehrstimmige Klänge darstellt. Den Schluss bilden stets ein paar Oktaven im harten Slapping-Spiel, welche den Fokus auf die hohen Frequenzen legen. Das Signal ist immer vollkommen unbearbeitet – keine Equalizer, Kompressoren etc. kamen zum Einsatz.
Wichtig: Schafft euch eine gute Abhörsituation! Da sich die subtilen Unterschiede zwischen den Kabeln hauptsächlich in der oberen und unteren Ende des Frequenzspektrums befinden, ist ein entsprechend gutes Paar Monitore oder Kopfhörer für diesen Test nicht nur hilfreich, sondern im Grunde essentiell!
Los geht’s: Viel Spaß beim Hören und Vergleichen!
The Sssnake IPP1060

Pro Ssnake TPI-A

Cordial CTI PP-SW

Fender Deluxe Tweed

Cordial CSI 6 PP

Sommer Cable Classique

Ernie Ball Cable

Sommer Cable The Spirit XXL

Planet Waves American Stage

Monster Cable Bass

Klotz Titanium Serie

Evidence Audio Melody

Vovox Sonorus Protect

Alle Soundfiles untereinander zum Direktvergleich
Nachfolgend füge ich euch an dieser Stelle alle Soundfiles noch einmal direkt untereinander ein. Mitunter empfiehlt sich ein schnelles Hin- und Herswitchen zwischen den Klangbeispielen. Am besten hörbar werden die Unterschiede in der Slap-Passage, die stets im letzten Viertel des Soundfiles beginnt.
Fazit Vergleichstest Instrumentenkabel für E-Bass
Wir geben zu: Wir waren vom Ergebnis unseres Vergleichstests selbst überrascht! Himmelweite klangliche Unterschiede waren zwischen den einzelnen Kabeln nicht auszumachen. Wohl aber gab es durchaus kleine, aber feine Unterschiede in der Auflösung – primär im Höhenbereich, wie man bei unseren Klangtests vor allem bei den geslappten Passagen festmachen kann. Gerade für Bassisten, denen ein erstklassiger und fein auflösender Ton sehr am Herzen liegt, ist die Wahl eines guten Klangleiters also definitiv nicht zu unterschätzen!
Nicht unwichtig ist auch der Aspekt der “Response”, welche ein Kabel bietet: Mitunter führen die beschriebenen feinen Unterschiede nämlich durchaus auch zu einem subjektiv leicht unterschiedlichen Spielgefühl. Aber auch den Punkten Haptik und Stabilität kommt natürlich im rauen Live-Alltag große Bedeutung zu: Wer möchte schon mitten im Set eine böse Überraschung erleben, weil das Signal plötzlich abreißt? Wie tief man für ein Instrumentenkabel in die Tasche greifen möchte, muss natürlich letztlich jeder selbst entscheiden. Ein paar meiner Eindrücke und Einschätzungen möchte ich euch hierzu mit auf den Weg geben.
Allgemeine Preis-Leistungs-Sieger sind für mich definitiv die Kabel im Bereich von 20,- bis 30,- Euro. Sie machen allesamt optisch und haptisch qualitativ einen guten bis sehr guten Eindruck und wirken entsprechend robust. Bei einigen finden sich bereits die gleichen Stecker, die auch bei deutlich teureren Kabeln Verwendung finden. Obwohl in dieser Preisregion alle Kandidaten nahezu auf einem ähnlichem Niveau agieren, wäre für mich der Klassenprimus das Sommer XXL: Haptik, Verarbeitung, Flexibilität, hochwertige Stecker von Neutrik und vor allem das Label “Made In Germany” geben hier den Ausschlag!
Ab 50,- Euro aufwärts darf man für sein Geld einen deutlichen Qualitätssprung erwarten. Dieser befindet sich aber laut Hersteller eher “unter der Haube und lässt sich insofern optisch und haptisch für uns nicht so einfach feststellen. In Sachen Langlebigkeit, Verarbeitung, Flexibilität etc. legen die Kabel aus der mittleren Preisklasse schon ordentlich vor, da sehe ich grundsätzlich nicht mehr viel Luft nach oben. Rein vom Preis-Leistungs-Verhältnis liegt für mich das in Deutschland gefertigte Klotz Titanium ganz vorne. Allerdings muss man sagen, dass das Kabel von Evidence Audio gegenüber allen anderen noch eine kleine Schippe bei den Punkten Verarbeitung und Langlebigkeit drauflegt. Daher ist dieses Produkt für mich in der oberen Preisklasse der allgemeine Gewinner!
Die zwei günstigsten Kabel würde ich in den Bereich “zu Hause üben” verorten. Wirklich bühnentauglich sind sie sicher nicht, das müssen sie aber zu diesem Preis auch nicht sein – frei nach dem Motto: “Für’s Wohnzimmer reicht es allemal!” Das preiswerte Cordial macht dagegen bereits einen ordentlichen und robusten Eindruck und glänzt sogar mit soliden Steckern von Neutrik! Preis-Leistungs-Sieger ist hier für mich allerdings – man höre und staune – das günstigste Kabel: das The Sssnake bekommt man in der Länge von 6 Metern bereits für unglaubliche 3,50 Euro. Das Kabel macht einen guten Job, mechanisch beanspruchen sollte man es allerdings nicht zu stark.
Natürlich müsste man in diesem Test eigentlich auch noch den Innenaufbau auseinanderpflücken und den Einfluss dessen auf die physikalischen Parameter wie Widerstand, Kapazität und Induktivität untersuchen. Aber dann bewegen wir uns schnell in Richtung “nerdige physikalische Abhandlung” und sprengen somit den Rahmen dessen, was für das Gros aller Bassisten und Bassistinnen wirklich von Belang ist: die meisten von uns beurteilen Kabel sicherlich in erster Linie nach ihren optischen, haptischen und vor allem akustischen Eigenschaften.
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt

hurz sagt:
#1 - 03.03.2020 um 15:41 Uhr
Danke für den interessanten Vergleich!
Btw. der "renommierte deutsche Hersteller Neutrik" kommt aus Liechtenstein ;-)
Thomas Meinlschmidt sagt:
#1.1 - 03.03.2020 um 15:53 Uhr
Hi Hurz, Danke für den Hinweis, werden wir korrigieren. LG, Thomas
Antwort auf #1 von hurz
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#2 - 05.03.2020 um 15:07 Uhr
"die physikalischen Parameter wie Widerstand, Kapazität und Induktivität untersuchen. Aber dann bewegen wir uns schnell in Richtung "nerdige physikalische Abhandlung ..."Nein, das ist nicht nerdig, sondern wichtig und es kann ja auf praktische Anwendungsfälle runtergebrochen werden. Beispiel:
Singlecoil Pickups mit passiver Elektronik reagieren sehr deutlich auf Kapazitätswerte. Sind diese bei einem Kabel hoch, werden Höhen stark gedämpft. Bei Humbuckern ist dieser Effekt weniger ausgeprägt. Bei aktiver Elektronik kann man den Effekt vernachlässigen.