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J.Rockett Audio Designs Archer Select Test

Der J. Rockett Archer Select ist ein Overdrivepedal, das im Prinzip eine Art „Greatest Hits“ verschiedener Klon-Type-Modelle darstellt. Schon seit geraumer Zeit widmet sich der amerikanische Pedalspezialist diesem sagenumwobenen Schaltkreis. Ergebnis sind diverse Pedale wie der Archer, der Jeff Archer oder der Archer Ikon. Unser Testkandidat bietet neben der Standard-Archer-Ausführung gleich sechs verschiedene Clippingformen, die auf diversen Dioden und einer LED basieren. Dass das Ganze schaltbar ist und das Pedal sogar einen DI-Out und eine Speakersimulation an Bord hat, klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

J.Rockett Audio Designs Archer Select Test

J.Rockett Archer Select – das Wichtigste in Kürze

  • Klon-Style Overdrive
  • 6 Clipping-Modes
  • alternativer Clipping-Mode per Fußschalter
  • Output-, Treble-, Gain- und Clipping-Mode-Poti
  • DI-Out mit GND-Lift und Speakersimulation

Das J.Rockett Archer Select erscheint in einem goldfarbenen Metallgehäuse

Das J.Rockett Archer Select orientiert sich farblich an der berühmten Vorlage und kommt in einem goldenen Metallgehäuse. Wie eigentlich alle JRAD-Produkte wirkt es extrem wertig und äußerst robust. Die Maße schlagen mit 111 x 75 x 45 mm (B x T x H) zu Buche, was den Overdrive minimal größer als andere Pedale des Herstellers macht. Die Oberseite beheimatet sämtliche Bedienelemente wie Potis für Output-Level, Gain und Treble, einen Drehschalter, einen kleinen Kippschalter sowie zwei Fußschalter. Der mit On/Off beschriftete aktiviert den Default Archer-Mode, bei dem man eine Mullard OA10 Diode hört. Betätigt man den „Clipping“-Fußschalter, wird auf die am Drehschalter eingestellte Diode gewechselt. Diese sind im Uhrzeigersinn:

1N270: Tayda Electronics Dioden.
1N695: ein russischer Diodentyp.
1N34A: der originale, von Bill Finnegan bis 2009 verwendete Typus,
D9B: ein verbreiteter russischer Diodentyp, der auch im Silver Archer verwendet wurde.
D9E: erneut eine russische Diode, die laut Kennern der original Gold-Klon-Diode am nächsten kommt und im Archer Ikon verwendet wird.
RED LED: ein LED-Transistor mit mehr Dynamik.

J.Rockett Audio Designs Archer Select Effektpedal
Fotostrecke: 7 Bilder Im J.Rockett Audio Designs Archer Select verbergen sich diverse Klon-Clones.

Die Anschlüsse sind an der Stirnseite als Ein- und Ausgang im 6,3-mm-Klinkenformat  zu finden. Dazu der Eingang für das optional erhältliche Netzteil, das den Archer Select mit 9 Volt füttern muss. An der linken Seite findet sich ein TRS D.I.-Anschluss, der mit einer analogen Speakersimulation belegt ist. Gegen Brummprobleme hilft der mittig auf der Pedaloberseite angebrachte Ground-Lift-Schalter. Die Unterseite ist fest verschraubt und da kein Batteriebetrieb vorgesehen ist, besteht außer zu Wartungszwecken hier kein Öffnungsbedarf. Der Archer Select kommt, wie die berühmte Vorlage, mit einem gepufferten Bypass.

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So wird der J.Rockett Archer Select getestet

Für die Soundfiles setze ich das Pedal direkt vor ein 73er Fender Bassman Top und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks. Um die Boost-Qualitäten des Pedals zu überprüfen, hänge ich den Archer Select vor einen stärker zerrenden Marshall Plexi. Zum Abchecken des DI-Outs wird das Pedal direkt mit meinem Audio-Interface, einer RME Fireface UFX, verbunden. Die verwendeten Gitarren sind eine Maybach Les Paul und eine Fender Stratocaster.

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Der Archer Select offenbart ab dem ersten Ton seine Klon-Verwandtschaft

Beim Anspielen mit mittleren Einstellungen fällt sofort die Klon-typische Zerrtextur und die sehr angenehme Mittenbetonung bei ca. 800 Hz auf. Der Zerrgrad reicht von einer dezenten Andickung des Sounds, der dabei nahezu clean bleibt, über einen schönen Break-Up bis hin zu satten, schmatzenden Classic-Rock-Overdrives. Der Grundklang ist stets extrem harmonisch und veredelt selbst bei minimalen Gainwerten jeden Amp. High Gain und Metal kann der Archer als Overdrive konstruktionsbedingt nicht, allerdings sind seine Qualitäten als Boost vor einem angezerrten Amp phänomenal, wodurch man singende Leadtones mit unendlichem Sustain gewinnen kann.

Bei höherem Gain zeigt der JRAD Archer Select seine Dioden-Vielfalt

Die zusätzlichen Clipping-Dioden entfalten von Natur aus ihre Wirkung, wenn das Gain erhöht wird. Das heißt, dass bei der Verwendung als Clean-Boost unterhalb der 9-Uhr-Marke der Unterschied zwischen den sechs Stellungen kaum wahrnehmbar ist. Bei hohem Gain bleiben die Unterschiede zwar immer noch eher subtil, aber kleine Nuancen in der Kompression, dem Sound und dem Spielgefühl sind dennoch wahrnehmbar. Am stärksten hebt sich hier die sechste Position, die RED LED, ab. Die kommt sehr offen, vollmundig und auch lauter als alle anderen. Position 2 klingt etwas Gain-ärmer, bedeckter und zurückhaltender in den Mitten, Position 1 und 3 offener in den Höhen bei etwas mehr Bassanteilen. Die Positionen 4 und 5 gehen in die Richtung der 2. Stellung, wirken aber minimal offener.

OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
12:0012:0012:00Off
Audio Samples
0:00
Pedal Off/On – Mid Setting – Standard Mode – Les Paul
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
13:0011:0015:00On1-6
Audio Samples
0:00
Mode Check – Les Paul
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
11:0012:0010:00On5
Audio Samples
0:00
Low Gain – Strat
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
13:0014:0014:00On4
Audio Samples
0:00
Medium Gain – Strat
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
12:0011:0016:00On6
Audio Samples
0:00
High Gain – Les Paul
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
12:0012:00Min-MaxOff
Audio Samples
0:00
Gain Pot Check – Les Paul
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
13:0014:0013:00On1
Audio Samples
0:00
Dynapick – Les Paul
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
14:0011:009:00On2
Audio Samples
0:00
Clean Boost – Strat
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
15:0011:0012:00On3
Audio Samples
0:00
Lead Boost vor verzerrtem Amp – Les Paul
Der Default Schaltkreis liefert den vertrauten Sound, wie man ihn aus dem Standard Archer kennt: dynamisch, mit einer tollen Zerrtextur und einer wundervollen Mittenanhebung.

Beim J.Rockett Archer Select sind im Default Mode zum Standard Archer keine Unterschiede auszumachen

Zum Abschluss hört ihr noch den DI-Out und einen Vergleich zum Standard Archer Modell. Die integrierte Speakersimulation ist eine nette Ergänzung des Pedals, allerdings sollte man hier keine Wunder erwarten. Das Ganze klingt etwas bedeckt und nasal, weshalb diese Verwendung sicherlich eher als Notlösung zu verstehen ist, falls auf der Bühne mal der Amp abraucht.
Im direkten Vergleich zum handelsüblichen Archer im silbernen Gehäuse sind für mich bei gleichen Einstellungen keine signifikanten Unterschiede auszumachen, die nicht auch auf die Spielweise oder Poti-Toleranzen zurückzuführen sein könnten. Insofern wurde das Versprechen, dass neben den sechs Clipping-Modes auch ein “normaler” Archer im Gehäuse steckt, absolut erfüllt.

OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
12:0014:0012:00Off
Audio Samples
0:00
Speakersim
OutputTrebleGainClipping SWClipping Mode
12:0012:0012:00Off
Audio Samples
0:00
Archer Select Archer Standard
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Der J. Rockett Audio Designs Archer Select vereint das Beste aus verschiedenen Klon Zentaur-Welten in nur einem Pedal. Der Default Schaltkreis liefert den vertrauten Sound, wie man ihn aus dem Standard Archer kennt: dynamisch, mit einer tollen Zerrtextur und einer wundervollen Mittenanhebung.  Aktiviert man den Select Switch, hat man Zugriff auf sechs weitere Optionen, deren Unterschiede sich jedoch nur bei höheren Gainwerten bemerkbar machen. Auch wenn die Unterschiede mancher Settings selbst dann noch klanglich eher subtil wirken, sind sie dennoch hör- und vor allem spürbar. Der DI-Out mitsamt Speakersimulation und GND-Lift ist eine tolle Dreingabe, für mich jedoch eher als Notnagel zu verstehen, da hochwertige Cabsims hier deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Ob man runde 400 Euro für die nuancierten Abstufungen zahlen will, muss jeder selbst entscheiden. Echte Klon-Fans wird das sicherlich nicht abschrecken. Andererseits ist der Preis, gemessen an den Optionen, der hohen Qualität und der Tatsache, dass hier verschiedene Archer-Auslegungen in einem Pedal vertreten sind, durchaus noch fair.

Der J. Rockett Audio Designs Archer Select liefert den original Archer-Sound plus 6 nuancierte Clipping-Modes.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • original Archer-Sound plus 6 nuancierte Clipping-Modes
  • dynamische Ansprache
  • herausragend als Boost vor dem angezerrten Amp
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • Klang der Cab-Simulation
Artikelbild
J.Rockett Audio Designs Archer Select Test
Für 370,00€ bei
  • Hersteller: J.Rockett Audio Designs
  • Name: Archer Select
  • Type: Overdrive-Pedal
  • Herstellungsland: USA
  • Regler: Output, Treble, Gain, Mode (6-fach Drehschalter)
  • Schalter: On/Off Fußschalter, Clipping Fußschalter, Ground-Lift-Schalter
  • Anschlüsse: In- & Output, DI Out (je 6,3 mm Klinke), Netzteileingang (9 V),
  • True Bypass: nein
  • Batteriebetrieb: nein
  • Abmessungen (L x B x H): 111 x 75 x 45 mm
  • Gewicht: 484 g
  • Ladenpreis: 399,00 Euro (April 2023)
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