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IK Multimedia Amplitube X-Gear X-Drive Test

Praxis

Für den Praxisteil wird der X-Drive vor einen unverzerrt eingestellten Sovtek MIG-50 geschaltet. Der Amp läuft über eine Marshall 4×12 Box (Celestion G12M), die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wird. Bei den Beispielen habe ich mich erst einmal an den Presets orientiert und diese nach Bedarf leicht modifiziert. Der Preset-Aufbau ist sehr gut strukturiert, ab Bank 3 werden die einzelnen Drive-Modelle vorgestellt, pro Bank immer eines, jeweils in drei unterschiedlichen Einstellungen auf den Speicherplätzen A, B und C. So erhält man sehr schnell einen guten Überblick, was alles im Kasten steckt. Hier erst einmal die Auswahl mit den verschiednen Overdrive- und Distortion-Modellen.

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Modern 1 (Les Paul) Modern 2 (Les Paul) Metal 1 (SG) Metal 2 (PRS Holcomb) Monarch 1 – Guitar Volume 7 > 10 (Les Paul) Monarch 2 (Les Paul) Cat 1 (Les Paul) Cat 2 (Les Paul) Orange 1 (Stratocaster) Orange 2 (Les Paul) Yellow 1 (Stratocaster) Yellow 2 (Esquire) Green 1 (Stratocaster) Green 2 (Stratocaster) Diode (Les Paul) Blue 1 – Anschlagsdynamik (Les Paul) Blue 2 (Les Paul)

Klar ist, dass der kleine rote Kasten eine ganze Menge an Sounds unter der Haube hat, und alle von guter Qualität. Zum einen sind die Charaktere der Originale bei den Nachbildungen der klassischen Overdrive/Distortion-Pedale recht authentisch getroffen, und auch die beiden anderen Modes Modern und Blue liefern amtliche Zerrsounds. Was den Zerrgrad anbetrifft, lässt sich das Ganze auf breiter Basis einstellen. Mit der Dreiband-Klangregelung ist man zudem etwas flexibler aufgestellt als bei den Originalen, die vielfach nur mit einem Tone-Regler ausgerüstet sind. Auch in puncto Dynamik und Klangtransparenz kann man mit dem X-Drive sehr gut arbeiten, vorausgesetzt, man hat ein Modell gewählt, das auch die Anschlagsdynamik entsprechend unterstützt. Aber bei den Blue-, Yellow- und Green-Modellen sieht das bei mittlerer Drive-Einstellung recht gut aus. Unter der Lupe betrachtet klingt der Zerrsound in den oberen Frequenzbereichen nicht ganz so harmonisch und warm wie ein analoges Boutique-Pedal (z. B. Okko Diablo, Vertex Ultraphonix) in der Preisklasse ab 200 Euro. Auch beim direkten Vergleich mit den Originalen sind schon klare Unterschiede vorhanden. Man weiß aber nie, welcher Big Muff zum Beispiel als Vorbild diente, denn bei den Pedal-Klassikern gibt es ja auch innerhalb der Serien große klangliche Unterschiede. Das Thema Direktvergleich mit den Originalen wird übrigens noch einmal in einem separaten Artikel aufgegriffen, da werdet ihr einiges im Vergleich zu hören bekommen. Als Nächstes sind die Booster an der Reihe, einmal der neutrale Booster (wenn man die Klangregelung neutral einstellt …) und dann der Treble Booster (H-Boost). Bei den Boostern ist der Gain-Regler nicht aktiv, die Boost-Funktion zum heißeren Anfahren der Vorstufe wird über den Volume-Regler justiert, aber die Klangregelung kann benutzt werden, was auch hier noch feinere Einstellungen als mit vielen herkömmlichen Boostern erlaubt. Die Beispiele gibt es immer mit dem Bypass-Signal vorab, damit man die Klangfärbung des Boosters etwas besser hören kann.

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Booster – Bypass > On (SG) H-Boost – Bypass > On (Les Paul)
Im IK Multimedia Amplitube X-Gear X-Drive steckt eine Menge an an Overdrive/Distortion/Boost- und Fuzz-Sounds.
Im IK Multimedia Amplitube X-Gear X-Drive steckt eine Menge an an Overdrive/Distortion/Boost- und Fuzz-Sounds.

Nun geht es zu den dreckigen Sounds, die Abteilung Fuzz ist angesagt und da sind fünf unterschiedliche Modelle am Start. Crush erzeugt einen eher kaputten Ton durch Bit-Reduktion bei hohen Gain-Settings, das Purple Modell liefert einen guten Hendrix-Sound im Stile des Roger Mayer Octavias und beim Fuzzace gibt es eine schöne kaputte Säge, die aber sehr gut auf das Volume-Poti an der Gitarre reagiert (Bsp. 4) und sich entsprechend entschärfen lässt. Hier sind die Beispiele mit den Fuzz-Sounds.

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Crush (Les Paul) Octo (Les Paul) Purple (Stratocaster) Fuzzace – Guitar Volume 10 > 5 (Stratocaster) Big-Fuzz 1 (SG) Big-Fuzz 2 (SG) Big-Fuzz 3 (SG)

Neben den sichtbaren Parametern, die über die Regler eingestellt werden können, sind noch ein paar weitere unter der Haube verborgen. Ich finde das prinzipiell sehr gut gelöst, denn man kommt wirklich recht schnell, wie bei einem normalen Overdrive auch, zu guten klanglichen Ergebnissen, indem man ein Drive-Modell auswählt und dann an den Reglern schraubt, bis der Sound passt. Meistens war es das auch schon, das konntet ihr in den vorangegangenen Beispielen hören. Ich habe die Presets lediglich leicht verändert, aber die verborgenen Parameter nicht angefasst. Das kommt jetzt. Für Klangtüftler ist das eine weitere große Bereicherung, vor allem, wenn man den Zerrsound noch etwas besser an das benutzte Equipment anpassen möchte. Vor allem der Parameter Color und die Auswahl der Mittenfrequenz lassen variationsreichere Klänge zu. Auch die Möglichkeit, den Tone Stack vor die Gainstufe zu positionieren, ist vor allem für höhenbetonte Breakup-Sounds ein ausgezeichnetes Werkzeug. Hier sind die klanglichen Auswirkungen bei unterschiedlichen Einstellungen des Color-Parameters und der Mittenfrequenz (Mitten sind stark angehoben).

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Big-Fuzz: Color 0 – 3,5 – 7 – 10 (SG) Orange: Mid Freq – 80 – 240 – 560 – 880 – 1360 – 5000 (Les Paul)

Es lässt sich mit den versteckten Parametern wirklich noch einiges einstellen. Das schöne daran ist, dass man nicht verwirrt wird von unzähligen Parametern – auf der Oberfläche ist alles wie immer bei Overdrives, und wer eintauchen möchte, der kann das tun. So werden beide Charaktertypen bedient: Der Spieler, der schnell zu Potte kommen möchte und der Schrauber, der das letzte Quäntchen an der hintersten Stellschraube noch ausprobieren möchte.
Die Cab-Simulation sehe ich persönlich eher wie den Ersatzreifen im Auto: Lange fahren möchte ich damit nicht, aber es ist beruhigend, einen dabei zu haben. Das bedeutet, dass der Sound nicht unbedingt berauschend ist, aber wenn der Amp mal die Biege macht, dann hat man die Cab-Simulation immer als Rettungsring dabei. Hier sind die vier Cab-Simulationen mit dem Yellow-Drive. Im ersten Beispiel hört ihr die gleiche Einstellung des Yellow Drive mit “richtigem” Amp und mikrofoniertem Cab.

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Yellow: Amp & Cab (Les Paul) Yellow: Cab Sim – 1, 2, 3, 4 (Les Paul)

Zum Abschluss gibt es den X-Drive noch im Bandkontext. Im Einsatz sind dabei eine Les Paul und eine Esquire.

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Amplitube X-Drive im Bandarrangement
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