Elektron Analog Heat +FX Test

Neben notwendigen Bauteil-Anpassungen bietet die neue Version des Elektron Analog Heat +FX auch gefällige Modernisierungsmaßnahmen. Der klassische Elektron-Master-Verzerrer wird damit durch zusätzliche digitale Effekte neu belebt – das plakative „+FX“ im Namen erklärt sich so von selbst. Ein besseres Display, erweiterte Modulationsmöglichkeiten sowie eine leicht überarbeitete analoge Verzerrerschaltung runden das Update ab. Doch wie klingt das Ganze, und für wen lohnt sich der Kauf? Wir finden es heraus!

Elektron Analog Heat +FX Test

Checkliste zum Kauf Elektron Analog Heat +FX Test

  • Bereits bekannt: 8 Verzerrermodelle (CHARACTER) mit feinerer Regelung der Drive-Parameter, 7-faches Multi-Mode-Filter + 2-Band-EQ
  • Zusätzliche digitale Effekte: Reverb, Delay, Chorus, Compressor, Bitcrusher, Tape-Wobble und Bass-Mono-Maker
  • Flexibler Signalfluss mit FLOW: digitale Effekte frei vor oder hinter analogen Block anordnen
  • Erweiterte Modulation: Drei LFOs, Modulationsmatrix und Envelope-Follower für kreative Soundgestaltung
  • Verbessertes Display: Größer, gestochen scharf und intuitiv animiert
  • 512 Speicherplätze: Viel Raum für eigene Presets

DETAILS

Design und Schnittstellen des Heat +FX

Der Elektron Analog Heat +FX bleibt grundsätzlich eine Multi-FX-Einheit in Desktop-Bauweise. Das robuste Metallgehäuse mit den Maßen 215 x 184 x 63 mm bietet auf großer Klinke symmetrische Stereo-Ein- und Ausgänge sowie einen Kopfhörerausgang.

Verpackungsinhalt
Zum Lieferumfang gehört ein Universal-Netzteil, ein USB-Kabel sowie Poster und Aufkleber

Ein 2-In/2-Out USB-Audiointerface ist ebenfalls verbaut, welches neben MIDI auch eine Steuerung über Plugin bzw. die Nutzung von Overbridge ermöglicht. Letzteres ermöglicht die Einbindung der Hardware als Plugin!

Analog: Bewährtes bleibt

Herzstück des Elektron Analog Heat +FX bleibt der „analoge Hitze-Block“, bestehend aus einem Verzerrer mit acht Geschmäckern, einem 7-fachen Multi-Mode-Filter und einem einfachen 2-Band-EQ. Die Reihenfolge der analogen Komponenten kann nicht verändert werden.

Die Verzerr-Variationen werden als CHARACTER bezeichnet und reichen dabei von leichten Andicken bis Heavy Fuzz. Neue Modelle sind nicht hinzugekommen. Im Direktvergleich mit dem Vorgänger haben sich aber besser aufgelöste DRIVE-Parameter gezeigt: wo die alte Heat zwischen leicht gezerrt und drastisch verzerrt schnell kippte, kann der Drive der neuen Heat+FX nun feiner reguliert werden.

Character Regler der Verzerrung
Zentralorgan der Zerrung: acht verschiedene Charaktere kennt der Elektron Multi-FX

Hinzukommt für den Drive ein eigener Level sowie auch Mix-Regler, um verzerrtes mit sauberen Signal zu mischen. Ebenfalls an Board: Ein Gate, um den teils drastischen Noise-Floor zu beschneiden.

Während man CLEAN BOOST, SATURATION und ENHANCE ohne Probleme auf volle Summen geben kann, wird es ab dem MID DRIVE deutlich spezieller bzw. drastischer – die Zerre wird extrem und der Frequenzgang eingeschränkt. Der Rest ist damit eigentlich nur noch was für gewisse Einzelsignale!

Digital: Mehr Flexibilität

Neu hinzugekommen sind zahlreiche digitale Effekte, die vor oder nach dem analogen Block frei angeordnet werden können. Der Signalfluss ist im Menü unter der Überschrift FLOW also flexibel konfigurierbar, was zusätzliche klangliche Möglichkeiten bietet und zum Experimentieren einläutet.

Großes Display mit Animation
Das Display ist größer und wunder-hübsch animiert. Ob sich das jemand Inspiration von TE geholt hat?

Ansonsten werden die Effekte mit den vier Encodern um den Display bedient, manche Effekte bieten sogar acht Parameter – entsprechend dann auf zwei Pages aufgeteilt. Geblättert wird mit dem Push-Encoder neben dem Display.

Viele der digitalen Effekte dürften Elektron-Jüngern bereits aus der Familiensaga bekannt sein, darunter DELAY, REVERB, COMP und CHORUS. BITS ist der Bitcrusher, hier mit eigenen, digitalen Filter. Spezieller ist der WARBLE, der mit Wow & Flutter das typische Leiern von Band bzw. Kassetten simuliert. Für den echten Lo-Fi-Charme gibt es natürlich auch zumischbares Knistern und Rauschen. Pragmatischer ist der BASS FOCUS, mit welchen uns Elektron auch noch einen Bass-Mono-Maker spendiert.

Die Modulation-Sektion wurde indes etwas erweitert: Die Modulationsmatrix, ein Envelope-Follower mit drei verschiedenen Triggern sowie drei LFOs sind übersichtlich im MOD-Menü zusammengefasst. Das erlaubt in Summe komplexe Remodulationen und kreative Klanggestaltung. Tap-Tempo und eine eigene MIDI-Clock unterstreichen die neue, musikalische Freiheit.

Bedienung und Display Analog Heat +FX

Das Display des Analog Heat +FX ist nicht nur größer, sondern auch deutlich besser lesbar. Die Benutzeroberflächen der Effekte sind mit liebevollen Grafiken animiert, was die Bedienung intuitiv und optisch ansprechend gestaltet. Und auch einen Bildschirmschoner gibt es, der nach Inaktivität das Display einfach abschaltet, sicherlich um das Einbrennen zu vermeiden.

Anschlüsse
Analoger Stereo-I/O plus Kopfhörer sowie zwei Control-Inputs gibt es per Klinke. MIDI gibt es auf DIN-Buchsen sowie USB. Via USB kann aber auch Audio übertragen bzw. das Overbridge-Plugin genutzt werden.

Hinzukommt eine üppiger Speicher für bis zu 512 Presets, was ungewöhnlich viel ist. Ungewöhnlich wenig sind hingegen die vorinstallierten Presets. Meine Unit zählte gerade einmal 20 Presets – ob das ab Werk so war oder jemand anders bewusst gelöscht hat – ich weiß es nicht. Besonders inspirierend empfand ich die vorhandenen Beispiele aber ohnehin nicht. Ebenfalls etwas nervig: nach dem Laden des Presets fliegt man aus dem Menü – einfach mal Presets “durch ballern” ist nicht.

Haptik und Workflow des Heat +FX

Der Elektron Analog Heat +FX punktet im Test durch eine intuitive Bedienbarkeit und schnelle Verständlichkeit. Die Verarbeitung entspricht dem gewohnt hohen Elektron-Standard: Potis und Encoder bieten ein angenehmes, präzises Feedback.

Gut gelöst: Digitale Effekte können sowohl vor der analogen Bearbeitung als auch nach dieser genutzt werden!

Besonders hervorzuheben ist die flexible Anpassung des Signalflusses mit FLOW, bei der digitale Effekte sowohl vor als auch nach dem analogen Block positioniert werden können. Ein nettes Extra sind die mitgelieferten Sticker und das Poster.

Viel’ Hochzeiten und ein DAW-less Fall

Grundsätzlich ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für den Elektron Analog Heat +FX: als Effektgerät für einzelne Signale oder Geräte, in der Summe bzw. im Master sowie als finaler Summen-Wandler im USB-Betrieb.

Auch als „analoges Plugin“ über Overbridge lässt sich das Gerät sinnvoll einsetzen. Besonders im Hinblick auf die zahlreichen Modulationsmöglichkeiten ist das Konzept äußerst interessant.

Der Signalfluss im Detail

Klanglich sollte angemerkt werden, dass mich der „analoge Sound“ jedoch nicht überzeugt. Der Drive ist an sich noch ganz okay, aber schon auch nicht besonders differenziert in den Charakteren – die Filter klingen allesamt nicht gut, eher billig oder gar spitz. Die Wandler sind ebenfalls nicht unbedingt “Avantgarde”.

Der, durchaus auch finanzielle, Aufwand – insbesondere für ein “Hardware-Plugin” – erscheint mir damit etwas überzogen, selbst wenn die Hands-on-Haptik und der allgemeine Fun-Faktor zweifellos Pluspunkte sind. Im Video beschränke ich mich deshalb auch auf den Charakter des Drive – u like it or not.

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Mehr Informationen

Viele Softwarelösungen bieten m.E. klanglich mit Plugins bereits ein griffigeres Erlebnis. D16, Soundtoys oder auch der Michelangelo EQ, falls es etwas filigraner sein darf, fallen mir da sofort ein.

Master or Servant – Für wen lohnt sich der Elektron Analog Heat +FX?

Es bleibt, die DAW-less-Konzepte zu erörtern, bei denen klar der Master-FX-Gedanke im Vordergrund steht. Betrachtet man typische Elektron-Setups, wird dies deutlich: Egal, welche Maschinen am Anfang des Signalwegs stehen, gemischt wird oft final im OCTATRACK.

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Dahinter empfiehlt sich für alle treuen Elektronauten nun die Heat mit +FX als „analoger Unruhestifter“ und Gesamt-FX. Die ersten drei Verzerrer-Modelle sind hierfür durchaus prädestiniert – der Rest wird, wie bereits erwähnt, zu extrem und reduziert vor allem Bass und Höhen zu stark.

Heat Filter
Nice to have aber doch langweilig im Sound: Das analoge Filter der Heat +FX.

Viele der neuen digitalen Effekte machen meiner Meinung nach auf der Summe aber wenig Sinn, selbst wenn beispielsweise der Reverb verschiedene Einbindungsvarianten wie Send, Return oder Mix bietet. Leider klingt auch er nicht überzeugend und wird schnell metallisch – wie in den Audiobeispielen eindeutig zu hören ist.

Audio Samples
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Trigon-6 Clock Raiser – DRY Trigon-6 Clock Raiser – “Magnetic Dreamz” Schmidt Poly Pan-Mod – DRY Schmidt Poly Pan-Mod – No Drive just +FX Roland S-1 Hard Pad – DRY Roland S-1 Hard Pad – “Dancing Haze” Roland J-6 Naughty Bass – DRY Roland J-6 Naughty Bass – “Cartdrige Oxide” Simple Synth – Metallic Reverb Techno – All Filters

Eine gelungene Ausnahme ist der Bass-Enhancer, dessen Funktion, Bässe mono zu erzwingen, den Master-FX-Gedanken unterstreicht. Ein echter Pump-Comp, Limiter, MaxBass oder Ähnliches fehlt jedoch auch. Die meisten anderen „digitalen“ Effekte dürften Besitzern anderer Elektron-Geräte bekannt sein und an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden können.

Elektron Analog Heat +FX – to gain or not

Positiv hervorzuheben sind die Anpassungsmöglichkeiten von Input und Output. Dennoch zeigt sich im Studiobetrieb, dass die Heat zur Pegelsenke wird und Signalstärke einbüßt, wenn die Effekte sauber ausgesteuert werden sollen. Andernfalls besteht die Gefahr, das Gerät intern zu übersteuern.

Auffällig ist dabei auch, dass nur ein Effekt wirklich problematisch werden kann: der Clean Boost. Hier kann es unter Umständen tatsächlich zu extremen Lautstärken kommen. Der Rest der Effekte verhält sich hingegen unkritisch – auch im Live-Betrieb.

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Mehr Informationen

Elektron Analog Heat +FX Test – FAZIT

Mit dem Elektron Analog Heat +FX erhält der hippe, analoge Verzerrer ein modernes Upgrade. Zusätzliche digitale Effekte, ein besseres Display, überarbeitete Modulationsmöglichkeiten sowie eine durchaus feinere Regelung der Drive-Parameter machen ihn vielseitiger denn je. Der Analog Heat +FX richtet sich damit an (Live-)Soundtüftler, Elektron-Fans und Techno-Produzenten, die eine flexible Multi-FX-Lösung suchen. Ob als Master-FX im Live-Setup, analoger Pinsel im Studio oder gar als reiner “Plugin Unruhestifter” in Verbindung mit Overbridge – Elektron Heat +FX bietet vielseitige Einsatz-Möglichkeiten. Sein “analoger Klang” bleibt allerdings auch etwas Geschmackssache. Wer auf „richtig fetten“ Sound steht, könnte tatsächlich bei anderen, reinen Software-Lösungen besser aufgehoben sein. Trotzdem überzeugt das Gerät durch seine Hands-on-Bedienung und den typischen Elektron-Workflow – ein echter Allrounder für den betuchten Elektron-Liebhaber!

Features

  • Desktop-Gerät mit robustem Metallgehäuse (215 x 184 x 63 mm)
  • Symmetrische Stereo-Ein- und Ausgänge (Klinke), Kopfhörerausgang
  • USB-Audiointerface (2 In/2 Out) mit Overbridge-Unterstützung
  • 8 Verzerrermodelle (CHARACTER) von leichtem Andicken bis Heavy Fuzz
  • 7-faches Multi-Mode-Filter + 2-Band-EQ
  • Feinere Regelung der Drive-Parameter
  • Mix-Regler für sauberes und verzerrtes Signal
  • Noise-Gate zur Reduktion des Grundrauschens
  • Flexible Anordnung der digitalen Effekte (vor oder nach dem analogen Block)
  • Effekte: Delay, Reverb, Chorus, Compressor, Bitcrusher, Warble (Wow & Flutter), Bass Enhancer
  • Einfache Bedienung über Encoder und übersichtliches Menü
  • Modulationsmatrix mit drei LFOs und Envelope-Follower
  • Hochwertige Potis und Encoder mit präzisem Feedback
  • Animiertes Display für stylische Effektnutzung
  • PREIS: 919 € (Straßenpreis am 22.Januar 25)
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