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Yamaha P-105 Test

Das Yamaha P-105 trägt seine Bestimmung bereits in der Modellbezeichnung, steht doch das „P“ für „portable“. Mit einem Preis von 649 Euro ist es nach dem P-35 das zweitgünstigste Yamaha-Modell mit Hammermechanik. Es lässt sich durch seine leichte und kompakte Bauweise bequem transportieren, kann aber auch mit einem optionalen Holzunterbau verschraubt werden. Der Urvater P-80 erfreute sich bereits vor über zehn Jahren großer Beliebtheit und galt lange Zeit als Standard mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Kann das P-105 diese Erwartungen erfüllen?

Das transportable Yamaha P-105 ist vor allem für die Bühne interessant. Den Unterbau können wir nicht wirklich empfehlen.
Das transportable Yamaha P-105 ist vor allem für die Bühne interessant. Den Unterbau können wir nicht wirklich empfehlen.

Details

Gehäuse

Dass es sich beim Yamaha P-105 nicht um ein Premium-Produkt handelt, offenbart schon der erste Eindruck. Das mattschwarze Kunststoffgehäuse mit seiner schnörkellosen Beschriftung ist zwar anständig verarbeitet, wirkt aber nicht besonders hochwertig und ist offensichtlich das Resultat einer radikalen Preiskalkulation. Erfreulich ist allerdings, dass das Instrument sehr schlank und handlich ist, was man beim Transport zu schätzen wissen wird. Mit einem Gewicht von gerade mal 11,7 kg scheint es geradezu prädestiniert für den mobilen Einsatz zu sein. Interessant ist das P-105 also für Musiker, die ein günstiges Instrument für die Bühne suchen oder häufig an unterschiedlichen Orten proben, üben oder unterrichten wollen. Auch im Wohnzimmer nimmt es mit seinen geringen Ausmaßen denkbar wenig Platz ein.
Zum Lieferumfang gehören ein Sustain-Pedal und ein Notenständer. Das ist zwar eine nette Geste des Herstellers, aber auch hier bemerkt man den Sparzwang. Das labbrige Plastik-Pult erweckt nicht besonders viel Vertrauen, sodass man ihm einen schweren gebundenen Notenband nicht unbedingt zumuten möchte. Auch das Sustain-Pedal ist eher ein Provisorium. Den billigen Fußtaster, der leicht wegrutscht und kaum Widerstand hat, wird man schnell durch ein richtiges Sustain-Pedal ersetzten wollen.
Dies erübrigt sich allerdings, wenn man die optionale Einheit mit Soft-, Sostenuto- und Haltepedal dazukauft, die man mit dem ebenfalls separat erhältlichen Holzunterbau kombinieren kann. Für das Gestell werden 114 Euro fällig, für die Pedaleinheit noch mal 67 Euro. Damit ist man dann schon über dem Preis des günstigsten Yamaha Arius-Modells, weshalb man gut abwägen sollte, ob der Unterbau und die Pedaleinheit eine notwendige Anschaffung sind. Beeinflusst werden könnte die Entscheidung auch dadurch, dass das Design der Pedaleinheit ein echtes Desaster ist. Selbst wenn es in der Natur der Sache liegt, dass Pedale mit Füssen getreten werden: Warum Yamaha diese hässlichen grauen Plastik-Stümpfe verbaut, bleibt ein großes Rätsel.
Zu guter Letzt sollte auch erwähnt werden, dass der Unterbau bei unserem Testgerät ziemlich wackelig war. Das spricht nicht unbedingt für die Verarbeitungsqualität der Spanplatten-Konstruktion. Sowohl das Piano als auch der Unterbau und die Pedaleinheit sind übrigens auch in einem matt-weißen Finish erhältlich.

Fotostrecke: 3 Bilder Das P-105 mit optionalem Unterbau und 3-fach-Pedaleinheit

Bedienfeld

Oberhalb der Tastatur haben ein Lautstärke-Fader und 15 schlanke Buttons Platz gefunden. Diese sind silbrig-grau beschriftet und teilweise mit roten oder grünen LEDs versehen. Die schlichten Taster vermitteln nicht gerade die edelste Haptik und wirken sehr zweckmäßig. Sieben Buttons dienen zur Klangauswahl, die 14 verschiedenen Sounds können mittels Doppelklick angewählt werden. Auch das Metronom und der eingebaute Recorder haben dedizierte Bedienelemente. Für einige Funktionen wurde das Gehäuse am oberen Rand der Klaviatur beschriftet, damit man mit bestimmten Tastaturbereichen direkteren Zugriff auf die Auswahl von Taktarten, Tempi oder Begleit-Rhythmen hat. Das ist nicht unbedingt hübsch, aber durchaus praktisch.

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei Kopfhörerausgänge befinden sich vorne links

Anschlüsse

Das P-105 zeigt sich vergleichsweise anschlussfreudig, ist es doch eines der wenigen Geräte in dieser Preisklasse, die über Stereoausgänge in Form von zwei 6,3-mm-Klinkenbuchsen verfügen. Damit kann man das Instrument an eine größere Beschallungsanlage anschließen, was die Bühnentauglichkeit unterstreicht. Auf der Rückseite finden sich darüber hinaus die Anschlüsse für das 12V-Netzteil, das Sustain-Pedal, die optionale Pedaleinheit sowie die USB-Buchse, mit der man das Piano als MIDI-Keyboard an einen Computer anschließen kann. Mit einer herkömmlichen MIDI-Schnittstelle oder einem Audioeingang kann das P-105 nicht dienen. Praktischerweise vorn links unterhalb der Tastatur sind die beiden Kopfhöreranschlüsse platziert, die ebenfalls als 6,3-mm-Klinken ausgeführt sind.

Lautsprecher

Das eingebaute Lautsprechersystem verfügt über vier Speaker. Zwei Membranen mit 5 cm Durchmesser verbergen sich auf der Oberseite hinter metallenen Lochblenden, zwei weitere Membranen mit 12 cm Durchmesser sind hinter Kunststoffgittern auf der Unterseite angebracht. Mit einer Ausgangsleistung von 2 x 7 Watt kann man den Lautsprechern schon einiges an Klang entlocken, und in Anbetracht des kompakten Gehäuses liefern sie mehr Sound, als man auf den ersten Blick vermutet. Auch wenn man von Membranen dieser Größe keine Wunder erwarten darf, reicht doch die Leistung für den Hausgebrauch locker aus. Für alles Weitere gibt es ja die Stereoausgänge oder die Kopfhöreranschlüsse.

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Praxis

Tastatur

Im P-105 wird die “Graded Hammer Standard”-Tastatur verbaut. Diese 88-tastige Hammermechanik simuliert das Spielgefühl eines echten Flügels unter anderem dadurch, dass die Tasten im Bassbereich etwas schwerer gewichtet sind als im Diskant, auch wenn dieser Effekt eher subtil spürbar ist. Die Anschlagdynamik lässt sich in drei Stufen anpassen. Ein schönes Detail ist die rote Filzleiste, die am Übergang zwischen Tastatur und Gehäuse sitzt und der äußerlich makellosen Tastatur noch ein wenig mehr Wertigkeit verleiht. Schön ist auch, dass die Abstände zwischen den glatten Kunststofftasten sehr gleichmäßig sind und man Unebenheiten auf der Klaviatur vergeblich sucht. Das Spielgefühl ist insgesamt sehr angenehm, wenngleich die Abstimmung für meinen Geschmack etwas straffer und direkter sein könnte. Für einen Einsteiger ist das weniger relevant, denn im Großen und Ganzen lässt sich die Klaviatur des P-105 ausdrucksstark und dynamisch bespielen. Führt man sich dann noch den Preis und das Gewicht des Instruments vor Augen, kann man die Mechanik durchaus als gelungen bezeichnen.

Klänge

Dem P-105 wurden insgesamt 14 Klangfarben eingepflanzt, die sich mit sieben Buttons auswählen lassen. Das ist denkbar einfach und sehr übersichtlich. Nur zwei der 14 Sounds sind dem akustischen Flügel vorbehalten, die übrigen zwölf Klangfarben umfassen E-Pianos, Orgeln, Vibraphone und Cembalo sowie Strings und Bässe. Upright-Pianos sind leider nicht zu finden. Der Klavierklang wird mit Yamahas Pure-CF-Soundengine erzeugt und beruht auf Samples, die sich 128-stimmig polyphon spielen lassen. Das sollte selbst für ambitioniertes Spiel mit viel Pedaleinsatz reichen.
Der Klaviersound ist ausgewogen und klar, mit der Brillanz und Durchsetzungskraft, die man von Yamaha gewohnt ist. Spektakulär klingt der Flügel zwar nicht, aber wirklich etwas aussetzen kann man an ihm auch nicht. Die Soundqualität ist guter Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger. Die Klangerzeugung kann mit Dämpferresonanzen und Halbpedalerkennung aufwarten, Pedalgeräusche und ähnliche Details gibt es im P-105 allerdings nicht. Das kann man von einem Piano dieser Preiskategorie aber auch nicht erwarten. Auch die Tatsache, dass man bei langen, liegenden Tönen mitunter die Loops hört, kann man einem Instrument in dieser Klasse nicht verübeln. Für den Einstieg in die Welt des Klavierspielens sollte der Klavierklang unseres Testkandidaten allemal genügen.

Audio Samples
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Piano 1 (Line Out) Piano 1 (Mikrofone) Piano 2 (Line Out) Piano 2 (Mikrofone)

Unter den weiteren 12 Klangfarben finden sich vier E-Pianos, die dem DX7, dem Rhodes und dem Wurlitzer nachempfunden sind. Dieses Sounds sind zwar nicht herausragend realistisch, aber immerhin ausdrucksstark spielbar. Als Reminiszenz an die Hammond B3 verfügt das P-105 über eine Jazz- und eine Rockorgel. Ein nettes Detail ist der Leslie-Effekt, der sich mit dem Pedal in der Geschwindigkeit regeln lässt – keine Selbstverständlichkeit bei einem Gerät in dieser Preisklasse. Die Kirchenorgel erfüllt ihren Zweck, das Vibraphon vermag zu überzeugen. Das Cembalo und die Strings sind nette, wenn auch nicht unverzichtbare Dreingaben. Ein E-Bass und ein Kontrabass bilden den Abschluss. Hier sind also keine Überraschungen vorprogrammiert.

Audio Samples
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E-Piano (Line Out) E-Piano (Mikrofone) Orgel (Line Out) Vibes (Line Out)

Das P-105 bietet einen Hall-Effekt, der sich in vier Abstufungen zum Sound hinzufügen lässt. Auch einen Split- und Layer-Modus kennt das Instrument. Damit kann man beispielsweise den Streichersound unter ein Piano legen oder die Tastatur links mit einem Bass und rechts mit einem Klaviersound versehen. Zu Unterrichtszwecken kann man außerdem die Tastatur in zwei Abschnitte mit gleichem Tonumfang unterteilen.

Weitere Funktionen

Neben den 14 Demosongs und den implementierten 50 klassischen Klavierstücken verfügt das P-105 über einen Recorder, der ein Stück mit maximal zwei Spuren als MIDI-File aufzeichnen, abspielen und exportieren kann. Auch ein Metronom mit Einstellmöglichkeiten für Taktarten und Lautstärke ist vorhanden.
Als Extra-Features hat man sich bei Yamaha zwei kleine Besonderheiten einfallen lassen. Zum einen gibt es zehn verschiedene Begleitrhythmen wie beispielsweise Bossanova oder Swing, die beim Üben vielleicht mehr Spaß machen als ein trockenes Metronom.  

Audio Samples
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Style

Zum anderen gibt es im P-105 zehn so genannte “Pianist-Styles”, die wie ein Arranger-Keyboard die gedrückten Akkorde in Begleitrhythmen verwandeln, etwa im Stile eines Blues oder Marschs. Das mag kurz für Unterhaltung sorgen, unterm Strich finde ich die Funktion allerdings etwas halbgar und im Gegensatz zu den oben erwähnten Begleitrhythmen eher überflüssig.

Bedienung

Das P-105 lässt sich sehr einfach bedienen. Für den Großteil der Grundfunktionen gibt es Taster auf der Gehäuseoberfläche, sodass man die Sounds direkt anwählen kann und das Metronom und den Recorder im direkten Zugriff hat. Die zusätzliche Beschriftung der Klaviatur hilft beim Einstellen von Metronom-Tempi oder Lautstärkeverhältnissen. Auch die verschiedenen oben genannten Styles sind mit der Tastatur in Verbindung mit der Funktionstaste anwählbar. Das lässt das Fehlen eines Displays in den Hintergrund treten und erspart im Zweifelsfall den einen oder anderen Blick in die Bedienungsanleitung.

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Fazit

Als günstiges Stagepiano macht das Yamaha P-105 eine gute Figur und punktet mit einer anständigen Tastatur, praktischen Lautsprechern und soliden Sounds in einem handlichen und leichten Gehäuse. Auch die Stereoausgänge rücken den Fokus des Instruments in Richtung Bühne. Kleine Abstriche muss man bei der Verarbeitung machen, denn das geringe Gewicht und der niedrige Preis sind auch das Resultat einer Kosten sparenden Kunststoff-Bauweise. Das optionale Holzgestell, das das P-105 in ein Heimpiano verwandelt, können wir aufgrund des fragwürdigen Pedal-Designs und der etwas kippligen Konstruktion nicht uneingeschränkt empfehlen. Stattdessen überzeugt das P-105 als transportables Instrument mit einem durchsetzungsfähigen Klavierklang und vergleichsweise umfangreichen Anschlussmöglichkeiten mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis – so wie schon sein Urvater P-80.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • leicht und transportabel
  • gute Tastatur mit graduierter Gewichtung
  • Stereoausgänge
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • mitgeliefertes Sustainpedal ist nur ein Provisorium
  • Plastikgehäuse vermittelt keine edle Haptik
  • Notenpult wirkt instabil
Artikelbild
Yamaha P-105 Test
Für 585,00€ bei
Das transportable Yamaha P-105 ist vor allem für die Bühne interessant. Den Unterbau können wir nicht wirklich empfehlen.
Das transportable Yamaha P-105 ist vor allem für die Bühne interessant. Den Unterbau können wir nicht wirklich empfehlen.
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