Yamahas recht erfolgreiche Stagepiano-Serie, die P-Familie, bekommt ein neues Oberhaupt – das P-155. Verdoppelte Polyphonie, neue Pianosamples und ein USB-Anschluss sind die entscheidenden Neuerungen. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder.
Ansonsten setzt Yamaha sein erfolgreiches Konzept fort und konzentriert sich aufs Wesentliche: Unauffällige Eleganz ohne viel Schnickschnack, sehr gute Klaviersounds und eine gewichtete „Graded-Hammer“ Tastatur. Doch die Konkurrenz ist hart im Stagepiano-Gewerbe. Schauen wir, wie sich das P-155 gegenüber seinen Mitstreitern behauptet.
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Drei Farben
Das Yamaha P-155 gibt es in drei Geschmacksrichtungen: ein schwarzes Kunststoffgehäuse, kombiniert mit dunklem Ebenholz oder rötlichem Mahagoni, und ein silbernes Gehäuse, kombiniert mit hellem Kirschholz. Egal welches Design man wählt, das Stage-Piano macht stets eine gute Figur. Mit knappen 18 Kg ist es nicht allzu schwer und macht dennoch einen sehr „handfesten“ Eindruck. Nichts ist schlimmer, als beim Spielen ein wackeliges Plastikteil unter den Fingern zu haben. Das P-155 scheint hier ein robuster Partner zu sein, der einige Fortissimo-Attacken übersteht. Wie auch schon beim Vorgänger Yamaha P-140, spricht die schwergewichtete bis schwergängige Graded Hammer Tastatur des P-155 mehr den klassischen, an Flügelmechaniken gewohnten Pianisten an. Für Pianisten aus dem Pop-Bereich gibt es hier aber -für meine Begriffe- bessere Alternativen. Zum Beispiel das Roland FP-7, das ich selbst besitze und schätze. Aber das ist ja auch Geschmackssache! Yamaha äußern sich auf ihrer Website wie folgt dazu: “Whether you’re practicing at home or away, performing solo or in a band, the Yamaha P-155 digital piano offers professional quality sound with our legendary piano touch.”
Ein Home- und Stagepiano also. Mit seinen eingebauten Lautsprechern empfiehlt es sich natürlich für den Heimgebrauch, insbesondere in Verbindung mit dem optionalen Ständer L-140 (siehe Bild unten). Aber auch auf der Bühne wird es eine gute Figur machen.
Lautsprecher Äußerlich besticht das Piano durch Schlichtheit und großzügige Flächen. Die 2×12 Watt Lautsprecher befinden sich unauffällig auf der Rückseite des Gerätes, sowie als schmale Schlitze oberhalb der Tastatur. Gegenüber den kleinen 6 Watt Boxen vom Yamaha P-140 klingen diese unten herum natürlich wesentlich voller. Wirklich gerecht werden sie den Feinheiten der Flügelsamples aber dennoch nicht. (Ein Problem, das wohl alle Digital-Pianos haben.) Die Bedienelemente bestehen zum größten Teil aus schmalen Tastern mit grauer Beschriftung. Neu ist der Volumenregler linksseitig der Tastatur in Form eines handlichen Drehpotis.
Oberhalb der Tastatur liegen von links nach rechts die Taster für die Sequenzer- und Metronomeinstellungen sowie Load/Save-Funktionen für einen anschließbaren USB-Stick.
Bedienung
In der Mitte findet man eine bescheidene aber völlig ausreichende LED-Anzeige. Rechts davon parken acht Taster für die Soundanwahl und gleich nebenan die Editiermöglichkeiten für Brillanz, Reverb, Effekte und Anschlagsempfindlichkeit. Mit Einschränkungen also ein Konzept der Gattung „Pro-Funktion-eine-Taste“, was bei den wenigen Features des P-155 ja auch sinnvoll ist.
Anschlüsse
An Anschlussmöglichkeiten sind vorhanden: MIDI In/Out, Sustain- und Auxpedal, Stereo Out (im Gegensatz zum Yamaha P-140 glücklicherweise als Klinke) sowie zwei (!) Kopfhörerausgänge an der Vorderseite.
Ein Mangel, den ich beim Test des Yamaha P-140 noch beanstandet habe, ist erfreulicherweise behoben: Die Lautstärke der rückseitigen Ausgänge lässt sich nun mit dem Volumenpoti regeln. Vollständig glücklich hätte mich ein zusätzlicher Schalter zum Ein- und Ausschalten der internen Boxen gemacht. Milde stimmt mich wiederum die im Lieferumfang enthaltene Notenablage und das Sustainpedal.
Und wer möchte, kann sich sein P-155 auf den optionalen Ständer L-140 im dazu passenden Design stellen.
Yamaha P-155 mit optionalem Ständer L-140
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Sounds
Die Samples des Flügelklangs stammen von Yamahas großem Konzertflügel CFIIIS. Neu ist dabei der 4fache Layer pro Taste (beim Yamaha P-140 sind’s nur 3), der dynamische Nuancen besser wiedergeben soll. Und tatsächlich: Für meine Ohren erscheint der Klaviersound etwas natürlicher und macht einen weniger komprimierten Eindruck. Als Presets bietet Yamaha zwei Flügelklänge an, von denen der erste etwas wärmer und weicher klingt, der zweite recht brillant und durchsetzungsfähig. Beide Sounds sind durchaus überzeugend, was auch an den gut klingenden Key-Off und Sustain-Samples liegt. Deren Anteil ist ebenso wie die Brillanz (grob unterteilt in bright, normal und mellow) regelbar. Spezialisten und Liebhaber historischer Aufführungspraxis können außerdem zwischen sieben verschiedenen Stimmungen wählen.
Bei den E-Pianos hat sich leider keine Verbesserung eingestellt. Neben der FM-Variante ist eine nicht weniger uncoole Rhodessimulation zu hören. Ansonsten gibt es die üblichen Verdächtigen wie Strings, Cembalo, Clavinet, Vibraphon, Bässe, Gitarre, Jazz- und Kichenorgel. Die typischen Digital-Piano Giveaways. Sie sind überwiegend als mittelmäßiger Standard einzuordnen und dürften wohl eher recht selten eingesetzt werden. Die Streicher fallen qualitativ sogar im Vergleich zu Konkurrenzprodukten deutlich ab! Allein Cembalo und Church Organ heben sich positiv ab. Dem Cembalo-Sound kommen dabei vor allem die Note-Off Samples zu gute, die das Abklingen der Saiten und das Geräusch der zurückschnappenden Kiele wiedergeben.
Im Split- und Dualmodus können zwei dieser Sounds gleichzeitig gespielt werden.
Audio
Samples
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Grand Piano 1Grand Piano 2E-Piano 1E-Piano 2Church OrganCembalo
Yamaha P-155 S: Silver Cherry
FX Als Effekte stehen vier Halltypen (Room, Hall 1, Hall 2, Stage), sowie Chorus, Phaser, Tremolo und Rotary Speaker zur Verfügung. Der Hall klingt sehr ordentlich und sein Reverb-Anteil ist mit den Plus/Minus Tastern bei gleichzeitig gedrückter Effekt-Taste regelbar. Die anderen Effekte Chorus, Phaser, Tremolo und Rotary Speaker ordne ich der Kategorie „brauchbares Giveaway“ zu. Das Clavinet gewinnt zwar in Kombination mit dem Phaser etwas an “funkyness”, aber große Begeisterung fühlt sich anders an. Ein Manko der FX-Sektion ist, dass man jeweils nur die Mixverhältnisse der einzelnen Effekte und nicht ihre Parameter bearbeiten an. Insbesondere beim Tremolo hätte ich mich mir dies in bezug auf seine Geschwindigkeit gewünscht!
Pedal Interessant sind noch die Pedalmöglichkeiten. Neben dem Sustain-Pedal, was sogar mit Halbpedaleffekt ausgestattet ist (man also wie beim echten Klavier den dämpfenden Filz auch nur leicht auf die Seiten legen kann), bietet das Aux-Pedal Möglichkeiten zur Volumenregelung, Steuerung des Song-Players, sowie zur Flügel üblichen Leise- und Sostenuto-Pedalsimulation.
Weitere Funktionen Doch das P-155 kann sogar noch ein bisschen mehr, als nur Töne spucken. So sind als zusätzliche Features etwa 50 Preset-Songs mit an Bord, die sich als Übungshilfe verwenden lassen. Hier kann man beispielsweise die linke und rechte Hand der Stücke stumm schalten und dann selbst dazu spielen. Das Tempo der Werke (ausschließlich aus der klassischen Klavierliteratur und leider nicht als Noten im Lieferumfang enthalten!) lässt sich frei einstellen und sogar eine A-B-Wiederholfunktion zum Üben schwieriger Stellen ist mit dabei. Außerdem sind das Metronom und ein zweispuriger MIDI-Sequenzer zu erwähnen. Mit dem Sequenzer lassen sich insgesamt drei MIDI-Songs aufnehmen und abspielen, mehr Funktionen bietet er aber nicht. Es handelt sich um einen simplen MIDI-Recorder. Neu ist allerdings die Möglichkeit, diese Songs per USB-Anschluss extern als MIDI-Files abzuspeichern. Natürlich lassen sich so auch MIDI-Files laden. Andere Formate aber bleiben dem P-155 leider verschlossen.
Yamaha P-155 B: Black Ebony
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Fazit
Fassen wir also zusammen: Die Flügelsamples klingen super und die bloße Existenz der internen 12 Watt Boxen ist lobenswert! Eine echte Verbesserung zum Yamaha P-140. Die Graded Hammer Tastatur ist eindeutig an Flügelmechaniken angelehnt: für den klassischen Pianisten genau das richtige, für den Pop-Keyboarder unter Umständen zu schwergewichtet. Der USB-Anschluss ist an sich eine sinnvolle Erweiterung, ist aber als reiner MIDI-Datenträger meiner Meinung nach zu kurz gedacht. Angesichts der großen Konkurrenz auf dem Stagepiano/Homepiano-Markt, wird es für das P-155 kein Spaziergang sein, sich durchzusetzen. Der größte Kontrahent ist dabei wohl der oben genannte kleine Bruder.
Das P155 hat einen schönen Klang, ist aber sehr schwergängig zu spielen. Ich habe das Instrument wieder zurückgegeben, bin bei schnellen Läufen nicht damit klar gekommen
Das Piano besitzt sehr gute Klavierklänge und die Tastatur habe ich mit Wohlwollen gespielt. Ein Nachteil, den die P-Serie noch immer hat ist, daß man bei gelayerten Sounds die Lautstärkeverhältnisse nicht direkt über Anwahltaster einstellen kann. Hier muß man sich erst im Menü vorwärtssteppen, was im Livebetrieb für mich ein k.O.-Kriterium darstellt. Und die Lautsprecher lassen sich nur abschalten, wenn man in die Kopfhöhrerbuchse eine Klinke steckt. Hier wäre ebenfalls eine Verbesserung angebracht.
@ Marc... U saved my day :-) Och Gottele. P-155 "schwer zu spielen" - wieder zurückgegeben - Wenn es DREI mal so schwer gewichtet wäre, würde ich es denen wieder an den Kopf schmeißen - weil es dann immer noch zu luschig für einen echten Pianisten wäre! -- Bitte verzichtet darauf, andere User pauschal zu beleidigen! (Anm. Red.) --
Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb sich KORG so eine geile Chance entgehen lässt, und stattdessen so einen Schmarrn macht. Ich hab das Yamaha P-105 gekauft und bin fassungslos, wie gut es ist. Eigentlich müsste es 2000€ kosten. Kostet aber nur 650€. Und das ist doch genial... Soviel verdien' ich in einer Stunde auf der Bühne ;-)
Was nutzt die Halbpedalfunktion, wenn nur ein einfaches Pedal im Lieferumfang enthalten ist ? Leider ist der Testbericht recht oberflächlich ausgefallen.Schade.
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mark sagt:
#1 - 10.07.2011 um 03:06 Uhr
Das P155 hat einen schönen Klang, ist aber sehr schwergängig zu spielen. Ich habe das Instrument wieder zurückgegeben, bin bei schnellen Läufen nicht damit klar gekommen
Haase sagt:
#2 - 30.10.2011 um 22:18 Uhr
Das Piano besitzt sehr gute Klavierklänge und die Tastatur habe ich mit Wohlwollen gespielt. Ein Nachteil, den die P-Serie noch immer hat ist, daß man bei gelayerten Sounds die Lautstärkeverhältnisse nicht direkt über Anwahltaster einstellen kann. Hier muß man sich erst im Menü vorwärtssteppen, was im Livebetrieb für mich ein k.O.-Kriterium darstellt. Und die Lautsprecher lassen sich nur abschalten, wenn man in die Kopfhöhrerbuchse eine Klinke steckt. Hier wäre ebenfalls eine Verbesserung angebracht.
valeska brutalkovic sagt:
#3 - 23.04.2013 um 05:06 Uhr
@ Marc... U saved my day :-) Och Gottele. P-155 "schwer zu spielen" - wieder zurückgegeben - Wenn es DREI mal so schwer gewichtet wäre, würde ich es denen wieder an den Kopf schmeißen - weil es dann immer noch zu luschig für einen echten Pianisten wäre!
-- Bitte verzichtet darauf, andere User pauschal zu beleidigen! (Anm. Red.) --
valeska brutalkovic sagt:
#4 - 23.04.2013 um 05:16 Uhr
Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb sich KORG so eine geile Chance entgehen lässt, und stattdessen so einen Schmarrn macht. Ich hab das Yamaha P-105 gekauft und bin fassungslos, wie gut es ist. Eigentlich müsste es 2000€ kosten. Kostet aber nur 650€. Und das ist doch genial... Soviel verdien' ich in einer Stunde auf der Bühne ;-)
YamahaMeisenMamma sagt:
#5 - 15.11.2013 um 01:55 Uhr
Was nutzt die Halbpedalfunktion, wenn nur ein einfaches Pedal im Lieferumfang enthalten ist ?
Leider ist der Testbericht recht oberflächlich ausgefallen.Schade.
Jan sagt:
#6 - 25.03.2015 um 01:54 Uhr
Nach meinem Meinung Tastatur ist wirklich etwas zu schwer zu schnellen technischen Ubungen,