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Vox Continental Test

Die Musik der 60er und 70er Jahre gilt musikgeschichtlich betrachtet als Grundstein unserer heutigen, aktuellen Musik. Damals wurde der Sound aber nicht nur von den Musikern und Künstlern selbst, sondern auch von besonderen Instrumenten geprägt, die dadurch zum Klassiker anvisierten. Dazu zählt auch die britische Transistororgel Vox Continental. Sie wurde 1962 als transportable Alternative zur schwergewichtigen Hammondorgel vorgestellt. Trotz ihres vergleichsweise andersartigen und hellen Klangs entwickelte sie sich zu einer der beliebtesten Transistororgeln und ist in All-Time-Hits wie „The House Of The Rising Sun“ von The Animals und natürlich „Light My Fire“ von The Doors zu hören. Jetzt stellt Vox, offensichtlich in Zusammenarbeit mit Korg, eine neue Continental vor, die, optisch angelehnt an die Legende der 1960er Jahre, vom Konzept her aber ein modernes Stagekeyboard ist, das ein großes Potenzial an Klängen zu bieten scheint, die für Live-Performances so wichtig sind. Ob dieses Konzept aufgeht, haben wir für euch herausgefunden.

Vox Continental - das Stagekeyboard von Vox (Foto: Bonedo)
Vox Continental – das Stagekeyboard von Vox (Foto: Bonedo)

Neben dem unverwechselbaren Sound der Transistororgelklassiker Vox Continental und Farfisa Compact, die soundseitig allein schon dem optischen Erscheinungsbild des Instruments geschuldet sind, bietet die Continental eine Fülle an bühnenfertigen Sounds für Rock, Pop und Jazz, vielseitige Effekte und eine neuartige analoge Nutube-Röhrentechnik. Gepaart ist das Ganze mit einem praktischen Bedienkonzept, speziell für den Live-Betrieb. Die unterschiedlichen Klangwelten der Continental resultieren dabei vermutlich aus den, für deren gute Soundeigenschaften bekannten, Soundengines der Korg Kronos Music Workstation. Optisch zieht die Vox Continental mit ihrem Retro-Design Blicke magisch an, denn niemand vermutet sofort, dass in ihr mehr steckt, als “nur” eine Transitororgel. Ist die “Tarnung ” erkannt, wird schnell klar, dass man hier viel mehr zu erwarten hat.

Details

Lieferumfang

Die Vox Continental ist in zwei Tastaturgrößen mit 61 oder 73 halbgewichteten Waterfall-Tasten erhältlich. Technisch sind beide Versionen identisch. Mit zum Lieferumfang gehören ein Vox V861 Volumenpedal und ein Keyboardstativ. Das robuste Pedal kann sowohl als Volumenpedal mit zwei Ein- und Ausgängen und regelbarer Minimal-Lautstärke als auch als Expression-Pedal genutzt werden. Das verchromte Keyboardstativ im geschwungenen Sixties-Style erinnert an die Beine des Originals. Das Keyboard wird mit der Auflagefläche verschraubt und kann als optischer Hingucker stufenlos in jedem möglichen oder unmöglichen Winkel arretiert werden. „Wer-schön-sein-will-muss-leiden“ gilt auch hier. Wenn man den Aufbau einmal gemacht hat, weiß man, wie es funktioniert. Er erklärt sich anfangs nicht von selbst. Zudem wiegt das Stativ mehr als das Instrument und man sollte ein Transportmittel mit langer Ladefläche besitzen, da die Auflagefläche recht breit ist. Das Stativ steht felsenfest und stabil auf dem Boden und bietet dem Instrument einen sicheren Halt.
Die Vox Continental ist bei Auslieferung gut bestückt. (Fotos: Bonedo)

Fotostrecke: 5 Bilder Einsatzbereit: Vox Continental mit Keyboardstativ und Vox V861 Volumen/Expression-Pedal.

Optik

Beim Auspacken der Continental sieht man gleich, dass das Instrument offensichtlich aus einer anderen Zeitepoche zu kommen scheint. Mit dem Erscheinungsbild moderner Stagekeyboards hat die Continental auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten. Unwissenden zeigt man dann am besten gleich mal ein Foto des originalen Klassikers und schon wird vieles klarer. Bezüglich orange-roter Farbe und kantiger Form versprüht die neue Continental echtes Sixties-Flair und erinnert an ihr Vorbild. Auf der Rückseite wird dieser Eindruck von dem beleuchteten Vox-Logo verstärkt. Das leichte Gehäuse aus Aluminium- und Blechbauteilen macht mit Ausnahme der Seitenteile aus Kunststoff einen robusten und roadtauglichen Eindruck. Alles, inklusive sämtlicher Bedienelemente, ist gut verarbeitet. Für Stylefetischisten gibt es noch ein kleines Manko: Im Gegensatz zur Ur-Vox ist die Tastatur nicht invertiert. Das aber soll uns jetzt nicht weiter stören.
Die Vox Continental aus verschiedenen Perspektiven betrachtet (Fotos: Bonedo)

Fotostrecke: 4 Bilder Das Retro-Outfit der Vox Continental …

Anschlüsse

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes 15V-Netzteil. Das ist nicht wirklich bühnentauglich, weil Netzteile gerne mal vergessen werden oder kaputt gehen. Und Universalnetzteile, die als Ersatz dienen könnten, haben meistens nur eine maximale Ausgangsspannung von 12V. Die Ausgabe der Audio-Signale erfolgt über einen Kopfhöreranschluss und einem doppelten Stereo-Main-Output. Dieser liegt als Klinken- und als symmetrische XLR-Ausführung mit Ground-Lift-Schalter vor. Dies wiederum ist äußerst praktisch für die Bühne. Man geht über die XLRs ohne DI-Boxen direkt ins FOH-Pult und über die Klinkenausgänge in einen aktiven Bühnenmonitor. So kann man seine Bühnenlautstärke unabhängig vom Kollegen am Pult regeln.
Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite der Vox Continental (Foto: Bonedo)

Drei Anschlüsse gibt es für Fußpedale und Controller. Die CONTROL-Buchse ist für das mitgelieferte Control-Pedal gedacht. Dieses steuert entweder die Gesamtlautstärke oder alternativ den Wah-Wah-Effekt. Zum Umschalten der Geschwindigkeit des Rotor-Effektes kann ein Fußtaster an die ROTOR SPEED-Buchse angeschlossen werden. DAMPER ist für den Anschluss eines Haltepedals reserviert. Leider ist kein Haltepedal im Lieferumfang enthalten, sondern muss optional erworben werden.
Zur digitalen Kommunikation gibt es zwei MIDI-Buchsen (IN/OUT), sowie zwei USB-Anschlüsse. USB A dient zum Anschluss handelsüblicher USB-Speichermedien und USB B zum Datenaustausch mit einem Computer. Es fehlt der heutzutage immer üblicher werdende AUX-Input, über den externe Signalquellen wie Smartphone, mp3-Player usw., zu Übungszwecken angeschlossen werden können.
Die Anschlussseite der Vox Continental im Detail (Foto: Bonedo)

Fotostrecke: 5 Bilder Kopfhöreranschluss, Ein-/Aus-Taster, Netzteilanschluss, Aufnahme für Notenständer (v.l.n.r.).

Tonerzeugung

Die Vox Continental verfügt über insgesamt sechs Soundengines unterschiedlichen Aufbaus und greift auf  ca. 10,5 GB an PCM-Daten zurück, die von dem PCM-Engine sowie dem Piano-Engine verwertet werden. Insgesamt stehen 150 Programme zur Verfügung, welche den Soundvorrat der PCM -Engine, der Piano-Engine  und vier weiteren komplexen Modeling-Engines beschreiben. Die Tonerzeugung gliedert sich dabei in vier unabhängige Parts, die nebeneinander auf dem Bedienpanel angeordnet sind: ORGAN, E.PIANO, PIANO und KEY/LAYER. Jede Sektion hat ihre eigenen Bedienelemente bestehend aus Volumen-Regler, Taster und diversen LEDs  sowie ihre eigene ein- bzw. zweistellige 7-Segment-LED-Anzeige zum Anzeigen der gewählten Programm-Nummer. Die Stellung der Volumenregler wird optisch durch einen leuchtenden LED-Kranz unterstützt, was auf dunklen Bühnen äußerst hilfreich sein kann. Über die vier Part-Taster werden die einzelnen Sektionen an- und ausgeschaltet.

Die Tonerzeugung der Vox Continental gliedert sich in vier unabhängige Parts, die nebeneinander auf dem Bedienpanel angeordnet sind: ORGAN, E.PIANO, PIANO und KEY/LAYER. (Foto: Bonedo)
Die Tonerzeugung der Vox Continental gliedert sich in vier unabhängige Parts, die nebeneinander auf dem Bedienpanel angeordnet sind: ORGAN, E.PIANO, PIANO und KEY/LAYER. (Foto: Bonedo)

Organ Part

Die Sound-Engines des Organ-Parts modellieren gleich drei legendäre Orgelmodelle: die Vox-Transistororgel aus den 1960er Jahren, den Hammond-Klon CX-3 und die italienische Farfisa Compact, ebenfalls aus den 1960ern. Jedem der drei Typen steht eine Auswahl an Presets zur Verfügung. Bei Vox und Compact sind dies jeweils elf, bei der CX-3 sind es ganze neunzehn an der Zahl. Diese bieten bereits bühnentaugliche Registrierungen der einzelnen Instrumente an, die bei Bedarf orgel-like in Echtzeit verändert werden können. Dafür stehen die typischen Orgeleffekte Percussion, Vibrato/Chorus und Rotary-Effekt zur Verfügung, die jeweils über einen eigenen Taster aktiviert werden. Veränderungen der Zugriegeleinstellungen werden über neuartige berührungsempfindliche Touch-Sensoren vorgenommen. Dazu später mehr. Für die Vox und die CX-3 gibt es einen UPPER/LOWER-Modus, der zwei virtuelle Manuale simuliert. Mit einem Taster schaltet man zwischen UPPER und LOWER um und für beide lassen sich getrennte Einstellungen vornehmen. Im SPLIT-Modus können beide Parts gleichzeitig über die Tastatur gespielt werden, wobei der Splitpunkt frei wählbar ist. Alternativ kann man den Lower-Part auch über eine angeschlossene MIDI-Tastatur spielen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Sound-Engines des Organ-Parts modellieren gleich drei legendäre Orgelmodelle: Vox Continental, CX-3 und die Farfisa Compact (Foto: Bonedo)

Vox Transistororgel
Die Emulation der Vox-Transistororgel stellt einen der Schwerpunkte der neuen Continental dar. Hier hat man sich auch sehr nahe am Vorbild orientiert. Für den UPPER-Bereich werden fünf Register erzeugt. Dafür dienen die Fußlagen 16’, 8’ und 4’ als Basis. Die beiden Register MIX II und MIX III sind verschiedene Mischungen aus ungeraden Quint- und Terz-Fußlagen und fügen helle Obertöne hinzu. Alle fünf Register stehen einmal als weiche, flötenartige Sinuswelle und einmal als helle, obertonreiche Rechteckwelle zur Auswahl, die stufenlos miteinander gemischt werden können. Analog gilt dies für den LOWER-Part. Allerdings gibt es hier nur vier Register: 16’, 8’, 4’ und MIX IV. Ein zuschaltbarer emulierter Vibrato-Effekt des Vox-Originals verleiht dem Klang die typische Eigenschaft, die man vom Original her kennt, und sorgt für mehr Bewegung und Lebendigkeit.

CX-3 Tonewheel-Orgel
Die CX-3 modelliert laut Vox die gleichnamige, beliebte Comboorgel von Korg aus den Siebzigern, die wiederum als erster Klon der Hammond-Tonewheel-Orgel gesehen werden darf. Allerdings ist der Funktionsumfang beschränkt und man kann nicht auf alle Klangformungsparameter des Originals zugreifen. Die CX-3 Tonerzeugung der Vox generiert die typischen neun Fußlagen einer Hammond bzw. der alten CX-3, die sich über die neun Touch-Sensoren bedienen lassen. Wie beim Original funktioniert das Percussion-Register nur auf dem UPPER-Manual. Ist es aktiviert, so schaltet es ebenso originalgetreu den höchsten Zugriegel stumm. Leider lässt sich die Percussion nur an- und ausschalten. Im Gegensatz zum Vorbild hat man hier auf die Parameter Lautstärke und Decay verzichtet. Auch lässt sich die Fußlage der Percussion nicht direkt, sondern nur mit einem Umweg über die Presets verändern. Einige verwenden nämlich das 2 2/3’- und andere das 4’-Percussion-Register. Ähnlich verhält es sich beim Vibrato-Effekt. Während eine Hammondorgel drei Vibrato- und drei Chorus-Varianten erzeugt, generiert die Continental nur den am meisten verwendeten C3-Chorus. Dieser ist allerdings für UPPER und LOWER getrennt schaltbar. Die Presets unterscheiden sich nicht nur durch unterschiedliche Zugriegeleinstellungen, sondern teilweise auch durch einen unterschiedlichen Grundklang der virtuellen Orgel. Einige klingen dunkler, andere wiederum sehr hell. Teilweise sind sie auch schon mit einem Overdrive-Effekt versehen. 

Farfisa Compact Transistororgel
Als drittes Modell simuliert die Vox Continental unter der Bezeichnung “Compact” den Klang der berühmten Farfisa Compact Comboorgel. Einer der ersten Rock-Organisten, der die Farfisa Compact spielte, war u. a. Domingo Samudio, besser bekannt als “Sam the Sham”, der mit seiner Gruppe “The Pharaohs” im Sommer 1965 ihren ersten Hit “Wooly Bully” hatte. In der Compact-Emulation steht nur der UPPER-Part zur Verfügung, neun Register bietet: Bass 16’, Strings 16’, 8’, 4’, Flute 8’, 4’, Oboe 8’, Trumpet 8’ und Piccolo 4’. Diese lassen sich ebenfalls über die Touch-Sensoren bedienen. Allerdings werden sie nicht stufenlos gemischt, sondern wie beim Original nur an- und ausgeschaltet. Alternativ lassen sich über den PERC-Taster sog. MBT-Register aufrufen. MTB steht für Multi-Tone-Booster. Sie bestehen aus den drei Basisregistern Bass 16’, 8’ und 4’. Ein vierter, MTB genannter Zugriegel erzeugt für jedes Basisregister ein sehr obertonreiches, sägezahn-ähnliches Zusatzregister, das stufenlos hinzugemischt werden kann. Damit lässt sich der Klang mit nur vier Drawbars blitzschnell von warm und weich hin zu scharf und schrill verbiegen. Auch hier sorgt der Vibrato-Effekt der Vox-Emulation für Lebendigkeit im Klang.
Für alle Orgelmodelle steht auch ein Rotary-Effekt zur Verfügung. Dieser kann nur aktiviert oder deaktiviert werden, und lässt sich zwischen den Geschwindigkeiten Slow und Fast umschalten. Ansonsten sind keine weiteren Einstellungen möglich. Leider kann er den anderen Parts nicht zugewiesen werden. 

E.Piano-Part

Tine-, Reed- und FM-Elektropianos

Die Modeling Engines des E.Piano-Parts emulieren insgesamt drei Typen. Jeder Typ ist dabei mit eigenen Presets ausgestattet. 
TINE erzeugt diverse Varianten der Rhodes-Pianos Mk I, Mk II und MK V. Das Klangspektrum der neun Presets reicht von glockig bis bissig. Einige davon sind zusätzlich mit Amp-Simulation oder typischen Rhodes-Effekten wie Panning und Phaser gewürzt.
Sechs Varianten der Wurlitzer-Pianos 200 und 200A versammeln sich in der Gruppe REED. Auch hier sind die Sounds zum Teil mit einer Amp-Simulation, dem obligatorischen Tremolo-Effekt, sowie Chorus und Overdrive verfeinert. 
In der dritten Abteilung mit sieben Presets tummeln sich FM-Pianos in verschiedener Couleur von matt und knochig bis hin zu brillant und glockig, sowie zwei balladeske Layer-Sounds (E.Piano Pad und Piano Pad). Auch hier sind einige Presets mit einem Chorus-Effekt versehen. 
Die Panning- und Tremolo-Effekte lassen sich übrigens mit dem Bend-Hebel links neben der Tastatur deaktivieren.
Die Modeling Engines der Vox Continental emulieren unterschiedliche Instrumententypen. Darunter befinden sich E-Pianos, Akustikpianos sowie die "Brot & Butter" Sounds aus dem Key/Layer Bereich. Jeder Typ ist dabei mit eigenen Presets ausgestattet. (Foto: Bonedo)
Die Modeling Engines der Vox Continental emulieren unterschiedliche Instrumententypen. Darunter befinden sich E-Pianos, Akustikpianos sowie die “Brot & Butter” Sounds aus dem Key/Layer Bereich. Jeder Typ ist dabei mit eigenen Presets ausgestattet. (Foto: Bonedo)

Akustikpiano-Part

Grandpianos, Uprightpianos & E.Grandpianos
Die Pianos der Vox-Continental sind pro Taste mit loopfreien Stereo-Samples bestückt, mit bis zu zwölf Velocity-Layers ausgestattet und in drei Gruppen eingeteilt. 
Mit den sechs Presets der Gruppe GRAND kommen zwei unterschiedliche Flügel-Samples in verschiedenen Varianten zum Einsatz. Die Klänge unterscheiden sich hauptsächlich in der Helligkeit ihrer Klangfarbe und in der Stereobreite.
Die sieben Varianten der UPRIGHT-Pianos basieren ebenfalls auf zwei unterschiedlichen Samples, die jeweils als Stereo- und Mono-Variante vorliegen. Hinzu gesellen sich ein Old Upright mit warmem Charakter und leichten Tuning-Schwebungen, ein typisches Honky Tonk und ein metallisches, drahtiges Cold Upright Piano.
Als dritte Abteilung rundet die Gruppe E.GRAND das Klavier-Angebot mit zwei CP70-Sounds, dem legendären Piano-Sample des Korg M1 und zwei Layersounds bestehend aus Akustik- und FM-Pianos ab.

Key/Layer-Part

Key, Brass, Strings, Lead, Synth und Other

In der vierten und letzten Sektion der Klangerzeugung tummeln sich neunundsechzig zusätzliche PCM-Sounds, die man als Live-Keyboarder immer wieder braucht. Diese sind nach Instrumentengattungen in sechs Gruppen KEY, BRASS, STRINGS, LEAD, SYNTH und OTHER kategorisiert. Darunter befinden sich Clavinets, klassische Tasteninstrumente wie Pfeifenorgel oder Harpsichord, akustische und elektronische Streicher, Bläser, Synth-Sounds wie Leads, Synth-Brass, Pads, perkussive Instrumente und Bell-Sounds, sowie einige Mellotron-Sounds. Über die Touch-Sensoren lassen sich die wichtigsten Parameter der Tonerzeugung in Echtzeit steuern. Darunter die Hüllkurven-Werte Attack, Decay und Release, der Filter Cutoff und Resonance, die Intensität und Geschwindigkeit des LFO, sowie Assign 1 und 2. Letzteren sind je nach Sound passende Funktionen fest zugewiesen, z.B. Portamento oder eine Klangvariante des Presets. Die LFO-Parameter ersetzen hier das fehlende Modulationsrad.

Layer Funktion

Zwei der vier Parts der Tonerzeugung können zu einem Layer kombiniert werden. Dafür drückt man einfach die beiden Part-Taster gleichzeitig (z.B. E.Piano und Piano). Mit den Level-Potis der einzelnen Sektionen regelt man die Balance. Leider lassen sich die Parts nicht unabhängig voneinander auf die Effekte routen. Die vorgenommenen Effekt-Einstellungen wirken immer auf beide Parts. Ebenso fehlt eine für alle Parts dienende Split-Funktion, mit der man mehrere Parts unabhängig voneinander spielen könnte, was in Live-Situationen gerne gemacht wird. Lediglich die Orgeln bieten Split-Möglichkeiten. Unabhängig davon ist es natürlich möglich, die Tastatur auf Knopfdruck in der Oktave oder in Halbtonschritten, zu transponieren.

Effekte

Modulationseffekte, Delays, Hall und ein grafischer 9-Band EQ
Für anständige Live-Sounds sind Effekte wie das Salz in der Suppe. Deshalb verfügt die Vox-Orgel über drei Effektblöcke und einen Master-EQ. 
Der erste Block besteht aus sechs unterschiedlichen Effekten. Darunter die Modulationseffekte Chorus, Flanger und Phaser sowie ein Wah Wah-Effekt,  ein Kompressor (Comp) und ein Verzerrer (Drive). Die Bedienung erfolgt über einen EFFECTS-Taster zum An- und Ausschalten des Effektes und über ein Poti. Dieses regelt in seiner Erstfunktion die Intensität des Effektes. Dreht man das Poti bei gedrückter EFFECTS-Taster kann man einen zweiten Wert einstellen. Somit lässt sich z. B. die Geschwindigkeit der Modulationseffekte oder der Tone-Parameter der Verzerrung anpassen. Zusätzlich lässt sich das Wah Wah mit dem angeschlossenen Control-Pedal steuern.

Die Vox Continental verfügt eine Effektsektion mit den wichtigsten Effekten für den Bühneneinsatz. (Foto: Bonedo)
Die Vox Continental verfügt eine Effektsektion mit den wichtigsten Effekten für den Bühneneinsatz. (Foto: Bonedo)

Ein Delay bildet den zweiten Block der Effekt-Abteilung. Die Vox kann vier verschiedene Delay-Typen erzeugen: ein Stereo-Delay, ein Panning-Delay, ein Band-Echo und einen chorus-ähnlichen Delay-Effekt mit Schwebungen. Die Auswahl erfolgt über „versteckte“ Tastenkombinationen. Auch hier gibt es einen Taster, der das Delay aktiviert und ein Poti, das den Effektanteil regelt. Bei gedrücktem DELAY-Taster regelt das Poti den Feedback-Parameter. Mit einem weiteren Tap-Tempo-Taster lässt sich spielend leicht die Geschwindigkeit des Delays eintippen. Die rhythmische Auflösung des Delays ist auf Achtelnoten eingestellt. Möchte man andere rhythmische Intervalle haben, so muss man diese im entsprechenden Tempo “eintappen”. Bei punktierten Notenwerten und Triolen ist das jedoch etwas mühsam.
Im dritten Effektblock kommt ein Halleffekt (REVERB) zum Einsatz. Die Bedienung ist analog zum Delay-Effekt. Über Tastenkombinationen lassen sich verschiedene Halltypen aufrufen: Hall 1/2, Room 1/2 und Spring (Federhall). Ein Taster schaltet den Effekt an und aus, ein Poti bestimmt den Hallanteil und regelt bei gedrückter REVERB-Taste die Länge des Halls.

Zur Anpassung des Gesamtsounds der Vox-Orgel an die akustischen Gegebenheiten steht ein globaler grafischer 9-Band Equalizer zur Verfügung, dessen Bänder sich jeweils um 12 dB anheben oder absenken lassen.

Valve Drive

Nutube-Technologie im Einsatz

Als ganz besonderes Feature kommt bei der Vox Continental die von Korg und der Firma Noritake Itron neu entwickelte Nutube-Röhren-Technik zum Einsatz. Die Nutube-Röhre ist wie eine konventionelle Röhre als Triodenröhre aufgebaut, arbeitet aber mit der Technologie von Vakuum-Fluoreszenz-Anzeigen. Dabei soll sie bei geringerem Platzbedarf und Stromverbrauch die gleiche Ansprache und die gleichen satten Obertöne bieten wie konventionelle Röhren. Links oben auf dem Bedienfeld befinden sich kleine Lüftungsschlitze unter denen sich die Röhre versteckt. Aktiviert man mit dem Taster die Valve Drive Funktion, beginnt es unter den Lüftungsschlitzen zu leuchten. Erhöht man mit dem Poti den Effektanteil, wird auch das Leuchten heller. Ein schöner optischer Effekt zur Unterstützung des Höreindrucks, bei welchem dem Signal weitere Obertöne hinzugefügt werden.
Nutube-Röhren-Technik von Noritake Itron. Die Nutube-Röhre ist wie eine konventionelle Röhre als Triodenröhre aufgebaut, arbeitet aber mit der Technologie von Vakuum-Fluoreszenz-Anzeigen. (Foto: Bonedo)
Nutube-Röhren-Technik von Noritake Itron. Die Nutube-Röhre ist wie eine konventionelle Röhre als Triodenröhre aufgebaut, arbeitet aber mit der Technologie von Vakuum-Fluoreszenz-Anzeigen. (Foto: Bonedo)

Dynamics

Dynamik während des Spielens anpassen

Mit dem DYNAMICS-Poti passt man die Anschlagempfindlichkeit der Tastatur stufenlos an die Musik bzw. die eigene Spielweise an, um den Sounds zu mehr Durchsetzungsfähigkeit zu verhelfen. Gerade im Live-Kontext bietet die DYNAMICS-Funktion besondere Vorteile, da ohne Veränderung der Anschlagshärte, die Ansprache der Tastatur durch Bewegen des DYNAMIC-Potis nach links und rechts, ausgehend von der neutralen Mittelstellung, von weniger empfindlich bis sehr empfindlich justiert werden kann. Die Wirkungsweise des DYNAMIC-Features kann man übrigens auch in unserem Korg Grandstage Stagepiano Test nachlesen. Im Gegensatz zu anderen Keyboards, gibt es bei der Continental sonst keine festen, vorgegebenen Dynamikkurven. Die DYNAMICS-Regelung ist sicherlich ein nützliches Feature auf der Bühne, um das Hörergebnis des zu spielenden Parts schnell an das musikalische Geschehen anpassen zu können.
Mit dem DYNAMICS-Regler passt man die Anschlagempfindlichkeit der Tastatur stufenlos an seine Spielweise an. (Foto:Bonedo)
Mit dem DYNAMICS-Regler passt man die Anschlagempfindlichkeit der Tastatur stufenlos an seine Spielweise an. (Foto:Bonedo)

Scenes

Plätze für die Ablage eigener Registraturen

Zum Ablegen eigener Soundeinstellungen bietet die Vox Continental 16 SCENES, die in 4 Bänke á 4 Speicherplätze organisiert sind. Alle Parameter wie Part- und Presetauswahl, sowie Effekt-Einstellungen werden dort festgehalten. Globale Effekte wie EQ, Valve Drive und Dynamics werden nicht abgespeichert um sie im Live-Betrieb schnell ändern zu können. Im modernen digitalen Zeitalter sind 16 Speicherplätze natürlich nicht gerade üppig. Deshalb bietet die Continental Möglichkeiten, die 16 Szenen direkt auf einem angeschlossenen USB-Speichermedium mit bis zu 2 TB Größe abzulegen und bei Bedarf wieder ins Instrument zu laden. Konzeptionell ähnelt die Vox Continental dem eben schon erwähnten Korg Grandstage sowie dem Nord Electro. Das Instrument ist klar strukturiert und bietet einen übersichtlichen, auf das Wesentliche reduzierten Funktionsumfang. Schauen wir nun, wie sich das auf den Einsatz in der Praxis auswirkt.
Zum Ablegen eigener Soundeinstellungen bietet die Vox Continental 16 SCENES, die in 4 Bänke á 4 Speicherplätze organisiert sind. (Foto: Bonedo)
Zum Ablegen eigener Soundeinstellungen bietet die Vox Continental 16 SCENES, die in 4 Bänke á 4 Speicherplätze organisiert sind. (Foto: Bonedo)
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Praxis

Sound

Die Vox Continental ist ein echtes Bühneninstrument mit einer Vielzahl praxisgerechter Sounds. (Foto: Bonedo)
Die Vox Continental ist ein echtes Bühneninstrument mit einer Vielzahl praxisgerechter Sounds. (Foto: Bonedo)

Orgeln

Vox Continental Orgel
Die Vox Continental stellt den Anspruch, ein Bühneninstrument zu sein. Deshalb habe ich mich zu Beginn des Tests einfach mal ganz unbefangen an das Instrument gesetzt und in einer quasi Live-Situation über die Proberaum-Anlage darauf los gespielt. So sind die Sounds für die Audiobeispiele diesmal pur nach erstem Eindruck ausgewählt, ohne vorher die Preset- oder Feature-Liste durchgelesen zu haben. Der Grundsound ist mit seinem mittenbetonten, etwas kühlen Charakter als eher rockig zu bezeichnen. Für manchen ist das sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber es sind beste Voraussetzungen, um sich auf der Bühne durchzusetzen. Bei den Orgeln liegt ein Schwerpunkt natürlich auch auf der Vox Continental Simulation. Deswegen sind hier die Erwartungen auch recht hoch. Den Sound finde ich wirklich gelungen. Die Tonerzeugung klingt schön schrill und klirrt und sägt im positiven Sinne. Vor allem in den hohen Lagen verliert sie nicht an Kraft. Leider tritt bei den höchsten Tönen leichtes Aliasing auf, was im Mix aber untergeht. Das Vibrato moduliert so, wie es soll und der Valve Drive sowie die Effekte, verfeinern das Ganze zusätzlich. Da kommt richtig Spielfreude auf. 
Audio Samples
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Vox Sinus Vox Rechteck Vox FullOrgan

CX-3 Orgel
Die CX-3 Hammond-Simulation hat einen eher weichen und klaren Grundsound. Hier fehlt ein bisschen die Detailtreue in der Reproduktion der “unerwünschten” Orgelartefakte wie Leackage, Keyclick usw., welche die Tonerzeugung authentischer machen würden. Gut gelungen sind die Percussion und der C3-Vibrato/Chorus-Effekt. Der Rotary-Effekt klingt im langsamen Modus sehr schön schwebend. In der Fast-Stellung wirkt er allerdings etwas flach. Hier vermisse ich ein bisschen mehr Räumlichkeit.

Audio Samples
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CX3 8888 Drawbars Rotary Effect

Farfisa Compact Orgel
Die Compact Simulation des Orgelfundus klingt für meinen Geschmack etwas nach Synthese. Obwohl vor allem die MBT-Register in den hohen Lagen schön scharf klingen, macht die Tonerzeugung in den mittleren Lagen einen eher weichen und “dünneren” Eindruck. Allerdings kann man den Sound unter Zuhilfenahme des Valve Drive aufblasen.

Audio Samples
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Compact Organ Vibrato Compact MTB Register

E-Pianos

Die E.PIANOS klingen sehr authentisch mit mittigem und knochigem Charakter. Allerdings fehlt es ihnen stellenweise an ein bisschen Volumen und Wärme. Aufgrund der Modeling-Engine sind bei den Sounds keine Dynamikübergänge hörbar, was positiv zu bewerten ist. Dennoch haben sie für mich im Attack einen ganz leichten künstlichen Touch.

Tine E-Pianos
Bei der Detailtreue der Rhodes-Pianos, die zur “Tine”-Gruppe gehören, hat man sich wirklich Mühe gegeben. Die Presets kommen mit schönen Sounddetails und Nebengeräuschen der Rhodes-Mechanik daher. 

Audio Samples
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EPiano MKI EPiano MKI Bell Tremolo

Reed E-Pianos
Die Wurlitzer-Sounds gehören zur Gruppe der “Reed” E-Pianos und bilden den sägenden Grundsound dieses Instruments gut ab. Allerdings werden die Klänge bei hoher Dynamik nicht besonders bissig und scharf, sondern eher zarter und wirken im Diskant etwas kraftlos.

Audio Samples
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Reed EP 200A Chorus Reed EP 200 Tremolo
FM E-Pianos
Am besten gefallen mir die FM E-Pianos. Sie klingen über die gesamte Tastatur breit und voll und sind sehr dynamisch spielbar. 
Audio Samples
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EPiano FMPiano1

Akustische Pianos
Bei den akustischen PIANOS gibt es in jeder Soundgruppe zwei Basissounds mit unterschiedlichem Charakter. Der Erste ist stets etwas mittiger und dunkler, der Zweite voluminöser, heller und breiter. Die Pianos klingen allesamt mittenbetont, und haben einen metallischen und hölzernen Charakter. Die Anschlagphase stark betont, klingt die Ausklingphase dank loopfreier Samples schön lange, weshalb man die Schwebungen beim Ausklingen der Saiten sehr gut wahrnehmen kann.
Für meinen Geschmack fehlt ihnen ein bisschen “Body”, der sich in Wärme, Fülle und Brillanz zeigt. Auf der anderen Seite fühlt sich der Dynamikbereich eingeschränkt an, was sicherlich der leichtgewichteten Tastatur geschuldet ist, die alleine schon durch ihre Bauweise, eher Organisten auf den Laib geschneidert ist, als dem Konzertpianisten. Die akustischen Pianos sind offensichtlich auf das Spielen in einer (Rock-)Band getrimmt worden, wo es hauptsächlich auf Durchsetzungsfähigkeit ankommt. In filigraneren Einsatzbereichen wie z. B. bei Solo-Performances sollte man den DYNAMICS-Regler verwenden, um die für sich optimale Dynamikumsetzung auf der Tastatur einzustellen.

Audio Samples
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GrandPiano1 GrandPiano Mono OldUprightPiano
Key/Layer Sounds
Die Sounds des KEY/LAYER-Parts ertönen hingegen in erstklassiger Korg-Qualität. Sie sind druckvoll, sauber, klar und breit. Vom digitalen Filter darf man jedoch keine Wunder erwarten. Es arbeitet sehr dezent und ist eher für leichte Soundanpassungen, als zur konkreten Klangformung geeignet. Bei hohen Filter- und Resonanzwerten werden die Sounds dann auch leiser und dünner.
Audio Samples
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AnalogStrings Cutoff SineSynth PowerPolySynth SawResoLead EspressLead BrightSweepPad

Mit der Layer-Funktion sind auch volle und fette Klänge realisierbar.

Audio Samples
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Layer CX3 + Choir Layer Piano + Strings

Effekte

Qualitativ hervorragend sind die Effekte. Sie klingen voll, warm, weich und breit und sind gut dosierbar. Der Drive-Effekt rotzt und röhrt bei Bedarf richtig brachial los. Vor allem die E.Pianos profitieren vom Einsatz der Effekte.

Audio Samples
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Chorus Effekt (zunächst trocken, dann mit Effekt) Phaser Effekt (zunächst trocken, dann mit Effekt) Wah Clavi Drive Effekt 1 Drive Effekt 2

Valve Drive
Auch der VALVE DRIVE steht vielen Sounds gut zu Gesicht. In den Tiefen wird es voluminöser und in den Höhen seidiger, wodurch ein wärmerer und vollerer Klang entsteht. Dazu setzt eine leichte Kompression ein. Bei höherer Intensität wird der Sound angenehm angezerrt. Für richtige Bratsounds muss man allerdings den Drive-Effekt bemühen. Vor allem die E.Pianos und die Orgeln erfahren dadurch eine Aufwertung, aber auch bei den Pianosounds kann man diesen Effekt gut einsetzen um mehr Fülle zu erhalten. Der Valve Drive ist eine echte Bereicherung und verleiht den Sounds der Vox Continental mehr Durchsetzungsfähigkeit.

Audio Samples
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Valve Drive (zunächst trocken, dann mit Effekt)

Tastatur

Die halbgewichtete Waterfall-Tastatur ist anschlagdynamisch spielbar, erzeugt aber keinen Aftertouch. Dennoch ist sie sehr leichtgängig und bietet kaum Widerstand, was für das Spielen von schnellen Orgelsoli und Glissando-Orgien perfekt ist. Zudem kann man für ein authentisches Orgelsspiel zwischen einem hohen und einen tiefen Trigger-Punkt auswählen, mit welchen der Ton ausgelöst wird. Aufgrund der Leichtgängigkeit wirkt die Tastatur weich und die Dynamik von E-Pianos und Pianos wird teils sprunghaft umgesetzt, was a) an der eigenen Spielweise liegt, b) konzeptbedingt an der Konstruktion der Tastatur. Mit dem Dynamics-Regler lässt sich das, mit ein bisschen Probieren, in den Griff bekommen. Auf diese Weise lassen sich auch die Pianos ausgewogener spielen.

Die Waterfall-Tastatur ist anschlagdynamisch und sehr leichtgängig spielbar, was für das Spielen schneller Orgelsoli und Glissando-Orgien perfekt ist. (Foto: Bonedo)
Die Waterfall-Tastatur ist anschlagdynamisch und sehr leichtgängig spielbar, was für das Spielen schneller Orgelsoli und Glissando-Orgien perfekt ist. (Foto: Bonedo)

Bedienung

Aufgrund ihres Konzeptes als Bühneninstrument ist die Funktionsvielfalt der Vox Continental auf das Wesentliche beschränkt. Somit gestaltet sich auch das Bedienpanel sehr übersichtlich. Alle wichtigen und gebräuchlichen Parameter sind direkt über ein Poti oder einen Taster zugänglich. Trotzdem lohnt sich ein Blick in die Bedienungsanleitung, da die Vox einige versteckte Funktionen hat, die aus der Bedienoberfläche selbst nicht ersichtlich sind. Aufgrund eines fehlenden Klartext-Displays sollte man das Instrument “auswendig” lernen, um alle Funktionen zu kennen. Dies geht aufgrund des überschaubaren Funktionsumfangs recht schnell und dann geht die Bedienung auch flott und intuitiv von der Hand.
Ihren Beitrag dazu leisten die neuartigen Touch-Sensoren. Hierbei handelt es sich um neun berührungsempfindliche, achtstufige LED-Ketten, die man in iPad-Manier durch einfaches Fingerwischen bedient. Natürlich kann man auch mehrere Touch-Sensoren gleichzeitig anfassen. Dies ist eine kluge Lösung für die Zugriegelbedienung des Orgel-Parts. Aber auch die Klangformungsparameter des KEY/LAYER-Parts und der Equalizer lassen sich damit einstellen. In der Praxis funktioniert dies mit etwas Übung recht gut. Schnelle und größere Werteänderungen sind problemlos möglich. Bei feineren Einstellungen ist wortwörtliches Fingerspitzengefühl gefragt. Deswegen kann man die Touch-Sensoren seinem Fingerdruck entsprechend kalibrieren. Aber selbst dann passiert es, dass ein Wert beim Loslassen entweder eine Stufe weiter oder zurück springt. Bei bestimmten Parametern, wie bei feinen Filtereinstellungen oder LFO-Modulationen hat man nicht das Gefühl von hundertprozentiger Kontrolle. Vor allem in heißen und emotional aufgewühlten Bühnensituationen stellen echte, greifbare Potis die komfortablere Lösung dar.

Zur Bedienung dienen moderne Touch-Sensoren. Dabei handelt es sich um neun berührungsempfindliche, achtstufige LED-Ketten, die man in iPad-Manier durch Fingerwischen auch gleichzeitig bedienen kann. (Foto: Bonedo)
Zur Bedienung dienen moderne Touch-Sensoren. Dabei handelt es sich um neun berührungsempfindliche, achtstufige LED-Ketten, die man in iPad-Manier durch Fingerwischen auch gleichzeitig bedienen kann. (Foto: Bonedo)

Ebenso wäre an manchen Stellen ein Klartext-Display von Vorteil. Zum Beispiel um den Überblick über alle Presets und Szenen zu behalten. Vor allem, wenn man viele Szenen auf einem USB-Stick gespeichert hat und nachladen muss. Diesen kann man nämlich nur Nummern, aber keinen Namen geben. Da hilft es wahrscheinlich nur, sich ganz klassisch eine Liste zu schreiben und das Papier auf den freien Platz der Bedienoberfläche zu kleben.
Verzichtet hat man ebenfalls auf Pitchbend- und Modulationsrad. Als Ersatz gibt es einen unauffälligen, mittengerasteten Bend-Hebel links neben der Tastatur. Dieser übernimmt je nach Soundpart verschiedene Funktionen, wie das Umschalten der Geschwindigkeit des Rotary-Effekts, das Ein- und Ausschalten des Tremolo-Effekts oder das Pitchbending. Leider ist er aus Kunststoff gefertigt und nicht ganz in das Gehäuse eingelassen. Außerdem ist der Bend-Hebel zur linken Seite hin frei zugänglich, so dass bei unaufmerksamem Transport Abbruchgefahr besteht. Dennoch gilt für die Bühne: Je einfacher, desto besser. Und das hat man bei der Vox Continental sehr gut umgesetzt. Man findet sich sofort problemlos auf dem Instrument zurecht.

Der Bend-Hebel links neben der Tastatur dient als Ersatz für Pitchbend- und Modulationsrad. Dieser übernimmt je nach Soundpart verschiedene Funktionen. (Foto: Bonedo)
Der Bend-Hebel links neben der Tastatur dient als Ersatz für Pitchbend- und Modulationsrad. Dieser übernimmt je nach Soundpart verschiedene Funktionen. (Foto: Bonedo)
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Fazit

Die Vox Continental zielt in allen Bereichen auf den Bühneneinsatz ab. Dafür hat sie alle wichtigen Sounds in guter bis hervorragender Qualität an Bord. Der rockige, knochige Klangcharakter ist auf Durchsetzungsfähigkeit getrimmt, was für Manchen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Die übersichtliche und einfache Struktur des Instrumentes und die gebotenen Möglichkeiten laden zum Spielen ein. Plug and Play ist das Motto. Keine Displays und Menu-Strukturen, die einen vom Musik machen ablenken, sondern alles im direkten Zugriff. Dabei sorgen die Haptik und das Handling der Touch-Sensoren zusätzlich für einen spielerischen Umgang mit dem Instrument. Insofern macht die neue „Connie“ Spaß und das Konzept als Stagekeyboard geht auf. Auf meiner Wunschliste stehen in erster Linie eine allgemeine Splitfunktion für die Parts neben dem Orgel-Part, ein flexibleres Effektrouting und detailliertere Orgel-Parameter. Vielleicht gibt es diese ja irgendwann mit einem Update. 
Zielgruppe der Continental sind vorwiegend Bandkeyboarder, bei deren Musik es etwas deftiger und lauter zur Sache gehen darf, wie z. B. Rock- oder Indiebands. Mit der Vox Continental unter den Fingern kann man auch sehr gut Ska, Reggae und Funk bedienen. Eingefleischten Cover- und Top 40-Playern wird der Funktionsumfang wahrscheinlich nicht ganz ausreichen.
Die Vox Continental ist eine runde Sache, allerdings fällt sie nicht in die Preisebene der Schnäppchen und spielt in der Region der Nord Electro 5 (D)’s mit, die soundseitig durch austauschbare Pianos und Samples ein bisschen mehr gefühlte Flexibilität bieten.
Alles in allem erhält man mit der Vox Continental ein nicht alltägliches Instrument inklusive stylishem Keyboardstativ und hochwertigem Volumen/Expression-Pedal. Letztendlich entscheidet aber der eigene Anspruch und der persönliche Geschmack. Als schnörkelloses Live-Keyboard macht die Vox Continental Spaß und ist auf jeden Fall eine echte Alternative und ein Antesten wert.
PRO
Einfaches Bedienkonzept für den Live-Einsatz
6 unabhängige Soundengines mit 4 Instrumentengruppen
Sehr gute Vox-Simulation
Hervorragende Samplesounds und Effekte
Valve Drive mit Nutube-Technik 
Zugriegel-Bedienung über Touch-Sensoren
Einfaches Handling und intuitive Bedienung
Layer-Funktion
Splitfunktion im Orgelbereich
Dynamics-Funktion zur Dynamikanpassung in Echtzeit
Keyboardstativ und Control-Pedal im Lieferumfang erhalten
CONTRA
Abstimmung der Tastatur beim Spielen von Pianos und E-Pianos etwas gewöhnungsbedürftig 
Keine allgemeine Splitfunktion (Splitfunktion nur im Organ-Part)
Konzeptbedingt keine detaillierte Parameterbearbeitung
Externes Netzteil
Die Vox Continental zielt in allen Bereichen auf den Bühneneinsatz ab. Dafür hat sie alle wichtigen Sounds in guter bis hervorragender Qualität an Bord. (Foto:Bonedo)
Die Vox Continental zielt in allen Bereichen auf den Bühneneinsatz ab. Dafür hat sie alle wichtigen Sounds in guter bis hervorragender Qualität an Bord. (Foto:Bonedo)
FEATURES
Stagekeyboard mit 61 oder 73 Tasten
Halbgewichtete Waterfall-Tastatur
Anschlagdynamisch, kein Aftertouch
6 Soundengines inkl. Modeling- und PCM-Engines
4 unabhängige Soundparts: Organ, E.Piano, Piano, Key/Layer
Polyphonie
Modeling Tonewheel Organ mit max. 128 Stimmen
Modeling Transistor Organ mit max.100 Stimmen
Modeling Electric Piano mit max. 80 Stimmen
High-Definition Piano mit max. 240 Stimmen (60 dual Stereonoten)
Modeling Analog Synthesizer mit max. 36 Stimmen
PCM mit max. 128 Stimmen (64 Stereonoten)
Tonerzeugung
Ca. 10,5 GB an PCM-Daten inkl. 150 Presets
ORGAN Part: 3 Typen (CX-3, VOX, COMPACT) Drawbar, Percussion ON/OFF, Split-Funktion, Vibrato/Chorus ON/OFF, Rotary Speaker ON/OFF)
E.PIANO Part: 3 Typen (TINE, REED, FM)
PIANO Part: 3 Typen (GRAND, UPRIGHT, E.GRAND)
KEY/LAYER Part: 6 Typen (KEY, BRASS, STRINGS, LEAD, SYNTH, OTHER)
Effektsektion mit Chorus, Phaser, Flanger, Comp, Drive, Wah
Effekte und Funktionen
Delay-Effekt mit 4 Typen
Reverb-Effekt mit 5 Typen
Grafischer 9-Band Equalizer
Röhren-Drive Schaltung mit Nutube 6P1 Vakuumröhre
Zugriegelbedienung über LED-Touch-Sensoren
Variable Dynamics Control zur Anpassung der Dynamik
16 SCENE-Speicherplätze
Speicherfunktion von SCENE-Daten auf USB-Speichermedium
Mitgeliefertes Zubehör
Keyboardstativ und Control-Pedal im Lieferumfang enthalten
Anschlüsse
2x Line-Ausgang XLR symmetrisch
2x Line-Ausgang 6.3 mm Klinke unsymmetrisch
Stereo-Kopfhöreranschluss
Eingänge für Dämpferpedal, Rotor Speed und Volume-/Expression Pedal
MIDI In/Out
USB A und B
Abmessungen (BxTxH)
61 Tasten: 939 mm x 350 mm x 86 mm
73 Tasten: 1103mm x 350mm x 86 mm
Gewicht
61 Tasten: 7,2 kg
73 Tasten: 8,4 kg
PREIS
61 Tasten Version ca. 1.999 €*
73 Tasten Version ca. 2.149 €*

*Straßenpreise, Stand: 03.11.2017

Weitere Infos zu Vox Continental gibt es auf der Webseite des Herstellers.
Soundcloud Sound-Demos zur Vox Continental gibt es hier.

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