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Kawai CA 99 und CA 79 Test Preview

Praxis

Funktionen und Bedienung

Auch die grafische Bedienoberfläche des Touch-Displays (das GUI: Graphical User Interface) wurde aufgefrischt. Das ist auch gut so, denn die Einstellmöglichkeiten zur Anpassung des Klangs an die persönlichen Vorlieben sind gewaltig. Erste Instanz zur Soundmodifikation ist der Piano-Editor, der in das Fenster der Soundauswahl integriert ist. Hier hat man – je nach Piano-Modell – die Wahl aus bis zu zehn verschiedenen Rendering-Modellen, die von Classic und Full, über Romantic und Jazz bis zu Vintage und Boogie reichen und sich sowohl auf die Mikrotonalität, wie auch das Frequenzverhalten auswirken. Auch die Transposition, Stimmung und Hall-Effekt lassen sich hier modifizieren. Noch tieferen Zugriff auf die Klanggestaltung liefert der „Virtual Technician“, der sich wahlweise direkt am Gerät selbst, aber auch über iOS- und Android-App aufrufen lässt.
Hier lassen sich die Klangparameter der SK-EX-Engine bis ins Detail konfigurieren: Von der Anschlagempfindlichkeit, über die Stimmung und den Öffnungsgrad des Deckels, bis hin zu geradezu detailverliebten Parametern, wie etwa die diversen „Nebenklänge/geräusche“ eines Pianos wie etwa Hammer-, Pedal- und Saiten-Geräusche, bis hin zur Gesamtresonanz der Saiten, der Tonalität der Filze und der Hammerverzögerung. So viel Detailtiefe lässt die Kawai-Engine tatsächlich sogar für den Studioeinsatz ausgesprochen interessant erscheinen. Mir ist jedenfalls keine Sample-Library bekannt, bei der sich die Klavierklänge so detailliert verändern lassen. Wer nicht so tief in die Modellierung seines Pianos-Sounds einsteigen will, wählt eine der zwölf Voreinstellungen.

Fotostrecke: 4 Bilder So sieht das Hauptfenster aus. Gut: Metronom und Recorder sind direkt erreichbar.

Fast schon wohltuend einfach ist dagegen der Music-Player, der Musik (MP3, WAV, SMF, KSO) aus dem internen Speicher oder via USB-Medium wiedergeben kann und über die „Lesson-Funktion“ auch definierbare Bereiche als Loop abspielt. Hübsches Detail: Die Wellenform läuft während der Wiedergabe in dezent-abstrakter Visualisierung über das Display.

Sehr gut auch: Die Recorder-Funktion ist vom Startbildschirm weg zugänglich, sodass ein Tippen genügt, um schnell spontane Ideen festzuhalten. Auch das Metronom hat ein zugehöriges Symbol auf dem Start-Display und eröffnet so den Weg ins Untermenü, wo alle denkbaren Tempi und Taktmaße zu Auswahl stehen. Wahlweise assistiert klanglich auch eine einfach Drumspur mit wählbaren Pattern. Unter dem Menüpunkt „Sounds“ finden sich weitere neue Klänge in einem weiten Feld von Orgeln, E-Pianos, Vibraphone, über Bass, Chöre und Streicher, bis hin zu Pads und Gitarren. Hier lassen sich auch gesplittete Sounds anlegen.
Die Bedienung über das Display geht gut von der Hand, auch wenn die Touch-Ansprache bei unserem Vorserienmodell an manchen Stellen noch nicht so responsiv war, wie man sich das im Praxisbetrieb wünscht. Auffällig war eine gewisse Trägheit beim virtuellen Regler für die Bluetooth-Audio-Lautstärke.

Klang

Wie bei allen Digitalpianos gilt es zwischen dem reinen Sound der Klangerzeugung (dem, was man über Kopfhörer und ohne Effekte hört) und dem zu unterschieden, was die eingebauten Lautsprecher an die Umgebung liefern. Das Anspielen über Kopfhörer liefert ein höchst überzeugendes Klangbild: Die SK-Ex-Engine, die in ihrer Charakteristik nach dem „Shigeru Kawai EX“-Konzertflügel modelliert ist, liefert einen ausgesprochen homogenen, sehr nuanciert spielbaren Klangkörper. Die Frequenz- und Dynamikverteilung ist über die gesamte Klaviatur ausgewogen, sehr gut kontrollierbar und mit einer schönen Plastizität. Man erhält hier den authentischen Eindruck, vor einem realen Instrument zu sitzen und nicht vor einer multigesampelten Reproduktion.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier im Bild das CA 99 – gut zu erkennen: Der Echtholz-Kern der “Grand Feel III”-Tastatur.

Das liegt vor allem an der wunderbaren Ausdifferenziertheit der Dynamik in Verbindung mit der hervorragend nuanciert spielbaren Tastatur – es entsteht so das authentische Gefühl, mit der Ballistik der Tasten arbeiten zu können. Als einzigen Makel im insgesamt ausgezeichneten Klangbild fiel uns beim Pedalieren das repetitive Sample auf, das erklingt, wenn der Dämpfer sich von den Saiten hebt. Dieses erklingt immer in der gleichen Lautstärke und Dynamik – egal wie nuanciert (schnell / langsam) man das Legato-Pedal auch bedient.

Audiobeispiele

Audio Samples
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Pedal off Hammer off Chopin Direktklang Improvisation Direktklang Chopin Raumklang Improvisation Raumklang

Auch der Raumklang ist ausgezeichnet, wobei sich im Fall des CA 99 der rückseitige Resonanzboden bemerkbar macht und dem Sound noch eine gewisse Präsenz mit auf den Weg gibt, der das Gefühl, dass die Klänge „wirklich“ aus dem Gerät kommen, deutlich unterstützt. Mit der Verstärkerleistung beider Modelle gelang es problemlos, den Testraum mit seinen ca. 50 Quadratmetern klanglich befriedigend auszufüllen.

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