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Behringer Sequential Controller 960 Test

Eigentlich sind Step-Sequenzer ja nun wirklich „Old School“, trotzdem üben diese Module immer eine besondere Faszination aus und sollten eigentlich in keinem Eurorack fehlen. Aber irgendwie ist das Angebot bisher gar nicht so riesig. Auch sind die Preise, die für Step-Sequenzer aufgerufen werden, nicht immer günstig. Dies ändert sich mit dem Behringer 960 Sequenzer nun schlagartig, kostet das Modul doch „nur“ 149 Euro – und selten war das Wörtchen „nur“ so angebracht wie hier.

Behringer Sequential Controller 960 Test
Der Behringer 960 Sequential Controller ist eine konsequente und kostengünstige Nachbildung des alten Moog-Sequenzers im Eurorack-Format.

Details

Womit hat man es zu tun?

Der Behringer 960 Sequential Controller gehört zu Behringers Modular-Serie System 55, das die Moog-Modular-Legenden Model 55, 30 und 15 ins Eurorack bringt. Und so ist dieses Modul eine konsequente Nachbildung des alten Moog-Sequenzers mit gleicher Bezeichnung, nur geschrumpft auf Eurorack-Maße. Trotz des Schrumpfungsprozesses nimmt das Modul noch 56 TE in der Breite ein. Und das ist gut so, denn dadurch ist der Aufbau der Bedienelemente für Eurorack-Maßstäbe schon recht großzügig, was das Hantieren mit Knöpfen und Potis deutlich vereinfacht.

Der Behringer 960 Sequential Controller bringt die Moog-Legenden Model 55, 30 und 15 ins Eurorack.
Der Behringer 960 Sequential Controller bringt die Moog-Legenden Model 55, 30 und 15 ins Eurorack.

Die Frontplatte besteht aus schwarz beschichtetem Aluminium und macht einen stabilen Eindruck. Die Beschriftung ist in weiß aufgetragen, was eine gute Lesbarkeit ergibt. Das Design ist natürlich Moog-like und erscheint sehr edel. Schön auch, dass die Verpackung nicht überdimensioniert ist, was auch die potentielle Abfallmenge reduziert. Mit im Karton: Das obligatorische Flachbahnkabel für die Stromversorgung und die Schrauben fürs Rack. Diejenigen, die nicht so an die von Moog verwendeten Begriffe gewöhnt sind, werden hier und da stutzen, was wohl mit den Bezeichnungen gemeint ist. Da hat man sich bei Behringer konsequent an das Original gehalten. Das fängt bei Sequential Controller an, der nichts anderes bedeutet als Sequenzer, und führt sich bei vielen Bedienelementen fort.

Der Behringer 960 Sequential Controller im Aufbau

Der Behringer 960 Sequenzer verfügt über drei Reihen mit jeweils acht Steps und damit 24 Reglern. Beschränkt man sich auf das 960er-Modul, dann kann eine Sequenz aus bis zu acht Steps aufgebaut werden. Nimmt man noch das Modul 962 Sequential Switch dazu, dann lassen sich auch 16 oder 24 Steps erzeugen – dazu später mehr. Auf der linken Seite sehen wir die Sektion „OSCILLATOR ON“. Oscillator? Heißt das, das Modul verfügt über eine eigenen Tonerzeugung? Nein. Dabei handelt es sich um einen LFO, der den Sequenzer startet oder stoppt (übersetzt: OSC ON bzw. OFF), ein Gate-Signal ausgibt (OSCILLATOR OUTPUT) und das Ablauftempo einstellen lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Übersichtlich und klassisch im Aufbau: Der Behringer Sequential Controller 960.

Damit man das relativ fein justieren kann, lässt sich der Frequenzbereich des LFOs in sechs Stufen wählen und dann mit dem Regler „FREQUENCY VERNIER“ feintunen (Vernier = Feineinstellung).
Hier eine Übersicht der verfügbaren Frequenzbereiche:

  • Stufe 1 (0.04 to 0.5 Hz)
  • Stufe 2 (2.75 to 30 Hz)
  • Stufe 3 (0.17 to 2 Hz)
  • Stufe 4 (11 to 130 Hz)
  • Stufe 5 (0.7 to 8 Hz)
  • Stufe 6 (44 to 500 Hz)

3 x 8 Reihen

Kernstück des Sequenzers sind die 3 x 8 Steps, denen jeweils ein Regler zugeordnet ist, der die Ausgangs-Steuerspannung (CV) bestimmt. Welcher Step gerade aktiv ist, dies zeigt ein kleines Lämpchen oberhalb der Regler. Am Ende jeder Reihe liegen die beiden parallelen CV-Ausgänge, die dann mit zu steuernden Modulen wie z. B. den VCOs verbunden werden. Auch hier lässt sich der Wertebereich skalieren: x1 geht von 0 – 2 V, x2 von 0 – 4 V und x4 von 0 – 8 V. Dabei ist noch zu erwähnen, dass das System mit 1 V/Oktave arbeitet. Unterhalb einer Reihe schaltet ein Dreifachschalter zwischen Normal, Skip und Stop um. Skip überspringt dabei einen Step und Stop macht das, was man vermutet. Damit lässt sich Sequenz auch verkürzen (1 – 8 Steps)

Timing verändern, MIDI und Synchronisieren

Auf den ersten Blick fällt ein Schalter mit der Bezeichnung THIRD ROW TIMING gar nicht so ins Auge. Dieser kann aber den Unterschied machen. Aktiviert man diesen, dann lässt sich die Ablaufgeschwindigkeit je Step variieren. Wir reden dann nicht nur von Achtel-Steps, sondern können auch recht schräge Verläufe konstruieren

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THIRD ROW TIMING variiert die Länge eines Steps.

Dies ermöglicht auch das Ratcheting, was ein Stilmittel von Tangerine Dream war. Gute Sache!

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So klingt das Ratcheting.

Über die Buchse „OSCILLATOR IN“ kann das Modul externe Sync-Signale empfangen. Will man den 960er als Master verwenden, dann muss man die OSCILLATOR OUT-Buchse wählen, die ja eigentlich dem Gate vorbehalten ist. Ich schätze aber, dass der Sequenzer im Normalfall Stand-alone oder als Slave Verwendung findet. Wie schon erwähnt, das Modul ist „Old School“ und so wurde auf MIDIund ähnliches „neumodisches Zeugs“ verzichtet.

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Praxis

Handhabung des Behringer Sequential Controller 960

Der Behringer 960 Sequential Controller ist so dimensioniert, dass man die Bedienelemente bequem erreichen und verändern kann. Nach kurzer Orientierung kommt der Anwender sicherlich auch mit den vielleicht ungewohnten Begriffen klar. Die Bedienung des Sequenzers ist grundsätzlich einfach, wobei beim Einstellen der Tonhöhen die Verwendung eines Stimmgeräts von Nutzen sein kann. Besonders dann, wenn man zwei oder gar drei tonale Reihen übereinanderlegt.

Patching – und was man wissen muss

Beginnen wir mit der einfachsten Variante. Wir patchen OSCILLATOR OUTPUT (Gate) mit dem entsprechenden Eingang eines Hüllkurvengenerators. Dabei gilt zu beachten, dass der Sequenzer den meist üblichen V-Trigger herausgibt. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass das restliche Behringer System 55 mit dem S-Trigger der früheren Moogs arbeitet. Beide Varianten sind nicht kompatibel. Das bedeutet, dass ich bei der Integration des Sequenzers in das Behringer-System ein V-Trigger/S-Trigger-Interface benötige, was dort auch als Modul angeboten wird.
Was im ersten Moment nach Widerspruch oder Nachteil klingt, ist jedoch ein kluger Schachzug von Behringer. Dadurch kann der Sequential Controller ohne Interface für die meisten anderen Systeme genutzt werden, was die potentielle Anwenderschar deutlich erhöht. Beim System 55 hingegen entschloss man sich, exakt die Schaltung des Original-Systems nachzubilden und die nutzt eben den S-Trigger. Einfach nur konsequent. Das zweite Patchkabelführt vom Output der Reihe 1 in den Modulations- oder CV-Eingang eines VCOs. Da wir zwei Ausgänge je Reihe haben, lässt sich auch ein zweiter VCO, soweit vorhanden, direkt mit einbeziehen, ohne ein Multiple verwenden zu müssen. Dies spart Kabel.

CV-Einstellungen

Ist dieser Vorgang abgeschlossen, beginnen wir mit der Einstellung der Tonhöhen je Step und damit mit der Eingabe der Melodie oder des Basslaufes. Mit dem roten Knopf SHIFT gelangen wir zum gewünschten Step und suchen die korrekte Tonhöhe. Das kann ein wenig dauern, da wir hier nicht in Halbtonschritten vorangehen können. Ist der Vorgang abgeschlossen, dann kann der Sequenzer per „OSCILLATOR ON“ gestartet werden. Nun haben wir die Qual der Wahl, was wir mit den anderen beiden Reihen anfangen wollen. Sind genug VCOs im Rack, dann können wir hiermit zwei- oder dreistimmige Linien aufbauen. Dabei ist es allerdings nicht möglich, die Anzahl der Steps je Reihe individuell festzulegen bzw. die Tempi unterschiedlich zu setzen, um einen Polyrhythmus zu erzeugen. Programmiert man z. B. einen Skip, dann gilt dieser stets für alle drei Reihen.

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Die ersten beiden Reihen steuern jeweils einen VCO.

Im Grunde können wir mit einer Step-Reihe alles ansteuern, was auf CV reagiert. Das kann das Filter sein, dessen Cutoff-Punkt via CV gesteuert wird, das kann aber auch ein Drum-Modul sein, das z. B. noch eine Bassdrum dazugibt. Man kann dies aber auch auf den VCA legen oder auf das, was man gerne modulieren möchte.

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Hier ändert die zweite Reihe den Cutoff-Punkt je Step.

Damit lässt sich eine Sequenz natürlich sehr lebendig gestalten. Aber man kann die zweite oder dritte Reihe auch als Gate verwenden, um Steps staccato oder länger klingen zu lassen. Das lädt zum Experimentieren ein. Unter jedem Step gibt es noch einen in/out, der ein Trigger-Signal abgibt, bzw. über „in“ die Sequenz dort hinspringen lässt. THIRD ROW TIMING haben wir bereits angesprochen. Damit lässt sich die Rhythmikeiner Sequenz entscheidend verändern (siehe oben).

Erweiterung auf bis zu 24 Steps – Der Behringer 962 Sequential Switch

Der Behringer 962 Sequential Switch erweitert die maximale Step-Anzahl bis auf 24.
Der Behringer 962 Sequential Switch erweitert die maximale Step-Anzahl bis auf 24.

Nimmt man mit dem 962 Sequential Switch ein weiteres Modul hinzu, lassen sich zwei oder drei Reihen auch verketten, so dass eine Sequenz aus bis zu 24 Steps bestehen kann. Dies erweitert die Möglichkeiten nochmals deutlich. Wie man das verkabelt, das zeigt die anstehende Abbildung.

Fotostrecke: 2 Bilder Verkabelung von Behringer Sequential Controller und Sequential Switch.

Die Notwendigkeit, dafür ein weiteres Modul ins Rack zu schrauben, kann kein K.O.-Kriterium sein, liegt der Preis für den Sequential Switch doch bei rund 50 Euro. Das ist verkraftbar. Wem acht Steps je Sequenz genügen, der kann sich die Investition auch sparen.

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Fazit

Zu dem derzeit geforderten Preis von 149 Euro ist der Behringer 960 Sequential Controller ein „Must Have“ für jeden Eurorack-Besitzer. Ich habe schon Nachbauten des 960er-Moogs gesehen, die mehr als 1.500 Euro kosten sollen. Da ist der Preisunterschied dann schon eklatant. Und so muss man der Behringer-Variante ein absolut geiles und sehr Musiker-freundliches Preis/Leistungs-Verhältnis attestieren. Der Funktionsumfang entspricht dem Moog-Vorbild und ist das, was man von einem analogen Sequenzer erwartet. Schön wäre noch ein CV-Eingang gewesen, womit man die Sequenzen über eine Tastatur mit CV noch transponieren könnte, aber dies kann man im Modularsystem auch auf anderen Wegen realisieren. Ein gelungener Nachbau, verbunden mit einer guten Raumaufteilung beim „Schrumpfungsprozess“. Eine absolute Kaufempfehlung.  Das Ding gehört in jedes Eurorack.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Preis/Leistung
  • Konsequenter Nachbau des alten Moog-Moduls
  • Funktionsaufbau
  • Verarbeitung
  • Design
  • Ausreichend dimensioniert
  • Arbeitet mit V-Trigger
  • Third Row Timing erlaubt Ratcheting
Contra
  • Keine
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Behringer Sequential Controller 960 Test
Für 117,00€ bei
Der Behringer 960 Sequential Controller ist eine konsequente und kostengünstige Nachbildung des alten Moog-Sequenzers im Eurorack-Format.
Der Behringer 960 Sequential Controller ist eine konsequente und kostengünstige Nachbildung des alten Moog-Sequenzers im Eurorack-Format.
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