Anzeige

Erica Synths Drum Sequencer Test

Erica Synths aus Lettland gehört zu den fleißigsten Herstellern im Eurorack-Universum. So hat Erica Synths auch eine große Anzahl an Modulen im Angebot, die in verschiedenen Serien zusammengefasst sind. Da gibt es die Basic-Serie, womit alles begann, die DIY-Serie für Tüftler, die Black-Serie für hochwertige Module, die Fusion-Serie für Module mit Röhrentechnik und die Pico-Serie für ganz kleine Module in 3TE Größe. 

Erica Synths Drum Sequencer Test. (Foto: Igor Sabara)
Der Drum Sequencer von Erica Synths. (Foto: Igor Sabara)
Zur Superbooth 2018 stellte Erica Synths eine neue Serie unter dem Begriff Drum Series vor, die daraus resultierte, dass das kleine Pico Drums Modul eines der meist verkauften Erica Synths Module überhaupt ist. Somit hat Erica Synths 15 neue Module entworfen, die laut Hersteller, eines der fortschrittlichsten Eurorack Performance-Systeme für Techno, Drum&Bass und Industrial Darbietungen und Kompositionen darstellen soll. Das Herzstück dieses Systems ist der Drum Sequenzer, womit sich komplette Tracks und Auftritte meistern lassen sollen. Wir haben das Kernmodul der Drum Serie ausprobiert und den Drum Sequenzer auf Herz und Nieren getestet.

Details

Aufbau

Der Drum Sequencer ist ganze 42TE breit dafür aber nur drei Zentimeter tief. Diese Größe ist auch von Nöten bei der Anzahl an Funktionen. Es gibt ganze 36 Buchsen, 19 große und 12 kleine Taster, zwei Push-Encoder und ein Display. Trotz der Anzahl an Bedienelementen und Buchsen bleibt dieser Drum Sequenzer, genau wie die meisten anderen Module von Erica Synths, sehr gut zu bedienen. Hier ist nichts im Weg beim patchen. Anders, als bei den meisten anderen Modulen von Erica Synths, sind hier alle Buchsen oben anstatt am unteren Rand des Moduls platziert, was bedeutet, dass man dieses Modul eher in einem Skiff verwenden sollte, wobei der Drum Sequencer mit einer Tiefe von nur drei Zentimetern auch in jedes noch so flache Skiff passen sollte. 
Fotostrecke: 3 Bilder Der große, schwarze Sequenzer von schräg oben… (Foto: Igor Sabara)

Gleich 16 Trigger Outputs stellt der Sequenzer zur Verfügung, wobei es noch zwölf Accent Ausgänge gibt um zusätzliche Dynamik in seine Sequenzen programmieren zu können. Außer Drums, erhält man hier noch die Möglichkeit eine melodiöse Stimme zu steuern, da auch ein CV und ein Gate Ausgang vorhanden sind. Des Weiteren gibt es noch zwei Ausgänge für die beiden LFOs, einen Clock Aus- sowie Eingang, einen Eingang für Reset und einen Eingang für MIDI, welcher auch als Miniklinken-Buchse ausgeführt ist.

Eine große Anzahl an Ausgängen, aber leider keine CV Eingänge. (Foto: Igor Sabara)
Eine große Anzahl an Ausgängen, aber leider keine CV Eingänge. (Foto: Igor Sabara)
Mit 19 großen, weißen Tasten werden die Sequenzen programmiert, wobei drei von den Tastern für Start, Stop und Record bestimmt sind und die anderen 16 für die einzelnen Steps gedacht sind. Diese Knöpfe erinnern sehr stark an die klassischen Roland Maschinen und lassen sich wirklich gut bedienen. Es gibt keinen fühlbaren Druckpunkt, aber die Knöpfe funktionieren sehr zuverlässig und hinterlassen einen überaus stabilen Eindruck. Diese Drucktaster sind meiner Meinung nach eines der Highlights dieses Moduls, denn es macht Spaß sie kreativ zu verwenden und es fühlt sich wirklich gut an, mit ihnen zu arbeiten. 
Auch die kleineren zwölf Drucktaster, die dafür gedacht sind, um in die verschiedenen Modi zu gelangen, fühlen sich sehr gut und stabil an. Alles in allem ist auch dieses Erica Modul von hochwertiger Qualität mit einem sehr bedienfreundlichen Layout. Mit den beiden vorhandenen Push-Encodern lassen sich eine Anzahl an verschiedene Werten einstellen. Auch hier ist das Userinterface mit den beiden Encodern und dem OLED Display sehr gut durchdacht und meistens auch durchaus praktisch in der Verwendung. Die Menüstruktur ist flach gehalten und man kommt mit den zwölf kleinen Tastern schnell in die gewünschten Menüs, wo man dann alle Einstellungen mit den beiden Encodern vornimmt. Das funktioniert in den meisten Fällen sehr schnell und unkompliziert.
Fotostrecke: 2 Bilder Für die Bedienung stehen zwei Push-Encoder und ein OLED Screen zur Verfügung. (Foto: Igor Sabara)

Patterns programmieren

Patterns werden programmiert in dem man sich erstmal einen der 16 Kanäle aussucht um dann mit den 16 großen Buttons die einzelnen Steps zu platzieren. Standardmäßig sind Accents zunächst ausgeschaltet, so dass die Buttons die jeweiligen Steps ein- oder ausschalten. Accents kann man dann pro Kanal individuell aktivieren. Sind erstmal Accents auf einem der 16 Kanäle eingeschaltet, so lassen sich Steps mit einem Druck einschalten, ein weiterer Druck fügt dem Step einen Accent hinzu und mit einem dritten Druck lassen sich die Steps wieder ausschalten. Eine ganz klassische Art, Drums im XOX Stil der alten Helden zu programmieren.
Außer den Accents lassen sich auch fast alle anderen Parameter per Track individuell einstellen. So kann z. B. jeder Track eine eigene Time-Signatur und Länge haben. Auch Shuffle bzw. Swing lässt sich entweder pro Kanal oder global einstellen. Die gewünschten Intensität des Shuffles stellt man dann per Encoder ein. Leider ist hier die Auflösung sehr grob so dass man nur zwischen sieben verschiedenen Werten wählen kann. Hier ist es ein bisschen verwunderlich, dass man die Intensität nicht in Prozent einstellen kann, so wie das bei Swing oft üblich ist. Dafür stellt der Drum Sequenzer Micro Timing zur Verfügung womit man einzelne Schritte in kleinen Schritten nach vorne oder hinten bewegen kann.
Somit kann man sich sozusagen seinen eigenen Swing programmieren. Patterns können nach vorne, hinten oder zufällig abgespielt werden und auch diese Option kann entweder global oder per Track eingestellt werden. Die maximale Pattern Länge beträgt 64 Schritte wobei man aber immer nur 16 Schritte auf einmal anhand der, in die Buttons eingebauten, LEDs sehen kann. Es gibt eine Wahrscheinlichkeits-Funktion welche in Probability und Ratio unterteilt ist. Stellt man z. B. 1:4 ein, so wird der jeweilige Step nur alle 4 Durchgänge abgespielt. Stellt man hingegen 25% ein, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Step abgespielt wird, oder nicht, bei eben 25%.

Melodien programmieren

Außer den 16 Kanälen für Trigger erhält man noch einen zusätzlichen Kanal um Melodien zu programmieren. Hierfür gibt es einen dedizierten CV und einen Gate Ausgang. Der CV Kanal besitzt die gleichen Funktionen wie die Trigger Kanäle, aber man kann hier zusätzlich Noten- und Gate-Längen einstellen. Noten lassen sich auf eine Tonleiter quantisieren, wobei man hier Chromatic, Major, Minor, Pentatonic, Dorian, Phrygian, Lydian, Mixolydian und Locrian zur Verfügung gestellt bekommt. Leider gestaltet sich die Noteneingabe eher umständlich und zeitaufwendig. Da man nur zwei Encoder hat um alle Noten und Gate Längen zu programmieren, muss man immer erst den jeweiligen Schritt auswählen und dann eine Note und Gate Länge wählen. Hier wäre es schön gewesen wenn man durch den Midi Eingang Sequenzen auch per Midi Keyboard eingeben könnte.

Zwei integrierte LFOs

Die beiden integrierten LFOs sind ein nützlicher Bonus, aber leider wurden diese ein bisschen halbherzig implementiert, denn die LFOs lassen sich z. B. nicht in der Phase verschieben. Diese können zwar frei oder im Sync laufen, aber wenn sie im Sync laufen, dann starten die LFOs immer an der gleichen Stelle. Das ist eine unangenehme Einschränkung, wenn es um Modulationen geht. Es wäre auch sehr nützlich gewesen, wenn man die LFOs auch als One-Shots ausgeben könnte, um auch für die LFOs Muster mit den tollen Buttons programmieren zu können. Der Fill bzw. Note Repeat Modus hat bei unserem Testmodel leider nicht funktioniert, aber das wird sicherlich schnell behoben, wenn es das nicht schon ist. Pattern lassen sich schnell und einfach verbinden, so dass man auch lange Sequenzen erstellen kann.

Synchronisation

Den Drum Sequencer kann man zu Midi oder analogen Signalen syncen. Bei einer eingehenden analogen Clock läuft der Drum Sequencer mit 4PPQ (Pulses per Quaternote) mit. Wirklich schade ist es, dass man hier nicht weitere Werte wählen kann, um das Einsatzfeld des Sequenzers zu vergrößern. Hier kommt bestimmt noch Verbesserung in Form von Firmware Updates. Neue Firmwares können relativ unkompliziert per SysEx durch den Midi Eingang aufgespielt werden. Ansonsten hat man noch die Möglichkeit sich auszusuchen, wie lang die ausgegeben Trigger sein sollen, aber das funktioniert leider nur global, und nicht per Track.
Anzeige

Praxis

Der Drum Sequencer von Erica Synths basiert sehr stark auf klassischen Drum Sequenzern, einer Funktionsweise, die schon in den ersten Drum Maschinen implementiert wurde. Dieses Konzept wurde bis zum Ende durchgezogen und so erhält man einen klassischen Trigger Sequencer ohne innovative Features. Das was dieser Sequenzer macht, macht er aber wirklich gut.
Die Verarbeitung ist bei diesem Modul sehr hochwertig und man hat das Gefühl auch mal kräftiger auf die großen, tollen Knöpfe drücken zu können, ohne dass diese je ihren Geist aufgeben werden. Die Buttons reagieren vorbildlich und beschreiben nach meiner Einschätzung das Highlight dieses Moduls. Patterns lassen sich schnell und einfach damit eingeben, wobei man sich hier aber in einem relativ groben Raster bewegt. Es besteht zwar die Möglichkeit per Micro Timing aus diesem Raster auszubrechen, jedoch ist die Einstellung vom Micro Timing eher zeitaufwendig und sicherlich nicht etwas, was man während des Spielens machen wird. Und der Erica Drum Sequencer will gespielt werden, genau wie das bei klassischen Maschinen der Fall ist.
Diese Art des Sequenzierens lebt davon, dass man Patterns ständig in Echtzeit editiert. Das erfordert Übung, gibt einem dann aber auch das Gefühl, ein Instrument zu spielen. Hier lassen sich zwar Sequenzen im Vorfeld programmieren, jedoch nicht sehr komplexe oder Abwechslungsreiche. Das hängt auch mit fehlenden CV Eingängen zusammen. Hier gibt es nicht einen einzigen CV Eingang, womit sich dann auch nichts per Steuerspannungen manipulieren lässt. Das ist wirklich schade, denn ein Modularsystem lebt schließlich davon, dass die individuellen Module miteinander kommunizieren.

Der Drum Sequencer von schräg unten. (Foto: Igor Sabara)
Der Drum Sequencer von schräg unten. (Foto: Igor Sabara)
Funktionen, die diesen Sequenzer von den klassischen Pendants unterscheidet, wie z. B. LFOs, oder der eine CV-Kanal, sind eher halbherzig implementiert und folgen nicht dem Gesamtkonzept. Denn diese Funktionen sind zeitaufwendig einzustellen und dabei nicht wirklich bis zum Ende gedacht. Es ist z. B. toll, dass man hier LFOs erhält, aber diese LFOs sind sehr rudimentär und dadurch auch nur eingeschränkt zu nutzen. Dass man mit wenig Bedienelementen und einem relativ kleinen Screen durchaus komplexe Funktionen einstellen kann, und das Ganze dabei intuitiv und einfach bleibt, hat z. B. Pamela’s New Workout bewiesen. Auf der anderen Seite zeigt z. B. Circadian Rhythm von Tip Top Audio, dass auch das klassische Trigger-Sequenzer Konzept durchaus mit innovativen und interessanten Funktionen in die Moderne katapultiert werden kann.

Audiobeispiele

Audio Samples
0:00
Erica Synths Drumsequencer: Sounds ansteuern. Erica Synths Drumsequencer: Shuffle-Funktion.
Anzeige

Fazit

Der Drum Sequencer von Erica Synths ist ziemlich spezifisch, in dem Sinne, dass er sehr stark auf dem klassischen XOX Stil basiert. Mit dem Drum Sequencer erhält man mehr oder weniger einen klassischen Sequenzer in Gestalt eines Moduls, ohne dass dieses Modul sich aber wirklich in ein modernes Modularsystem integrieren lässt.
Wer genau so ein Konzept bevorzugt, und wirklich nur auf eine Weise Sequenzen erstellen möchte, wie man das schon seit den ersten Drum Maschinen getan hat, dem kann ich dieses Modul sehr empfehlen. Für diesen Verwendungsbereich würde es auch die volle Punktzahl erhalten. Verarbeitung, Bedienung und Haptik sind wirklich Spitzenklasse. In dem Sinne fragt man sich dann aber auch, ob man den Drum Sequencer von Erica Synths dann unbedingt als Modul benötigt. In dem Fall ist es wahrscheinlich sinnvoller, sich einfach eine originale, alte Drum Maschine zu besorgen, die, trotz der enormen Gebrauchtpreise heutzutage, wahrscheinlich auch nicht mehr kosten würde, als eine komplette modulare Drum Maschine.
Angesichts dessen, was der Markt sonst so an verschiedenen Sequenzern für das Eurorack hergibt, schneidet der Erica Synths Drum Sequencer leider nicht mehr so gut ab. Keine CV Eingänge und die nicht zu Ende gedachten Sonderfunktionen, sind hier die größten Schwachstellen. Diese könnten aber durch Firmware Updates verbessert werden.

PRO
Hochwertige Verarbeitung und bedienfreundliches Layout.
Viele Ausgänge
Micro Timing
2 LFOs
Gate und CV Ausgang für Melodien
CONTRA
Keine CV Eingänge um Parameter fernzusteuern
Swing lässt sich nur grob einstellen
LFOs lassen sich nicht in der Phase verschieben
Programmierung von Melodien ist umständlich
Lässt sich nur mit 4PPQ syncen
Der Drum Sequencer von Erica Synths. (Foto: Igor Sabara)
Der Drum Sequencer von Erica Synths. (Foto: Igor Sabara)
FEATURES
42TE breit und 30mm tief
16 Trigger Outputs
12 Accent Outputs
Eine CV/ Gate Combo
2 LFOs
8 Bänke mit jeweils 16 Pattern
Stromverbrauch: 152mA auf +12V und 56mA auf -12V
PREIS
Erica Synths Drum Sequencer : ca. 730 €  (Straßenpreis, Stand: 05.06.2018)
Weitere Infos zu diesem Produkt findest du auf der Webseite des Herstellers.
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.