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Snazzy FX Hi Gain, Eternal Spring Filter & Kick ME Test

Snazzy FX wurde 2009 von Dan Snazelle gegründet. Die ersten Snazzy FX Produkte kamen in Form von Pedalen, aber es hat nicht lange gedauert bis der schräge Ein-Mann-Betrieb in die Eurorack Welt eingestiegen ist. Dan selbst ist ein begnadeter Musiker und hat seine ersten musikalischen Versuche im zarten Alter von elf Jahren begonnen. Nachdem er mehrere Alben mit verschiedenen Bands in Chicago veröffentlicht hat, begann er in den späten 1990er Jahren Techno zu produzieren.

Snazzy FX Hi Gain, Eternal Spring Filter & Kick ME Test. (Foto: Igor Sabara)
Wer etwas Außergewöhnliches für sein Eurorack sucht, ist mit den Modulen von Snazzy FX gut bedient. (Foto: Igor Sabara)
Artwork, Funktionen und Sound der Snazzy FX Produkte sowie die Werbeslogans nehmen immer starken Bezug auf psychedelische Musik und alles was damit zu tun hat. So erscheinen die Snazzy FX Eurorackmodule, wie auch die Snazzy FX Pedale, optisch nicht nur ein bisschen chaotisch, sondern stiften zunächst auch ein wenig Verwirrung, was Nutzung und Klang angeht. Obwohl dieses Konzept viele treue Fans im Laufe der Jahre gefunden hat, veröffentlicht Snazzy FX jetzt eher einfache und „direkte“ Module, die aber weiterhin das psychedelische Konzept fortführen wollen. Wir haben uns das neue Filter, das Kick Modul und den Mischer näher angeguckt und uns dadurch auf einen bunten Trip begeben.

Details

Äußeres

Alle drei hier besprochenen Snazzy Module sind 8TE breit. Das Filter und der Mischer bieten eine Aluminium-Frontplatte während das Kick Me Modul eine blaue Frontplatte aus Platinen-Material zur Schau stellt. Alle drei Module sind einfach aufgebaut und zeigen eine durchaus anständige Qualität.
Die neuen Snazzy Module sind nicht mehr ganz so bunt, zeigen aber weiterhin kunstvolle Frontplatten-Grafiken. Hier der Snazzy FX Eternal Spring Filter. (Foto: Igor Sabara)
Die neuen Snazzy Module sind nicht mehr ganz so bunt, zeigen aber weiterhin kunstvolle Frontplatten-Grafiken. Hier der Snazzy FX Eternal Spring Filter. (Foto: Igor Sabara)

Das Snazzy FX KICK ME Modul

‘Kick Me’ ist die erste Drum Stimme von Snazzy FX, und wie der Name vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine analoge Kick Drum. Das Modul bietet einen Eingang für Trigger, welcher die Kick auslöst, wobei eine grüne LED jedes Mal aufleuchtet, wenn ein Trigger eintrifft und die Kick Drum erklingt. Weiterhin gibt es einen CV- Eingang, der Einfluss auf die Tonhöhe ermöglicht plus zwei Ausgänge, welche als ‚Out A‘ und ‚Out B‘ bezeichnet sind.
Out A gibt hier die eigentliche Kick Drum aus, wobei Out B für eine Sub-Bass Variante dieser Kick Drum zuständig ist. Für die Kick aus Out A arbeiten vier Potis, die als Damp, Pitch, Decay und Beater bezeichnet sind. Das fünfte Poti ist mit Kick B beschriftet und nimmt Einfluss auf das Decay der Sub-Bass Variante. Dieses ist auch der einzige Parameter, der bei der zweiten Kick Drum einzustellen ist. Zum Schluss verfügt das Kick Me noch über einen Kippschalter, der das Modul in einen Clipping Modus versetzt und somit lautere, verzerrte und dreckige Sounds ermöglicht.
Das Kick Me Modul kann auf ganzer Linie überzeugen. (Foto: Igor Sabara)
Das Kick Me Modul kann auf ganzer Linie überzeugen. (Foto: Igor Sabara)
Der Damp Parameter kontrolliert um wieviel die Kick resoniert. Kleinere Werte erzeugen hier kürzere, scharfe Kick Drums, wobei größere Werte überzogene Kick Drums erzeugen. Das Verhalten des Damp Parameters interagiert mit dem Beater Parameter und dem Clip Schalter. Mit dem Beater Poti lässt sich der tonale Charakter des Attacks der Kick verändern.
Dreht man dieses Poti im Uhrzeigersinn, so erhält man eine hellere Kick Drum, die als Clicky bezeichnet werden kann. Dreht man diese Poti gegen den Uhrzeigersinn, so erhält man weichere Drum Sounds und am Anschlag erhält man hier fast einen puren Bass-Ton. Dieser Parameter ist sehr abhängig von der Damp Einstellung und verändert sein Verhalten je nachdem, welcher Damp Wert eingestellt ist. Pitch reguliert die Ausgangstonhöhe der Kick Drum und Decay die Länge der einfachen Hüllkurve. Auch der Decay Parameter ist sehr abhängig von den anderen drei Parametern, welche für Out A vorgesehen sind. 
Der einzige Parameter für Out B gibt ebenfalls Kontrolle über Decay. Da dieser Parameter mit keinen der anderen interagiert, kann man hier lediglich die Länge des zu hörenden Sounds einstellen. Der Clip Schalter versetzt das Modul in einen Clipping Modus, wobei man den Eindruck erhält, dass das Modul hierbei ausflippt. Wo vorher noch viele verschiedene Arten von Kick Drums zu erzielen waren, erhält man jetzt stark verzerrte und sehr laute Signale.
Hier ist Vorsicht geboten! Das Kick Me Modul ist jetzt unberechenbar und sollte mit zarten Fingern eingestellt werden um seine Ohren bzw. Lautsprecher zu schützen. Der CV-Eingang ist linear und nicht auf 1V/Okt. geeicht. Auch hier wird man eher zum Experimentieren eingeladen, denn genaue Melodien kann man hiermit nicht spielen.
Fotostrecke: 3 Bilder Kick Me von vorne … (Foto: Igor Sabara)

Das Snazzy FX HI GAIN Modul

Beim Hi Gain Modul handelt es sich um einen experimentellen Mischer mit eingebauten VCAs. Das Hi Gain Modul besteht aus einer voll-analogen Schaltung, die mit Transistoren aufgebaut ist und erzeugt sehr bunte und verzerrte Klänge. Das Modul bietet drei Eingänge für die drei verschiedenen Stages mit drei eigenen Ausgängen für die jeweiligen Kanäle. Alle Eingänge sind DC-coupled und somit unter anderem auch für Steuerspannungen zu verwenden. Für die drei Kanäle gibt es drei CV- Eingänge und zum Schluss bietet es noch einen SUM-Ausgang, bei welchem die drei Einzelausgänge summiert und dann invertiert ausgegeben werden. 
Drei Potis sind für die Gain der drei Kanäle verantwortlich und zwei weitere Potis dienen als Abschwächer für eingehende Steuerspannungen der Kanäle 1 und 3. Die Ausgänge sind auf den jeweils nächsten Kanal normalisiert. Schickt man z. B. ein Signal in den ersten Kanal und keine in Kanäle 2 und 3, so durchläuft das eingehende Signal alle drei Stages hintereinander. Die Kanäle 1 und 2, hier auch als Stages bezeichnet, sind identisch und werden von Snazzy FX als ‚Dirty VCA‘ beschrieben. 
Die dritte Stage ist ähnlich den anderen beiden Kanälen, nur, dass diese Stage lauter mit negativen Signalen, und leiser mit positiven wird. Wobei die ersten beiden Stages als VCAs mit ordentlich Verzerrung und Clipping zu verwenden sind, dient der dritte Kanal eher dazu, das Signal zwischen positiv und negativ verschieben zu können. Das hört sich ein bisschen kompliziert an, aber im Grunde ist dieses Modul ein Verzerrer und Waveshaper mit drei Stages, die auch separat genutzt werden können. Dieser Mischer ist nicht wirklich als Mischer im herkömmlichen Sinne zu verwenden, sondern lädt zum Experimentieren ein. Genau wie beim Kick Me Modul interagieren die verschiedenen Parameter sehr stark miteinander und verhalten sich sehr unterschiedlich, je nachdem wie andere Parameter eingestellt sind.
Fotostrecke: 3 Bilder Das Hi Gain Modul von vorne … (Foto: Igor Sabara)

Das Snazzy FX ETERNAL SPRING FILTER Modul

Das Eternal Spring Filter Modul ist zwar mit einer Filterschaltung aufgebaut, aber viel mehr ein kreativer Effekt als ein herkömmliches Filter. In der Praxis ist das ‘Eternal Spring Filter’ tatsächlich kaum als Filter zu gebrauchen, denn seine eigenen Geräusche übernehmen schnell die Überhand, sodass das originale Signal oft kaum noch wahrzunehmen ist. 
Das Eternal Spring Filter besitzt drei Buchsen wovon zwei als Audioeingang und Ausgang dienen. Zwei weitere Buchsen sind als ‚CV‘ und ‚FM‘ bezeichnet. Diese beiden Buchsen bieten Kontrolle über Cut-Off, sind exponentiell aufgebaut, aber nicht auf 1V/Okt. ausgelegt. Der ‚CV‘-Eingang verfügt über einen Abschwächer und ‚FM‘ arbeitet inventiert. 
Umso höher die eingehende Steuerspannung an der FM Buchse anliegt, desto tiefer wird der Cut-Off. Außer dem Abschwächer sind noch drei weitere Potis vorhanden, die für Cut-Off, Resonanz und Drive zuständig sind. Schon ab einem Zehntel des kompletten Regelwegs des Resonanz-Potis fängt dieses Filter an in die Eigenresonanz zu gelangen und das Drive-Poti fügt auch sehr schnell sehr viele Obertöne hinzu. 
Fotostrecke: 3 Bilder Das Eternal Spring Filter Modul von vorne … (Foto: Igor Sabara)

Wie sich die drei Snazzy FX Test-Kanditaten in der Praxis schlagen, erfahrt ihr in unserem Praxisteil.

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Praxis

Eigenschaften

Von den drei Modulen ist Kick Me das Modul, das einen direkten Zugang bietet, denn es offeriert Möglichkeiten, unterschiedlichste Kick Drums sowie auch sehr experimentelle Klänge zu erzeugen. Das Filter und der Mischer hingegen machen „Krach“ und sind kaum im Rahmen derer klassischen Funktionen als Mischer und Filter zu gebrauchen. Somit erschließt sich deren Nutzung und Bedienung auch nicht auf Anhieb. Der hier entstehende „Krach“ ist jedoch eine sehr gut klingende und hochwertige Geräuschkulisse und daraus wird recht schnell klar, dass das auch so gewollt ist. Diese Tools dienen dem experimentellen Einsatz und erzeugen ohne weiteres Klangmaterial der brachialen Riege.

Das Hi Gain Modul ist ein außergewöhnlicher Verzerrer. (Foto: Igor Sabara)
Das Hi Gain Modul ist ein außergewöhnlicher Verzerrer. (Foto: Igor Sabara)

Einsatzgebiete

Kick Me konnte dadurch auch am ehesten überzeugen, denn es bietet viele verschiedene Arten von Kick Drums an, die zur Abwechslung mal nicht auf den klassischen Kick Sounds der alten Roland Maschinen basieren. Diese Kicks klingen dadurch zwar eigen aber sehr wertig und modern. Was hier besonders auffällt ist, dass die hier entstehenden Kicks sich sehr gut in Mischungen durchsetzen können, ohne dabei gleich das ganze Frequenzspektrum einzunehmen. Mit der Clipping Funktion kommt man aber auch beim Kick Me schnell in die Noise-Ecke und kann auch hier experimentieren und dabei viel Krach machen.
Der Mischer und das Filter hingegen sind kreative Noise-Effekte. Hier wurden klassische Schaltungen mal ein bisschen anders interpretiert, und was dabei herauskommt, ist zwar ziemlich spezifisch aber durchaus sehr interessant. Alle drei Module ermöglichen eine Vielzahl an verschiedenen Sounds was damit zu tun hat, dass die Parameter bei allen drei Modulen sehr stark miteinander interagieren. Verstellt man ein Poti, so verhalten sich plötzlich alle anderen Potis komplett anders als zuvor. 

Die Snazzy FX Module sind keine Tools, die ein analytisches und präzises Arbeiten propagieren, sondern sie laden zum Experimentieren und Krach machen ein. Es gibt ja bereits einige Module in der Eurorackwelt, die für Noise und derartige Geräuscherzeugung vorgesehen sind, aber die wenigsten davon sind wirklich wohlklingend. Die Snazzy FX Module zählen jedenfalls zu denjenigen, die gutklingenden “Krach” erzeugen. Krach ist eben nicht gleich Krach, und auch bei Noise gibt es große Unterschiede, was deren Qualität betrifft.
Die Snazzy Module klingen auch nochmal ganz anders als z. B. die Pendants von Erica Synths, die wir getestet haben, und bieten eine große Anzahl an möglichen Klängen, solange man die Geduld hat sich länger mit den Modulen auseinanderzusetzen. Die kurze Zeit, die mir zum Testen der Module zur Verfügung stand, war sicherlich nicht lang genug, um diese Module voll zu erlernen. So erhielt ich während des Tests oft Klänge, die ich später für die Vorbereitung der Soundbeispiele einfach nicht mehr rekreieren konnte.
Wer mit diesen Modulen arbeiten möchte benötigt Zeit. Zeit, um sich mit deren Verhalten vertraut zu machen und deren recht unberechenbaren Charakter ein bisschen einschätzen zu lernen. Alle drei Module lassen sich übrigens sehr gut mit sich selbst verpatchen, da es entweder mehrere Ausgänge gibt, wie z. B. der Sub-Ausgang beim Kick Me und der invertierte Summen-Ausgang beim Hi Gain, oder mehrere Eingänge, wie z. B. der zweite CV-Eingang beim Eternal Spring Filter. 

Audiobeispiele der Snazzy FX Eurorackmodule Hi Gain, Eternal Spring Filter und Kick ME

Audio Samples
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Kick Me – Ausgang Out A Kick Me – Ausgang Out A im Clip Modus Kick Me – Ausgang Out A mit Out B in den CV-Eingang Kick Me – Ausgang Out B Kick Me – Ausgang Out A zusammen mit Out B Eternal Spring Filter Eternal Spring Filter – Filter Pings Hi Gain – Beispiel für Verzerrungen und Waveshaping
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Fazit

Die drei Snazzy FX Module erhalten solide 4 von 5 Sternen, wobei das Kick Me Modul eher in Richtung 5 geht und das Filter ein bisschen in Richtung 3 tendiert. Der Mischer ist durchaus ein solider Waveshaper und Verzerrer. Wer einen klassischen Mischer oder Filter für sein System sucht, liegt hier sicherlich falsch. Jedoch die Modularisten, die gerne etwas Außergewöhnliches probieren möchten und viel Spaß an brachialen Klängen haben, die sind hier bestens bedient.
Das Kick Me modul kann ich Jedem empfehlen, der nach einem Kick Drum Modul sucht, denn das klingt wirklich gut, interessant und zudem modern, ohne dabei unbedingt in die brachiale Richtung zu gehen. Dennoch werden auch Freunde von Noise mit dem Kick Me sehr glücklich.
Alle Snazzy Module anzutesten – bevor man sie kauft –  ist eher problematisch, da man mit wenig Zeit wohl kaum deren Vorteile sofort auf dem Schirm hat. Dafür sind die drei Module aber nicht teuer und man kann beruhigt zuschlagen, wenn etwas Außergewöhnliches gesucht wird.
Alle drei Module sind zudem auch als Bausätze verfügbar. Der Aufbau ist nicht sonderlich kompliziert, somit können auch relative DIY Anfänger gut damit zurechtkommen. Wer unsere Eurorack DIY Workshop-Reihe ein bisschen mitverfolgt hat, wird mit diesen Bausätzen sicherlich keine Probleme haben.

PRO
Außergewöhnliche Interpretationen von klassischen Schaltungen
Module laden sehr zum Experimentieren ein
Module lassen sich sehr gut mit sich selber patchen
Preis
CONTRA
Module sind zum Teil sehr unberechenbar
Das Filter gelangt schon bei kleinsten Resonanzeinstellungen in Eigenresonanz
Wer etwas Außergewöhnliches für sein Eurorack sucht, ist mit den Modulen von Snazzy FX gut bedient. (Foto: Igor Sabara)
Wer etwas Außergewöhnliches für sein Eurorack sucht, ist mit den Modulen von Snazzy FX gut bedient. (Foto: Igor Sabara)

FEATURES
Kick Me
8TE breit
Stromverbrauch: 10mA auf +12V und 10mA auf -12V
Trigger Eingang
CV-Eingang
2 Ausgänge für verschiedene Kick Drums

Eternal Spring Filter
8TE breit
Stromverbrauch: 11mA auf +12V und 11mA auf -12V
Audioeingang
Audioausgang
2 Eingänge für CV

Hi Gain
8TE breit
Stromverbrauch: 15mA auf +12V und 15mA auf -12V
3 Audioeingänge
3 Audioausgänge
3 CV-Eingänge
1 invertierter Summenausgang

PREISE
Snazzy FX Kick Me: Ca. 149 €  (Straßenpreis, Stand: 17.07.2018)
Snazzy FX Hi Gain: Ca. 227 €  (Straßenpreis, Stand: 17.07.2018)
Snazzy FX Eternal Spring Filter: Ca. 179 €  (Straßenpreis, Stand: 17.07.2018)

Weitere Infos dazu findest du auf der Webseite des Herstellers.

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