WMD steht für ‘William Mathewson Devices’, aber auch die gängige Bedeutung für diese Abkürzung ‘Weapons of Mass Destruction’, ist hier nicht fehl am Platz. WMD haben zwar mit der Herstellung von Gitarren-Pedalen angefangen, sind aber auch schon relativ lange in der Eurorack-Welt mit interessanten und oft brachial klingenden Modulen vertreten. In letzter Zeit hat WMD verschiedene Module für Live-Auftritte im Programm wobei der Performance Mixer hier als Herzstück konzipiert wurde.
Der WMD Performance Mixer bietet vielseitige Funktionen und einen hochwertigen Klang für das Eurorack. (Foto: Igor Sabara)
Bei fast allen Live-Acts und Jamsessions mit modularen Systemen ist die Verwendung von kleinen Mackie Mischern zu beobachten, wobei die live erstellten Klänge mit diesen kleinen Mischern in die PAs geschickt werden. Mit dem Performance Mixer und seinen verschiedenen Expandern will WMD jetzt den jammenden Modularisten eine Möglichkeit bieten, alles direkt im modularen System zu verarbeiten, ohne dabei zusätzliche externe Mischer zu benötigen. Wir nehmen den Performance Mixer mit seinem Mutes Expander genauer unter die Lupe und schauen, ob diese Kombination tatsächlich externe Mischer bei Auftritten ersetzen kann.
Details
Performance Mixer
Dieser Mischer ist 40TE breit und verfügt über acht Input-Kanäle, wobei die ersten sechs Kanäle in Mono ausgeführt sind und die Kanäle sieben und acht True-Stereo bieten. Steckt man ein Kabel in nur eine der beiden Buchsen für die Stereo-Kanäle, so sind diese auch als Mono-Kanäle zu nutzen. Alle acht Kanäle werden über kleine Fader in der Lautstärke geregelt, wobei diese Fader nicht zu kurz geraten und vorbildlich mit der Frontplatte verschraubt sind. Alles in allem ist der Performance Mixer sehr gut verarbeitet und hinterlässt einen soliden Eindruck.
Die Fader haben kleine durchsichtige ‘Fader-Caps’ und sind dadurch auch viel angenehmer zu bedienen, als man es sonst von dieser Art von Fadern gewohnt ist. Die in den Fadern integrierten roten LEDs fangen an zu leuchten sobald der jeweilige Kanal anfängt zu übersteuern. Eine Pegelanzeige als solche, gibt es also nur für den Master Ausgang. Diese besteht aus 16 LEDs, jeweils acht für Links und acht für die rechte Seite, und zeigt den Pegel in dBu an. Mit den Fadern lässt sich das eingehende Signal bis auf +5dB verstärken, wobei die sechs Mono-Kanäle jeweils noch ein kleines Gain-Poti spendiert bekamen, womit sich das Signal um weitere +12dB verstärken lässt. Ein zweites Mini-Poti pro Kanal sorgt dann dafür, dass man den jeweiligen Kanal in einen der beiden Aux-Wege schicken kann. Es gibt also zwei AUX-Wege, welche in Mono ausgeführt sind. Mit einem Kippschalter kann man dann wählen, ob ein Kanal in AUX 1 oder AUX 2 geschickt wird. In der Mittelstellung dieser Kippschalter wird der AUX-Weg dann komplett abgeschaltet. Ein weiterer Kippschalter weiter unten, neben den Fadern, lässt einen wählen, ob die AUX-Wege Pre- oder Post-Fader abgegriffen werden. Auch hier verstummt der AUX-Weg komplett, wenn sich die Kippschalter in Mittelstellung befinden.
Der Clou bei diesem Mischer ist, dass die sechs Mono-Kanäle über jeweils zwei Eingänge verfügen, und so lässt sich mit einem dritten Kippschalter wählen, ob man den ersten, den zweiten oder beide Eingänge gleichzeitig hört. Das ist sehr praktisch beim Live-Spielen und bietet einen großen Mehrwert, da man dadurch die Option für mehrere Patches pro Kanal erhält, ohne dabei unbedingt viel umstecken zu müssen und sich somit mehr auf die Performance konzentrieren kann. Ein Pluspunkt ist hier, wenn man mit einem Stackcable das gleiche Signal in beide Eingänge schickt, man somit weitere +6dB Verstärkung erzielen kann. Insgesamt hat man also die Möglichkeit, bei den ersten sechs Kanälen das eingehende Signal um +23dB zu verstärken. Das lässt zu, Line-Signale auf Eurorack-Level zu verstärken, ohne dazu weitere Module oder Expander nutzen zu müssen. Die beiden Stereo-Kanäle besitzen kein Gain-Poti und lassen sich somit nur um +5dB mit dem Fader verstärken.
Der WMD Performance Mixer in der Rückansicht. (Foto: Igor Sabara)
Außer den beiden Mini-Potis für die AUX-Sends und Gains, gibt es noch ein drittes Mini-Poti, womit das Panning eingestellt wird. Dieses ist linear ausgeführt und klingt, wie der gesamte Mischer, sehr anständig. Für alle acht Kanäle gibt es CV-Steuerung für Level und Pan, wobei hier alle Buchsen für Steuerspannungen auf der linken Seite angeordnet sind. Hier sind also keine Kabel im Weg. Das gesamte Layout des Mischers ist gut durchdacht und bietet einem, soweit bei der Größe und Anzahl an Funktionen und Buchsen möglich, Platz zum Bedienen der kleinen Fader und Potis. Des Weiteren hat es noch zwei CV-Eingänge womit sich die beiden AUX Sends in der Lautstärke regeln lassen.
Zwei weitere Buchsen, die mit ‘Mix In’ beschriftet sind, erlauben es ein Stereosignal dem Master Ausgang mit Unity Gain zuzufügen. Hiermit kann man weitere Mixer integrieren, oder alternativ, einen der beiden AUX-Wege als Stereosignal zurückführen. Das Master Signal wird an zwei Miniklinken Buchsen ausgegeben und mit vier weiteren Buchsen, die mit ‘Send’ und ‘Return’ beschriftet sind, ist sogar ein Stereo-Insert implementiert. So kann man z. B. einen Kompressor oder andere Effekte in den Master-Weg einschleifen. Außer den beiden Ausgängen für das Master-Signal gibt es noch einen weiteren Ausgang, der das Master-Signal nochmals monophon ausgibt. Sehr Praktisch, genau wie die beiden Kopfhörer Ausgänge, welche das gleiche Signal aus einer Miniklinken Buchse und einer Buchse für große Klinken ausgibt. So ist es also nicht schlimm, wenn man den Adapter für seine Kopfhörer vergessen hat, oder zu zweit spielen möchte.
Der WMD Performance Mixer in der Seitenansicht. (Foto: Igor Sabara)
Wo wir bei den Kopfhörer-Ausgängen angekommen sind, so kommen wir auch zu der Cue-Funktion. Ganz unten, bei jedem Kanal, gibt es einen kleinen Push-Button. Wird dieser gedrückt, so leuchtet eine grüne LED auf. Dadurch wird der jeweilige Kanal auf den Cue-Bus geschickt und kann somit abgehört werden, bevor man diesen in den Master-Ausgang mischt. Das ist natürlich überaus praktisch im Live-Betrieb, und laut WMD einer der Hauptgründe, warum der Performance Mixer ins Leben gerufen wurde. Der Cue-Bus kann auch an einer weiteren Buchse getrennt abgegriffen werden, ist aber leider immer Pre-Fader. Neben einem normal großen Poti für die Lautstärke des Master-Ausgangs gibt es noch ein ‘Cue Mix’ Poti, womit zwischen Cue-Bus und Master-Ausgang überblendet werden kann. Dieses Signal wird dann auf beiden Kopfhörerbuchsen ausgegeben. Das dritte große Poti sorgt dann für die Lautstärke der beiden Kopfhörerausgänge. Alles in allem bietet der Mischer eine Menge Funktionen, Buchsen, Fader und Potis in nur 40 Teileinheiten.
PM Mutes Expander
Der Mutes Expander ist 6TE breit und bietet Möglichkeiten, alle Kanäle samt den AUX-Wegen per Knopfdruck stumm zu schalten. Die Knöpfe sind hintergrundbeleuchtet und leuchten grün, wenn die jeweiligen Kanäle zu hören sind und rot, wenn diese gemutet wurden.
Der für diesen Test integrierte Mutes Expander konnte funktionsseitig nicht ganz überzeugen. (Foto: Igor Sabara)
Der Clou beim Expander liegt im ‘Combo’ Knopf. Hält man diesen Knopf gedrückt, so kann man mehrere Kanäle ein- beziehungsweise ausschalten, wobei dieses aber erst wirksam wird, sobald man den Combo Knopf wieder loslässt. Eine ganz nette Idee und durchaus praktisch in der Anwendung, um interessante Arrangements und Breaks live zu erzeugen. Des Weiteren bietet der Mutes Expander vier Buchsen womit sich die AUX-Sends der ersten vier Kanäle per Steuerspannung kontrollieren lassen.
1/3 Das Mutes Expander Modul von oben … (Foto: Igor Sabara)
2/3 … in der Rückansicht … (Foto: Igor Sabara)
3/3 und von der Seite betrachtet. (Foto: Igor Sabara)
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Praxis
Der Performance Mixer klingt richtig gut und überzeugt. Das hat unter anderem mit den sehr hochwertigen verbauten VCAs zu tun. Was besonders überzeugt ist die Sättigung bzw. Verzerrung, die man mit den Gain-Potis sehr gut dosieren kann. In der Eurorack-Welt klingen viele Module nicht wirklich gut, wenn diese zu zerren beginnen, außer, man verwendet dedizierte Module für genau diese Funktion.
Nicht so beim Performance Mixer von WMD, denn hier klingt die Zerrung wirklich voll und amtlich, und das nicht nur bei Drumsounds. Die gebotenen verschiedene Gain-Stages durch Fader und Mini-Potis erlauben die genaue Kontrolle über Lautheit der eingehenden Signale und das ist besonders beim Live-spielen sehr von Vorteil. Die Eurorack-Welt hat nur sehr wenige Normen, und so sind verschiedene Module auch oft ziemlich unterschiedlich, was ihren Output angeht. Das alles kann man mit diesem Mischer sehr gut ausgleichen und somit lässt sich sehr einfach ein angenehmer homogener Gesamtsound erstellen. Auch das Panning-Verhalten ist sehr gut, hier gibt es nichts zu meckern.
Die Cue-Funktion hat meiner Meinung nach jedoch einige Probleme. Zum einen sind die beiden Kopfhörerausgänge relativ leise, was es schwer macht in lauten Clubs seine Patches beim Spielen gut vorzuhören. Kopfhörer um die 30 Ohm sind hier Pflicht, aber auch mit diesen ist das Cue-Signal ziemlich leise, verglichen mit anderen Kopfhörererstärkern. Zum anderen ist der Cue-Bus immer Pre-Fader, was bedeutet, dass man das Signal hört, bevor es in die VCAs geschickt wird. Benutzt man die VCAs z. B. als Teil seines Patches, so kann man diese nicht wirklich vorhören, sondern hört dann nur den durchgehenden Sound. Das finde ich persönlich schade, da man dadurch die VCAs auch nicht getrennt verwenden kann. Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, wenn die Cue-Buttons das Signal auch aus dem Masterweg nehmen, und so auch als Mute-Buttons funktionieren würden. Dann könnte man das Signal auch Post-Fader abhören und mit dem dedizierten Cue-Ausgang separat für seine Patches nutzen. Ein nettes kleines Feature ist hier jedoch, dass, wenn man einen Cue-Button länger gedrückt hält, alle anderen Kanäle aus dem Cue-Bus entfernt werden, und man so nur diesen Kanal vorhört. Ähnlich eines Solo-Buttons für den Cue-Bus.
Bei der Größe und Anzahl an Buchsen und Bedienelementen kann es schon ziemlich eng werden, besonders, wenn man Stackcables verwendet. Ich finde jedoch, dass das Layout hier gut gelungen ist und dieser Mischer trotzdem relativ gut zu bedienen ist. Bedienelemente, welche öfters eingestellt werden müssen, wie Fader oder Cue-Buttons, liegen ziemlich frei und lassen sich immer gut bedienen. Bei den Gain-Potis kann es schon mal eng werden, wenn in allen Buchsen Kabel stecken, aber diese muss man ja normalerweise auch nicht so oft justieren. Wäre der Mixer größer, um mehr Platz zur Bedienung zur Verfügung zu stellen, so wäre es schwierig, diesen in Systeme für Live-Auftritte zu integrieren, da damit ja schon fast eine ganze Reihe in Anspruch genommen werden würde. Und für das Live-spielen möchte man ja nicht unbedingt große Systeme herumschleppen.
Der Mutes Expander selbst konnte nicht wirklich überzeugen. Mal davon abgesehen, würden die Cue-Buttons auch gleichzeitig Mutes darstellen, wäre dieser überflüssig. Die Idee mit dem Combo-Button ist zwar recht clever, jedoch hatte ich in der Live-Anwendung meine Probleme damit. Denn, wenn man den Knopf gedrückt hält, um auf diese Weise mehrere Kanäle zu selektieren, die beim loslassen aktiviert bzw. deaktiviert werden, so hat man keine Anzeige, ob man einen Kanal schon gewählt hat, oder nicht. Das kann im Eifer des Gefechts schnell verwirren. Die Lösung hätte einfacher ausfallen können, indem die Buttons anfangen zu blinken sobald sie gedrückt wurden, um danach die entsprechende Farbe anzunehmen, sobald man den Combo-Button wieder loslässt.
Audiobeispiele zu WMD Performance Mixer
Audio
Samples
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WMD Performance Mixer: Live MixingWMD Performance Mixer: PanningWMD Performance Mixer: Sättigung und Verzerrung
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Fazit
Alles in allem ist der WMD Performance Mixer sehr gelungen und trotz der erwähnten Nachteile bin ich sehr froh keine externen Mischer mehr zu Live-Gigs mitschleppen zu müssen. Die Fader sind nicht gerade ausgeführt, sondern bieten ein S-Shape, womit diese sich sehr natürlich anfühlen. Des Weiteren bringen Fader, auch wenn diese klein sind, einen großen Mehrwert gegenüber Potis, denn man kann mit nur einer Hand gleich mehrere Kanäle gleichzeitig bedienen. Durch die verschiedenen Gain-Stages kann man sich den Mischer auch so einstellen, sodass die bis zum Anschlag hochgezogenen Fader das Signal nicht übersteuern.
Das gibt einem das Gefühl ein Instrument live zu spielen und hat definitiv auch meine Art vom Spielen stark positiv beeinflusst. Dass der Cue-Bus nur als Pre-Fader ausgestattet ist, und das Signal dazu relativ leise ausgegeben wird, ist ärgerlich. Deswegen gibt es auch einen Stern Abzug für das ansonsten gelungene Mixer-Modul. Das Modul ist preislich kein Schnäppchen, aber, wenn man bedenkt, dass dort mindestens 30 hochwertige VCAs verbaut sind und alles einwandfrei verarbeitet ist, finde ich den geforderten Preis durchaus in Ordnung. Der gebotene Sound bestätigt das zudem.
Mehrere Eingänge pro Kanal zu haben, ist auch ein sehr großer Vorteil im Live-Betrieb und ich möchte ungern mehr Teileinheiten an Platz in meinem Case für einen Mischer opfern. Der Insert-Weg ist dann das i-Tüpfelchen, denn hier kann man nicht nur die von WMD angebotenen Module, wie einen Kompressor oder ein Stereo-Filter verwenden, sondern auch Module von anderen Herstellern oder externes Equipment. Der WMD Performance Mixer macht also eine sehr gute Figur und das nicht nur beim Jammen, sondern auch im Studio.
PRO
Qualitativ hochwertiger Klang mit viel Headroom
Sehr hochwertige VCAs mit gut klingender Sättigung bzw. Verzerrung
CV-Steuerung über Lautstärke und Panning aller Kanäle
Gut durchdachtes Layout
Stereo Insert für den Master-Bus
2 AUX-Busse
2 Eingänge pro Mono-Kanal
Mehrere Gain-Stages mit Fadern und Mini-Potis
CONTRA
Cue-Bus nur Pre-Fader
Cue-Funktion entfernt nicht den Kanal aus dem Master-Signal
Kopfhörerverstärker zu leise
In der Combo-Funktion wird nicht angezeigt, welche Kanäle bereits aktiviert bzw. deaktiviert wurden (Mutes Expander)
Sehr guter Testbericht. Habe den PM gerade zum testen hier und finde den Punkt mit der unbrauchbaren CUE Funktion auch sehr ärgerlich und wundere mich, dass darüber in dem sehr langen Thread bei MW nichts geschrieben steht ... Weiß noch nicht, ob ich ihn behalte, wirkliche Alternativen gibt es jedoch nicht. Würde evtl. sogar den noch viel größeren (HP und €) ADDAC 807 in Erwägung ziehen, aber bei dem finde ich unverzeihlich, dass es keinen Master Insert (wie beim PM) gibt.
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Matthias Reinelt sagt:
#1 - 22.07.2018 um 01:28 Uhr
Sehr guter Testbericht. Habe den PM gerade zum testen hier und finde den Punkt mit der unbrauchbaren CUE Funktion auch sehr ärgerlich und wundere mich, dass darüber in dem sehr langen Thread bei MW nichts geschrieben steht ... Weiß noch nicht, ob ich ihn behalte, wirkliche Alternativen gibt es jedoch nicht. Würde evtl. sogar den noch viel größeren (HP und €) ADDAC 807 in Erwägung ziehen, aber bei dem finde ich unverzeihlich, dass es keinen Master Insert (wie beim PM) gibt.