Die Arturia V Collection 4 ist die neueste Auflage der beliebten Kollektion von Software-Instrumenten des französischen Herstellers. Das Bundle enthält alle Arturia Software-Synthesizer, zu denen seit der letzten Version noch einmal einige hinzu gekommen sind. Der Schwerpunkt liegt auf Emulationen klassischer analoger Synthesizer wie Minimoog, Jupiter-8 und Matrix-12, aber die V Collection 4 umfasst auch die Drummachine Spark, die Orgel Vox Continental-V und das Wurlitzer-V sowie die Software Analog Lab, die eine Oberfläche zur Verwaltung von Sounds und zur Integration mit den Arturia Controller Keyboards wie der Keylab-Serie bietet.
Die Arturia V Collection 4 ist ein umfassendes Bundle.
Arturia war ein Pionier auf dem Gebiet der Software-Emulationen klassischer Synthesizer. Im Laufe der Zeit wurde das Portfolio ständig erweitert, sodass die V Collection 4 viele Meilensteine der Synthesizergeschichte in virtueller Form umfasst. Mittlerweile stellt die Firma längst nicht mehr nur Software her, sondern hat mit dem MiniBrute und dem MicroBrute auch einen entscheidenden Beitrag zur aktuellen Welle günstiger analoger Hardware-Synthesizer geleistet. Außerdem gehören die Controller-Keyboards der Keylab-Serie wie das KeyLab 88 zum Sortiment, die speziell auf die Bedienung der Analog Lab Software abgestimmt sind. Nach wie vor verbindet man den Namen Arturia aber vor allem mit den Software-Synthesizern. Was die neueste Auflage der V Collection zu bieten hat, soll dieser Test klären.
Details
Enthaltene Software-Instrumente
In der Arturia V Collection 4 sind sämtliche Software-Instrumente aus dem Portfolio des Herstellers zu einem Paket zusammengefasst. Im Vergleich zur V Collection 3 wurde das Bundle noch einmal erweitert und umfasst nun 12 Einzelinstrumente und die Analog Lab Oberfläche:
Die Bestandteile der Arturia V Collection 4 sind mit Windows (ab Windows 7, 32 oder 64 bit) und Mac (OS X ab 10.8, 64 bit) kompatibel und laufen als Standalone-Versionen sowie als Plug-ins in den Formaten VST, VST3, Audio Unit und AAX. Als Systemanforderungen gibt Arturia eine CPU ab 2 GHz und 4 GB RAM an. Da die Arturia Instrumente gemeinhin in dem Ruf stehen, sich auch mal eine ordentliche Portion Rechenleistung zu gönnen, sollte man das wohl nicht deutlich unterschreiten.
Das Paket ist als DVD-Box und als Download erhältlich. Die Download-Version enthält einen Download-Manager, der die einzelnen Bestandteile herunterlädt und installiert. Das klappte im Test ohne Probleme.
Das Arturia Software Center
Arturia Software Center
Mit der V Collection 4 hat Arturia auf ein neues System zur Lizensierung umgestellt. Bisher kam der eLicenser zum Einsatz (Dongle oder Soft eLicenser), den unter anderem auch Steinberg und die Vienna Symphonic Library verwenden. Das Verfahren sorgte bei den Arturia Instrumenten gelegentlich für Frustrationen und Kritik und wurde nun abgeschafft. Das neue Arturia Software Center ist eine zentrale Schaltstelle zur Lizenzverwaltung und Installation von Updates, ähnlich dem Native Instruments Service Center. Das neue Verfahren ist einfach und schnörkellos wie es sein sollte. Im Test klappte die Autorisierung sofort und ohne Probleme. Das Arturia Software Center kommt übrigens auch bei den neuesten Updates der Einzelkomponenten zum Einsatz.
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Praxis
Sound
Zu den meisten Software-Synthesizern von Arturia muss man ja eigentlich nicht mehr viel sagen. Mini V, Jupiter-8 V2, ARP2600 V2, CS-80 V2, Prophet-V2, Modular V und SEM V gehören allesamt zu den besten Software-Emulationen ihrer jeweiligen Vorbilder, wenn sie nicht sogar die bislang einzige Umsetzung als Plug-in sind. Auch wenn man keinem der Plug-Ins attestieren kann, wirklich exakt wie das Vorbild zu klingen (so mancher würde bezweifeln, dass das überhaupt möglich ist), so sind sie doch mit viel Liebe zum Detail umgesetzt und klingen durchweg gut. Arturia hat an vielen Stellen Erweiterungen vorgenommen (wie etwa eine größere Polyphonie als das Original, zusätzliche Effekte, Modulationsmöglichkeiten oder Arpeggiatoren), ohne jedoch den Charakter des jeweiligen Vorbilds aus den Augen zu verlieren. Wer schon immer einmal mit dem Minimoog eine Fläche spielen wollte, ist hier richtig, und das Drauflos-Patchen am Modular kann schon mal in eine ausgedehnte Kreativ-Session ausarten. Nach wie vor können die Arturia-Emulationen der Klassiker es für mein Empfinden mit vielen Neuerscheinungen aufnehmen, was den Realismus und die Möglichkeiten angeht. Einzig das Wurlitzer überzeugt mich nicht so sehr, es wirkt recht flach und kraftlos und kann in meinen Augen nicht mit den derzeit besten Sample-basierten Umsetzungen wie etwa dem Scarbee A-200 mithalten.
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ARP 2600 V – BassARP 2600 V – LeadCS 80 V – PadJupiter 8 V – PadMini V – BassMini V – PadProphet 5 – PadProphet VS – PadSEM – BrassSEM – Lead
3/9 Der Jupiter-8 V ist ebenfalls ein Arturia-Urgestein.
4/9 Das gilt auch für den Mini V.
5/9 Der Modular V lädt zum Patchen ein.
6/9 Der Prophet V kann beides: Prophet-5…
7/9 …und Prophet VS
8/9 Arturia SEM V
9/9 Mal kein Synthesizer-Klassiker: Arturia Wurlitzer V
Matrix-12 V
Den Neuzugang Matrix-12 V hat mein Kollege Tobias Philippen bereits ausführlich getestet – auch er ist eine liebevolle, detailgetreue Umsetzung des 80er Klassikers Oberheim Matrix-12. Es braucht allerdings eine Weile, bis man sich in die umfangreichen Fähigkeiten des Synthesizers hineingefuchst hat – das war beim Original nicht anders. Die Modulationsmöglichkeiten des Matrix sind beinahe endlos, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Arturia haben ihr Bestes gegeben, um dem Modulationsmonster eine bedienbare Oberfläche zu verpassen, aber um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, muss man sich mit dem Synthesizer intensiv auseinandersetzen. Ganz so intuitiv wie bei den 70er Klassikern geht es hier nicht zu, was kaum verwundert. Ich muss dem Kollegen Philippen zudem leider darin zustimmen, dass die Presets des Matrix-12 V insgesamt wenig inspirierend sind. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, liefert der Synthesizer viele tolle Sounds, das Prinzip “Preset suchen und noch etwas daran schrauben” funktioniert bei ihm aber nach meinem Empfinden nur eingeschränkt.
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Matrix V – Pad 1Matrix V – Pad 2
Der Matrix-12 V ist ein Modulationsmonster.
Vox Continental V
Auch die Vox Continental V haben wir bereits ausführlich getestet. Sie emuliert gleich zwei Transistororgeln der 60er Jahre: die berühmte Vox Continental, die durch ihren Einsatz in Hits wie “Light My Fire” den Sound der Dekade prägte, und die Jennings J7, die der Entwickler Tom Jennings nach seinem Ausstieg bei Vox baute. Im Extended Mode stehen viele Stellschrauben zur Verfügung, die die Originale nicht zu bieten hatten, wodurch das Plug-in nicht auf die typischen Vox-Sounds beschränkt ist, sondern auch Ausgefallenes liefern kann. Eine Effektsektion mit typischen „Bodentretern“ rundet das Angebot ab. Die Vox Continental V gefällt mir sehr gut – sie beherrscht die klassischen, sägenden Orgelsounds, eignet sich mit ihrer überraschend großen Klangvielfalt aber durchaus auch für aktuelle Produktionen.
Die Vox Continental V emuliert zwei Transistororgeln der 60er.
Spark 2
Die virtuelle Drummachine Spark 2 kann mit dem ebenfalls von Arturia erhältlichen Hardware-Controller Spark LE zu einer Hybridlösung à la Maschine aufgerüstet werden. Mit verschiedenen Syntheseformen (Multi-Layer-Sampling, Analog Modeling, Physical Modeling, REX-Player) und der sehr umfangreichen mitgelieferten Soundlibrary kann man Spark 2 nicht nur Drumsounds, sondern auch tonale Synthesizer-Klänge und jede Menge Sound FX entlocken. Hinzu kommen eine integrierte Effektsektion und ein potenter, leicht zu bedienender Step-Sequencer, mit dem sich alle Klangparameter steuern lassen. Ich persönlich habe zu Spark 2 leichter Zugang gefunden als zu manchem Konkurrenzprodukt, was aber natürlich Geschmackssache ist und vom jeweiligen Workflow abhängt. Hier hört ihr einige Grooves aus der mitgelieferten Library:
1/4 Mit Spark 2 enthält die V Collection 4 auch eine Drum Machine.
2/4 Die Sounds lassen sich detailliert bearbeiten.
3/4 Der Mixer von Spark 2
4/4 Der Sequencer kann alle Klangparameter steuern.
Solina V
Das Solina-V ist eine Emulation des berühmten Solina String Ensembles und liefert natürlich die nasalen, nostalgischen Synthie-Strings. Ich war allerdings überrascht, welche Bandbreite von Sounds mit dem Plug-in möglich ist. Wenn man den Deckel aufklappt, bekommt man Zugriff auf zahlreiche weitere Klangparameter und eine integrierte Effektabteilung, die das Klangrepertoire des Solina-V deutlich erweitern. Beim Klicken durch die Presets fühlte ich mich häufig an sphärische Klangwelten à la Enigma erinnert. Wie bei den meisten Arturia Software-Synthesizern geht das Plug-in also deutlich weiter als eine reine Emulation des (in diesem Fall klanglich nicht sonderlich flexiblen) Originals. Das Solina-V entpuppt sich als eine vielseitige Flächenmaschine, die auch in dem einen oder anderen Filmsoundtrack Verwendung finden dürfte.
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Solina V – Ambi StringSolina V – Deep BreathingSolina V – Grand CanyonSolina V – Octave Air StringsSolina V – String Mood
Solina V ist eine überraschend vielseitige Flächenmaschine.
Analog Lab
Die Software Analog Lab ist eine Art Performance-Oberfläche für die verschiedenen Arturia Synthesizer Plug-ins, die beispielsweise auch den Controller-Keyboards der Firma beiliegt. In den Testberichten zum Arturia MiniLab und KeyLab 88 sind wir auf Analog Lab bereits ausführlich eingegangen. Die Software läuft stand-alone oder als Plug-in in der DAW und bietet schnellen Zugriff auf eine Vielzahl von Presets der verschiedenen Synthesizer, was insbesondere für den Bühneneinsatz interessant erscheint. Im Vordergrund steht die unkomplizierte Steuerbarkeit der wichtigsten Parameter über ein Controller-Keyboard, wobei Analog Lab naturgemäß vor allem auf die Keyboards von Arturia abgestimmt ist. Ein Multi-Mode ermöglicht die Kombination zweier Sounds als Split oder Layer, zusätzlich steht eine Effektsektion zur Verfügung. Wer die Vollversionen der Synthesizer besitzt (was beim Erwerb der V Collection ja der Fall ist), kann die betreffenden Plug-ins direkt aus Analog Lab aufrufen und vollständig editieren.
Insgesamt ist Analog Lab eine ansprechend gestaltete Oberfläche, die das Auffinden und Kombinieren von Sounds erleichtert. Leider leidet die angesprochene Bühnentauglichkeit unter den manchmal heftigen Störgeräuschen, die beim Umschalten von Sounds entstehen. Vor allem Klänge, die von den integrierten Effekten Gebrauch machen, sind davon betroffen. Nach jetzigem Stand der Dinge würde ich persönlich mich damit nicht auf die Bühne stellen wollen.
Bedienung
Alle Software-Instrumente von Arturia sind problemlos zu bedienen, wenn man mit der Struktur des jeweiligen Synthesizers vertraut ist. Die erweiterten Möglichkeiten (z.B. Extended Mode der Vox Continental, Effekte, Modulationsmatrix) verbergen sich häufig hinter kleinen Schaltflächen, mit denen man den „Deckel“ aufklappen oder eine spezielle Ansicht öffnen kann. Es lohnt sich also, überall mal drauf zu klicken. Die Preset-Verwaltung erfolgt über eine hierarchische Struktur aus Bänken, Soundkategorien und Presets, wodurch sich Klänge meist schnell auffinden lassen.
Alle Plug-ins bieten einen unkomplizierten Lernmodus zur schnellen Zuweisung von Controllern, was ich sehr gelungen finde. Verschiedene Konfigurationen lassen sich abspeichern. Allerdings ist die optische Umsetzung dieser Funktion innerhalb der V Collection nicht homogen. Bei den neueren Instrumenten wie Matrix-12 V, Vox Continental V oder Solina V werden die Bedienelemente beim Klick auf den MIDI-Button violett hinterlegt, wodurch optisch sofort deutlich wird, dass man sich im Lernmodus befindet. Bei den älteren Mitgliedern der V Collection ist das manchmal nicht ganz so augenfällig. Im Sinne eines runden Gesamtpakets könnte Arturia hier noch einmal Hand anlegen und auch den älteren Instrumenten die optisch eindeutigere Variante spendieren.
Systemanforderungen
Die Software-Instrumente von Arturia sind traditionell nicht gerade als Sparfüchse bekannt, was ihren Leistungshunger betrifft. Vor allem die komplexeren Synthesizer genehmigen sich gerne mal einen ordentlichen Schluck aus der Pulle. Der Matrix-12 V verlangte auf meinem Testrechner, einem iMac mit 2,93 GHz Intel Core i7 und 16 GB RAM, bei polyphonem Spiel gerne mal rund ein Drittel der CPU-Leistung. Auch der CS80 ist so ein Kandidat. Leider gibt es auch keinen Sparmodus, wie ihn einige andere Hersteller komplexer Software-Synthesizer implementiert haben. Gerade in umfangreicheren Produktionen mit vielen anderen Software-Instrumenten bleibt also notfalls nur der Klick auf den Freeze-Button der DAW, um den Prozessor zu entlasten.
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Fazit
Die Arturia V Collection 4 vereint die beliebten Software-Instrumente des französischen Herstellers in einem runden Gesamtpaket. Die Neuzugänge in dieser Ausgabe sind die Software-Synthesizer Matrix-12 V und Solina-V, die virtuelle Transistororgel Vox Continental V und die Vollversion der Drummachine Spark 2. Die Plug-ins zeichnen sich fast alle durch einen guten Klang und eine gute Bedienbarkeit aus. Zwar wäre es vermessen, von hundertprozentig authentischen Emulationen der Klassiker zu sprechen, aber viele der Arturia Synths gehören zweifellos zu den besten Software-Umsetzungen, die es bislang gibt. Zudem bieten sie viele zusätzliche Möglichkeiten, die deutlich über die Fähigkeiten der Originale hinausgehen. Die wenigen Kritikpunkte sind nicht neu: Der Ressourcenhunger vieler Plug-ins ist unverändert hoch und die Software Analog Lab produziert beim Umschalten von Sounds häufig Störgeräusche, was den Live-Einsatz erschwert. Insgesamt ist die Arturia V Collection 4 aber uneingeschränkt zu empfehlen – eine so umfangreiche Sammlung gelungener Software Synthesizer ist den Preis von ca. 400 Euro allemal wert.
Pro:
alle Arturia Software Synthesizer im Bundle
gute Klangqualität
neues, vereinfachtes Verfahren zur Lizenzierung
leichte Zuweisung von MIDI Controllern
Contra:
einige Plug-ins brauchen viel Rechenleistung, kein „Sparmodus“
Die Arturia V Collection 4 ist ein umfassendes Bundle.einige Plug-ins brauchen viel Rechenleistung, kein „Sparmodus“
FEATURES:
Enthaltene Software-Instrumente: Matrix-12 V, Spark2, Solina V, VOX Continental V, Mini V, Modular V, CS-80V, ARP2600 V, Prophet V & Prophet VS, Jupiter 8-V, Oberheim SEM V, Wurlitzer V, Analog Lab
jedes Instrument kann stand-alone oder als Plug-In genutzt werden (VST, AAX, AU)
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