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AMT TC-3 Tube Cake Test

Wenn es um Gitarrenverstärker geht, sind Mini-Amps zurzeit der Renner schlechthin und kaum ein Hersteller, der nicht mit seiner eigenen Variante im Strom mitschwimmt. Kleine Verstärker mit niedriger Wattzahl, deren Röhren sich schon bei vergleichsweise humaner Lautstärke dazu überreden lassen, bis an ihre Grenzen zu gehen. Was die Dimensionen anbelangt, muss normalerweise wenigstens die besagte Röhre ihren Platz finden, wie beispielsweise beim Nano Amp von Zvex. Aber einen Winzling wie unseren aktuellen Testkandidaten findet man dann doch eher selten. Eine Tretmine als Gitarrenamp?

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Es sei denn, man lässt die Röhre weg. Und genau das ist beim Tube Cake der Fall, auch wenn sein irreführender Name etwas anderes verheißt. Liest man das Kleingedruckte auf der Oberseite, erfährt man, dass wir es mit einem drei Watt starken Transistorverstärker zu tun haben. Aber statt nun frustriert einem halbherzigen Test entgegenzusehen, steigt die Spannung, denn immerhin steht hinter unserem Zwerg die geballte Kompetenz der sibirischen Pedalschmiede AMT, die schon mit ihren Verzerrern eindrucksvoll bewiesen hat, was ohne Röhren so alles möglich ist.

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Details

Der kleine Amp kommt im gleichen Standard-Pedalformat wie die übrigen AMT-Pedale, ähnelt also mit seinen effektboardfreundlichen 58 x 110 x 63 mm (BxTxH) bekannten MXR-Tretern wie dem Phase 90 oder dem Dynacomp. Allerdings glaube ich nicht, dass man den Tube Cake so häufig auf Pedalboards finden wird, denn sein Einsatzbereich ist schon etwas spezieller. Aber dazu später mehr.

Das Gehäuse ist aus stabilem Stahlblech gefertigt, schwarz lackiert und steht recht rutschsicher auf seinen vier angeklebten Gummifüßen. Auf der Oberseite befinden sich drei Regler mit schwarzen Hartgummiknöpfen und weißen Markern sowie eine rote LED, die über den Betriebsstatus informiert. Das war‘s auch schon, denn einen Schalter gibt es nicht, das Gerät ist eingeschaltet, sobald es mit Strom versorgt wird. Leider funktioniert das nur mit einem externen Netzteil, das dazu auch noch 18 Volt Spannung bei 500 mA liefern muss. Deshalb empfiehlt es sich, für einen stressfreien Betrieb das Original-Netzteil AMT PSA 18 für 29 Euro gleich mitzukaufen, denn das ist perfekt auf den Tube Cake abgestimmt. Angeschlossen wird es an der rechten Seite, wo auch die Eingangsbuchse zu finden ist. Vom Ausgang auf der linken Seite geht es direkt an die Lautsprecherbox, acht Ohm werden dort vorausgesetzt.

Der Tube Cake verfügt über die drei Regelmöglichkeiten Depth für den Bassbereich, Presence für die Höhen und Volume für die Lautstärke. Glaubt man dem Hersteller, soll unser Kandidat das Reaktionsverhalten einer Röhrenendstufe imitieren, also deren Ansprache und Dynamik. Das heißt, dass vorgeschaltete Verzerrer oder sogar ein Preamp herzlich willkommen sind. Auch die Regelmöglichkeiten von Depth und Presence weisen auf diesen Einsatzzweck hin, denn sie sind in ihrem Wirkungsgrad eher dem Finetuning im Endstufenbereich zuzuordnen.

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PRAXIS

Bei ganzen drei Watt Transistorleistung hält sich die Spannung erwartungsgemäß in Grenzen – so zumindest bei mir. Und wenn man darüber hinaus viele Geräte in den Fingern hat, dann ist man auch relativ resistent gegenüber den großspurigen Werbebotschaften, mit denen die Hersteller auf Webseiten und in Anzeigen ihre neuen Errungenschaften anpreisen. So bewirbt AMT im Beipackzettel den Tube Cake als Amp für Gigs in kleinen Clubs, was bei drei Watt Transistorleistung eine gewagte Aussage ist. Na ja, vielleicht geht es in sibirischen Clubs ja etwas leiser zu, wenn dort mit so kleinem Besteck gespielt wird, geht es mir durch den Kopf.

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Entsprechend herablassend wird also der Tube Cake an meine 2×12 Marshall-Box geschnallt, der E-Drive von AMT als Zerrkandidat auserkoren und natürlich die Les Paul für den ersten dicken Powerchord entsichert. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich den Volume-Regler beim Tube Cake voll aufgedreht habe – immerhin sind die drei Watt gefordert, zwei ausgewachsene 12er zu bewegen. Zum Glück sieht niemand, wie perplex ich aus der Wäsche schaue, als mich das satte Zerrbrett überfährt. Die Strafe für Zynismus und Überheblichkeit gibt‘s beim Tube Cake nämlich voll in die Zwölf. Nix mit leisen Clubgigs in Sibirien, da wird wohl ordentlich gerockt, denn die Lautstärke ist tatsächlich so amtlich, dass man auch mit Drums und Bass mithalten kann. Klar, es gibt keine Reserve, und wenn der Drummer etwas kräftiger zuschlägt, wird es eng. Aber bei diesen drei Watt Transistorpower gibt es nichts zu meckern, ein solches Pfund hätte ich wirklich nicht erwartet! Zum Üben zu Hause ist es mit voll aufgedrehtem Volume definitiv zu laut!

GitarrePreamp/OverdriveDepthVolumePresence
Les PaulAMT E-100121712
Audio Samples
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Drive

Der nächste Sound kommt von der Box Of Rock (ZVex) in Verbindung mit einer Strat und relativ wenig Gain. Der Tube Cake ist prinzipiell als Endstufe konzipiert und funktioniert deshalb auch am besten, wenn man einen „richtigen“ Preamp davorschaltet.
Ich wollte aber trotzdem die Alternative mit Zerrpedalen austesten, weil viele Gitarristen mit normalen Verzerrern arbeiten. Dadurch kann man zum Beispiel mit dem Tube Cake und einer kleinen Box zu Hause entspannt spielen, während der Fullstack im Übungsraum auf seinen Einsatz wartet und lediglich das Pedalboard oder auch nur der Tube Cake und ein Verzerrerkollege transportiert werden müssen. Es fällt auf, dass beim Einsatz mit Zerrpedalen die Höhen ordentlich reingedreht werden müssen, weil es sonst etwas muffig klingt. Das ist aber absolut nichts Nachteiliges, denn der Tube Cake ist für diesen Einsatz nicht optimiert. Dass es trotzdem funktioniert, ist um so erfreulicher. Beim folgenden Beispiel ist der Presence-Regler weit aufgedreht und bei der Box Of Rock steht das Tone-Poti höher als üblich (15 Uhr).

GitarrePreamp/OverdriveDepthVolumePresence
StratZVEX Box Of Rock121716
Audio Samples
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Box Of Rock

Jetzt geht es weiter mit den Pedal-Preamps. Zunächst dürfen zwei Vertreter aus der Boss-Abteilung ran, der ST-2 und die Pedalvariante des Fender Deluxe Reverb Amps, der FDR-1. Den Anfang macht der Marshall-Ton und es wird knackiger und präsenter.

GitarrePreamp/OverdriveDepthVolumePresence
SGBoss ST-2111714
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Boss Stack

Ein kleiner Nachteil des Tube Cakes ist seine Anfälligkeit für Störgeräusche. Zwar weist der Hersteller ganz deutlich in der Bedienungsanleitung darauf hin, dass es zu Einstreuungen kommen kann, wenn sich das Gerät in der Nähe von Trafos befindet, aber das ist naturgemäß gerade dann der Fall, wenn man mehrere Pedale miteinander verbindet, denn dann ist immer ein zweites Netzteil am Start. Sollte ein Brummen auftreten, wird empfohlen, den Abstand zu den entsprechenden Geräten zu vergrößern. Auffällig war es bei meinem Test in Verbindung mit langen Lautsprecherkabeln, die ja bekanntlich nicht abgeschirmt sind. Eigentlich müsste dieses Problem lösbar sein.
Bei weniger verzerrten Sounds wie dem folgenden ist das Einstreuungsproblem natürlich wesentlich weniger präsent. Was aber wirklich gut funktioniert, ist das simulierte Kompressionsverhalten einer Röhrenendstufe. Gerade in Verbindung mit dem Deluxe Reverb Pedal erzeugt der Tube Cake einen charakteristischen Sound mit dem Spielgefühl einer weit aufgerissenen Endstufe.

GitarrePreamp/OverdriveDepthVolumePresence
TeleBoss FDR-1121715
Audio Samples
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Deluxe Reverb

Und jetzt die Luxus-Variante. Der Kemper Profiling Amp ist an der Reihe und ich muss zugeben, dass die Kombination des Hi-Tech Verstärkers mit dem 3-Watt-Pedal auf den ersten Blick ziemlich skurril wirkt, aber es harmoniert perfekt. Die feinen Spielnuancen in Sachen Dynamik und Anschlag werden auch nicht ausgebremst, alles kommt tatsächlich so am Lautsprecher an, wie man es der Gitarre aufgetragen hat. Hier das Beispiel mit dem Profiling meines Marshall Plexi, bei dem ich natürlich die Speakersimulation ausgeschaltet habe, denn es geht ja über Lautsprecher.

GitarrePreamp/OverdriveDepthVolumePresence
SGKemper131713
Audio Samples
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Kemper

Wir widmen uns nun etwas eingehender dem Wirkungsgrad der Klangregelung. Wie bereits erwähnt, geht es bei ihr eher um eine gewisse Feinabstimmung auf den Gesamtklang, denn normalerweise wird die Haupteinstellung mit dem EQ des Preamps gemacht, der auch meist einen höheren Wirkungsgrad hat. Bei den beiden Regelmöglichkeiten im Tube Cake geht es lediglich um die Anpassung im Bass (Depth) und den Höhen (Presence). Zur Demonstration muss wieder der Kemper Amp ran und drei Einstellungen (7, 12, 17 Uhr) werden aufgenommen, während der Level-Regler bei 12 Uhr geparkt ist. Der Wirkungsbereich des Depth-Reglers ist, wie zu erwarten, nicht sehr groß, aber das geht völlig in Ordnung. Mit ihm lässt sich entweder ein sehr bassiger Preampsound etwas entrumpeln oder dem Gesamtklang mehr Fülle geben.

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SGKemper7-12-171712
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Depth 7 Depth 12 Depth 17

Der Presence-Regler greift schon etwas mehr ins Geschehen ein, aber auch immer so, dass es selbst bei voll aufgedrehtem Poti nicht in den Ohren klingelt. Auch dieser Wirkungsbereich ist sehr gut voreingestellt.

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SGKemper12177-12-17
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Presence 7 Presence 12 Presence 17
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FAZIT

Es ist schon beeindruckend, was diese 3-Watt-Transistor-Tretmine zu leisten vermag. Der AMT Tube Cake ist in Verbindung mit einem vorgeschalteten Preamp oder Overdrive und einer Box sogar in der Lage, eine Probe oder einen nicht allzu lauten Clubgig zu bestreiten. Als Übepartner macht er auf jeden Fall eine gute Figur und kann trotz Transistorschaltung das Reaktions- und Kompressionsverhalten einer Röhrenendstufe recht authentisch nachbilden. Mit den beiden Klangreglern kann der Sound in kleinen Nuancen abgestimmt werden. Wenn überhaupt, ist seine Anfälligkeit für Störgeräusche der einzige Kritikpunkt und ein Grund, auf jeden Fall das originale 18-Volt-Netzteil ins Budget mit einzubeziehen. Der Tube Cake ist jedenfalls absolut empfehlenswert für die Gitarristen unter uns, die auch zu Hause und bei der entspannten Probe nicht auf den Sound, die Dynamik und das authentische Spielgefühl einer Röhrenendstufe verzichten möchten.

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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: AMT
  • Modell: TC-3 Tube Cake
  • Typ: Bodenpedal Transistorverstärker
  • Ausgangsleistung: 3 Watt
  • Regler: Depth, Volume, Presence
  • Anschlüsse: Input, Cabinet Out (8 Ohm)
  • Abmessungen: 58 x 110 x 63 mm (B xTxH)
  • Gewicht: 300 Gramm
  • Preis: € 98,- (UVP)
  • (Netzteil: € 29,90)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Schalldruck
  • Klangregelung
  • Simulation des Reaktionsverhaltens einer Röhrenendstufe
Contra
  • kein Batteriebetrieb
  • anfällig für Störgeräusche
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AMT TC-3 Tube Cake Test
Für 139,00€ bei
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Profilbild von Eugene

Eugene sagt:

#1 - 04.09.2012 um 17:53 Uhr

0

Hi, do I understand it correct, that you plugged E-Drive and other distortion pedals directly to the TubeCake without any guitar preamp in front of it? Tube Cake is a Power Amp, so sound chain has to be guitar > distotion pedal (like E-Drive) > Guitar preamp (like SS-11) > then Tube Cake > then 8Ohm Cab - then you'll get enough of volume for small gigs and nice definitely not noisy sound.

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