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Akai Miniak Test

Der geneigte Käufer hatte schon bisher die Qual der Wahl und mit dem Miniak traut sich nun ein weiteres Exemplar in das Haifischbecken der Virtuell-Analogen.
Virtuell-analog meint die Emulation der guten alten analogen Subtraktiven Synthese, die hier mit digitalen Mitteln Baustein für Baustein nachgebaut wird. Zur Jahrtausendwende hatte sie ja den Sprung an das Ufer der Algorithmen geschafft – und scheint einfach nicht aus der Mode zu kommen. Und das ist auch gut so! Sie steht zwar nicht mehr für die Neuerfindung elektronischer Klänge, auf jeden Fall aber für „organischen Klang“ und schlichte Eleganz.

Was bringt AKAI aber nun auf Idee, ein Instrument in diesem recht abgesteckten Revier zu platzieren, das nun wirklich nicht als Innovations-Überraschung zu verstehen ist? Die einzige Erklärung kann nur sein, dass der Miniak es besser kann.
Aber was hat der Miniak, was andere nicht haben? Auf den ersten Blick unterscheiden ihn von der Masse ein Schwanenhalsmikrofon und mit dem Vocoder ein Merkmal, das außer ihm nur gewisse Korg Modelle aufweisen. Aber da sind auch noch acht Stimmen, achtfacher Multimode, Step Sequenzer, Phrase Sampler, Drum Sequenzer, drei Modulationsräder und drei freibelegbare Encoder, drei Oszillatoren mit mehrfachem Unison, Osc-Sync und Analog Drift und, und, und …

Auf jeden Fall scheint AKAI auch beim Miniak zu wissen, was gefordert ist. Und sicherlich kommt dem Gerät dabei auch ein gewisser Technologietransfer mit Alesis zugute – Stichwort „Micron“ oder „Ion“. Der Miniak jedenfalls hat sich für diesen Test qualifiziert, und wir werden schauen, wie er in den einzelnen Disziplinen abschneidet.

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Bedienpanel links
Auf dem Panel links findet man drei Räder: Ein Pitchwheel, mit dem man die Stimmung eines Ozillators um bis zu zwölf Halbtöne nach oben oder unten verstimmen kann, rechts daneben zwei frei belegbare Modwheels namens MOD1 und MOD 2. Die Räder fassen sich gut an, können beim Spiel gleichzeitig bedient werden und machen optisch besonders bei abgedunkeltem Licht ‘was her!
Rechts neben den Wheels wartet die Buchse auf das Schwanenhalsmikrofon. Darunter die Potis X,Y und Z als frei einsetzbare Endlos-Encoder, die bei den Presets meist schon mit naheliegenden Parametern wie Cutoff-Frequenz, Filterresonanz oder Effekt-Mix belegt sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Panel links

Bedienpanel rechts
Auf der rechten Seite stößt man auf Taster, die unter dem Namen Performance Controls zusammengefasst werden:

–    Pattern-Play (zum Abspielen von Sequenzen im Multimode)
–    Phrase Arp (zum Aufnehmen und Abspielen von Sequenzen oder Arpeggios)
–    Latch Arp (eine manuell aktivierbare Sustainfunktion)
–    Zwei Oktav-Transponierknöpfe für die Tastatur
–    Tap Tempo mit im Tempo blinkender Leuchtdiode.

Neben den Performance Controls ist das Navigationszentrum des Miniaks platziert: ein zweizeiliges 32 Digits Display, das aber leider nicht angewinkelt ist. So muss man sich zum Ablesen immer etwas über den Miniak beugen. Wer einen entsprechenden Keyboardständer besitzt stellt sich den kleinen Synth daher am besten schon leicht angewinkelt auf. Gleich rechts neben dem Display befindet sich der DATA Encoder, mit dem man per Drehen&Drücken in die Tiefen der Klangerzeugung einsteigen kann, und der Poti für die Gesamtlaustärke. Darunter die Taster Config für globale Einstellungen und der selbsterklärende Taster Store.

Program Controls
Im rechten unteren Bereich befindet sich die Sektion Program Controls. Vier verschiedene Modi können hier aktiviert werden:

–    Multi: der Arrangier-Modus. Vier verschiedene Sequenzen und Beats können hier kombiniert werden und gegebenenfalls gleichzeitig erklingen.
–    Sequences: in dieser Betriebsart erzeugt oder editiert man einzelne Sequenzen und Arpeggios.
–    Rhythm: der Beat Step-Sequenzer mit Einspiel- und Editiermöglichkeiten
–    Programs: der Synthesizer Spiel-Modus.

Panel rechts

Tastatur
Der Miniak besitzt eine Tastatur mit 37 normal-großen, anschlagsdynamischen Tasten, allerdings ohne Aftertouch.

Anschlüsse auf der Rückseite
Auf der Rückseite findet man den Power On/Off Schalter sowie die Buchse für das externe Netzteil (mit Kabelsicherungsklemme!), Audio Output (Stereo, 2x Klinke), Headphones (1x Stereoklinke), Audio Input (Stereo, 2x Klinke), jeweils einen Anschluss für Expression- und Sustainpedal, MIDI Trio und Kensington Lock. Alle Audio Ein- und Ausgänge sind symmetrisch ausgelegt, die Ein- und Ausgangswandler arbeiten in 24bit Qualität. Aber hoppla, da fehlt doch noch was …. wo ist denn der USB Anschluss??? – Es gibt keinen!

Anschlüsse auf Rückseite

Oszillatoren
Wie schon gesagt, handelt es sich hier um einen virtuell analogen Synthesizer, die Subtraktive Synthese wird also digital nachgebaut. So stehen selbstverständlich die Oszillatoren am Anfang des Signalflusses. Gleich drei davon sind an Bord, den Eingang für externes Audio könnte sogar noch als vierter bezeichnet werden. Die drei internen Oszillatoren können in verschiedenen Oktav- und Semitonlagen die Wellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Puls erzeugen und natürlich auch im Mikrobereich gestimmt werden. Maximal acht Stimmen gleichzeitig sind möglich.

Features der Oszillator Sektion sind verschiedene Unison-Modi mit bis zu acht Stimmen pro Note. Dabei lässt sich ein globales, regelbares Detune für alle verwendeten Unison-Stimmen anwenden, bestens geeignet für fette bis seifig-waberige Leads und Bässe.
Selbstredend kann es der Miniak natürlich auch achtstimmig polyphon.

Audio Samples
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Bass Monophon Bas Unison4 – Detune

Weiter hervorzuheben wäre Analog Drift, ein nicht-statisches, leichtes Verstimmen wie bei „echten Analogsynths“, natürlich in seiner Intensität regelbar. Des weiteren stehen verschiedene Portamento-Typen und Oszillator Frequenzmodulation (FM) zur Verfügung. Bei letzterer kann grundsätzlich lineare oder exponentielle Modulation ausgewählt werden, folgende Schaltungen sind möglich:

Osc 2 -> Osc 1
Osc 2+3 -> Osc 1
Osc 3 -> Osc 2 -> Osc 1

Im Audioplayer unten sind ein paar FM-Settings zu hören und auch ein Beispiel, wie man mit Frequenzmodulation aus einem harmlosen Synth-Orgelklang eine kratziges Pad machen kann.

Oscillator Sync
Und nicht zuletzt sei die Möglichkeit des Osc-Sync erwähnt. Möglich sind hier die Optionen Hard 2 ->1 und 2+3 -> 1 sowie Soft 2 -> 1 und 2+3 -> 1.

Audio Samples
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Diverse FM-Settings Organ FM Osc Sync

Pitchbend Modi
Der Miniak bietet zwei interessante Pitchbend-Modi. So kann man zum Beispiel bestimmen, dass nur einer der drei Oszillatoren gepitcht wird, die anderen aber ihre Tonhöhe behalten. Im folgenden Beispiel wird nur der Osc 1 gepitcht, Osc 2 und Osc 3 behalten ihre Tonhöhe.

Audio Samples
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Pitch Osc 1

Und der Miniak bietet noch eine weitere Option zum Thema Pitching: So ist es mit der Option Bend Held Notes möglich, nur Noten mittels Pitchrad zu verändern, die gedrückt sind. Noten, die noch ausklingen, werden davon nicht berührt. Das funktioniert gut bei Sounds mit langem Sustain (Pads, Strings usw).

Pre-Mixer
Zwischen Oszillatoren und Filter befindet sich der Pre-Mixer, in dem die Lautstärken der einzelnen Oszillatoren angepasst werden können, bevor ihre Signale die nachfolgenden zwei Filter passieren. Auch kann hier bestimmt werden, welcher Anteil eines jeden Oszillatorsignals zu einem der beiden Filter geleitet wird. Bei extremen Einstellungen können die zwei Filter damit also auch parallel arbeiten. Im Pre-Mixer findet man außerdem einen zumischbaren Rauschgenerator mit rosa oder weißem Rauschen, einen Ringmodulator und die Lautstärkeregelung für den externen Audioeingang.

Filter
Der Miniak besitzt zwei vielseitige Multimodefilter. Von zahlreichen klassischen Filtertypen wie Lowpass, Bandpass und Highpass (den Namenskürzeln nach einschlägigen Synthesizerlegenden nachempfunden) über drei näselnde Vocal-Formantfilter, vier metallisch-androgyne Kammfilter und einem Miniak-eigenen, futuristischen „Phase Warp“-Filter wird hier einiges geboten! Und das in wirklich überzeugender Klangqualität, hier gibt es weder hörbare Parametersprünge noch sonstige digitale Artefakte. Besonders die warmen, kräftigen Lowpassfilter-Emulationen von Vintage Synths à la Moog, ARP, Oberheim und Roland sind ein Highlight des Miniaks!

Audio Samples
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Diverse Filtertypen

Post-Mixer
Hinter den Filtern ist der Post-Mixer positioniert, in dem man Justierungen an den Lautstärken der Ausgangssignale (also NACH der Filterbearbeitung) sowie an ihrer Position im Stereopanorama vornehmen kann. So ist es möglich, Filter 1 auf die linke Seite und Filter 2 auf die recht Seite des Stereobildes zu mischen, und natürlich auch alle möglichen Zwischenschritte. Eine gute Möglichkeit um „breite“, räumlich wirkende Sounds erstellen.

Out / Effekte
Hier sind verschiedene Effekte angesiedelt: Neben Dynamik Effekten wie Kompressor und Limiter findet man hier auch Tube Saturation, Distortion und Ampsimulationen sowie verschiedene Chorus Typen, Phaser, Delays und Reverbs. Die Effekte sind alle gut einsetzbar, und dass der Miniak einen Tap-Tempo-Taster hat, lässt besonders bei den Delays große Freude aufkommen! Noch ein Nachsatz zu den Verzerrungs-/Sättigungs-Effekten: Sie klingen gut, so weit digitale Verzerrungssimulationen eben „gut“ klingen können. Ich persönlich bevorzuge in diesem Punkt unbeirrbarer die wirklich analogen Geräte, für meine Ohren klingen sie einfach immer (noch) wärmer und edler.

Hüllkurven, LFOs und Modifier Sektion
Drei ADSR-Hüllkurven stehen bereit, um dem Signal noch Feinschliff in Sachen Dynamik zu geben. Für die zwei LFOs können die Wellenformen Sinus und Dreieck gewählt werden, ihre Geschwindigkeit kann frei eingestellt, zum globalen Tempo des Miniaks oder auch einer externen MIDI Clock gesynct werden. Aber auch Synchronisation untereinander ist möglich! Zusätzlich steht ein S/H-Generator (Zufallswelle) für abgefahrenere Modulationen bereit.
Wer komplexe oder ungewöhnliche Modulationen liebt, wird Gefallen an der Modifier-Sektion finden, die das Verknüpfen von Modulationsquelle und Modulationsziel erlaubt. Insgesamt sechs so genannte “Slots” stehen hier zu Verfügung, in denen man beispilesweise Parametermodulationen wie “Velocity -> Pitch Osc” vornehmen kann. Auch die Mod-Wheels werden hier als Modulationsquellen zugewiesen.

Audioeingang
Den Audioeingang an der Rückseite (Stereo, symmetrisch, 24bit Wandler) kann man benutzen, um externe Signale mit Filtern, Hüllkurven und sämtlichen Modulationsquellen und FX zu bearbeiten. Ein Beat, den ich dort aus meinem Rechner in den Miniak hineingeleitet habe, kann dann beispielsweise so klingen:

Audio Samples
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Vocoder Chor Vocoder Beat Vocoder Session
Audio Samples
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Audioeingang: Beat (Filterfahrt, Delay-FX)

Mikro & Vocoder
Und last, but not least wäre da natürlich noch das kaum zu übersehende Schwanenhalsmikrofon, das einen stabilen, hochwertigen Eindruck vermittelt. Es ist aus Metall gefertigt und mit zwei Gelenken versehen, sodass man es in jede gewünschte Position bringen kann. Oben thront der zierliche Gitterkorb, der seinen Job als Windschutz und „Pop-Killer“ ganz anständig macht. Trotzdem sollte man Zisch- und P-Laute lieber sanft aussprechen!
Gesang oder Sprache kann – wie auch beim Audioeingang auf der Rückseite – mit den verschiedenen Sektionen des Miniaks bearbeitet werden. Zum Beispiel mit Overdrive oder Delay, für Vocal-SFX gar nicht mal übel!

Und nun zum Vocoder: Hier steht ein 40-Band-Filter bereit, der Sprache, Gesang oder auch Rhythmustracks auf ein synthetisches Trägersignal überträgt. Zusätzlich können Effekte eingesetzt werden. Auf die einzelnen Vocoder-Bänder hat man leider keinen Zugriff, ein kleiner Trost ist der der Parameter „Band Shift“. Von Micky Mouse bis Darth Wader kann man damit sämtliche Stimmen der Fantasy- und Comicwelt erzeugen und es macht Spaß, damit herumzuspielen! Für ernstgemeinte Vocoderstimmen à la Daft Punk, Air und Moloko reicht’ dann aber doch nicht ganz, da habe ich schon Besseres aus anderen kleinen Synthies mit Mikro dran gehört. Auch wenn ihn ein schickes Mikrofon ziert, würde ich davon abraten, sich den Miniak in erster Linie für die Erzeugung von Vocoderstimmen zuzulegen, seine Stärken liegen in anderen Bereichen.

Viel besser funktionierte der Vocoder nämlich bei Analysesignalen wie Drumstracks, die ich durch den Audioeingang hineinleitete. Unten ein paar Beispiele aus meiner kleinen Session.

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Praxis

Das erste Mal
Ganz schick, handlich und leicht ist der Miniak, den ich soeben aus seiner Kartonverpackung befreit habe. Netzteil und Schwanenhalsmikro sind schnell eingestöpselt – und schon geht’s los!
Das blau beleuchtete Zwei-Zeilen-Display zeigt kurz die übliche Begrüßung, und der erste Sound, den ich spiele, ist eine amtliche Trance-Hupe, die mich stark an meine letzte Fahrt mit dem Autoscooter erinnert. Näher möchte ich darauf aber nicht eingehen, lieber schnell weiterskippen. Der einzige Knopf, der dafür infrage kommen könnte, ist das Poti namens „DATA“ rechts vom Display. Und so ist es auch. Ich blättere mich damit durch ein paar Presets. Dabei fällt mir positiv auf, dass die ausklingenden Sounds beim Umschalten nicht abreißen!

Der Miniak ist ein reiner Synthesizer, das heißt, er verfügt nicht über realistische Emulationen von Pianos, E-Pianos, Streichern und Drums wie man es beispielsweiseaus Workstations kennt. Im Miniak wird jeder Klang mit der virtuellen Subtraktiven Synthese erzeugt.

Speicherplätze und Speichern
Insgesamt mehr als 600 Presets beherbergt der Miniak werkseitig, 1000 Speicherplätze stehen dem Benutzer zur Verfügung. Die von mir heiß geliebte “Init-Funktion”, also das Zurücksetzen aller Parameter eines bestimmten Programms, um einen Klang von Grund auf neu aufzubauen, gibt es leider nicht. Globales Reset des Miniaks ist jedoch möglich. Positiv hervorheben möchte ich den dynamischen Programm-Speicher „Recent“, der sich die jeweils zehn zuletzt gespielten Sounds „merkt“, und die User-Soundsammlung „Faves“. Hier kann man seine Lieblingsklänge ablegen. Sehr gut für die Bühne!

Sounds finden & auswählen
Oberhalb der Keyboard-Tasten auf dem Gehäuse entdecke ich aufgedruckte Soundkategorien wie „Recent“, „Faves“, „Bass“, „Pad“, „Vocoder&FX“ und so weiter, die jeweils einer darunter liegenden Taste des Keyboards zugeordnet sind. Das Handbuch, das mir leider nur in Englisch vorliegt, verrät mir, wie man davon Gebrauch macht: Ein gleichzeitiges Drücken des Tasters „Programs“ und einer besagten Kategorie-Taste bringen mich sofort zur jeweiligen Sound-Kategorie. Ich liebe Shortcuts!
Und auch die meisten Klänge gefallen mir außerordentlich gut. Bei den dumpferen Pads und Keys, Beats und Bässen halte ich mich länger auf. Besonders wenn man die Klänge moduliert, per XYZ Encoder oder ModWheels, zeigt der Miniak was er drauf hat: vielseitige, hochwertige virtuell-analoge Klänge und schönklingende Modulationsverläufe ohne Nullen und Einsen.

Audio Samples
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Diverse Bässe Diverse Beats Diverse Pads

Verarbeitung und haptischer Eindruck
Der Miniak fasst sich insgesamt gut an, auch wenn mir die Tastatur mit ihren leichtgewichteten, normal großen Tasten zuerst etwas labberig vorkam. Daran gewöhne ich mich aber schnell. Gehäuse, Potis, Drucktaster und Mod-Wheels machen alle einen wertigen, soliden Eindruck. Und nicht zu vergessen: der kleine Racker ist mit 4,5 Kg ein echtes Fliegengewicht.

Editieren eines Programs
Dreh und Angelpunkt ist hier der DATA Encoder, der als Druck- und auch Dreheingabe funktioniert. Per Drehen sucht man eine Option aus, per Drücken gelangt man in die Bearbeitungsbereitschaft. Der Miniak bietet eine „Schnellfind“-Funktion zum Anwählen einer bestimmten Sektion der Klangerzeugung, beispielsweise den „Post Mixer“. Im rechten Teil der Tastatur, gekennzeichnet durch den roten Rahmen „Voice Edit“, sind bestimmte Keyboard-Tasten einzelnen Sektionen der Klangerzeugung zugewiesen. Bei gedrücktem „Programs“-Taster betätigt man nun die Keyboard-Taste „E“ und das Display zeigt sofort den zuletzt bearbeiteten Parameter der Sektion „Post Mixer“ an. Dieser Shortcut macht das Editieren deutlich schneller.

XYZ Encoder und Mod-Wheels
Um beim Spielen schnellen Zugriff auf wichtige Parameter zu haben, sollte man die XYZ-Potis und die zwei Mod-Wheels unbedingt bestimmten Funktionen zu weisen. Bei den XYZ-Potis macht man das so: Im Display den gewünschten Parameter auswählen, DATA Encoder drücken und dabei einen der XYZ-Encoder bewegen. Und fertig ist der Sync-Vorgang. Die zwei Mod-Wheels weist man über die Sektion „Modifiers“ (MOD) zu, hier gibt es leider keinen sogenannten “Quick Link”.

Sequence
Wählt man den Modus „Sequence“ an, öffnet sich die Welt der automatisierten Melodien. Hier wird zunächst unterschieden, ob es sich um ein Arpeggio oder eine Sequenz handeln soll, und viele vorgefertigte Sequenzen laden zum ausgiebigen Herumspielen ein. Will man dann jedoch Editieren, ist der Spaß aber begrenzt. Zu schnell stößt man die Komfort-Grenzen von Zwei-Zeilen-Display und DATA-Encoder. Eine vermutlich recht mächtige Sektion des Miniaks lasse ich daher recht schnell links liegen und wünsche mir einen Software Editor dafür …

Alternativen zum  fehlenden Software Editor
Einen solchen Helfer gibt es seitens Akai (noch) nicht, wer aber etwas Netz-Recherche betreibt, wird dort Alternativen von Drittanbietern finden. Die Software “micronau 1.0” von Retroware beispielsweise. Sie wurde eigentlich für den Alesis Micron entwickelt, lässt sie sich jedoch auch für den Akai Miniak einsetzen. Vorausgesetzt man ist Apple Benutzer, den es handelt sich dabei um ein AU Component. Man öffnet es wie ein Software Instrument, ein MIDI-Kabel von Rechner zu Miniak stellt die Verbindung her. Micronau ist im Host-Sequenzer voll automatisierbar, funktioniert tadellos und erleichtert bestimmte Editiervorgänge dank der Übersichtlichkeit eines Graphical User Interface (GUI) sehr!

http://mysite.verizon.net/retroware/

Spekulationen, wieviel Alesis Micron bzw. Ion nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache im Miniak stecken müssen, lasse ich hier mal mit Absicht außen vor, da ich die Alesis Synths persönlich nicht gut kenne.

GUI des Software Editors “micronau 1.0” von Retroware

Phrase Sampler
Mit einem Doppelklick auf den gleichnamigen Taster versetzt man den Phrase-Sampler in Aufnahmebereitschaft. Nun kann man beliebige Melodien oder Akkorde inklusive Modulationen und FX „aufnehmen“. Gerade für den Live-Einsatz kann die Vorab-Aufzeichnung von Sequenzen oder Chord-Sounds mit komplexen Modulationen hilfreich sein. Bei wiederholtem Klick wird eine Phrase im Bereich „Sequence“ (Program Controls) gespeichert. Dort kann man sie dann auf Wunsch quantisieren (und ggf. auch wieder de-quantisieren) und anderweitig editieren. Ich empfehle aber, lieber gleich fehlerfrei einzuspielen, Bearbeitungen an Details per Display sind – wie auch oben schon erwähnt – fummelig und auf die Dauer eher nervtötend.

Multi
Im Multi Betrieb können bis zu acht Sounds überlagert werden: Leads, Pads, Arpeggios, Sequenzen, Beats und andere inklusive FX. Prinzipiell kann man hier ganze Songs mit den Klängen des Miniak arrangieren. Für jeden Sound lässt sich dabei ein bestimmter Tastaturbereich definieren, sodass man – auch per Sequenzerprogramm via MIDI – gut kontrollieren kann, wann hier was passiert. Auch hier stellt das Editieren der einzelnen Parts die Geduld des Benutzers schnell auf die Zerreißprobe. Es sei denn, man hat einen Software Editor … (siehe oben).

Rhythmus-Sequenzer
In puncto Rhythmussequenzen muss man AKAI eine große Kompetenz bescheinigen, man denke an die MPC-Tradition des Hauses. Dass der Miniak einen Drumsequenzer an Bord hat, finde ich daher nur konsequent, schade nur, dass man keine Samples laden bzw. aufnehmen kann. Aber auch mit den ansprechenden synthetischen Drumsounds des Miniaks lassen sich recht leicht Beats erstellen: Loop-Länge und Tempo festlegen, ein Quantisierungsraster bestimmen, Sounds auswählen und per „Record“ Klang für Klang einspielen. Hat man es vergurkt, kann man per „Wipe“ den letzten Versuch wieder löschen oder auch jede Note im Nachhinein zurechteditieren. Und – wer hätte es gedacht – auch hier wird man wieder früher oder später feststellen, dass das Editierkonzept „Zwei-Zeilen-Display+DATA Encoder“ eine Spaßbremse ist. Ein Software-Editor MIT grafisch dargestelltem Sequenzer wäre hier eine Offenbarung! Aber vielleicht besteht ja noch Hoffnung, dass da seitens AKAI nachgeliefert wird.

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Der Miniak ist ein heimlicher „Maxiak“, ein gelungenes, kleines Kraftpaket, das es soundmäßig mit weitaus teureren Synthies aufnehmen kann! Mit leichten Abstrichen bei der Tastatur zeigt er sich insgesamt gut verarbeitet, wird allerdings beim Bedienkonzept mit Zwei-Zeilen-Display und Dreh- und Drück-Encoder der umfangreichen Klangerzeugung nicht immer gerecht. Ein Manko, dass man aber vor seinem Preis und seiner Portabilität rechtfertigen kann, denn eine weitere Ausstattung mit zusätzlichen Reglern oder großem Display hätten natürlich Auswirkungen darauf. Wer etwas im Netz recherchiert, findet dort kostenlose Software-Editoren von Drittanbietern, als Ersatz für das (noch) fehlende Helferlein seitens Akai.

Als Synthesizer für passionierte Soundschrauber ist der Miniak trotz guter Zugriffsmöglichkeiten nur eingeschränkt zu empfehlen. Sein Konzept richtet sich mehr an Live-Musiker, die in erster Linie Klänge benutzen als erschaffen wollen. Seine kompakte Größe und sein geringes Gewicht prädestinieren ihn ebenfalls als platz- und rückenschonenden Tourbegleiter.

Die mehr als 600 Presets beheimaten viele erstklassige Synth-Sounds, was für dieses Preissegment eher ungewöhnlich ist. Der Vocoder überzeugt nicht in allen Anwendungsbereichen, und wer seinen Focus eher auf Vocodersounds oder Emulationen von Pianos, Strings, E-Pianos oder Ähnliches legt, wäre beispielsweise mit dem Korg R3 oder MicroKorg XL besser bedient. Wer aber vielseitige, fette „virtuell-analoge“ Synthie-Sounds oder synthetische Drums sucht, dem wird der Miniak viel Freude bereiten.

Akai Miniak
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hohe Klangqualität
  • Umfangreiche Klangerzeugung
  • Gutes Schnellzugriff-Konzept
  • Drei flexible Quick-Link Encoder und zwei Mod-Wheels
  • Sehr portabel, leicht und klein
  • Rhythmus-Sequenzer
  • Step-Sequenzer
  • Arpeggiator und Phrase Sampler
  • Achtfache Polyphonie, achtfacher Multimode
Contra
  • Editieren per Display und DATA Encoder oft nervig
  • (Noch) kein Software-Editor verfügbar
  • Kein USB-Anschluss
  • Tastatur etwas labberig
  • Kein Aftertouch
  • Handbuch nur in Englisch
Artikelbild
Akai Miniak Test
Für 245,00€ bei
Technische Details
  • Virtuell-Analog-Synthese (subtraktiv)
  • Rauschgenerator
  • Oszillator FM
  • Acht Stimmen mit je drei Oszillatoren, bis zu acht multitimbrale Parts
  • Vier Drive Effekte, einer pro Part, Mastereffekte
  • Step Sequencer, Arpeggiator, Drum Machine/Rhythm Sequencer und Phrase Sequencer
  • Bis zu 1.000 Programme und multitimbrale Setups speicherbar
  • 600 Werkssounds
  • 37 synthgewichtete Tasten mit Anschlagsdynamik
  • MIDI In/Out/Thru
  • Eingänge und Ausgänge symmetrische per 6,3 mm Klinken
  • Schwanenhalsmikro im Lieferumfang
  • Eingänge zuweisbar für Expression Pedal, Sustain Pedal
  • Abmessungen 58 x 28 x 9 cm (BxTxH)
  • Gewicht 4,5kg
  • Preis: 659,- Euro UVP
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