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Korg KingKorg NEO Test

Mit der NEO-Version des 2013 vorgestellten KingKorg bringt Korg einen eher unterschätzten virtuell-analogen Synthesizer zurück in die Gegenwart – hier im Test. Neu am KingKorg NEO sind augenscheinlich ein kompakteres Gehäuse, eine 37-Tasten-Klaviatur und ein auffälliges Facelift des Panels. Unter der Haube steckt ein bewährtes Konzept.

Korg KingKorg NEO Test
Korg KingKorg NEO Test

Der auf der NAMM 2024 vorgestellte KingKorg NEO fügt sich schon optisch nahtlos in das aktuelle Kompaktsynthesizer-Konzept ein, das sich nicht nur Korg mit Opsix, Wavestate und Modwave auf die Fahnen geschrieben hat. Auch Roland hat beispielsweise mit dem kürzlich getesteten GAIA 2 diese Bauweise adaptiert. Die ursprüngliche KingKorg-Version unterscheidet sich so bereits deutlich von der aktuellen NEO-Variante. Ob es sonst noch Unterschiede zum alten KingKorg gibt, untersuchen wir in diesem Test.

Details

Korg KingKorg NEO – das Wichtigste in Kürze

  • Virtuell-analoger Synthesizer auf Basis des KingKorg (2013)
  • XMT-Klangerzeugung mit 24 Stimmen
  • Layer und Split mit zwei Sounds gleichzeitig
  • Kleineres Gehäuse in weiß
  • 37 Tasten ohne Aftertouch
  • Drei kleinere OLED-Displays
  • 16-Band-Vocoder und interne Effekte
  • Arpeggiator mit acht Steps
  • 300 Programme (200 Factory, 100 User)

Virtuell-analoge Synthesizer sind zeitlos

Mitte der 1990er Jahre begann es mit dem Clavia Nord Lead, dem Roland JP-8000 und dem Yamaha AN1x. Korg folgte dann mit dem MS2000. Heute sind VA-Synths weit mehr als ein praktischer Ersatz für analoge Vintage-Synthesizer. Klangästhetisch passen sie sogar oft besser in die aktuelle Welt der elektronischen Musik und müssen erfreulich selten in die Werkstatt.

Wiederveröffentlichungen kennt man vor allem von Vintage-Synthesizern. Herausragend sind dabei die Minimoog Reissue von 2016 und das Model D 2022. Auch Korg hat bereits einige Klassiker als Hardware wiederbelebt. Wie beim Korg MS-20 mini aktualisiert der japanische Hersteller gerne das Design seiner Instrumente. Auch der uns zum Test vorliegende KingKorg NEO wirkt optisch deutlich verändert gegenüber der Erstversion aus 2013.

Elf Jahre sind vergangen, aber die inneren Werte des KingKorg NEO hat Korg ziemlich exakt übernommen. Passt das? Wir sind gespannt, wie sich die neu verpackte XMT-Engine (eXpanded Modeling Technology) in der heutigen Praxis schlägt.

KingKorg NEO vs. KingKorg (2013)

Zunächst einmal nennen wir die wesentlichen Unterschiede. Was unterscheidet also die NEO-Version vom Original? Nun, statt einer Tastatur mit 5 Oktaven und entsprechender Breite kommt der KingKorg NEO als schlankes Leichtgewicht mit 37 Tasten ohne Aftertouch und einem kleinen Joystick als Spielhilfe daher. Damit passt sich der neue Synthesizer in schickem Weiß äußerlich den Korg-Synthesizern Wavestate, Opsix und Modwave an.

Außerdem muss man auf die CV/Gate-Anschlüsse und auch auf die Vakuumröhre des originalen KingKorg verzichten. Zudem wurden einige DWGS-Wellenformen durch PCM-Samples ersetzt. Ansonsten haben wir es aber mit dem originalen Korg KingKorg zu tun, dessen Sounddaten allerdings nicht in den KingKorg NEO geladen werden können. Übrigens: Mit dem 2013 erschienenen Bonedo-Test des ersten KingKorgs kann man sich auch inhaltlich und klanglich über den Korg VA-Synthesizer informieren.

Korg KingKorg NEO [oben], Korg KingKorg aus 2013 [unten].
Korg KingKorg NEO [oben], Korg KingKorg aus 2013 [unten].

KingKorg NEO Test – der Synthesizer im Überblick

Der KingKorg NEO ist ein umfangreich programmierbarer, virtuell-analoger Synthesizer mit 24 Stimmen und der Möglichkeit, zwei Klänge gleichzeitig als Layer oder Split (mit variablem Splitpunkt) auf zwei verschiedenen MIDI-Kanälen zu performen. Mit anderen Worten: Er ist quasi eine Synthesizer-Biene und arbeitet wie ein königliches Arbeitstier. Er steckt in einem smarten Gehäuse für Keyboarder und Produzenten, die klassische Synthesizer-Sounds konsumieren oder selbst produzieren wollen. Seine direkten Verwandten Korg Wavestate, Opsix und Modwave sind allerdings etwas spezieller ausgerichtet und bieten FM, Wavetable oder Wave Sequencing als Syntheseform.

Beim KingKorg NEO erweitert Korg das analoge Modeling mit drei Oszillatoren um DWGS-Wellenformen und PCM-Samples und spendiert dem Gerät obendrein noch einen Vocoder mit Schwanenhalsmikrofon, eine dreiteilige Effektsektion und einen Arpeggiator. Für den Korg KingKorg NEO gibt es derzeit allerdings weder Editor- noch Librarian-Software. Das ist schon etwas bitter. Schließlich möchte man zumindest die Sounds für ein Live-Set übersichtlich auf einem großen Monitor zusammenstellen können.

Die Hardware des Korg KingKorg NEO

Der zum Test erhaltene KingKorg NEO kommt in einem relativ großen Karton vom deutschen Korg-Vertrieb in Marburg. Nach dem Unboxing trifft man auf ein rund drei Kilogramm leichtes Gerät, das transportabel ist und sich überall zeigen lassen kann. Das Netzteil und ein Schwanenhals für den Vocoder sind ebenso enthalten wie ein Quick Start Guide und ein Gutschein für ein Korg Software Bundle (u. a. Ableton Live Lite).

Korg KingKorg NEO Test: Vocoder-Mikrofon
Zum Lieferumfang des Korg KingKorg NEO gehört auch ein Schwanenhals-Mikrofon für den Vocoder.

Die freundliche weiße Oberfläche des KingKorg NEO ist zudem gut bestückt. Viele Bedienelemente beziehungsweise Taster und Drehleger sowie drei Displays versprechen eine angenehme Handhabung. Man weiß eigentlich schon auf Anhieb, wo man seine beiden Hände anlegen muss.

Korg KingKorg NEO Test: Bedienpanel
Auf der Oberfläche des KingKorg NEO zeichnet sich eine klare Struktur ab, Oszillator, Filter, LFO und auch die Effekte befinden im direkten Zugriff.

Im Mittelpunkt befindet sich das gut lesbare Hauptdisplay mit 16 x 2 Zeichen. Drumherum liegen einige Taster (Page, Write, Shift/Exit, Favorites, etc.). Sie bestätigen nochmal, dass man wichtige tägliche Routinen schnell beim KingKorg NEO erledigen kann.

Korg KingKorg NEO Test: Display
Der zentral gelegene OLED-Hauptbildschirm ist beim Korg KingKorg NEO in bester Gesellschaft.

Die Tastatur des Korg KingKorg NEO

Den bislang positiven Erstkontakt bremst allerdings das Keyboard mit 37 anschlagdynamischen Tasten ohne Aftertouch leider schnell wieder ab. Vergleichbar mit der Tastatur des Korg Wavestate ist sie akzeptabel, aber nicht mehr.

Korg KingKorg NEO Test: Tastatur
Die drei-oktavige Tastatur des Korg KingKorg NEO zählt definitiv nicht zu den besten Komponenten dieses Synthesizers.

Korg KingKorg NEO Test – die Anschlüsse des Synthesizers

Alles, was wir uns anschlussseitig auf der Rückseite des Korg KingKorg NEO wünschen, treffen wir auch direkt an: Stereo-Ausgang, zwei Pedal-Anschlüsse (Damper, Switch), MIDI In/Out-Buchsen, USB-Port (Typ B) sowie die Netzteilbuchse. Der Anschluss für das Vocoder-Mikrofon und einen Kopfhörer ist sinnvollerweise auf der Oberfläche platziert worden.

Anschlüsse
Die Rückseite des KingKorg NEO gibt sich praktikabel. Alle der wichtigsten Anschlüsse sind vorhanden.

KingKorg NEO – Oszillatoren und Filter

Der Korg KingKorg NEO bietet drei Oszillatoren, die verschiedene Audiosignale liefern: 32 virtuell-analoge Wellenformen inklusive Rauschen, 40 DWGS-Wellenformen vom DW-8000 und anderen Vintage-Synths, sowie 65 PCM-Samples. Auch der Mikrofoneingang kann eingespeist werden. Insgesamt kann man zwischen genau 138 Oszillatortypen wählen. Das sind Konstellationen wie Oszillator-Sync, Noise, Unisono, VPM, Ring- oder Crossmodulation oder ein Modell mit nur einem oder zwei Oszillatoren. Die Oszillatortypen lassen sich schließlich über zwei Kontrollparameter klanglich wirkungsvoll einstellen – praktisch gelöst!

Oszillator
Raffiniert und vielseitig ist die Oszillator-Sektion des KingKorg NEO, für die es ein eigenes Display gibt.

Breit aufgestellt ist man auch mit dem Filter des KingKorg NEO. Hier stehen sieben Tiefpässe, fünf Hochpässe und sechs Bandpässe zur Auswahl. Das sind 18 Filtertypen, die viele Standardaufgaben wirklich königlich erledigen.

Filter
Ein drittes OLED-Display hat der KingKorg NEO für den klanglich überzeugenden Filterbereich.

Der KingKorg NEO verfügt weiterhin über zwei klassische ADSR-Hüllkurven und zwei temposynchrone LFOs. Über eine Modulationsmatrix mit sechs freien Patch-Verknüpfungen kann man in die Tiefen der Klangprogrammierung vordringen. So wird der Synthesizer auf Wunsch durchaus modulativ.

Hüllkurven
Klassisch aufgebaut sind LFOs und Hüllkurven des KingKorg NEO.

Effekte und Vocoder

Die interne Effektsektion des KingKorg NEO ist dreiteilig aufgebaut. Sie beginnt mit einem Pre-FX-Block, der über sechs verschiedene Effekttypen verfügt (Distortion, Decimator, Ringmodulator, Guitar und EPianio Amp und Tone). Weitere sechs Typen (Flanger, Chorus, U-Vibe, Tremolo, Phaser, Rotary) definieren schließlich den Mod-FX-Bereich. Der Rev/Delay-Block bietet insgesamt gute Effekte (Hall, Room, Plate, Tape Echo, Mod Delay, BPM Delay), leider können Delay und Reverb nicht gleichzeitig verwendet werden. Die beliebte Kombination aus rhythmischem Echo und Hall in Serie ist dann nur mit einem zusätzlichen externen Effektpedal möglich. Insgesamt bewerten wir die Effektsektion als solide und wissen von Korg Wavestate und Co, dass in Sachen Auswahl und Reverbqualität eigentlich noch etwas mehr möglich wäre.

Effekte
Die dreiteilige Effekt-Abteilung ist ziemlich brauchbar und wertet den Gesamtsound des KingKorg NEO auf.

Der Vocoder kann sich sehen lassen. Er verfügt über 16 Bänder und eine Formant-Shift- und Formant-Hold-Funktion. Viel zu regeln gibt es allerdings nicht. Der Vocoder ist aber praktisch und klingt sehr ordentlich.

Vocoder
Eine gelungene Zugabe ist der Vocoder des Korg KingKorg NEO. Man sollte sie ausgiebig nutzen.

Korg KingKorg NEO Test – der Arpeggiator

Kein umfangreicher Step-Sequenzer, sondern ein simpler Step-Arpeggiator dient dem KingKorg NEO als musikalischer Assistent. Er beherrscht das klassische Auf und Ab in mehreren Varianten und kann entweder Timbre A und B getrennt oder gleichzeitig triggern. Der Step-Arpeggiator des KingKorg NEO kann mit bis zu acht Steps inklusive Parametern wie Swing oder Gate Time programmiert werden.

Soweit unser Rundgang. An einigen Stellen – vor allem beim Arpeggiator und bei den Effekten – hätte Korg zumindest ein paar kleine neue Features spendieren können. Ein polyphoner Step-Sequenzer mit Automation von Klang- und Effektparametern wie beim Korg Minilogue XD wäre eine durchaus sinnvolle Zugabe gewesen. Leider haben sich die Japaner ganz auf die vorhandene Engine verlassen und damit einige Chancen vertan.

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