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Duesenberg Berlin Amplifier & Box Test

Duesenberg Berlin Amplifier nennt sich das markante Röhrentopteil, das sich zumindest optisch nahtlos in die Philosophie der Marke einfügt. 1995 erblickte diese in Hannover das Licht der Welt und die Instrumente im Retro-Stil der 40er und 50er Jahre fanden schnell begeisterte Liebhaber. Inzwischen zieren klangvolle Namen die Endorserliste, von deutschen Künstlern wie Peter Maffay, Uwe Hassbecker und Carl Carlton bis zu internationalen Stars wie Ron Wood, John Mayer oder Billy Gibbons, um nur einige zu nennen. Ein Grund dafür ist auch die Kombination aus Retro-Design und innovativen Elementen, die Duesenberg-Gitarren zu zeitgemäßen Instrumenten machen.

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Auch das neue Duesenberg Berlin Topteil schließt sich diesem Markenimage an und verstärkt die bisher aus diversen Effektpedalen bestehende Elektronikabteilung zusammen mit einer in jeder Hinsicht abgestimmten Lautsprecherbox. Dass es sich bei unserem Testkandidaten nicht um ein 08/15-Teil handelt, ist natürlich Ehrensache.

Details

Konzept

Am Anfang der knapp einjährigen Entwicklungsphase des Berlin Amps stand zunächst die Frage im Raum, ob der neue Sprössling ein eher leistungsschwacher Boutique-Combo oder ein kräftiges Topteil mit einer passenden Box werden sollte. Schließlich entschied man sich für die Amp/Box-Variante mit einer Endstufenleistung von 45 Watt, denn ein dynamischer Amp braucht einen gewissen Headroom, um nicht zu schnell in der Endstufenkompression zu landen. Als Grundlage soll der Berlin Amp deshalb einen stabilen Cleanton liefern, auch als Basis für die verzerrten Sounds. Eine integrierte Boost-Schaltung ermöglicht es, das cleane Signal zu erweitern, ohne dabei die Tontextur durch zusätzliche Röhren zu verändern. Bei der Konstruktion wurde übrigens auch viel Zeit in die Entwicklung der Box gesteckt. Diverse Lautsprecher, Gehäuseformen und Holzsorten wurden ausprobiert, bis klar war, dass es eigentlich ein Bulldog-Speaker in dem jetzt aktuellen Gehäuse sein müsste. Leider war dieser Klassiker mit seinen 15 Watt viel zu schwach und hätte bei höheren Lautstärken schnell den Geist aufgegeben. Glücklicherweise brachte Celestion pünktlich zur Endphase der Entwicklung die Gold-Version ihres Bulldog-Speakers heraus, die 50 Watt verträgt, sodass die Box letztlich doch noch mit dem Wunsch-Lautsprecher bestückt werden konnte.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein echter Hingucker ist dieses Stack auf jeden Fall

Das Frontpaneel

Das Gehäuse des Topteils ist ebenso wie das des Cabinets aus leichtem, mehrfach verleimtem Birkenholz gefertigt. Neben der exzellenten Verarbeitung und Bauweise setzen sich Amp und Box optisch durch eine abgefahrene “Metal-on-Wood”-Lackierung von der Masse der dunklen Tolex-Gehäuse anderer Hersteller ab. Diese Metalllackierung wird je nach Benutzung weiter rosten und der Kombination mit der Zeit ihr individuelles Gesicht verleihen. Auf der Vorderseite des Topteils sitzen alle Regler des Amps. Obwohl man den Eindruck haben könnte, es handele sich um einen Zweikanaler, ist unser Proband tatsächlich ein einkanaliger Amp, dessen Sounds auf dem cleanen Kanal basieren. Eine Boost-Abteilung arbeitet innerhalb des cleanen Kanals, bietet aber trotzdem die Möglichkeit, den Sound sehr variantenreich zu formen. Der Amp kommt mit einem Volume-Regler und einer Dreiband-Klangregelung, bestehend aus Bass, Middle und Treble aus. Mittig gelegen befindet sich der Schalter, der den Boost aktiviert. Diese hochkomplexe Schaltung besitzt drei weitere Regler, die man im Prinzip auch von vielen Verzerrern her kennt. Gain regelt den Verzerrungsgrad und Level die Ausgangslautstärke, während man mit dem Contour-Regler den Frequenzgang der Schaltung beeinflusst. Bliebe noch das Strommanagement zu erwähnen, das mit den traditionellen Schaltern für Power On/Off und Standby, hier mit der Bezeichnung Go/Wait, ausgestattet ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Gehäuse wurde aus mehrfach verleimtem Birkenholz gefertigt

Die Rückseite

In punkto Lautsprecheranschlüsse bleibt hier wirklich kein Auge trocken, wobei man tunlichst darauf achten sollte, immer die korrekte Ohmzahl zu wählen und nicht zu schlampen! Ich kann leider ein Lied davon singen, was passiert, wenn man es dabei an Aufmerksamkeit vermissen lässt. Es war der Ausgangstrafo meines alten JMP Marshalls, den ich wegen falscher Anpassung in die ewigen Jagdgründe schickte. Dabei sprühten zwar weder Funken noch ging das Chassis in Flammen auf, aber der Ärger war groß, als die Rechnung für die Reparatur auf dem Tisch lag. Der Berlin Amp ist mit einem seriellen Einschleifweg ausgestattet, bei dem der gesamte Sound durch das angeschlossene Effektgerät geschleust wird. Ich kann nur raten, hier wirklich gute und möglichst aktuelle Teile mit akkuraten Wandlern einzusetzen. Alte Analogschleudern, geschweige denn das gute alte Bandecho, haben hier nichts verloren. Bei schlechten Wandlern geht die herausragende Dynamik des Amps schnell verloren und der Sound wird flach wie eine Flunder.

Fotostrecke: 5 Bilder Berlin von seiner anderen Seite

Die besten Geräte für serielle Einschleifwege bei Gitarrenverstärkern kommen meiner Meinung nach von Eventide, TC Electronics, Strymon, T-Rex, die neuen Teile von Boss und Vox, usw.
Passende Geräte Tests findet ihr übrigens unter:
Testmarathon Modulationseffekte
und
Testmarathon Delay Pedale
Direkt neben dem Einschleifweg befindet sich die Boost-Buchse für den beigelegten Fußschalter, um diesen Bereich auch vom Bühnenrand aus schalten zu können. Diese Sektion bietet zwei unterschiedliche Sättigungsgrade, die sich nur hinten am Amp umschalten lassen. Leider gibt es keine zweite Buchse, um auch diesen Bereich fernzuschalten, aber man kann nicht alles haben. Ein Schuko-Netzsteckeranschluss mit integrierter Sicherung rundet das Bild ab.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Fußschalter präsentiert sich natürlich ebenfalls im Berliner Used-Look

Die Box

Als passenden Sparringspartner dient eine 1 x 12 Box, die optisch perfekt zum Topteil passt. Das Birkensperrholz-Gehäuse wurde, wie auch das Gehäuse des Topteils, mit einem mit Metallpartikeln versetzten Speziallack versehen. Als Speaker kommt ein Celestion Alnico Gold 8 Ohm Lautsprecher mit einer Leistung von 50 Watt zum Einsatz. Mit der Konstruktion dieses Lautsprechers ist es den Ingenieuren von Celestion gelungen, den Klang des legendären Blue Bulldog mit größeren Leistungsreserven zu realisieren. Die Box ist sehr handlich und bringt ein Gewicht von knapp 16 Kilo auf die Waage. Wegen der nach hinten geöffneten Bauweise klingt sie besonders in Räumen beeindruckend fett und rund. Dieser Eindruck verschwindet auf großen Bühnen jedoch sehr schnell; dort verpufft die Power nach hinten ins Nirvana, wobei besonders die tiefen Frequenzen verlorengehen. Deshalb würde ich speziell auf Open Air Bühnen eine geschlossene Box vorziehen. Für Proben und Clubgigs klingt die Box allerdings sehr amtlich und passt auf jede Rückbank. Sowohl dem Topteil als auch der Box liegt ein Softcover bei, das beim Transport kleinere Blessuren verhindern kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Auch bei der Box ist die Verarbeitung absolut top
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Praxis

Praxis und Sound

Der Amp bietet einen sehr direkten, klassischen Gitarrensound mit einer überragenden Dynamik und einem lebendigen und offenen Klang. Wegen des speziellen, in Deutschland gefertigten Ausgangsübertragers kommt der wichtige Mittenbereich etwas straffer daher, als man es vom Marshall-Ideal gewohnt ist. In dieser Disziplin erinnert mich der Ton mehr an Hiwatt Verstärker, wobei der Berlin Amp von Duesenberg insgesamt weicher klingt. Der cleane Kanal ist durchaus in der Lage, einem Fender Twin das Wasser zu reichen. Die schneidenden Höhen sucht man hier allerdings vergebens, was mir persönlich sehr gut gefällt. In den ersten beiden Beispielen habe ich meine alte Rickenbacker 330 angeschlossen und den Stegpickup aktiviert. Die Klangregelung ist auf 12 Uhr eingestellt und der Volume-Regler steht auf 10 Uhr, womit man bereits einen gewaltigen Schalldruck erzeugt. Der Ton ist direkt und schmatzig und ohne jeglichen Anflug von Kälte.

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Soundbeispiel 1 – Clean 1

Obwohl der Amp, clean gespielt, unglaublich lange standhaft bleibt, fährt man auch ihn irgendwann in die Sättigung. In der Realität wird man jedoch nur selten in den Genuss dieser Endstufensättigung kommen, denn es wird verdammt laut. Im nächsten Soundbeispiel habe ich den Volume-Regler in die 14-Uhr-Position gedreht, wobei ich schon Bedenken hatte, dass sich der Putz von den Wänden löst. Wie man hört, erhält der Ton eine leichte Kompression und eine dezente Anzerrung, die ihm gleichzeitig ein sattes Fundament verleiht.

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Soundbeispiel 2 – Clean 2
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Für verzerrte Sounds muss der Amp aber nicht unbedingt weit aufgerissen werden, weil die Boost-Sektion, die bei Aktivierung vor den cleanen Kanal geschaltet wird, unglaublich feinfühlig arbeitet. Hier lassen sich sehr authentische Marshall/Hiwatt-Sounds einstellen. Im nächsten Beispiel kommt meine 77er Stratocaster mit Kloppmannpickups in der Zwischenposition von Steg- und mittlerem Tonabnehmer zum Einsatz.

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Soundbeispiel 3 – Boost 1 Low

Dreht man den Gainregler auf die 12-Uhr Position, ist das Ergebnis ein straffer Blues- und Countrysound, der relativ unkomprimiert daherkommt. Auch hier sind die Frequenzen sehr ausgewogen verteilt. Nichts nervt und die Höhen bleiben schimmernd, unaufdringlich und weich.

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Soundbeispiel 4 – Boost 1 Medium
Fotostrecke: 3 Bilder Dieser Amp macht einfach so viel Spaß,…

Für das nächste Audiobeispiel bin ich bis kurz vor den Punkt gegangen, ab dem der Ton für meinen Geschmack zu suppig wird. Mit meiner Stratocaster war dieser ab etwa 16:30 Uhr erreicht. Einstellungen, die darüber hinausgehen, hatten einen leicht fuzzigen Charakter, der mir nicht so gut gefallen hat. Der Eindruck variiert jedoch von Instrument zu Instrument, denn dieser Amp reagiert äußerst feinfühlig auf den jeweiligen Gitarren- und Pickuptyp.

Audio Samples
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Soundbeispiel 5 – Boost 1 High

Wer mehr Verzerrung wünscht, muss den Booster-Wahlschalter auf der Rückseite des Topteils in die Position “High” stellen. Sofort erhält der Ton eine feinere Zerrstruktur und einen etwas komprimierteren Grundcharakter. Trotzdem bleiben die Feinheiten und der Twäng der Gitarre vollständig erhalten. Klasse! In den drei letzten Soundbeispielen habe ich meine Gibson Les Paul mit Dommenget-Humbuckern verwendet. Im folgenden Beispiel steht der Gainregler für eine ganz leichte Verzerrung auf 9 Uhr.

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Soundbeispiel 6 – Boost 2 Low
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Ab der 12-Uhr-Position des Gainreglers bringt der Amp einen kantigen, klassischen Rocksound hervor, bestens geeignet für fette Riffs. Dabei bleibt das Ganze unglaublich griffig und mächtig. Auch hier wird nichts schöngefärbt und man muss immer ein wenig mit dem Ton kämpfen, soll es gut klingen. Dafür habe ich aber selten einen derart erdigen und direkten Gitarrenamp auf meinem Seziertisch gehabt.

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Soundbeispiel 7 – Boost 2 Medium

Im letzten Soundbeispiel steht der Gainregler auf Maximum und mit dem Levelregler des Boosters wird der Eingang der Cleansektion zusätzlich leicht gekitzelt. Mehr Verzerrung gibt der Amp beim besten Willen nicht her, aber ein Metallmonster möchte er auch gar nicht sein. So lassen sich erstklassige Riffs in Richtung AC/DC und Aerosmith realisieren, die man in dieser Güte mit anderen Amps nicht ohne weiteres hinbekommt.

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Soundbeispiel 8 – Boost 2 High
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Fazit

Der Duesenberg Berlin Amplifier bietet einen sehr direkten und ehrlichen Sound, wie man ihn so nur mit wenigen gut abgehangenen Gitarrenverstärkern hinbekommt. Seine Stärken liegen im cleanen bis Mediumgain-Bereich und machen ihn nicht nur für anspruchsvolle Livemusiker interessant. Auch im Studio macht er eine ausgesprochen gute Figur. Alles, was über Aerosmith- und AC/DC-Zerre hinausgeht, ist dagegen kaum zu realisieren. Das wiederum finde ich keinesfalls schlimm, denn als eierlegende Wollmilchsau wurde der Amp auch nicht konstruiert. Im Zusammenspiel mit der 1 x 12 Gitarrenbox hat man ein kleines, aber feines Besteck an der Hand, mit dem man für die meisten Fälle bestens gewappnet ist.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • cleane bis Medium-Gain-Sounds
  • Flexibilität
  • Optik
  • Verarbeitung
Contra
  • kein Fußschalteranschluss für die Low/High-Gain-Umschaltung
Artikelbild
Duesenberg Berlin Amplifier & Box Test
Für 2.990,00€ bei
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Technische Spezifikationen AMP
  • Arbeitsweise: einkanaliges Vollröhren-Topteil
  • Leistung: 45 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x 6L6WGC-STR Endstufenröhren, 1x 12AX7 und 1 x 7025 High Grade Vorstufenröhren
  • Kanäle: 1
  • Regler Clean: Bass, Middle, Treble, Volume
  • Regler Boost: Level, Contour, Gain
  • Schalter Front: Power On/Off, Wait/Go, Clean/Boost
  • Schalter Rückseite: Booster Low/High
  • Effekt-Einschleifweg: passiv, seriell
  • Lautsprecheranschlüsse: 4/8/16 Ohm
  • inklusive Fußschalter für Boost-Funktion und Softcover
  • Abmessungen: 52 x 24 x 21 cm
  • Gewicht: 11,8 kg
  • Preis: 3.550,00 Euro UVP
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Technische Spezifikationen CABINET
  • Bauweise: Birkensperrholz, halboffene Rückseite
  • Speaker: Celestion Gold G12 8 Ohm, 50 Watt
  • Abmessungen: 60,5 x 43 x 30 cm
  • Gewicht: ca. 16 kg
  • inkl. Softcover
  • Preis: 1.120,00 Euro UVP
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