Das Roland RE-201 Space Echo ist eines der beliebtesten Vintage-Effekt-Geräte überhaupt. Die charismatische Mischung aus Bandecho und Federhall ist aus Reggae, Dub-Techno, Trip-Hop, Lo-Fi und vor allem aus der elektronischen und psychedelischen Musik kaum wegzudenken. Tatsächlich klingt das Echo warm, organisch, rauschig, schmutzig und driftend. Ordentlich Wow und Flutter steckt in der Retro-Maschine.

Heute gilt das RE-201 wegen seines einmaligen Soundcharakters als Legende und wird entsprechend teuer, gebraucht und “quasi neu”, gehandelt – und als besonderer Vertreter der Delay-Effekte.
Plugins als günstige Lösung für RE-201 Fans
Eine Zeitreise in die 70er fällt angesichts der vierstelligen Preise, den Sammler für so einen originalen Roland RE-201 Space Echo bei Kleinanzeigen verlangen, flach. Für wen es dann aber partout doch die Hardware sein soll, könnte sich den bezahlbaren Boss RE-2 Space Echo im Pedalformat einmal näher ansehen. Noch viel erschwinglicher und für den DAW-User auch praktischer sind natürlich Plugins.
Welche Emulationen des Roland RE-201 Space Echo am besten klingt, wollen wir zusammen mit euch mit unseren Hörbeispielen herausfinden. Wir stellen hier aber keine analytischen A/B-Vergleiche an, sondern haben fünf Phrasen mit den Presets des Plugins effektiert – und angehört, was sie fürs Sounddesign zustande bringen.
Audio-Demos mit den Presets der Roland RE-201 Space Echo Emulationen
Für die Klangbeispiele haben wir jeweils zweitaktige Phrasen genutzt, die wir vorher mithilfe von verschiedenen Software-Instrumenten eingespielt haben. Insgesamt sind es 25 Audio-Files. In jedem Demo hört ihr erst die unbearbeitete Phrase und anschließend drei Effekvarianten, die wir mit den Factory Presets der FX-Plugins produziert haben.
Insgesamt könnt ihr euch also 75 einzelne Preset-Beispiele durchhören und euch so ein persönliches Bild machen. Wo bekommt man schon mal so viele Kostproben des virtuellen Roland Space Echo RE-201 auf einmal?
- Synth (120 bpm) Analog Synth aus der Roland Cloud Roland Juno-106
- Vox (110 bpm) Vocal Sample Library Output Exhale
- EPiano (90 bpm) Vintage Keyboard Kollektion Spectrasonics Keyscape
- Kick Snare (80 bpm) Drum Sampler Native Instruments Battery
- Guitar (70 bpm) Cloud-basierter Loop-Synth Output Arcade
DETAILS
Detailgetreue Emulation: Universal Audio Galaxy Tape Echo Native
Universal Audio bringt eine richtig hochwertige Emulation des Roland RE-201 Space Echo auf den Markt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um die native Version des Galaxy Tape Echo. Sie funktioniert ohne Audio-Interface von Universal Audio wie zum Beispiel ein Apollo Twin X. Das Plugin könnt ihr einzeln oder als Bestandteil des Bundles Universal Audio UAD Spark kaufen, das uns im Bonedo-Test überzeugt hat.

Die Emulation klingt, wie man es erwartet: Die leicht verzerrten Dub-Echos sind wie andere Space Echo-Spielereien ein Ohrenschmaus. Das GUI orientiert sich deutlich am Original. Auf technische Zugaben verzichtet der Hersteller. In der Preset-Library findet man schon mal einen guten Auftakt – damit kommt man beim Musikproduzieren ziemlich gut aus. Richtig abgefahrene Effekte muss man aber selber kreieren.
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PREIS: € 163,-
Charmante Variation aus Italien: IK Multimedia T-RackS Space Delay
Die Firma IK Multimedia nennt ihre Emulation „Space Delay“. Ihr könnt sie in der Stand-alone-Anwendung T-RackS CS und natürlich als Effekt-Plugin in jeder DAW nutzen. Anders als bei Universal Audio gibt es hier klare Zugaben, die man bei der originalen Hardware nicht findet. So sind die Tonköpfe in Stereo ausgerichtet und zum Audio-Eingang kommt ein Tief/Hochpass-Filter hinzu. Als erstklassig fürs aktuelle Produzieren erweisen sich das Ducking und die LoFi-Effekte.

Die Preset Library des IK Multimedia T-RackS Space Delay könnte zwar üppiger ausfallen, doch sind auch einige echt gelungene Effekte mit dabei. Praktischerweise kann man vier Effekt-Einstellungen auswählen und schnell miteinander vergleichen. Insgesamt bekommt man damit ein Plugin mit Wohlfühl-Faktor, das so aromatisch wie ein guter Cappuccino ist.
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PREIS: € 115,-
Französische Wolken: Arturia Delay Tape-201
Der renommierte Hersteller Arturia ist in unserer Liste mit dem Delay Tape-201 vertreten. Dieses Plugin kann man einzeln oder zusammen mit der Arturia FX Collection kaufen. Wie IK Multimedia bringt es ein paar zusätzliche Features wie Stereo-Klang und Eingangsfilter mit. Arturia spendiert zusätzlich einen LFO, der einen von 16 Parametern rhythmisch modulieren kann.

Klanglich trifft dieses virtuelle Space Echo nicht unseren Geschmack – zumindest, wenn man einen sehr warmen authentischen Vintage-Sound erwartet hat. Das Arturia Delay Tape-201 klingt etwas kühler beziehungsweise „digitaler“ im Vergleich zu den anderen Space-Echo-Emulationen. Überraschenderweise ist die Preset Library auch nicht so umfangreich und nützlich wie andere Software-Produkte von Arturia. Die allermeisten Besitzer der Arturia FX Collection wird es aber glücklich machen, eine weitere Emulation müssen sie nicht erwerben.
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PREIS: € 99,-
Britischer Nebel: Audiothing Outer Space
Die kleinere Software-Schmiede Audiothing bietet eine Vielzahl an Instrument- und Effekt-Plugins. Mit dem Produkt „Outer Space“ emuliert sie das Roland RE-201 Space Echo zu einem relativ schmalen Preis. Bereits beim ersten Hinschauen sieht man, dass die Entwickler das Original aus den 70er Jahren ziemlich gründlich studiert haben. Wie zu den meisten Emulationen des RE-201 Space Echo gibt es auch hier ein paar Schmankerl dazu: Ducking, Preamp, Stereo-Klang oder Lo/Hi Cut für das Feedback-Signal bekommen die User von Outer Space.

Der Audiothing Outer Space versprüht auf Anhieb nostalgischen Charme. Kreative und und vor allem ausreichend Presets sind vorhanden. Sie laden zur psychedelischen und Dub-lastigen Zeitreise ein. Alles richtig gemacht! Gern auch einmal die weiteren Audiothing-Produkte beachten.
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PREIS: € 69,-
Der Budget-Tipp: Cherry Audio Stardust 201 Tape Echo
Cherry Audio feuert unermüdlich einen nach dem anderen Klassiker heraus. So wundert es kaum, dass sie auch für das Roland RE-201 Space Echo eine schlagende Antwort haben: Das Cherry Audio Stardust 201 Tape Echo basiert zwar auf dem Vorbild, toppt es aber mit mehreren Extras. So hat der Hersteller die Delay-Zeit ums Vierfache erweitert, erlaubt es nun, eingehende Signale zu verzerren, und hat dem Ganzen außerdem eine „Motor Kill“-Taste hinzugefügt. Das GUI versteift sich mit seinen farblich unterschiedlichen Themen übrigens nicht so fest aufs Original. Man findet hier auch nicht alle 12, sondern nur sieben Modi der originalen Maschine.

Das FX-Plugin macht viel Spaß. Beim Stardust 201 Tape Echo bekommt man die umfangreichste und nützlichste Preset Library. Dass dieser No-Brainer auch verdammt gut klingt, demonstrieren die Hörbeispiele. In der Summe ist es unglaublich, was Cherry Audio für diesen minimalen Kostenaufwand an Sound und Qualität bietet.
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PREIS: € 29,- EUR
FAZIT
Ehrlich, wer hat jemals das historische Original anfassen und benutzen können? Die vorgestellten Plugins sind für viele Musiker die erste und einzige Chance, in den Genuss eines Roland RE-201 Space Echo zu kommen. Alle Softwareprodukte, die wir euch hier vorgestellt haben, sind zwar gut, doch konnten uns ausgerechnet die preiswerteren Plugins wegen ihrer Preset-Offerte klanglich begeistern. Für den Einstieg empfinden wir das Cherry Audio Stardust 201 als absolut besten Tipp. Relativ preiswert und ergiebig mischt auch die Emulation von Audiothing mit. Alle weiteren Nachbildungen des Roland RE-201 Space Echo sind eigentlich als Teil des jeweiligen Bundles zu empfehlen. Wie immer heißt es am Ende eines Software-Tests letztlich: Demo-Version herunterladen und probieren!