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Clavia Nord Pedal Keys 27 Test

Midi-Pedale sind die Exoten im Musikinstrumentengeschäft. Vor allem Pedale mit einem größeren Tonumfang als eine Oktave sind rar gesät. Aber Clavia bietet dem Orgelfreund mit dem Pedal Keys 27 sogar ein Fusswerkzeug mit mehr als zwei (!) Oktaven und passendem Lautstärkepedal an. Allerdings für stolze 1.500,- Euro. Kann das was…?

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Details

Gehäuse & Optik
Die 27 Pedaltasten mit einem Tonumfang von zwei Oktaven und zwei Halbtönen (Midi-Noten C2 bis D4) treten beim Pedal Keys 27 aus einem mattschwarzen, transportsicheren Aluminiumgehäuse hervor. Aufgeklebtes Antirutsch-Material auf dem unteren Rahmen garantiert auch auf glatten Böden einen sicheren Stand. Auf der Rückseite entdeckt man einen Midi-Out und einen Anschluss für das (externe) Netzteil. Einen Netzschalter gibt es nicht.
Die aus hellem Holz gefertigten „weißen“ Tasten sind auf schwarze Metallzungen geschraubt und wirken sehr schick und stabil. Sie sind mit 35 cm Länge zwar wesentlich kürzer als bei einem klassischen Vollpedal, was aber der Transportfreundlichkeit zu Gute kommt. Und sie sind länger als „normale“ Stummelpedale, so dass auch ein Spielen mit Spitze-Hacke-Technik problemlos möglich ist. Ein guter Kompromiss, wie ich finde. Die „schwarzen“ Tasten sind für meinen Geschmack hingegen etwas zu klein geraten und aus hellgrauem Kunststoff gefertigt. Im schummrigen Bühnenlicht kann man sie dadurch zwar besser erkennen, aber bei Tageslicht wirken sie optisch etwas billig. Die einzelnen Pedaltasten laufen nicht wie bei einem Vollpedal sternförmig nach außen, sondern sind parallel angeordnet. Trotz dieser Sparmaßnahmen bei der Konstruktion bringt das Pedal Keys 27 ein stolzes Gewicht von 15,5 kg auf die Waage. Aber wer schon mal ein echtes Holz-Vollpedal mit sich herum geschleppt hat, empfindet auch das schon fast als rückenfreundlich. 

Lautstärkepedal
Ein passendes, montierbares Volumenpedal wird ebenfalls mitgeliefert. Um die richtige Höhe und die Neigung zu erhalten, wird der Schweller zunächst auf einen Winkelschuh aus Metall geschraubt, der wiederum auf der Oberseite des Gehäuses fixiert wird. Die Leichtgängigkeit des Pedals kann über zwei Schrauben den individuellen Vorstellungen entsprechend justiert werden. Sehr schön! Das Volumenpedal selbst ist aus leichtem und sprödem Kunststoff gefertigt, der bei mir keinen vertrauenswürdigen Eindruck hinterlässt. Das fest montierte Kabel mit einem Stereo-Klinkenstecker mit Silber glänzender Retro-Metallkappe wirkt ebenfalls sehr billig und kann mich qualitativ nicht überzeugen. Hier wurde richtig gespart, und ich vermisse das Edle, was man sonst von Nord-Instrumenten gewohnt ist. Nicht schön, vor allem bei dem Preis.
Funktionen
Dieses Kapitel ist schnell abgehandelt: Es gibt nämlich keine. Et is, wie et is. Das Pedal Keys 27 sendet ausschließlich auf Midi-Kanal 3 – keine Alternativen möglich. Basta. Zudem ist es weder anschlagdynamisch noch polyfon spielbar. Letzteres steht in großem Widerspruch zu Pedalen bei Pfeifen- und Hammondorgeln, die sehr wohl in der Lage sind, mehrere Töne gleichzeitig zu erzeugen. Sicherlich gibt es gute Gründe für diese äußerst spartanische Konzeption. Aber wenigstens ein paar grundlegende Basisfunktionen wie das Einstellen des MIDI-Kanals und der Oktavlage hätte man im Pedal Keys 27 integrieren können. So bleiben Organisten, die kein Nord-Instrument spielen, etwas außen vor, da sie ihr Equipment an das Pedal Keys 27 anpassen müssen und nicht umgekehrt.

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Praxis

Spielgefühl
Bis das Pedal auf einer angenehmen Spielposition liegt, muss man es erst ein bisschen Hin- und Herschieben. Live-Musiker, die das Ding mitschleppen, sollten sich irgendeine Form der Markierung ausdenken oder einen Rahmen basteln, der die richtigen Abstände zur Orgel hat und in den man das Pedal einfach hineinlegen kann. Wichtig für ein flüssiges und gutes Pedalspiel ist, dass die Pedale relativ leichtgängig sind, eine etwas rutschige Oberfläche haben, die Abstände nicht zu groß sind und dass sie nicht klappern. Das Pedal Keys 27 lässt sich diesbezüglich angenehm treten und fühlt sich recht schnell vertraut an, sodass man auch im Dunkeln tappen kann. Allerdings sind mir die “grauen” Pedale etwas zu klein geraten, und der Trigger-Punkt liegt hier tiefer als bei den “weißen” Tasten. Doch in den ersten eineinhalb Oktaven sind auch schnelle Walking-Bässe möglich. 

Audio Samples
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Walking

Kommt man in der zweiten Oktave über das F hinaus, sind die Töne mit dem linken Fuss allerdings nur noch schwer zu erreichen. Das liegt an der parallelen Anordnung der Tasten. Hier muss man dann den rechten Fuß zu Hilfe nehmen oder aber einfach nicht so hoch spielen. Doch wozu hat man dann all diese Pedale?

Audio Samples
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Pipe Pedals

Bedienung
Es gibt keine Funktionen, also gibt es auch keine Bedienung. Das Nord Pedal Keys 27 hat die kürzeste Bedienungsanleitung, die ich je gesehen habe. Sie beschränkt sich auf die Montage des Volumenpedals und einer Skizze zum Anschluss an eine Nord-Orgel. Auf der Oberseite gibt es eine grüne LED, die permanent leuchtet, wenn das Pedal am Stromnetz angeschlossen ist und kurz blinkt, wenn ein MIDI-Signal ausgegeben wird. Das war’s. Ach ja! Nach dem Spielen nicht vergessen, den Netzstecker zu ziehen!

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Fazit

Beim Nord Pedal Keys 27 fällt es schwer, ein Fazit zu ziehen. Während der Testphase habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, für wen dieses Pedal interessant sein könnte. Mein Schluss ist letztendlich, dass es nicht für Musiker, sondern ausschließlich für die Instrumente der Nord Combo Orgel Serie und somit für den Bühneneinsatz geschaffen wurde. Das Senden auf einem festen MIDI-Kanal, die fehlende Anschlagdynamik und die wenigen Anschlussmöglichkeiten passen zum einfachen Bedienkonzept der Nord-Orgeln und ermöglichen eine äußerst simple Integration. Jedoch schmerzen die fehlende Polyfonie und die mangelnde Materialqualität des Volumenpedals. Auf der Haben-Seite stehen der große Tonumfang, der stabile Stand und die kompakte Bauweise durch die verkürzten weißen Tastenpedale. Angesichts der gebotenen Features erscheint der Preis von rund 1.500 Euro recht hoch, auch wenn MIDI-Vollpedale noch viel teurer sein können. So muss letztlich jeder selbst entscheiden, ob das Pedal Keys 27 für ihn interessant ist. Ich persönlich kann gut und gerne auf ein paar Töne verzichten und werde weiterhin bei meinem billigeren, leichteren und besser ausgestatteten 13-tönigen Pedal bleiben.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • großer Tonumfang (C2-D4)
  • integriertes Volumenpedal
  • Länge der gekürzten weißen Pedaltasten
Contra
  • sendet fest auf MIDI-Kanal 3
  • kein Netzschalter
  • Materialqualität des Volumenpedals
  • keine Einstellmöglichkeiten oder weitere Features
  • nicht anschlagdynamisch
  • nicht polyfon spielbar
  • hoher Preis
Artikelbild
Clavia Nord Pedal Keys 27 Test
Für 1.949,00€ bei
Nord C2D mit Pedal Keys 27
Nord C2D mit Pedal Keys 27
Kommentieren
Profilbild von summsibrumm

summsibrumm sagt:

#1 - 14.10.2012 um 01:53 Uhr

0

Ich hab heute das Pedalboard getestet, es ist im Gegensatz zum Testbericht sehr wohl polyphon spielbar zumindest mit einer c2. Der Synthbass ist in jedem Fall Monophon (siehe Owners Manual)Gruß aus Bayern

Profilbild von Dirk

Dirk sagt:

#2 - 25.10.2012 um 00:53 Uhr

0

Hallo summsibrumm,aufgrund deines Kommentars haben wir bzgl. der Polyphonie noch mal beim deutschen Clavia-Vertrieb nachgefragt. Dort wurde uns noch mal bestätigt, dass das Pedalkeys wohl leider doch nur einen Ton gleichzeitig erzeugen kann.Viele Grüße nach Bayern,
Dirk.

Profilbild von Anonymous

Anonymous sagt:

#3 - 02.12.2012 um 15:30 Uhr

0

Auch bei meinen Pedal Keys: volle Polyphonie

Profilbild von Tobias Matausch

Tobias Matausch sagt:

#4 - 03.12.2013 um 04:52 Uhr

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Hallo Dirk,habe gerade eine kleine Orgel-Session hinter mir und freue mich einmal wieder tierisch über meine Nord-Combo-Combi. Insbesondere das Pedal ist eine echte Freude. Spielbarkeit super. Ich wollte einfach mal wieder vorbei schauen, ob das falsche Testurteil korrigiert wurde. Leider nein. Bitte um die Korrektur des Abschnitts Polyphonie: Das Nord Pedal ist wirklich voll polyphon spielbar. Das analoge Bass-Voice der Nord Orgel ist sehr wohl monophon - daher scheint sich hier der Fehler eingeschlichen zu haben. Gruß TMat

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