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Boss RC-50 Loop Station Test

Praxis

So, und wie funktioniert das Ganze denn nun in der Praxis? Eigentlich gut, aber über einen der beiden großen Bugs der RC50 stolpert man sofort am Anfang… über den Zweiten dann erst etwas später.

Aber fangen wir vorne an: Wir möchten also etwas loopen. Dazu suchen wir uns zunächst einmal einen passenden Click aus. Dies kann eine einfache Viertel-Hihat sein oder auch einer der 55 internen Drumbeats. Diese sind nicht veränderbar, bieten aber ein recht breites Spektrum. Auch andere Taktarten als 4/4 sind möglich, die Palette reicht von 2/4 bis 15/8.

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Guide Beats

Unser Beispiel soll vier Takte lang sein. Wir tappen also mit dem Fuß das gewünschte Tempo und treten dann auf „Rec“. Genau gleichzeitig fangen wir an zu spielen.  Exakt nach vier Takten, also auf der „Eins“ des fünften Taktes drücken wir die Aufnahme wieder raus. Und das Ergebnis klingt so:

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Mut zur Lücke?

Da haben wir den Bug: Am Anfang des fünften Taktes, also unmittelbar nach dem Ende der Aufnahmephase, hören wir eine kurze Unterbrechung, bevor der aufgenommene Loop abgespielt wird. Das ist nicht schön. Möchte man diese Pause vermeiden, muss man bereits kurz vor Ende des letzten Taktes aussteigen. Da die RC50 dank der Loop Quantize-Funktion weiter bis zum Ende des Taktes aufnimmt, ist sie dann zum Anfang des nächsten Taktes sofort am Start.

Dieser Bug lässt sich also umgehen. Dennoch erfordert das rechtzeitige Stoppen der Aufnahme, während man gleichzeitig weiterspielt, etwas Geschick. Wenn der Loop aber erst einmal läuft und man neue Spuren dazu aufnimmt, kommt es zu keinen Unterbrechungen mehr. Das gleiche gilt auch für die Arbeitet ohne Click und somit ohne Loop Quantize: Auch dann läuft der Loop ohne Probleme an.

Jede Spur lässt sich nun so vollpacken, wie man möchte und immer wieder an- und abschalten. Hat man sich verspielt, lässt sich die letzte Aufnahme per „Undo“ sofort löschen. Einzelne Spuren kann man auch löschen, während die anderen weiterlaufen. Dies alles funktioniert in der Praxis sehr gut und mit etwas (Fuß)-Übung komplett „ohne Hände“. Benutzt man den Looper mit einem Keyboard, kann man wirklich coole Dub-Reggae oder Electro-House Tracks on-the-fly erzeugen. Ein großer Spaß! Die Phrasen lassen sich übrigens auch rückwärts abspielen.

Ändert man das Tempo nach der Aufnahme, kann die Loop Station das Audiomaterial stretchen oder stauchen. Dabei muss man aber im Rahmen bleiben, zu große Tempoanpassungen klingen unsauber. Bei Drumbeats ist hier sicher mehr Spielraum als bei Flächen.

Hören wir uns mal drei Loops an und schrauben dabei ein wenig am Tempo.

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Demo-Song (im Timestretch) Drumloop Stretch Pad Stretch

Manchmal (zum Glück sehr selten) passiert es, dass die komplette Wiedergabe gestoppt wird und im Display die Meldung „too busy“ erscheint. Das ist live natürlich nicht sehr erfreulich…

Der zweite große Bug im RC50 betrifft die Synchronisation über MIDI. Zwar gibt die RC50 MIDI-Clock und Start/Stop-Signale heraus und kontrolliert als Master zuverlässig angeschlossene Drum-Machines, etc. Allerdings möchte er nicht gerne Sklave sein. Konkret heißt das: Von außen ankommende Clocksignale werden nicht immer erkannt. So startet eine RC50, die mit einer zweiten RC50 über MIDI verbunden ist, zwar parallel und im gleichen Tempo los, aber so nach und nach laufen die beiden dann auseinander. Dies ist leider sehr ärgerlich und macht die RC50 als Slave komplett unbrauchbar.

Das Problem ist bei Boss lange bekannt, aber offenbar ist es nicht per Firmwareupdate zu beheben.
Boss begründet das Ganze damit, dass die Clock-Signale verschiedener Geräte nicht wirklich identisch sind. Die Clocksignale eines Roland TR505 z.B. würde die RC50 gut verarbeiten. Schade auf jeden Fall, dass eine RC50 nicht einmal die Clock einer anderen RC50 vernünftig erkennt!

Kommen wir nun aber zurück zu den erfreulicheren Features des RC50. Hat man einen Loop erstellt, den man speichern möchte, so kann man das auf einem der 99 Programmspeicherplätze tun. Insgesamt passen 24 min Stereo oder 49 min Mono Samples in den (nichtflüchtigen) Speicher. Dank des Displays kann man jedem Programm einen Namen geben.

Hat man einen Audio-Loop im Computer und möchte diesen von der RC50 abspielen lassen, so verbindet man beide über USB. Dann erscheint die Loop Station als Laufwerk. Die zu importierende WAV-Datei muss nach einem bestimmten Muster benannt sein – so würde die Datei „009_003.wav“ als Phrase 3 im Programm 9 auftauchen. Die Länge des Loops wird automatisch angepasst. Stellt man das Tempo des Programms auf das Tempo des Samples ein, so läuft es synchron zum Click. Dies funktioniert alles sehr gut, und so bietet sich die RC50 auch als komplett-per-Fuß-bedienbare Playback-Maschine für Audio-Dateien an, die man live mitlaufen lassen möchte. Den Click für den Drummer kann man sich dann aus dem Sub-Output holen. Allerdings gibt es unter den 55 Drumbeats keine einfache Viertel-Kuhglocke, die man üblicherweise für so etwas verwenden würde. Es gibt eine Viertel-Hihat oder ansonsten halt diverse Drumbeats. Möchte man einen anderen Click, muss man ihn woanders produzieren und dann als Sample in die RC50 auf eine zweite Phrase packen.

Man kann zu diesem Zweck übrigens zu jeder Phrase einstellen, ob sie auf dem Main-Out, dem Sub-Out oder auf beiden herausgegeben wird. Phrasen lassen sich auch als One-Shots abspielen, d.h., sie laufen nach jedem Start nur einmal ab. Dies sind also die perfekten Bedingungen, um die RC50 als Abspielgerät für Tracks einzusetzen, die live mitlaufen sollen. Und das alles, ohne die Hände zu benutzen.

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Profilbild von ConnyCajon

ConnyCajon sagt:

#1 - 28.10.2011 um 17:11 Uhr

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Lieber Xaver Fischer!
Vielen Dank für diesen sehr informativen Bericht über die RC50! Ich würde nämlich gerne die Anzahl der Bugs auf 3 erhöhen und die kryptische Bedienungsanleitung als absolute Spaßbremse bezeichnen. Dein Artikel enthält deutlich mehr anwendungsbezogene Informationen als das 108 Seiten dicke Pamphlet, das Roland seinem ansonsten sehr tollen Deluxe-Looper spendiert hat!

Profilbild von Nur Nick

Nur Nick sagt:

#2 - 06.07.2018 um 17:29 Uhr

0

Hallo,
es sind schon ein paar Jahre seit der Veröffentlichung dieser Rezension. Danke dennoch dafür!
Ich habe auch eine etwas vertrackte Angelegenheit mit dem RC-50. Ich habe über den MIDI-Out eine Sync-Verbindung zu einem Korg VOLCA BEATS. Klappt soweit gut mit der Tempo-Sync. Was ich aber nicht möchte ist, dass der Volca Beats mit Betätigung von PLAY/STOP des RC-50 auch gestartet und gestoppt wird. Da ich möchte, dass der Beat weiter läuft wenn ich am RC-50 Loops erstelle.
Ich stimme auch ConnyCajons Kommentar zu: Die Anleitung gibt hier keine große Hilfe.
Vielleicht seid ihr ja so weit durchgestiegen um mir zu helfen. Ich würde mich sehr freuen.Liebe Grüße und Danke für deinen tollen RezensionenNick

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