Bang & Olufsen Beoplay H7 Test

Bang & Olufsen besitzt als Lifestyle-Marke unter professionellen Anwendern einen zweifelhaften Ruf. Zu viel Geld für zu wenig Leistung, das Hauptaugenmerk liege auf der Optik, so tönen oft die Rufe aus dem Produktionsumfeld.

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Während die Lautsprecher für Studios tatsächlich eher unpraktikabel erscheinen, können Kopfhörer variabel und unter Umständen durchaus auch zum Arbeiten mit Musik sinnvoll eingesetzt werden. Wir haben uns ein Modell herausgesucht, das ungefähr in einer preislichen Liga mit guten Studiokopfhörern rangiert und geprüft, ob der dänische Hersteller wirklich nur auf Optik setzt, oder auch klanglich mithalten kann. 

Details

Erster Eindruck

Beim Beoplay H7 handelt es sich um einen Kopfhörer mit Bluetooth und Freisprechfunktion, er ist also in erster Linie für unterwegs konzipiert. Schon beim Auspacken zeigt sich die hochqualitative Verarbeitung. Der Bügel ist an der Oberseite mit Leder verkleidet, darunter liegen die für den ersten Eindruck etwas zu harten, mit Stoff bezogen Polster. Die Schienen zur Größenverstellung sind aus gebürstetem Aluminium, ebenso die Scharniere und Halterungen der Ohrmuschel. Damit wirkt er schon einmal robuster als andere Modelle in derselben preislichen Kategorie. Bewegliche Teile laufen leicht und nahezu reibungslos. Die Ohrmuscheln selbst sind aus einem harten Plastik, die Ohrpolster aus Kunstleder. Auf den Abdeckungen der Muscheln, wieder aus Aluminium, ist beiderseitig das B&O-Logo aufgedruckt. Während sich links lediglich ein Fach für den Akku befindet, sind rechts die Anschlüsse und Bedienelemente beheimatet. Eine Micro-USB-Buchse dient zum Aufladen des Akkus, ein handelsüblicher Miniklinken-Anschluss sorgt dafür, dass sich der Kopfhörer auch bei leerer Batterie oder mit Bluetooth-inkompatiblen Geräten verwenden lässt. Nur ein Schalter steht zur Verfügung; dieser dient zum An- und Ausschalten der Bluetooth-Funktion. Die restliche Bedienung erfolgt mittels Gesten auf der rechten Ohrmuschel. Beim Lieferumfang gibt sich Bang & Olufsen bescheiden. Neben dem Kopfhörer inklusive Akku, befinden sich lediglich ein kurzes USB-Kabel zum Laden und ein 3,5mm-Klinkenkabel von 1,2 m Länge in der Box. Zusätzlich gibt es eine samtweiche Tasche für den Transport. 

Der Lieferumfang bietet – abgesehen vom Akku – nichts Außergewöhnliches. Ein Kabel zur Verbindung, ein Kabel zum Laden und eine Tasche zum Transport.
Der Lieferumfang bietet – abgesehen vom Akku – nichts Außergewöhnliches. Ein Kabel zur Verbindung, ein Kabel zum Laden und eine Tasche zum Transport.

Technik und Kennzahlen

Bezüglich des Innenlebens tragen die Dänen nicht besonders dick auf. Der Frequenzgang erscheint mit seinen angegebenen 20 – 22.000 Hertz schon fast außergewöhnlich eng. Die Treiber arbeiten nach dem elektrodynamischen Prinzip und messen 40 mm. Eine geringe Impedanz von nur 20 Ohm entlockt dem Kopfhörer auch an Endgeräten mit schwachem Ausgang einen ordentlichen Pegel, die Empfindlichkeit von 102 dB/mW sorgt für einen jederzeit druckvollen Klang. Zum Telefonieren ist ein Elektretmikrofon mit Kugelcharakteristik verbaut. Die Sprachqualität ist nicht überdurchschnittlich, aber gut. Der H7 verfügt über den aktuellen Bluetooth-Standard 4.2 und unterstützt sowohl den AAC-Codec als auch aptX CSR und ist damit für vielerlei Zuspieler bestens gerüstet. Der CSR-Standard soll dabei eine möglichst latenzarme Übertragung der Audio-Daten ermöglichen, der Wert von Ende zu Ende wird dabei mit 40 ms beziffert. Wenig in der Consumer-Welt, im Studio, wo es im Micro-Timing oft um Nuancen geht, unter Umständen schon ein Laune-Killer.

Hat der Kopfhörer eine Verbindung aufgebaut, leuchtet die Status-LED weiß. Sucht der H7 nach Zuspielern, wird dies durch ein blaues Blinken signalisiert.
Hat der Kopfhörer eine Verbindung aufgebaut, leuchtet die Status-LED weiß. Sucht der H7 nach Zuspielern, wird dies durch ein blaues Blinken signalisiert.

Mit einem Gewicht von 280 Gramm liegt der Kopfhörer noch im vertretbaren Rahmen, kratzt für den mobilen Einsatz jedoch schon ein wenig an der Obergrenze. Beeindruckend ist die Akku-Kapazität. Diese gibt Bang & Olufsen mit 20 Stunden an, in unseren Praxistests kamen wir jedoch bei voller Ladung – je nach Lautstärke und Entfernung zum Sendegerät – locker um zwei bis fünf Stunden darüber.

Praxis

Verwendung

Die hohe Anfassqualität bestätigt auch den Eindruck vom bequemen Sitz des Bang & Olufsen Beoplay H7. Durch den relativ geringen Anpressdruck und die weichen Polster, welche die Ohren vollständig umschließen, gibt es nur wenige Reibungspunkte. So dürften auch Brillenträger mit dem H7 ihre Freude haben. Nachteilig gestaltet sich hierbei, dass ein Großteil des Gewichts auf dem Kopfbügel liegt. So entwickelt der Kopfhörer eine relativ starke Tendenz zum Verrutschen. Gerade auf der Straße musste ich den Sitz mehrfach nachkorrigieren. Das Pairing mit diversen Endgeräten, wie Mac Mini, iPhone 6 und einem älteren Android-Smartphone von Samsung gestaltet sich unproblematisch. Nach getrennter Verbindung und erneutem Kontakt finden sich die beiden Partner wieder und nehmen automatisch die Verbindung wieder auf. Dropouts sind selten. Die Gestensteuerung ist intuitiv und funktioniert ohne Probleme. Eine Rotationsbewegung auf der Ohrmuschel ändert die Lautstärke, ein Streichen nach vorn oder hinten navigiert in entsprechende Richtung auf der jeweiligen Playlist und ein einfaches Tippen startet oder stoppt die Wiedergabe. Ebenso gestaltet sich auch die Handhabung bei Telefonaten. 

Der Aufbau des Hörers folgt einer strikten Trennung zwischen Elektronik und Stromversorgung: Bedienung rechts, Akku links
Der Aufbau des Hörers folgt einer strikten Trennung zwischen Elektronik und Stromversorgung: Bedienung rechts, Akku links

Auf die Arbeit ohne lästige Kabel habe ich mich ein wenig gefreut, jedoch bleibt mir diese Freude verwehrt. Sowohl in ProTools als auch in Cubase lässt sich der H7 als Ausgabegerät anwählen, generiert jedoch lediglich Fehlermeldungen und bleibt stumm. Der kontaktierte B&O-Support konnte diesbezüglich auch nach mehreren Wochen keine hilfreiche Information liefern. Also doch wieder der Griff zum Kabel. Dank der Standard-Klinkenbuchse lässt sich das mitgelieferte Kabel glücklicherweise problemlos durch ein längeres Exemplar ersetzen. Auch verdrahtet macht sich der Kopfhörer gut, selbst bei längeren Sessions. Die geschlossene Bauweise erfüllt ihren Zweck und schirmt gut von Außengeräuschen ab. Auch in der Wirkung nach außen hin ist der B&O H7 ein friedlicher und ruhiger Begleiter. Seine hohe Akku-Laufzeit ist ein definitives Plus, ebenso die Möglichkeit, den Akku zu wechseln. Das ist bei Bluetooth-Kopfhörern keinesfalls üblich.

Bei Bedarf lässt sich der Akku des Beoplay H7 mit wenigen Handgriffen wechseln.
Bei Bedarf lässt sich der Akku des Beoplay H7 mit wenigen Handgriffen wechseln.

Klang

Entgegen den Befürchtungen, Bang & Olufsen hätte die meiste Entwicklungsarbeit in Design und Funktionalität gesteckt, wurde ich äußerst positiv überrascht. Der erste Klangeindruck vermittelt einen grundsoliden Charakter mit ein wenig Eigenfärbung. Der H7 hat eine Tendenz zum Warmen und Gemütlichen. 

Die obere Verkleidung des Bügels ist aus Echtleder.
Die obere Verkleidung des Bügels ist aus Echtleder.

Ein äußerst solider und tiefreichender Bass zeigt, dass es eben keinen Frequenzgang bis auf 6 Hertz herunter braucht, um den niederen Bereich ausreichend abzudecken. Für impulsives Tonmaterial erscheinen mir die Tiefen ein wenig zu rund, wodurch Bass-Drums und Bässe ein wenig zu stark miteinander verschmelzen und sich etwas schwerer differenzieren lassen. Dennoch kommt die Ansprache präzise und ohne großes Trägheitsmoment daher. In den Mitten spielt der Kopfhörer gut auf und tritt hier nahezu linear auf. Hier gelingt die Differenzierung von Instrumenten problemlos. Die Höhen klingen brillant, nicht spitz und trotz Frequenzgangbeschränkung auf 22 Kilohertz nach oben hin weit offen. Dies lässt genug Luft, um beispielsweise Hallräume einschätzen und vernünftig dimensionieren zu können. Details gehen hier nicht verloren. Konsonanten und Becken klingen dabei weder zu scharf noch zu spitz. Auf der breiten Bühne findet jedes Instrument seinen Platz, obwohl sich der H7 mit intimer Atmosphäre wohler zu fühlen scheint. So konnten Aufnahmen von akustischen Ensembles oder Jazz-Trios mehr überzeugen als große Orchester. Auch auf Rock und Metal versteht sich der Kopfhörer gut, wenngleich ihn sein gemütlicher Charakter auf die Stimmung auswirkt und der Musik ein wenig an Punch nimmt. Im Bluetooth-Betrieb fällt der gutmütige Charakter deutlich mehr ins Gewicht. Hier klingt der Sound zwar allgemein noch etwas aufgeräumter, dafür fehlt es ein wenig an Biss.

Fazit

Obwohl der Lifestyle-Charakter des Bang & Olufsen Beoplay H7 nicht zu verkennen ist, macht er auch klanglich eine gute Figur. Für einen Straßenpreis von unter 350 Euro bekommt man hier ein gut verarbeitetes und hochwertiges Produkt, mit dem man durchaus einen gewissen Status symbolisiert. Dennoch mangelt es den Dänen auch nicht an akustischer Kompetenz, sodass der Preis nicht völlig aus der Luft gegriffen scheint. Seine Features, sein unkompliziertes Handling und die überdurchschnittliche Akku-Laufzeit, machen ihn zu einem guten Begleiter für unterwegs. Doch auch zum Arbeiten im Projekt- oder Heimstudio lässt er sich – zumindest im Kabelbetrieb – ohne Weiteres einsetzen. Hier stellt er sicherlich keine Referenz dar, lässt aber als guter Allrounder kaum Wünsche offen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • ausgewogener Klang
  • hochwertige Verarbeitung
  • hohe Akkulaufzeit
  • unkomplizierte Handhabung
Contra
  • eigener Klangcharakter
  • verrutscht leicht
Artikelbild
Bang & Olufsen Beoplay H7 Test
Für 249,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • dynamisch
  • geschlossen
  • Frequenzbereich 20 – 22000 Hz
  • Impedanz 20 Ohm
  • Kennschalldruck 102 dB
  • Bluetooth 4.2, aptX CSR, AAC
  • Akku: wechselbar
  • Akkulaufzeit: 20 Stunden
  • incl. Stofftasche, Kabel (3,5mm Klinke, 1,2 m), Micro-USB-Kabel
  • Preis: € 449,– (UVP)
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Hat der Kopfhörer eine Verbindung aufgebaut, leuchtet die Status-LED weiß. Sucht der H7 nach Zuspielern, wird dies durch ein blaues Blinken signalisiert.

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A. R. sagt:

#1 - 03.01.2017 um 11:16 Uhr

0

Beoplay H7Die Ohrpolster sind aus einem weichen Lammleder. Das das beim Testen nicht aufgefallen ist, wundert mich.Ansonsten nehme ich sie sogar zum Abmischen.

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