Arturia DrumBrute Test

Praxis

Cooler Sequenzer mit kleineren Einschränkungen

Machen wir es kurz: Der Sequenzer des Arturia DrumBrute und seine Integration mit den viele Schnittstellen ist vorbildlich. Auch die MIDI-Effekte, die auf ihn wirken, sind toll und in jedem Setup eine echte Bereicherung. Das deutsche Handbuch gibt es hier.
Jedoch gibt es ein paar Details, die mich stören und den Gesamteindruck etwas trüben. So fällt beispielsweise die fehlende Trennung zwischen Live-Write und Step-Mode etwas störend auf. Denn, sobald man eines der Drum Pads drückt, wird es auch gespielt. Möchte man also im Step-Mode zwischen Spuren lautlos wechseln, wird Shift+Drumpad zum Umschalten benötigt. Ähnliches hat mich bei Akais Ryhmth Wolf schon genervt, immerhin gibt es aber hier diese Shift-Funktion. 

Fotostrecke: 2 Bilder Patterns können auch am Rechner erstellt werden. Auch Import/Export ist möglich.

Ebenfalls nicht ganz optimal umgesetzt ist der Roller-Effekt. Der Note-Repeat auf einzelne Channel lässt sich nämlich nur im Aufnahmemodus nutzen. Ansonsten wird mit dem Touch-Strip nur das gesamte Pattern „geloopt“. Ferner lassen sich zwar 32tel spielen, aber nicht aufnehmen, wenn nicht auch das Time-Division auf 32tel gestellt wurde.
Einen Accent-Regler kennt die Maschine auch nicht. Mit dem internen Sequenzer lassen sich somit nur zwei Anschlagsstärken definieren. Das die Parameter der Sounds nicht via MIDI steuerbar sind, wird indes einige stören. Hier ist Handarbeit angesagt!
Ohne Wertung teile ich folgenden Umstand mit: Pattern-Veränderungen sind nicht „write-enabled“. Das heißt, man muss jedes neu erstellte Pattern explizit sichern. Das ist an sich noch kein Problem und auch bei einigen anderen Maschinen so realisiert – man muss es sich nur merken, weil, solange die Maschine eingeschalten ist, die Pattern temporär bzw. flüchtig gespeichert werden.

Remember me

Was ebenfalls intelligenter gelöst hätte werden können, ist das Erinnerungsvermögen an den letzten Status – wie gewähltes Pattern und Sync-Staus – vor dem Ausschalten. Problem: Nutzt man ein größeres Rack mit mehreren Klangerzeugern und schaltet dann alle Instrumente gemeinsam an, muss man bei Arturia nach dem Einschalten immer wieder ein bisschen rumdrücken, um den letzen Status wieder herzustellen. 

It´s all about the Sounds

Im Details-Teil habe ich schon mal alle Sounds durchgekurbelt, mich jedoch relativ wenig im Detail über Sounds ausgelassen (Was für eine Doppelung!). Nun also ein paar allgemeine Worte zu den Sounds:

  • Kick 1: Mit fünf Parametern ist dies definitiv das umfangreichste Instrument. Meine Main-Kick wäre das aber nicht. Sie klingt mir persönlich viel zu „Goa“, geht nicht tief genug und hat auch nicht so richtig Punch.
  • Kick 2: Diese ist deutlich 808er und damit cool, hat mit drei Reglern und ihrem Spielraum aber zu wenig Parameter zu bieten. Mehr Attack gibt es nur über die zweistufige Velocity/Accent!
  • Snare: Die Snare klingt eher “schrottig“ als edel, was ich aber positiv meine. Es wird eine Tendenz klar: Arturia DrumBrute ist eher eine coole Ergänzung als „Go-To“ Instrument. 
  • Clap: Dieser Sound erinnert mich an die Vermona DRM, ich mag ihn: dirty und schmatzig. Nein, hier hab ich nix auszusetzen. Einzig und allein der Tone-Regler irritiert mich ein wenig, weil er von links nach rechts dunkler statt heller wird.
  • Rim/Claves: Das Rim hat einen Tone-Regler zu bieten, die Claves nicht. Das Rim kennt meines Erachtens ein, zwei nette Sweetspots, überzeugt mich dennoch nicht zu hundert Prozent. Rhythm Wolf ich hör dich heulen! 
  • Open und Closed Hi-Hat: Die beiden sind ein Fall für sich. Sie klingen eher Lo-Fi und dirty als edel und brillant. Genau so wie ich es mag! Dreht man das Decay ganz auf, wird es allerdings etwas albern. Das heißt nicht, dass man diesen Sound nicht irgendwann auch mal gebrauchen könnte – Flexibilität sieht dennoch anders aus. Auch hier regelt Pitch von links nach rechts dunkler statt heller.
  • Toms/Congas: Die Toms sind gar nicht mein Fall. Charakterlos, nicht tief genug und vor allem mit zu wenig Bauch und Attack. Selbst die Lautstärken sind nicht richtig angepasst. Die Low-Tom verliert damit bei gleicher Lautstärke beispielsweise gegenüber der Clap absolut an Durchsetzungskraft. Man kann sie trotzdem nutzen, muss alle anderen Instrumente nur umständlich leiser drehen. Auch etwas sonderbar: Links ist das hohe Tom, rechts davon das Tiefe. 
  • Cymbal: Das Becken ist wie die Hi-Hats schön dreckig. Besonders gut ist das Reversed Cymbal. Simpel, aber effektiv. 
  • Maracas/Tambourine: Die Maracas sind okay, das Tambourine ebenfalls eine gern gesehene Variation. Auch hier wirkt das lange Decay des Tambourines etwas albern.
  • Zap: Ein Sinus mit abklingenden Pitch vom Attack her. Kann man immer gebrauchen, ist jedoch etwas zu „kickig“ und zu wenig „Laser“ geraten.

Nun ein kleiner Jam dazu, um diese Wortwulst besser verdauen zu können. In gewissen Einstellungen können alle Sounds überzeugen, dennoch bleibt insgesamt ein leichter „Lo-Fi-mäßiger“ und flacher Soundeindruck bestehen. Auch rauscht die Kiste leicht.

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Filter it!

Ein analoges Filter gibt es auch. Es erfüllt seinen Zweck, ist aber auch keine Offenbarung und ist beispielsweise so gut wie gar nicht in die Selbstoszilation zu bringen. Ebenfalls schön wären zwei unabhängige Filter als High- UND Low-Pass gewesen. Das ist aber durchaus zu verschmerzen. 

Kommentieren
Profilbild von Goofman

Goofman sagt:

#1 - 03.12.2016 um 12:43 Uhr

0

Lieber FelixKannst du deine Aussagen untermauern, vonwegen manche Sounds des Drumbrute haben ein Sample zu Beginn der Kette?
Arturia spricht offiziel von 17 voll analogen Sounds. Ich würde auch nicht verstehen wieso sie diesbezüglich falsche Angaben tätigen sollten. Gerade Arturia ist doch in letzter Zeit bekannt dafür, voll analoge Produkte auf den Markt zu bringen.
Auch andere einschlägige Rezensionen berichten von 17 komplett analogen Sounds.
Richtig , die Tr 909 als auch zB. der Volca Beats, haben Samples an Bord, daraus wird aber kein Geheimnis gemacht.
Mich würde interessieren ob du Informationen besitzt, welche Arturia und andere Reviewer vorenthalten haben, oder ob dies einfach eine vage Behauptung ist.
Und soweit ich weiß hat eine voll analoge Tr 808 wesentlich weniger Parameter pro Sound. Will sagen: Wenige Parameter auf manchen Sounds, lassen mich nicht zwangsweise auf Samples schließen. Das Gerät ist ja auch nicht gerade das teuerste am Markt.

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 06.12.2016 um 19:59 Uhr

    0

    Hallo Goofman,
    meine Aussage bzgl. der Sample war eine reine Vermutung und deshalb auch nur als solche formuliert. Ich habe nun aber die Bestätigung von den Entwicklern erhalten, dass wirklich alle Sounds "100% Analog" sind. Da hab ich Arturia in der Eile wohl tatsächlich Unrecht getan und das tut mir natürlich auch leid! Den Artikel habe ich entsprechend geändert. Danke auch an dich für deinen aufmerksamen Hinweis! LG; Felix

    +1
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Kuehlhouse-Records sagt:

#2 - 12.12.2016 um 03:03 Uhr

0

Ehrlicher Artikel! Ich persönlich fand den DrumBrute beim ersten anspielen letzte Woche bei JustMusic tatsächlich ziemlich geil :) HipHop und Housige Beats kommen da schon ziemlich saftig... War ne lustige Situation da die Kiste über Mixer an nen kleinen Monitor angeschossen war und sich direkt ein anderer Dude mit'm Dreadbox Hades als Bassist eingeklinkt hat :) und die Kombo kam spontan super! Ich behaupte mal wer auf Jams steht oder eben seine nachgeschaltete Hardware/Plugins beherrscht, bekommt da einiges mit hin. Gekauft hab ich ihn allerdings nicht direkt, was aber eher meinen Konto geschuldet ist. preislich auf jeden Fall ne gele Nummer!

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Tacheles Reden sagt:

#3 - 22.12.2016 um 10:11 Uhr

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Wow, der schneidet bei euch aber schlecht ab:
- Tanzmaus: 4
- Volca Beats: 4
- TR-8: 4,5
- Drumbrute: 3,5 !Echt?
Ich denke ich hole ihn mir trotzdem.

Profilbild von Tacheles Reden

Tacheles Reden sagt:

#4 - 28.01.2017 um 22:23 Uhr

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Ich haben ihn mir geholt. Freude pur!Einzigartige Bedienung, Steuerung externer Instrumente über Midi und super Analogsounds.Der wird bei mir bleiben.P.S.: ... lieber selber antesten.

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