Der erste Bass von Franz Bassguitars, den ich je in der Hand hatte und für bonedo testen durfte, war ein Sirius-Fünfsaiter. Ziemlich genau zehn Jahre später landet nun abermals ein Sirius-Fünfsaiter in meinem Testlabor, der aber natürlich mit anderen Spezifikationen daherkommt als das damals getestete Modell. Gleich geblieben ist allerdings die Grundkonstruktion: Der Sirius ist Xaver Tremels erstes Singlecut-Modell und bietet sämtliche Features, die man von einem handgearbeiteten Boutique-Bass erwartet. Unser aktuelles Testmodell beeindruckt mit einem wunderschönen Top aus Olivenholz und einer aufwendigen durchgehenden Halskonstruktion. Für den Sound sorgen zwei Humbucker von Pickup-Wizard Harry Häussel und ein Dreiband-Preamp von Glockenklang. Was der Sirius sonst noch zu bieten hat und welche feinen Details Xaver Tremel diesem Schmuckstück mit auf den Weg gegeben hat, schauen wir uns nun im Detail an.

Erster Eindruck
Erwartungsgemäß ist der ganze Bass so blitzsauber gearbeitet, dass selbst pingelige Perfektionisten kaum etwas zu meckern finden dürften. Xaver Tremel hat als gelernter Tischler eben das Handwerk von der Pike auf gelernt und weiß, wie man mit Holz umgeht!
Ein wirklich stimmiges Singlecut-Design zu entwickeln, ist sicherlich keine leichte Aufgabe – da hat man es als Hersteller mit einer traditionellen Bass-Shape fraglos deutlich einfacher. Am Ende entscheidet natürlich stets das Auge des Betrachters, ob die Form überzeugt.
Für meinen Geschmack hat Xaver Tremel diese Herausforderung beim Sirius aber mit Bravour gemeistert: Der Fünfsaiter und Singlecut-Bauweise ist in meinen Augen wunderbar ausgewogen proportioniert und wirkt richtig elegant – deutlich graziler als so mancher Vertreter dieser Bauart, der mir bislang untergekommen ist.
Holzauswahl beim Korpus
Die wunderschöne Decke aus Olivenholz tut ihr Übriges und macht den Sirius 5 zu einem echten Hingucker, an dem man sich kaum satt sehen kann. Wie bei allen Bässen aus der fränkischen Werkstatt besitzt der Korpus eine leichte Wölbung, die auf natürliche Weise in die Decke übergeht und das edle Holz wunderbar zur Geltung bringt.
Die Korpusflügel selbst bestehen aus Walnuss, was dem Bass auch klanglich eine klare Richtung vorgibt. Walnussholz ist eher schwer und bekannt für seinen warmen, vollen und mittenbetonten Sound. Trotz der Verwendung von Walnuss und der Singlecut-Bauweise bringt der Sirius jedoch kein Übergewicht mit – er kommt auf 4,65 kg, was für einen edlen Fünfsaiter mit Vollausstattung völlig im Rahmen liegt.
Fünfstreifiger durchgehender Hals mit Ebenholz-Griffbrett
Das Herzstück des Sirius 5 ist der durchgehende Hals, der sehr aufwändig mit viel Liebe zum Detail gebaut wurde. Er setzt sich aus fünf Streifen europäischen Ahorns zusammen, die durch schmale Lagen aus Räuchereiche voneinander getrennt sind – diese Konstruktion ist sicherlich extrem stabil und sieht dabei auch noch super edel aus!
Zusätzlich gibt es noch einen etwa 2,5 cm starken Tonblock aus geflammtem Ahorn, der – wenn auch eher dezent – sicherlich Einfluss auf den Sound nehmen dürfte. Ahorn sorgt in der Regel für mehr Attack und eine stärkere Präsenz in den Höhen und sollte damit den warmen Sound der Walnuss-Flügel bestens ergänzen – so zumindest meine Vermutung.
Auf dem Hals sitzt ein sauber verleimtes Griffbrett aus Ebenholz mit 24 Bünden und einem Nullbund. Der Sattel besteht ebenfalls aus Ebenholz, führt die Saiten sauber zu den Stimmmechaniken und besitzt aufgrund des Nullbunds keinen Einfluss auf den Klang der offenen Saiten.
Die kompakte, geschwungene Kopfplatte im typischen Franz Bassguitars Design ist leicht nach hinten geneigt und mit einem Aufleimer aus Olivenholz verziert, der dezent das Logo der fränkischen Edelschmiede trägt. Besonders schön finde ich die einseitig geschwungene Aussparung im Olivenholz, die eine schwarze Phenolharzschicht freilegt, welche sich bis unters Griffbrett zieht – solcherlei Features sind für mich ein perfektes Beispiel für Xaver Tremels Liebe zum Detail und seine präzise Handarbeit!
Hardware
Auf dem Headstock finden wir außerdem unter einer Holzabdeckung den Zugang zum Halsspannstab sowie fünf hochwertige Stimmmechaniken. Zum Einsatz kommen beim Sirius 5 die extrem leichten Light-M4-Modelle aus dem Hause Schaller – feinste Qualität vom renommierten deutschen Traditionshersteller.
Damit sind wir schon mitten im Thema Hardware angekommen. Am hinteren Korpusende sitzt die zweiteilige Brücke von ETS, die auf den kryptischen Namen „3D-MK5“ hört. Sie besteht aus dem eigentlichen Steg und fünf separaten Saitenhaltern. Die Saiten laufen über den Steg, dessen Saitenreiter sich unkompliziert in alle Richtungen verstellen und fixieren lassen. Hinter der Brücke verschwinden die Ballends dann in einzelnen Hülsen, die separat im Korpus eingelassen sind.
Xaver Tremel hat die Saitenabstände auf das bewährte, bei Fünfsaitern übliche Spacing von 19 mm eingestellt – bei Bedarf lassen sich die Abstände über verschiebbare Metallplättchen in den Saitenreitern aber auch noch leicht anpassen.
Häussel-Pickups und Glockenklang-Elektronik
Die beiden Tonabnehmer des Franz Bassguitars Sirius 5 sitzen in wunderschönen Gehäusen aus Ebenholz und stammen vom deutschen Pickup-Spezialisten Harry Häussel. Es handelt sich um zwei Humbucker, die sich per Schalter jeweils einzeln in den Singlecoil-Modus schalten lassen – hier ist also direkt für klangliche Flexibilität gesorgt!
Weitere Möglichkeiten zur Soundgestaltung bietet eine Elektronik von Glockenklang, die mit einem Dreiband-EQ und einer passiven Tonblende aufwartet, die sogar im aktiven Modus funktioniert. Die Bedienung erfolgt über ein Doppel-Poti für Bass und Höhen sowie zwei weitere Regler für Mitten und die Tonblende.
Neben einem Lautstärkeregler mit Push/Pull-Funktion zum Wechsel zwischen aktivem und passivem Betrieb gibt es auch einen Balance-Regler zur Abstimmung des Tonabnehmer-Verhältnisses. Die Stromversorgung übernimmt eine 9-Volt-Batterie, die absolut sicher im gut abgeschirmten Elektronikfach des Basses untergebracht ist. Das Abdeckplättchen besteht aus Holz, und die Schrauben greifen in Metallgewinde – so gibt’s auch nach zahlreichen Batteriewechseln keinerlei Abnutzungserscheinungen oder nerviges „Durchdrehen“.