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Yamaha P-515 Test

Stage- und Digitalpianos basieren auf demselben Grundkonzept. Für beide Instrumentengattungen sind die entscheidenden Faktoren die Spielbarkeit der Tastatur und die Authentizität der Pianoklänge. Die Unterscheidung zwischen den beiden Typen liegt im Wesentlichen darin, dass Stagepianos über keine integrierten Lautsprecher verfügen und Digitalpianos auf einem Unterbau befestigt werden, welcher der Tastatureinheit formal die Optik eines Möbels gibt. Mit ihrem P-515 inkl. dem passenden Unterbau für den Heimbetrieb (Set), wollen Yamaha diese Zweiteilung aufbrechen und vermarkten das Digitalpiano als Zwitterwesen zwischen Bühne und heimischem Musikzimmer.

Das Yamaha P-515 Digitalpiano ist ein leistungsfähiges Instrument mit tollen Pianoklängen und umfassenden Integrationsmöglichkeiten. (Foto: Numinos)
Das Yamaha P-515 Digitalpiano ist ein leistungsfähiges Instrument mit tollen Pianoklängen und umfassenden Integrationsmöglichkeiten. (Foto: Numinos)

Details

Das “P-515” Digitalpiano ist physisch ‘nur’ das eigentliche, mit Lautsprechersystem ausgestattete, transportable Piano-(Oberteil), das mit dem passenden Unterbau (L-515) und der dafür vorgesehenen Dreier-Pedaleinheit (LP-1) zu einem heimischen Klavierersatz umfunktioniert werden kann. Alle genannten Komponenten können sowohl in schwarzer (B) sowie in weißer (WH) Ausführung erworben werden.
Das Modell P-515 selbst ist das Premium-Modell der Serie und entsprechend gut ausgestattet: Ein zwei-Wege Lautsprecher-System mit insgesamt 40 Watt gibt die Klänge von zwei Konzertflügeln wieder (Yamaha CFX und Bösendorfer Imperial). Gespielt werden die 256 möglichen Stimmen des Instruments über eine „Natural Wood X” (NWX)-Tastatur, die mit ihrem Echtholz-Kern nebst Druckpunktsimulation das Spielgefühl an einem Flügel simuliert. Flankierend arbeitet noch das „Virtual Resonance Modeling (VRM)“ daran, dass auch das Resonanzverhalten eines echten Flügel-Körpers und der beteiligten Komponenten (u. a. Saiten, Dämpfer, Rahmen) im Gesamtklang hörbar werden.
Daneben haben Yamaha das P-515 mit umfassenden Integrations- und Eingriffsmöglichkeiten ausgestattet: Das reicht von der tiefgreifenden Modifikation der Klänge am Gerät selbst, über die direkte Aufnahme und Bluetooth-Anbindung, bis hin zur Assistenz durch iOS-Apps, begleitende Rhythmus-Playbacks und die Integration einer zusätzlichen XG-Klangerzeugung mit 40 Stimmen.

Auspacken

Unser Testgerät wird uns von der Spedition bereits vollständig montiert auf einer Europalette geliefert, um uns die Arbeit zu erleichtern. Erwirbt man das Digitalpiano und den dazu passenden Unterbau nebst der angebotenen Dreier-Pedaleinheit, so befinden sich die Produkte in entsprechenden Kartons und müssen selbst montiert werden. Für den Bühneneinsatz kann das P-515 von dem Unterbau (falls gekauft) mittels sechs Schrauben gelöst werden und sollte in einem robusten Case transportiert werden, um die Lackierung sowie mechanische Teile, wie Tastatur und Bedienelemente zu schützen. 
In Hinblick auf die Konzeption als Heim- wie Stage-Instrument, hätte ich mir an dieser Stelle allerdings eine flexiblere und einfachere Verbindung gewünscht: Ein großer Haltebügel vielleicht, den man bei Bedarf lösen kann, oder Muttern mit großem Kunststoff-Kopf. Kaum jemand wird nach einem anstrengenden Gig noch Lust haben, den Akkuschrauber oder einen Schraubendreher auszupacken.

Das P-515 nebst Unterbau und Pedaleinheit im heimischem Musikzimmer. (Foto: Numinos)
Das P-515 nebst Unterbau und Pedaleinheit im heimischem Musikzimmer. (Foto: Numinos)

Erster Eindruck

Etwas konfus stellt sich der Materialmix des Instruments dar: Die Seiten sind hochglänzend beschichtet, das Bedienfeld hingegen ist – relativ kratzempfindlich – matt lackiert und über der Tastatur findet sich dann noch mal eine Holz-Textur. Das wirkt in der Summe irgendwie unruhig. Eine homogene Materialität wäre sicherlich die elegantere Wahl.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Tastatur-Einheit kann auch separat als Stagepiano genutzt werden. (Foto: Numinos)

Nicht ganz überzeugend ist die mechanische Ausführung des Notenhalters. Er wird mit zwei gummi-überzogenen Metallstiften in den entsprechenden Bohrungen auf der Oberseite des Gehäuses befestigt. Nach dem Einsetzen hat dieser am höchsten Punkt allerdings ca. einen Zentimeter Spiel nach vorne und hinten. Das resultiert bei regelmäßiger Nutzung, besonders, wenn man an dieser Stelle ein schweres iPad Pro oder dicke Partituren platziert, in einer hohen mechanischen Belastung für Stifte und Bohrungen. Falls man aus Versehen hier einmal wirklich schwungvoll den Halter treffen sollte, dürften die Stifte unter Garantie brechen. Der Notenhalter ist also mit einer gewissen Sorgfalt zu behandeln. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Notenhalter wird von zwei Stiften gehalten. (Foto: Numinos)

Anschlüsse

Die Stromversorgung des Digitalpianos erfolgt über ein externes 16-Volt-Netzteil (45 Watt) mit einer praktischerweise nach hinten versetzten Buchse. Von links nach rechts finden sich auf der Rückseite: Ein externer Stereo-Audio-In, ein Stereo-Ausgang (Standard-Klinke), eine USB-to-Host-Buchse, MIDI-In/Out (DIN) und eine Buchse für ein Sustain-Pedal. Nutzt man die im Unterbau integrierte Pedaleinheit, kommt ein Mini-DIN-Stecker zum Einsatz.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der Rückseite: die Anschluss-Sektion. (Foto: Numinos)

Vorne an der linken Ecke sitzen dann zwei Kopfhörer-Ausgänge (Stereoklinke). Schließt man hier einen Kopfhörer an, werden die Lautsprecher automatisch stumm geschaltet. Der Lautstärke-Regler an der Oberseite regelt dann sowohl die Lautsprecher, wie auch den Kopfhörer-Ausgang. Ebenfalls auf der Oberseite befindet sich eine USB-Buchse (USB 2.0/3.0 kompatibel) die der Entgegennahme von Speichermedien dient. Hierüber können dann sowohl Einstellungen wie auch MIDI- und Audiodaten gespeichert und abgerufen werden.

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Praxis

Bedienung

Basale Bedienvorgänge wie das Einschalten mit dem Power-Taster, das Regeln der Lautstärke mit dem Volume-Slider oder das Abspielen der 50 Demo-Songs, gehen ohne ein Blick ins Handbuch von der Hand. Auch das Auswählen der Klänge gelingt auf Anhieb: Einfach die entsprechende Kategorie (Piano, E-Piano, Organ, etc.) wählen und dann mit dem Cursor-Links/Rechts durch die Sounds blättern. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die linke Tastergruppe dient übergeordneten Parametern wie Song und Rhythmus. (Foto: Numinos)

Auch das Erstellen von Split- und Dual-Sounds ist einfach gelöst: Split-Taster ein (für dualen Split) oder drei Mal (für Split + Dual-Layering) kurz hintereinander drücken, dann einfach den Sound für den entsprechenden Tastaturbereich einstellen. Rechts neben der Split-Taste sitzen die Funktionstasten „Sound-Boost/EQ“ und Reverb. Erstgenannte sorgt für eine milde, dynamische Anpassung der Dynamik.

Beim Equalizer handelt es sich um einen einfachen Dreiband-Klangentzerrer (Bass, Mitte, Höhen), mit dem sich der Gesamtklang an die persönliche Präferenz anpassen lässt. Im Bereich „Reverb“ stehen die Optionen „Off, Recital Hall, Concert Hall, Chamber, Cathedral, Club und Plate“ zur Auswahl. Auffällig ist, dass alle Hallprogramme ab einem bestimmten Schwellwert (ca. -65 dB) relativ abrupt aufhören. Das ist im normalen Spiel allerdings nahezu unhörbar. Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass man einen Piano-Part aufnimmt, der auf einen Stakkato-Akkord endet, dabei den internen Hall appliziert und danach noch Kompression zum Einsatz bringt, sollte man doch über eine externe Hallberechnung nachdenken.

Da hört er einfach auf: Der Hall endet an der Grenze zur Hörschwelle. (Foto: Numinos)
Da hört er einfach auf: Der Hall endet an der Grenze zur Hörschwelle. (Foto: Numinos)
Audio Samples
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Hall-Effekte (Recital, Concert Hall, Chamber, Cathedral, Club und Plate)

Die Benutzerführung innerhalb des Funktionen-Menüs ist nicht immer stringent und einfach nachzuvollziehen. So befindet sich beispielsweise der Parameter für den Hall-Anteil im Menüpunkt „Voice Edit“, während sich die Einstellmöglichkeit für das Hall-Programm im darüber liegenden Menüpunkt „Voice“ versteckt. Irritierend ist auch, dass dieselben Menüpunkte an verschiedenen Stellen auftauchen.
So finden sich fast alle Parameter der Funktionstaste „Piano Room“ (beispielsweise die Stellung des Piano-Deckels) auch im Funktionen-Menü – dort dann allerdings mit anderer Darstellung. Das ist zwar so gewollt – Yamaha möchte im Konzept des “Piano Room” gewisse Effekte anschaulicher und einfacher zugänglich machen – übersichtlich ist es trotzdem nicht. Unkomfortabel sind auch die zahlreichen, nicht auf der Frontplatte beschrifteten Zusatzfunktionen, die sich nur über das gedrückt halten bestimmter Tasten erreichen lassen. Möchte man beispielsweise eine simple Audiodatei seines Spiels anfertigen, gilt es, die Record-Taste gedrückt zu halten, bis der Aufnahme-Dialog erscheint und dort dann „New Audio (USB)“ auszuwählen.
Das ist grundsätzlich nicht weiter schlimm und Anwender, die einfach nur das Gerät einschalten, um darauf zu spielen, werden damit wohl nie Bekanntschaft machen, Power-User hingegen werden jedoch eine ganze Reihe von Funktionen auswendig lernen müssen. Darunter auch die Eigenheit, dass man – will man, dass Einstellungen am Klang (u. a. Reverb, VRM, EQ) beim Ausschalten erhalten bleiben – tief in das Menü eintauchen muss. Und zwar gilt es folgendem Pfad zu folgen, wenn man direkt am Instrument arbeitet: Funktionen → System → Backup → Backup-Settings → Voice: On. Das hätte man für das direkte Arbeiten am Instrument sicherlich einfacher lösen können. Einfacher geht es nur, wenn man seine Lieblingseinstellungen als Registration mithilfe der “Smart Pianist” App ablegt, was bedeutet, dass man für solche Vorhaben die “Smart Pianist” App auch im Zugriff haben muss.

Fotostrecke: 2 Bilder Typische Doppelung: Der virtuelle Piano-Deckel lässt sich an zwei Stellen schließen. (Foto: Numinos)

Spielgefühl

Yamaha bringen beim P-515 deren NWX-Tastatur zum Einsatz. ‚NWX‘ steht für „Natural Wood X“ und tatsächlich verfügen die weißen Tasten über einen Echtholzkern. Die schwarzen Tasten sind aus Elfenbeinimitat und mit einer leicht angerauten, Ebenholz-artigen Textur überzogen. Sie gibt den Fingern tatsächlich eine angenehme taktile Orientierung und sorgt für einen guten Grip, der sich positiv auf die Sicherheit beim Spielen auswirkt. Überhaupt macht das Bedienen der Klaviatur Freude: Die Tasten halten eine gute Balance aus Trägheit und Agilität und ermöglichen ein Nuanciertes Spiel. Es lässt sich sehr schön gegen und mit dem gewichtigen Rebound der Tasten arbeiten, der die Trägheit eines realen Hammers simuliert. Beim Spiel nicht störend, der Vollständigkeit halber aber dennoch erwähnenswert: Ein subtil schmatzendes Klicken beim Loslassen der Tasten. Ich gehe davon aus, dass man hier den Mikroswitch hört, der für das Auslösen des Key-Off-Samples verantwortlich ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Beim Spiel sichtbar: der Echtholzkern der Tasten. (Foto: Numinos)
Audio Samples
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Close-Mikrofonierung: Yamaha / Fatar

Rhythmus/Metronom

Natürlich verfügt ein derartig leistungsfähiges Instrument wie das P-515 auch über ein Metronom. Dieses klickt mit wählbarem Tempo, Metrum und auf Wunsch mit einer durch einen Glockenklang hörbar gemachten „schweren“ Eins vor sich hin. Unterhaltsamer wird es, wenn man eines der insgesamt vierzig Rhythmus-Playbacks wählt. Das Spektrum umfasst hier gängige Standards wie ‘8Beat, Shuffle, 6-8-Ballad und Bossa Nova’ und wird durch die XG-Klangerzeugung brauchbar wiedergegeben. Dabei ergänzt das P-515 automatisch einen tonal stimmigen Bass, der sich an der tiefsten Note der linken Hand orientiert. Diese Funktion kann man auch deaktivieren.

Audio Samples
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Beat-Begleitung: 8-Beat Beat-Begleitung: Chillout

Klang

Grundsätzlich gilt es in Bezug auf den Klang – beim P-515, wie bei allen Digitalpianos – zu differenzieren. Nämlich zwischen der eigentlichen Klangerzeugung und dem Soundsystem des Instruments. Denn es passiert gar nicht selten, dass die Klangerzeugung eines Digitalpianos am Kopfhörer-Ausgang eine hervorragende Inszenierung abliefert, die Lautsprecher diesen aber nur unzureichend an die Außenwelt weitergeben. Daher führe ich die erste Klangbeurteilung immer mit Kopfhörern durch (in meinem Fall sind dies die Beyerdynamik DT-1990 Pro) und gleiche das im Anschluss mit dem Klangbild der integrierten Lautsprecher ab.

Audio Samples
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CFX Grand Bösendorfer Studio Grand

Die Qualität der Samples kann überzeugen: Das CFX gibt sich drahtig und durchsetzungstark, das Bösendorfer ein bisschen organischer und lyrischer und das C7 ausgewogen und höhenreich. Alle Klänge profitieren sehr von der VRM-Technologie (Virtual Resonance Modeling). Gerade in der Phase nach dem Anschlag (bei gehaltenem Pedal), merkt man, wie sich hier die Obertöne anreichern und der Klang anfängt zu „schweben“.
Die Komplexität eines realen Instruments wird hier natürlich nicht erreicht und während der Effekt im Diskant durchaus deutlich hervortritt, bleibt die Ausklingphase in tieferen Lagen weitgehend statisch. Dennoch steigert der Algorithmus die Authentizität deutlich und ermöglicht mit seinen umfangreichen Parametern (Dämpfer-, Saiten-, Aliquot-, Body-Resonanz und Key-Off-Sample) eine präzise Anpassung des Klangverhaltens.
Positiv vermerke ich auch, dass es eine binaurale Version des CFX-Pianos gibt. Eine Version also, die über Kopfhörer den räumlichen Eindruck einer Kunstkopf-Aufnahme vermittelt. Um sie zu aktivieren, gilt es wieder einmal tief ins Menü abzutauchen und zwar ‘System → Sound → binaural’ und dort „on“ zu wählen. Ein einfaches Preset mit der Bezeichnung „Binaural CFX“ wäre an dieser Stelle praktischer.

Audio Samples
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VRM diskant (off/on/off) VRM (off/on) Resonanz off Resonanz 50% Resonanz 100% Piano-Deckel (erst geschlossen, dann halb offen, danach offen)

Im direkten Vergleich mit dem „Avantgrand N3“ aus gleichem Hause, hört man allerdings, dass das P-515 zu einer etwas „bauchigen“ und Klangdarbietung neigt. Das macht sich natürlich bei mehrstimmigen Jazz-Akkorden in mittlerer Oktavlage ziemlich gut.

Audio Samples
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Yamaha Avantgrand N3 Chopin Yamaha P-515 Chopin

Abgesehen von den „Premium“-Sounds CFX-Grand, Bösendorfer (Imperial) und Studio Grand (Yamaha C7), findet sich hier ein umfassendes Spektrum an zusätzlichen Klängen jeglicher Art. Neben der Kategorie finden sich die Gruppen: „E-Piano, Organ, Clv./Vib. Strings, Other und XG“. Geboten wird hier solide Standard-Kost, die sich im Band-Kontext hervorragend einfügt. 40 Sounds sind es insgesamt, dazu 18 Drum-Kits und noch mal 480 XG-Voices. Hören wir einmal in eine kleine Auswahl der Klänge rein:

Audio Samples
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DX-EP Soft-EP Stage-EP Vibraphone Strings Jazz Organ (fast) Jazz Organ (slow) Organ Tutti Hapsichord-8 Choir

Das integrierte Soundsystem mit seinen Stereo-2-Kanal Lautsprechern (15/5 Watt) kommt in der Gesamtleistung auf 40 Watt. Der Wert ist gut gewählt, denn damit ließ sich unser 20-Quadratmeter Testzimmer ausreichend bespielen. Natürlich sind dem klanglichen Spektrum und der Dynamik eines solchen Systems, physikalisch sehr enge Grenzen gesetzt. Auch und besonders im Bass, da Yamaha wohl aus Platzgründen auf eine Bassreflex-Anordnung verzichten mussten. Da die Höhen in der Relation entsprechend mehr Präsenz haben, wird der Klang im Diskant über die integrierten Lautsprecher auch schnell mal etwas „klimperig“. Der Unterschied wird im direkten Vergleich natürlich am deutlichsten – hier der erstaunliche Raumklang-Vergleich des Yamaha mit meinem ziemlich bassstarken „Waldorf Zarenbourg“.

Audio Samples
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Raumklang Yamaha P-515 Raumklang Yamaha Transacoustic Musik-Vergleich: Yamaha / Waldorf Zarenbourg

Konnektivität

Das Yamaha Digitalpiano ist ein in jeder Hinsicht sehr kommunikationsfreudiges Instrument. Es kennt dazu grundsätzlich vier Wege: DIN-MIDI, USB-Host-Verbindung, Bluetooth-Anbindung und mit optionalem WLAN-Stick sogar Wi-Fi.Über die integrierte USB-Buchse können MIDI-Songs (SMF) und Stereo-Audiodateien (16-Bit, 44,1 kHz) aufgenommen und wiedergegeben werden.
Das P-515 beherbergt neben der eigentlichen CFX-Klangerzeugung also auch einen vollwertigen MIDI-Player, der multitimbral das Standard-XG-Repertoire abdeckt. Und das mit unterschiedlichsten Wiedergabe-Variationen: Neben simplem Vor- und Zurückspulen ist so auch das Wiederholen (A-B) bestimmter Abschnitte möglich – ideal zum Üben.
Auch andere Tricks beherrscht das P-515 Digitalpiano: So kann ein MIDI-Song auch direkt in eine Audiodatei umgewandelt oder eine Aufnahme in linke und rechte Hand gesplittet werden, sodass ein Schüler nachträglich die eine oder andere Hand solo üben kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Anschluss gefunden: Das P-515 agiert als bidirektionale Soundkarte. (Foto: Numinos)

Verbindet man die rückseitige USB-Buchse mit einem Rechner, gibt sich das P-515 sowohl als Audio-, wie auch als MIDI-Gerät zu erkennen. Die Möglichkeiten, die sich im Computer-Verbund ergeben, sind ausgesprochen vielfältig: Zunächst einmal beherrscht das P-515 natürlich den bidirektionalen Audio- und MIDI-Verbund.
In der Praxis lassen sich also zunächst einmal MIDI-Noten- und Controller-Daten aufnehmen und über das Piano wiedergeben. Selbiges gilt für Audiodaten: Einfach eine Spur in der DAW scharf schalten und das Gespielte findet den direkten Weg in die Audiosoftware (und umgekehrt). Das ist natürlich ein idealer Workflow, wenn es darum geht Piano-Parts aufzunehmen: MIDI-Daten einspielen und editieren, Sound anpassen und am Ende den ganzen Part als Audiofile „printen“. Hier noch ein paar Beispiele der internen XG-Klangerzeugung.

Audio Samples
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XG-MIDI: Big Band XG-MIDI: Love You XG-MIDI: Pink Flamenco

Versetzt man das ‘P-515’ in den Bluetooth-Pairing-Modus, kann es als Lautsprecher für das gekoppelte Gerät dienen. MIDI via Bluetooth geht allerdings (noch) nicht. Schließt man an die USB-Buchse auf der Oberseite einen USB-WLAN-Adapter an (beispielsweise den Yamaha UD-WL01), stehen die gleichen Funktionen, die eine Bluetooth-Verbindung bietet (Audio/MIDI) auch im WLAN zur Verfügung. Diese Funktionsweise dient vor allem der Kommunikation mit der „Smart Pianist“ App, die in Verwendung mit dem Piano das Funktionsspektrum des Instruments unterstützt und erweitert.

Die Yamaha Smart-Pianist-App wird kostenlos für iOS-Geräte angeboten und läuft auf Smartphones sowie Tablets. Die Smart-Pianist-App erleichtert die Handhabung des P-515 und gewährt Zugriff auf alle Funktionen (Foto: Yamaha)
Die Yamaha Smart-Pianist-App wird kostenlos für iOS-Geräte angeboten und läuft auf Smartphones sowie Tablets. Die Smart-Pianist-App erleichtert die Handhabung des P-515 und gewährt Zugriff auf alle Funktionen (Foto: Yamaha)
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Fazit

Das Yamaha P-515 ist ein ausgesprochen leistungsfähiges Digitalpiano mit einer Vielzahl von Integrationsmöglichkeiten, einer ordentlichen Tastatur und einem guten Lautsprechersystem, das in der Lage ist, die hochwertigen Samples die in seinem Speicher warten, wirkungsvoll zum Klingen zu bringen. Bedienvorgänge die über das einfache Spiel hinausgehen, wie etwa die integrierte Aufnahme samt Dateioperationen, das Modifizieren von Klängen oder das Arbeiten mit mehreren Parts, gestalten sich allerdings etwas mühevoll beim direkten Arbeiten am Instrument. Hier wird das Instrument – trotz gut ablesbarem Display – ein Opfer seiner eigenen Komplexität. Wer beim P-515 tiefer ins Geschehen eingreifen will und auch das gebotene Funktionspektrum des Instruments voll ausnutzen möchte, sollte zur kostenlosen ‘Yamaha Smart Pianist’ App greifen, die für iOS-Geräte erhältlich ist, und auf Smartphones sowie Tablets läuft.
Wer komplett ausschließen kann, dass er die XG-Klangerzeugung, MIDI-File-Player oder die Option zum Abschrauben der Keyboard-Einheit nutzen wird, ist gut damit beraten, sich auch einmal in Yamahas Arius-Serie umzuschauen. Denn die Modelle sind nicht nur günstiger, sondern wirken im heimischem Umfeld optisch stimmiger. Ob nun wirklich viele Anwender sich am Ende die Mühe machen, das Topteil vom Unterbau zu schrauben, um damit dann zum abendlichen Gig zu fahren, bleibt schlussendlich zu bezweifeln. Es ist ein bisschen, wie mit den anderen Möglichkeiten des Geräts: Schön sie zu haben, ob man sie dennoch braucht und sie den Preis wert sind … das ist eine andere Frage.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Ausgezeichneter Pianoklang (mit VRM)
  • Sehr gut spielbare Tastatur
  • Doppelter Kopfhörer-Ausgang
  • Umfassende Integrationsmöglichkeiten
  • Smart Pianist App
Contra
  • Aufwendige Verbindung zum Ständer durch Schrauben
  • Multitrack-Benutzung direkt am Gerät kompliziert
  • Einige Funktionen redundant
  • Manche Funktionen nur über (unbeschrifteten) Shortcut erreichbar
  • Notenhalter wackelig
  • Interne Lautsprecher etwas Bass-arm
Artikelbild
Yamaha P-515 Test
Für 1.598,00€ bei
Das Yamaha P-515 Digitalpiano ist ein leistungsfähiges Instrument mit tollen Pianoklängen und umfassenden Integrationsmöglichkeiten. (Foto: Numinos)
Das Yamaha P-515 Digitalpiano ist ein leistungsfähiges Instrument mit tollen Pianoklängen und umfassenden Integrationsmöglichkeiten. (Foto: Numinos)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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Profilbild von Gerhard Pischel

Gerhard Pischel sagt:

#1 - 26.10.2022 um 15:27 Uhr

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Frage zu schwachem Bass beim P515: Bei gear4music gibt es ein Bundle P515 inkl. Subwoover. Ich habe einen Aktiv-Subwoover von Heco "Victa Sub 25A" mit 150W (Lautstärke und Frequenz regelbar) mit Anschluss Audio-Cinch-Buchse. Macht dies Sinn? Würde mich über eine Antwort freuen. Spiele seit 50 Jahren auf einem Steinweg-Flügel, der sich aber leider nicht mehr gut stimmen lässt (Riss im Resonanzboden). Der P515 soll nun eine Alternative werden, nicht unbedingt bei der Anschlagsdynamik, aber im reinen Klang.

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