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Warner Music CEO fordert: Musikstreaming muss teurer werden

Laut Warner Music CEO Robert Kyncl schöpft die Musikindustrie nicht ihr volles Potenzial bei der Monetarisierung aus. Vor allem im Vergleich zu anderen Sektoren in der Unterhaltungsindustrie gibt es noch Aufholbedarf.

Kyncl wechselte im Januar dieses Jahres von YouTube zu Warner Music

Der neue CEO von Warner Music, Robert Kyncl, hat die Musik-Streaming-Plattformen aufgefordert, ihre Preise zu erhöhen, da sie seiner Meinung nach derzeit unterbewertet sind. Diese Aussage tätigte er in seiner Rede auf der Morgan Stanley Technology, Media and Telecom Conference. Dabei verwies er auf die weltweite Anziehungskraft der Musik. Gleichzeitig liegt die Musikindustrie hinter anderen Formen der Unterhaltung, wenn es darum geht Geld zu machen. Vor allem im Vergleich zur Film- und Fernsehindustrie schöpfe die Musikindustrie nicht ihr volles Potenzial aus.

Er beschrieb Musik als “die niedrigste Form der Unterhaltung in Bezug auf die Monetarisierung”. “Musik hat 100 % des weltweiten Publikums als adressierbares Publikum. Jeder auf der Welt hört Musik, jeder mag Musik – für jeden ist es anders, aber alle tun es. Das ist sehr wichtig, denn so können wir mehrfach in den Apfel beißen und herausfinden, welche Rolle wir in der Branche spielen, welchen Beitrag wir leisten und welchen Anteil wir übernehmen”, fuhr er fort.

“Musik wird unterbewertet, und das ist nicht nur meine Meinung – es gibt tatsächlich Zahlen, die das belegen. Nimmt man die USA, so ist der Preis, den der Nutzer pro Stunde Musikkonsum zahlt, halb so hoch wie der, den er für Filme und Fernsehsendungen auf Streaming-Diensten zahlt.” Dabei zählt der CEO nicht einmal Kabelfernsehen dazu, bei dem der durchschnittlicher Erlös pro Kunde deutlich höher liegt.

Spotify bremst Wachstum

Laut Kyncl bremsen die Abo-Preise das Wachstum. Deezer war mit der Preiserhöhung 2021 Vorreiter, ehe Apple Music und Amazon Music ebenso mit teureren Abos folgten. Beim Marktführer und Streaming-Riesen Spotify kostet das Standardabo allerdings seit 2011 knapp 10 Euro bzw. 10 US-Dollar. Inflationsbereinigt “müsste” der Preis allerdings bei 13,25 US-Dollar liegen. Dazu kommen noch die später eingeführten Familien-Abos, bei denen mehrere Haushaltsmitglieder den gleichen Account nutzen und dadurch im Schnitt weniger zahlen. Kyncl rechnet vor: Nach der Einführung der Familienaccounts liegt der durchschnittlicher Erlös pro Kunde bei 7 US-Dollar. Das sind fast 50 Prozent weniger als die eben genannten inflationsangepassten 13,25 US-Dollar.

Kyncl nannte Spotify zwar nicht namentlich, aber die Botschaft war klar. Mit seinen 500 Millionen monatlichen Nutzern (inkl. der werbefinanzierten Gratisversion) hat Spotify entsprechend großen Einfluss auf den Streamingmarkt, der 2022 in den USA für 84% der Umsätze verantwortlich war. Damit sorgt Musikstreaming in den USA mit 12,6 Milliarden für zehn mal so viel Umsatz wie das mittlerweile stärkste physische Format – die Schallplatte.

Kyncl schlägt neue Modelle vor

Durch seine langjährige Erfahrung bei Youtube kennt Kyncl den Streaming-Markt und brachte Vorschläge ein, um das Wachstum voranzutreiben. Eine Idee wäre es, die Lizenzgebühren bei Erreichen eines bestimmten Marktanteils zu erhöhen. Das würde sich dann zu höheren Verbraucherpreisen führen und sich auf die gesamte Streaming-Landschaft auswirken. “Dies sind die Art von steuerlich verantwortungsvollen Entscheidungen, die ein Unternehmen wie das unsere treffen sollte, um langfristigen Wert für Künstler, Songwriter und alle unsere Aktionäre zu schaffen”, fügte Kyncl hinzu.

Am Ende hob Kyncl den Unterschied zwischen aktiv ausgeführten Nutzeraktionen und algorithmischen Aktivitäten hervor. Ersteres sollte laut ihm eine Extra-Prämie für Künstler und Labels bringen.

“Wenn zum Beispiel ein DSP [Digital Streaming Provider]-Abonnent kommt und eine Session mit Lizzo startet, sollte Lizzo Multiplikatoren auf ihre [Streams] erhalten, weil sie sie im Grunde auf die Plattform gebracht hat – das ist wertvoll für die Plattform, es ist gut für sie. Wenn sie konstant lange Sessions startet, auch wenn es nicht nur mit ihren Inhalten ist… und sie konstant lange Sessions generiert, sollte es dafür Multiplikatoren geben.”

Anmerkung: Kyncl stammt aus der Tschechischen Republik und hat 20 Jahre lang im Kommunismus gelebt. Laut ihm habe er dadurch “ganz andere Perspektiven auf das Leben”.

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BadTicket sagt:

#1 - 17.03.2023 um 17:43 Uhr

0

"um langfristigen Wert für Künstler, Songwriter und alle unsere Aktionäre zu schaffen" Nun ratet mal, wer von den drei Aufgeführten Gruppen am meisten profitieren würde. Kleiner Tipp: Mit Arbeit ist noch keiner Reich geworden....

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