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Waldorf vcf1 Test

Mit dem analogen Filtermodul vcf1 bringt Waldorf nach eigener Aussage Funktionen und Sound des 2-Pole Filters und des Rocket in die Eurorackwelt. 

(Foto: Bonedo / Waldorf vcf1, analoges Filtermodul)
(Foto: Bonedo / Waldorf vcf1, analoges Filtermodul)

Wie das 2-Pole besitzt auch das vcf1 ein 12db Filter. Als echtes Multimodefilter bietet das vcf1 drei gleichzeitig nutzbare Ausgänge für Lowpass, Highpass und Bandpass, wobei allerdings noch zwei weitere Ausgänge für Verzerrungen hinzukommen. Gleich fünf regelbare Eingänge machen deutlich, dass das vcf1 mehr ist, als ein übliches Filtermodul.

Details

Wie die anderen Waldorf Module, wird auch das vcf1 in einer sehr ansprechenden Verpackung geliefert und bietet das weiße Design des Blofeld, wobei Cutoff und Resonanz rot abgesetzt sind. Mitgeliefert werden Flachbandkabel und vier Schrauben mit Unterlegscheiben. Positiv ist anzumerken, dass sich die Größe des Filtermoduls mit 18HP im Rahmen hält.
In der Ausführung gibt es Parallelen zu den anderen Modulen. Auch hier ist der Schalter in Form eines soliden Hebels angebracht. Auch die Audio- und CV-Eingänge wissen zu gefallen. Leider sind aber auch bei diesem Modul die Drehregler, von denen es dankenswerterweise einige gibt, nicht sehr stabil angebracht. Die Drehbewegung selbst hat zwar einen angenehmen Widerstand, aber die Potis sind leider nicht am Gehäuse verschraubt, und lassen sich so leicht in der Horizontalen verschieben. Hier sollte man bei der Betätigung keine rohen Kräfte walten lassen.
Das vcf1 bietet, wie auch die anderen Module, einiges mehr, als man von einem regulären Filtermodul erwartet. So stehen z. B.  gleich zwei Audioeingänge mit jeweils eigenem Eingangsregler sowie zwei Modulationseingänge für die  Cutoff-Regelung des Filters zur Verfügung. Ausserdem gibt es eine eigene Distortionsektion. Zu guter Letzt auch noch  einen Overdrive. Das vcf1 ist also nicht nur ein Modul, um Klanganteile aus einem angelegten Audiosignal heraus zu filtern, sondern kann eine Menge mehr. Damit wird es – ähnlich wie die anderen Modulen –  zu einer Art Schweizer Taschenmesser, mit dem man verstärken, filtern und verzerren kann. Was das vcf1 Filtermodul tatsächlich kann, erfahrt ihr in diesem Test.
Fotostrecke: 4 Bilder Zum Lieferumfang des vcf1 Analog Filters gehören ein Flachbandkabel und vier Schrauben nebst Unterlegscheiben.
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Praxis

Am besten verfolgen wir den Signalweg von vorn und beschreiben die Möglichkeiten dabei. Im vcf1 stehen zwei Audioeingänge mit eigenen Eingangsreglern zur Verfügung. Der Eingangsregler fungiert dabei nicht nur als “Abschwächer”, sondern kann das Signal auch bis zu 15 db nach oben verstärken und in die Verzerrung treiben. Danach kann das Signal im Distortionbereich geclippt werden. Die Distortion reagiert dabei allerdings nur auf das Signal von Input 1 und bietet einen eigenen Regler sowie einen eigenen Ausgang. Der Ausgang gibt allerdings nur das durch den Eingangspegel verzerrte Signal ohne Filterung aus.
Nun stellt sich die Frage:  Wieso hat das Modul überhaupt zwei Eingänge? Die Antwort auf diese Frage ist: Auch ein Minimoog besitzt einen Mixer vor dem Filter, der das Signal schon vor dem Filter sättigt. Gerade dieser Aufbau bietet flexible Möglichkeiten für Feedbacks. Hier wird das Signal, das schon einmal durch den Filter, danach durch einen Verstärker geroutet wurde, einfach wieder in den zweiten Eingang eingeschleift. Plötzlich steht ein ungeheuer “heißer” Sound zur Hand, der mit dem einer E-Gitarre mithalten kann. Dieser vom Minimoog bekannte Trick wird übrigens heute beim Sub37 schon von vorne herein mit bedacht und auch den aktuellen Korg Odysseys, liegt für diesen Zweck ein Kabel bei. Es ist also auf jeden Fall etwas, was man unbedingt ausprobieren sollte.
Nachdem alleine eingangsseitig viel geboten wird, folgt im Anschluss das 12db Filter mit seinen separaten Ausgängen für Lowpass, Highpass und Bandpass. Alle drei Filtervarianten sind resonanzfähig bis hin zur Eigenresonanz. Die setzt übrigens schon sehr früh ein. Kaum steht der Regler auf “halb zwei”, beginnt sie zu agieren, und der Frequenzbereich der Eigenresonanz ist ausgesprochen groß. 
Die beiden CV-Eingänge sind nicht nur jeweils separat regelbar, sondern bieten auch mehr als nur eine Verdoppelung des ersten Eingangs. Beide CV- Eingänge verfügen nämlich auch über eine unterschiedliche Empfindlichkeit und so reagiert der erste Eingang auch tatsächlich sehr empfindlich. Zum Testen der Möglichkeiten verwende ich gerne ein Modul eines kleinen holländischen Herstellers, welches aus drei Metallfedern und einem Piezomikrofon besteht. Dieses Modul kann man als Klangerzeuger verwenden, indem man die Metallfedern anzupft und dadurch eine bipolar ausschwingende Kontrollspannung erhält. Mit dieser Kontrollspannung kann man dann z. B. die Tonhöhe von Oszillatoren „federn“ lassen. Die meisten Module reagieren dabei nur auf die ersten zwei Sekunden der ausschwingenden Feder. Das vcf1 zeigt hier eine Reaktion, die bis zu fünf Sekunden lang andauert, was natürlich für erheblich mehr Spaß sorgt.

Fotostrecke: 5 Bilder Sicht auf den vcf1 von oben, schräg links.
Eine weitere Besonderheit der CV-Eingänge betrifft die Regelung der beiden CV-Eingänge: Der erste Eingang bietet ein Potentiometer, das von Minimum bis Maximum reicht. Beim zweiten Eingang dagegen, hat man die Wahl, ob das Signal entweder positiv oder negativ interpretiert werden soll. Das ist dann sinnvoll, wenn man beispielsweise nur eine positive Hüllkurve zur Hand hat, das Filter aber mit einer Negativen ansteuern möchte. Abgesehen davon, verarbeiten beide Eingänge natürlich auch negative Signale.
Die Stärke der Resonanz wird durch das Resonanzpotentiometer bestimmt, deren Umfang von Waldorf wirklich sehr großzügig bemessen wurde. Neben dem Resonanzpotentiometer ist auch hier ein regelbarer Steuereingang vorhanden. Leider gibt es hier eine Einschränkung: Eingangssignal und Resonanz können nicht separat voneinander geregelt. Das hat zur Folge, dass das Resonanzpotentiometer die Resonanz selbst, ohne anliegendes Signal steuert, bei anliegendem Signal aber nur noch zur Steuerung des Eingangssignals verwendet werden kann.
Nachdem das Eingangssignal jetzt schon zwei Mal verzerrt und danach gefiltert wurde, bietet das vcf1 Filtermodul schließlich noch einen weiteren, fünften Ausgang, der einem bereits gefilterten Signal erneut hohe Frequenzen hinzufügen kann.
Hier sprechen wir von der Overdrive-Stufe, die dem Filter nachgeschaltet ist. Wie erwähnt, gibt es ohnehin schon drei separate Ausgänge für Lowpass, Highpass und Bandpass, jetzt kann man jedoch noch einen weiteren Ausgang mit Overdrive hinzu schalten. Auch das Overdrive hat sein eigenes Potentiometer, was das vcf1 auf die stattliche Anzahl von insgesamt fünf Eingängen, fünf Ausgängen, acht Potentiometern und einem Kippschalter bringt.
Klanglich dürfte inzwischen klar sein, dass ein Filtermodul, das von vorne herein drei Verzerrerstufen bietet, seine Berufung weniger in bauchig-warmen Klängen sucht. Die “drahtigen” Sounds sind seine Domäne.
Trotz seiner “nur” 12 db liefert das vcf1 hier richtig Potenzial. Bei Klängen mit viel Bass, wenig Mitten und einigen definierten Höhen, kann man mit dem Bandpassfilter bis zu sechs völlig unterschiedliche Klangqualitäten heraus kitzeln. Tiefpass- und Hochpassfilter arbeiten zunächst mal so, wie sie sollen. Durch die sehr schnell einsetzende Eigenresonanz des Filters sind “Obertonfahrten” eher von der anderen Sorte, als bei auf Wohlklang setzenden Filtern. Aber das ist in diesem Fall auch nicht so Ausschlag gebend. Im Gegensatz zu den vielen „von Moog inspirierten“ Filtern, bietet Waldorf hier einen drahtigen, zupackenden und – sofern man die Verzerrungen verwendet – ungemein Klang verfremdenden Filter, der in der Lage ist, aus jedem Audiomaterial etwas ganz anderes zu zaubern. Dabei muss man natürlich aufpassen, die Signalanteile der drei gebotenen Verzerrer dosiert einzusetzen, denn sonst wird es klanglich undefiniert.
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Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Waldorf mit dem vcf1 ein tolles Modul liefert, das sich als äußerst wirkungsvoll und eigenständig darstellt und mehr ist, als nur ein normaler Multimodefilter. Die Menge an zur Verfügung stehenden Ein- und Ausgängen mit deren unterschiedlichen Möglichkeiten und drei Verzerrerstufen, von denen zwei einen separaten Ausgang haben, sorgen dafür, dass man alleine mit dem vcf1 einen Klang in jede Richtung verformen kann. Dabei ist das vcf1 ungemein zupackend, bietet in allen Filtermodi fast schon zu viel Eigenresonanz und gefällt sich weniger darin, die Obertonstruktur eines Klanges sauber und ästhetisch hervor zu heben. Das vcf1 Filtermodul zeigt hier seinen eigenen “kantigen” Charakter.Das für meine Augen schöne und klare Design des Filters suggeriert dabei andere Eigenschaften.
Das vcf1 ist ein Wolf im Schafspelz. Nicht nur aufgrund seines Multimodefilters, sondern auch wegen des kraftvollen 15 db Preamps sowie des nachschaltbaren Overdrives.

PRO
Mehr als nur ein Filter
Echter Klangformer
Eigenes und sehr zupackendes Filterdesign
Zwei Audioeingänge
Drei CV-Eingänge mit unterschiedlicher Charakteristik
Separate Ausgänge für Filter, Distortion und Overdrive
CONTRA
Potis wackelig, nicht mit Gehäusedeckel verschraubt
Relativ hoher Preis
FEATURES
Waldorf-Filter
analoger 12db/Oktave Multimodefilter mit Distortion
Signalweg: Distortion -> Filter -> Overdrive
2 Audioeingänge mit Gain
Resonanz bis zur Selbstoszillation
2 CV-Eingänge für Cutoff, davon thomann einer mit Bipolar Control
CV-Eingang für Resonanz
vor dem Filter geschalteter Distortion mit Levelregler
die Distortion-Sektion kann separat genutzt werden
nach dem Filter geschalteter Overdrive mit regelbarer Eingangsempfindlichkeit
Stromanschluss +/- 12 V, 100 mA
pulverbeschichtete Metalloberfläche
Abmessungen: Breite 18 HP (91,4 mm)
PREIS
Waldorf vcf1: 329,00 €

Weitere Infos zu Waldorf vcf1 findet ihr auf der Webseite des Herstellers.

Kommentieren
Profilbild von Buck Rogers

Buck Rogers sagt:

#1 - 14.08.2021 um 08:55 Uhr

0

Zitat: "welches aus drei Metallfedern und einem Piezomikrofon besteht..."Bitte etwas präziser wenn es geht. :) Über welchen Hersteller und über welches Modul/Gerät schreibst du hier so geheimnisvoll? Um Aufklärung wird gebeten. Danke!

    Profilbild von sebber

    sebber sagt:

    #1.1 - 17.08.2021 um 07:33 Uhr

    0

    Buck, das ist dieses Teil hier: https://www.modulargrid.net.... Bei Error Instruments im Suchfeld nach "spring" suchen, nicht nach "Kalimba" (die gibt's auch, ist aber was anderes).

    Antwort auf #1 von Buck Rogers

    Antworten Melden Empfehlen
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