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Waldorf Q Phoenix Edition Test

Preset-Klänge
Wer mit seiner Klangbastelei nicht bei Null anfangen möchte, sollte einen Blick auf die Preset-Sounds werfen. 300 sind es an der Zahl, und praktischerweise lassen sie sich sogar in Soundkategorien wie Pad, Keys oder Strings suchen. Eine Seltenheit bei virtuell-analogen Synthies und deshalb umso lobenswerter. Die Sounds sind in vier Bänken organisiert, wobei die letzte Bank den 20 Drummaps vorbehalten ist. Ansonsten gibt es keine User-Speicherplätze, das heißt, die eigenen Kreationen müssen immer Werksounds überschreiben, was natürlich schade ist. Abhilfe bietet da allerdings eine optionale externe Speicherkarte

Audio Samples
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Tank Girl Matrone Aggreppo Cleanline 303 Slo Wavetrip

Der Klang der Presets lässt einen dann in die wunderbare Welt des Analogen abtauchen. Die angebotene Vielfalt der Sounds ist heutzutage vielleicht selbstverständlich – die Qualität der Sounds ist es wohl nicht. Waldorf wird hier seinem Ruf als Spezialist auf diesem Gebiet vollkommen gerecht. Mollig warme Flächen (TANK GIRL, MATRONE), viele böse Dance-Sounds (AGGREPPO), Bässe für die Magengrube (CLEANLINE 303) und, wie schon erwähnt, auch ein paar typisch silbrige Wavetable-Klänge (SLOW WAVETRIP). Warm, kalt, scharf, stumpf, heiß, kalt – you name it. Soundmäßig spielt der Q in einer Liga mit dem Prophet 8 und dem Access Virus. Zwischen diesen Synthies  einen Favoriten auszumachen, erscheint mir eine diffizile, subjektive Entscheidung. Mir erscheint der Q etwas wärmer und weniger Dance-orientiert als der Virus, allerdings ist der Prophet mit seinen echten analogen Bauteilen noch einen Mikrometer samtiger.

Weitere Features
Neben dem Single-Modus ist der Q ebenfalls im Multi-Modus zu betreiben. Hier können nun bis zu 16 Sounds neben- und übereinander gelegt werden – praktisch für den Live-Einsatz und natürlich auch für die Ansteuerung per externem Sequenzer via MIDI.Mit an Bord ist weiterhin ein guter, alter Step-Sequenzer, mit dem sich Patterns mit bis zu 32 Steps bauen lassen. Ein Step kann dabei sowohl einzelne Töne, ganze Akkorde oder auch Modulations-Werte enthalten. Die Editiermöglichkeiten sind dabei recht umfangreich. Funktionen wie Steplength und Transpose beispielsweise lassen recht komplexe Sequenzen entstehen. Werksmäßig werden einem 77 verschiedene Pattern  angeboten, darüber hinaus stehen einem 23 User-Speicherplätze zur Verfügung. Und obwohl die Programmierung den Umständen entsprechend einfach und intuitiv vonstatten geht, erscheint mir ein Step-Sequenzer zwar authentisch, aber immer auch ein wenig antiquiert. Man ist doch im Zeitalter von Software anderes gewohnt. Und auch wenn die erzwungene Reduktion ihren Reiz haben kann: Die Programmierung bleibt mühsam. Aber da mag es auch andere Meinungen geben.

Ähnlich komplex zeigt sich der Arpeggiator. Dieser liefert neben den Standards beispielsweise auch eine One-Shot Funktion, mit der ein Pattern nur einmal abgespielt wird. Weiterhin bietet er recht komplexe Möglichkeiten zur Patternprogrammierung. Die bis zu 16 einzelnen Steps können etwa in ihrer Betonung und ihrer Glissando-Stärke programmiert werden. Natürlich ist aber auch ein herkömmliches „up and down“-Pattern zu bekommen.

Eine Besonderheit des Q ist die so genannte Xphorm-Funktion, die ein Überblenden von Sound zu Sound erlaubt. Dieses kann beispielsweise mit Hilfe des Mod-Wheels geschehen. Für direkte Songübergänge kann das praktisch sein. Außerdem entdeckt man einige überraschende Klänge, wenn man beim Morphen etwa auf halbem Wege stehen bleibt. Selbstverständlich erscheint die Modulationsmatrix, die bis zu 16 Zuordnungen von Quelle und Ziel pro Sound zulässt. Frei belegbare Drehpotis, wie etwa beim Virus, gibt es leider nicht, so dass nur Standards wie Mod-Wheel, Velocity oder die beiden belegbaren Taster neben der Tastatur als Modulationsquellen bleiben.

Im wirklichen Leben erweisen sich vor allem die vier Instrumenten-Taster oberhalb des Displays als recht praktisch. Hier lassen sich vier Klänge nebeneinander legen, die dann mit nur einem Tastendruck abrufbereit sind. So können etwa schnelle Soundwechsel realisiert oder Sounds einfach miteinander verglichen werden. Zu einem praktischen Live-Tool würde das allerdings erst werden, wenn man mehrere dieser Belegungen speichern könnte, was leider nicht der Fall ist.

Die größte Stärke des Q, neben der Soundqualität, ist sicherlich die Fähigkeit zur direkten und intuitiven Klangverschraubung. Dank des Direktzugriffs erreicht man klanglich ziemlich schnell das, was man will. Schwierig ist dann eher: Was will man überhaupt angesichts der Möglichkeiten? Bei der Bedienung ist ebenfalls lobenswert hervorzuheben, dass es einige praktische Doppelbelegungen der Potis gibt. So kann beispielsweise bei bestimmten Modulationszielen (etwa Pulsweitenmodulation) per Shifttaster direkt die Quelle eingestellt werden. Das schafft Übersichtlichkeit. Nachteile in Bezug auf die Übersicht bringt allerdings das kleine Display mit sich. Beim Editieren eines Multisounds etwa, wo die Menü-Punkte alle hintereinander angewählt werden müssen, wird es schon mal recht mühsam. Nicht zu verachten ist weiterhin die Möglichkeit, den Q im Multi-Modus mit externen Soundmodulen zu verbinden und ihn quasi als Masterkeyboard einzusetzen. Das macht ihn für ein Live-Setup umso interessanter – der Prophet 8 bietet das zum Beispiel nicht.

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Profilbild von Kevin Fremgen

Kevin Fremgen sagt:

#1 - 08.06.2013 um 17:01 Uhr

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Der Bericht ist sehr zutreffend. Ich besitze den Q+ seid 2009 und bin begeistert. Er ersetzte meinen in die Jahre gekommenen Prophet 5 zufriedenstellend , und ist voll verlässlich dabei.

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