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Tone2 Electra2 Test


Manchmal kann der Name eines Produktes etwas irreführen. So lässt zum Beispiel Electra von Tone2 eher darauf schließen, dass es sich um einen Synthesizer handelt, mit dem man vor allem in elektronischen Produktionen punkten kann. Und tatsächlich wird auf der Homepage des deutschen Entwicklers auch mit Namen wie Skrillex, Aphex Twin, Alphaville oder DJ Bobo geworben. 


Aber wenn Produzenten aus anderen Musik-Genres das Plug-in benutzen wird klar, dass es sich bei Electra wohl um einen sehr vielseitigen und wandlungsfähigen Software-Synth handeln muss. So nutzen beispielsweise Nick Mira und Kyle Beats, die beide Trap-Beats machen, das Plug-In und Progressive-Metal-Bands wie Dream Theater bekennen sich dazu. Grund genug für uns, mal einen Blick unter die Haube zu werfen.

Details

Allgemeines

Electra ist ab Windows XP im VST2-Format in 32- und 64-Bit sowie  als Stand-alone-Version erhältlich. Für MacOS ab Version 10.5 gibt es das Plug-in im AU- und VST-Format, ebenfalls in 32- und 64-Bit.
Nach dem Kauf von Electra bekommt man eine Lizenzdatei, mit der sich das Plug-in freischalten lässt. Installiert braucht der Software-Synth 440 MB, so viel Platz sollte jede Festplatte noch haben. Die CPU-Auslastung von Electra ist durchschnittlich und sollte für moderne Rechner nicht das geringste Problem sein. Außerdem ist sie durch die klanglichen Möglichkeiten leicht erklärbar. 

Üppiges Soundkonzept

Electra besteht aus vier Klangquellen, Synth 1 bis 4. Diese können einzeln genutzt oder auf jede erdenkliche Art kombiniert werden. Durch einen Klick auf den jeweiligen Namen zeigt das GUI die Parameter des ausgewählten Synths an. Dieser leuchtet dann in der entsprechenden Farbe und färbt zusätzlich Teile des GUIs mit ein, genauso, wie es auch bei Hardware der Fall wäre. Der On-Knopf daneben schaltet die einzelnen Layer ein und aus. Durch die Kombination von vier Einzelsounds, die völlig unabhängig voneinander eingestellt und bearbeitet werden können, lassen sich die komplexesten Klänge zaubern.    
Aber das war noch nicht alles: Jeder Synth besteht für sich wiederum aus jeweils drei Oszillatoren, die ebenfalls einzeln oder kombiniert verwendet werden können. Dazu ist jeder Klangerzeuger mit On-Knopf und Lautstärkeregler ausgestattet. Das macht insgesamt 12 Oszillatoren. Man kann also einerseits einen Oszillator aus einem Synth-Modul nutzen, oder aber bis zu 12 Oszillatoren, die in vier Synths zusammengefasst sind.

Fotostrecke: 5 Bilder Synth 1 wird in Blau, u2026

Nicht nur schauen, auch anfassen ist erlaubt!

Optisch wirkt das GUI von Electra trotz der vielen Funktionen eher schlank und übersichtlich, das liegt zum einen daran, dass immer nur einer der vier Synthesizer angezeigt wird, zum anderen aber auch an den vielen Displays. Außer dem Browser-Display links oben fungieren alle anderen nicht nur als Anzeige, sondern zugleich aus als Bedienelement. Zum Beispiel werden oben rechts im Plug-in die Parameter des Master-FX angezeigt, während dort gleichzeitig die Werte direkt ausgewählt werden. Ein Klick auf den Namen des Effektss öffnet wiederum ein Menu mit allen 63 (!) Effekten. Bewegt man dann den Mauszeiger auf die Parameter des Effekts, erscheint statt des Zeigers das Fingersymbol. Drag´n Drop ändert den entsprechenden Wert. Das spart Knöpfe und damit Platz.

Fotostrecke: 2 Bilder u00dcber die Displays werden die Werte nicht nur angezeigt, u2026
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Praxis

Übersichtliche Soundauswahl

Die Browser-Sektion ist übersichtlich, genau wie das Auswählen der Sounds. Entweder klickt man auf den Namen des Presets, wodurch alle Presets der gewählten Bank in einem Pop-Up-Menu angezeigt werden, oder man nutzt die Pfeiltasten um zum vorherigen bzw. nächsten Preset der gleichen Bank zu springen. Diese Funktionalität kennt man von Gladiator, einem weiteren Synth aus dem Hause Tone2. Alle Sounds sind in 25 Bänke eingeteilt, von Arp-Sounds über Drums, Keys, Synth-Sounds usw. Auch die Bank wird über einen Klick auf den Banknamen im Pop-Up-Menu ausgewählt. Wer es etwas übersichtlicher möchte, nutzt einfach die Browser-Funktion. Hierüber werden alle Bänke und deren einzelne Presets übersichtlich dargestellt. Zusätzlich wird ein Keyboard eingeblendet, damit man sich die Sounds direkt anhören kann. 
Außerdem werden über dieses Preset-Display auch die Funktionen und Werte aller Drehregler angezeigt. Wenn man sich mit der Maustaste rechts unten im Display aufhält, erscheint die Funktion eines Reglers, links oben wiederum erscheint der momentan eingestellte Wert und alle an ihm vorgenommenen Veränderungen. Zusätzlich wird der jeweilige Wert noch unter dem Regler selbst eingeblendet.

Fotostrecke: 2 Bilder Man kann alle Sounds einer Bank entweder u00fcber das Pop-Up-Menu u2026

Wie läuft das hier?

Um den Signalweg innerhalb des Plug-ins nachvollziehen zu können, wird dieser durch Pfeile zwischen den einzelnen Modulen gekennzeichnet. Nach den Oszillatoren durchläuft das Signal dann noch mehrere Synthesizer-Module, angefangen mit den beiden Filtern. Es gibt 42 Filtertypen, manche sind nach analogem Vorbild gemodelt worden. Wählt man einen dieser Filtertypen, steuert der Analogdrehregler zwischen den beiden Filtereinheiten die Menge an analogem Touch, der dem Signal hinzugefügt wird. Spannend ist auch das Routing zu den Filtern in der Oszillatorensektion. Der Mix12-Drehregler ermöglicht es, das Signal an beide Filter zu schicken, wenn der Regler genau in der Mitte steht bzw. nur zu Filter 1, wenn der Regler ganz links steht usw. In der Filtersektion selbst kann zusätzlich über den Serial-Drehregler bestimmt werden, ob beide Filter parallel oder in Reihe arbeiten sollen.
Fotostrecke: 2 Bilder Wohin des Weges, Signal?
Es folgt ein Insert-FX-Modul, das zwar die gleichen 63 Effekte bietet, aber natürlich unabhängig vom Master-FX-Modul arbeitet. Es sei darauf hingewiesen, dass jedes der vier Synth-Module mit anderen Insert-Effekten prozessiert werden kann. 
Im anschließenden Settings-Modul wählt man dann die Polyphonie des Sounds (bis zu 64 Stimmen). Man darf dabei aber nicht vergessen, dass wir uns gerade in nur einem von vier Synth-Modulen befinden, die Einstellungen der anderen drei können demnach völlig unterschiedlich vorgenommen werden. Die Komplexität eines Sounds kann mit Electra komplett auf die Spitze getrieben werden.
Der Arpeggiator ist selbsterklärend, auch hier ist die Möglichkeit zur Änderung der Werte direkt über die Anzeige sehr zeitsparend. Jedes Synth-Layer kann danach über vier Envelopes beeinflusst werden, die im dazugehörigen Display angezeigt werden und so eine grafische Korrespondenz zu den Bewegungen an den Reglern bieten. In der Folge wandert das Signal dann in die Modulationsmatrix, mit deren 10 Slots weitere Routing-Modifikationen vorgenommen werden können. 
Fotostrecke: 2 Bilder Insert-FX und LFO.

Sound

Aber wie klingt ein so durchdachter und aufwendiger Synthesizer? Und was für Sounds kann man mit ihm kreieren?
Wir starten mit einem Sound aus der Trancegate-Bank namens 2x Bright Gate, bei dem nur ein Synth-Layer zum Einsatz kommt. Man hört die beiden verwendeten Oszillatoren, die den verschiedenen Filtern zugewiesen und danach hart links und hart rechts im Stereofeld verteilt wurden. Und man hört die Filter-Distortion, die den Sound griffig macht und ihm Power verleiht.
Als zweites Beispiel gehen wir in die Kategorie SynthModern und werden schnell fündig. Schon das zweite Preset ist die auditive Form eines Hinguckers. Der Detune- und Glide-Effekt, die Distortion und die Präsenz sind spitze. Hier wurden alle Synth-Layer genutzt, was nicht immer heißen muss, dass auch alle Oszillatoren hörbar sind. Manchmal werden damit auch nur andere Klangerzeuger moduliert.  
Auch die Keys-Bank bietet interessante Sounds, hier ist es ein E-Piano aus zwei Synth-Layern und einer ordentlichen Prise-Delay. Wie man hier hören kann, klingen auch die Effekte wirklich gut. Der Sound selbst setzt sich aus drei Oszillatoren zusammen, wovon wieder einer nicht direkt zu hören ist. Übrig bleiben der perkussive Sound und ein Synth-Pad im Hintergrund.
Audio Samples
0:00
2x Bright Gate Epic 2 Soft And Smooth Physical Violas Vocal Rave WhapwhapDroids
Beispiel 4 könnte auch von Junkie XL stammen, dem Filmkomponisten mit Technovergangenheit. Dieses Preset hat eine unglaubliche Power und entsteht tatsächlich wieder nur in einem Synth-Layer und mit nur einem Oszillator. Die Wellenform aus der Noise-/Fractal-Sektion beruht auf Wissen aus der Chaostheorie. Ich würde sagen, das kann man an diesem Preset deutlich hören. 

Zum Schluss noch zwei Beispiele aus der ArpMultilayer-Bank. Der erste klingt, als käme er direkt von Diplos Sample-Pack. Vier Klangerzeuger reichen, um einen Groove in Electra herzustellen. Das zweite Beispiel könnte auch vom letzten Skrillex-Album stammen. Der Sound ist aggressiv und wobbelt munter vor sich hin. Unglaublich, dass der komplette Groove einem einzigen Preset entstammt, auch wenn hier alle vier Layer und elf der zwölf Oszillatoren zum Einsatz kamen. 
Im folgenden Video zeige ich euch noch, wie leicht es ist, mit Electra Sounds zu layern und somit komplexe Klänge zu erzeugen.

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Fazit

Electra ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wucht! Das üppige Soundkonzept bietet unzählige Ausgangspunkte für Kreation, die durch die nahezu unbegrenzten Verarbeitungsmöglichkeiten ausgearbeitet werden können. Das GUI ist trotzdem übersichtlich und sehr schnell beherrschbar und auch die Presets klingen toll und einzigartig, egal ob komplex oder eher einfach. Dazu kommt, dass Tone2 die Updates immer kostenlos anbietet. Und obwohl die Version 2.6 noch nicht besonders alt ist, gibt es 2.7 bereits als Beta-Version. Und wer hätte es gedacht – diese Version enthält noch mehr Effekte, Sounds und sogar Microtuning-Modes. Somit ist Electra eine Investition in die Zukunft. Holt euch unbedingt diesen Synth!

Pro
  • zwölf Oszillatoren in vier Synth-Layern
  • riesige Ausstattung, von der Anzahl der Wellenformen, über die Auswahl der Effekte bis hin zur Menge der Presets
  • sehr guter Klang
  • perfekt für komplexe Sounds geeignet
  • funktionales und übersichtliches GUI
  • mehr als 1300 Presets
  • kostenlose Updates
Contra
  • kein Contra
Features
  • Vier Synthesizer in einem Plug-in
  • riesige klangliche Bandbreite
  • 15 verschiedene Synthese-Formen
  • unzählige Oszillator-Typen
  • 42 Filtertypen
  • Realtime-Displays
  • Modulationsmatrix
  • über 1300 Presets
  • kostenlose Updates
  • Systemanforderungen: für Windows ab XP (32- und 64-Bit) als VST2 und Standalone / ab MacOSX 10.5 als AU, VST jeweils in 32- und 64-Bit
Preis
  • Tone2 Electra2: 144,- EUR (Straßenpreis am 08.03.2019)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • zwölf Oszillatoren in vier Synth-Layern
  • riesige Ausstattung, von der Anzahl der Wellenformen, über die Auswahl der Effekte bis hin zur Menge der Presets
  • sehr guter Klang
  • perfekt für komplexe Sounds geeignet
  • funktionales und übersichtliches GUI
  • mehr als 1300 Presets
  • kostenlose Updates
Contra
  • kein Contra
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Tone2 Electra2 Test
Für 145,00€ bei
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