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Strymon StarLab Test

Nach dem Tape-Delay Magneto hat Strymon mit StarLab jetzt auch einen vielversprechenden Halleffekt für das Eurorack im Programm, der technisch auf dem Strymon Nightsky Reverbpedal beruht. Wie gut sich das Modul im Eurorack macht, klären wir in unserem Strymon Starlab Test.

Strymon Starlab Modul
Strymon StarLab Test (Quelle: Lukas Hermann)

Innerhalb der nächsten fünf Jahre will die NASA dank des Artemis-Programms wieder auf den Mond. Eurorack-Musiker können mit dem Strymon StarLab, dessen Schriftzug an die US-Raumfahrtbehörde erinnert, schon jetzt musikalisch ins Weltall reisen. Das auf dem Gitarrenpedal Nightsky basierende Modul ist ein Meister der zeitbasierten Effekte – angefangen bei granularen Delays über Karplus-Strong-Synthese bis hin zu verwaschenen Plate- und Ambientreverbs.

Details

Erster Eindruck

Strymon als Hersteller gut klingender Effektpedale ist noch nicht allzu lang im Eurorack-Bereich aktiv, konnte aber mit zwei Modulen einige Aufmerksamkeit erregen. Zum einen mit dem Strymon AA1 Level Shifter, einem kleinen Eurorackmodul, das Gitarrensignale auf Modularpegel anhebt, zum anderen mit Magneto, dem wohl mächtigsten Tape-Delay-Modul im Markt. Dessen Formfaktor wurde für das neue StarLab übernommen. Mit stattlichen 28 TE Breite und 41 mm Tiefe, ist das Modul für einige mobile Cases leider zu tief. Die Gestaltung des Strymon StarLab zeigt jedoch eindeutig, dass es eher für den Studio-Einsatz konzipiert wurde.

Hauptregler des Moduls
Die oberen Regler bestimmen die Hauptparameter des Reverb-Sounds. (Quelle: Lukas Hermann)

Insgesamt 14 Drehregler, sieben Buttons und zwei Kippschalter mit diversen Shift-Funktionen stehen zur Einstellung der Reverbs bereit. Zusammen mit den insgesamt 22 Patchpunkten machen sie deutlich: Hier geht es um feine Einstellungen für ganz spezielle Sounds. Nicht um drastische Manipulationen auf der Bühne.

Strymon Starlab: Stereo-Reverbs mit analogem Dry-Signalweg

Wie das Magneto-Modul arbeitet auch das Strymon StarLab komplett Stereo: Oben links gehen die Signale hinein und wieder heraus. Die Ein- und Ausgänge werden durch einen vollanalogen Signalweg verknüpft. In Folge läuft das „Dry“-Signal, dessen Gain direkt daneben eingestellt wird, vollkommen unverändert durch. Der „Input Gain“ bestimmt gemeinsam mit dem „Wet“-Regler die Lautstärke des digital bearbeiteten Effektsignals.

Signalfluss und Speichermöglichkeiten im Strymon Starlab

Im Strymon StarLab-Modul findet sich eine mehrstufige Hall-Bearbeitung mit drei Feedbackschleifen. Die Reihenfolge ihrer Station ist in der mitgelieferten Bedienungsanleitung übersichtlich skizziert und zeigt sich im Schnelldurchlauf wie folgt: Zunächst geht das Signal in die „Delay/Karplus“-Sektion. In Abhängigkeit vom verwendeten Reverb-Typ wird auch die Verzögerungszeit des Delays voreingestellt. Ist Delay-Feedback nicht aktiviert, fungiert der „Delay“-Regler als Pre-Delay des Halls.

LFO-Sektion mit Reglern
Fotostrecke: 2 Bilder Mit einem internen LFO können drei Parameter moduliert werden

In weiterer Folge wandert das Signal „Harmonics“-Sektion in die Reverb-Struktur. Deren Größe reguliert der “Size/Pitch”-Regler. Regelt man die Decay-Zeit lang, klingen die Delay-Linien verwaschener. Sind die „Glimmer“ und „Shimmer“-Optionen aktiv, fügt das StarLab dem Hall je nach Feedback- und Decay-Intensität noch Obertöne hinzu. Ein Filter sorgt für die Abschwächung von Tiefen und/ oder Höhen des Hallssignals. Mithilfe eines Buttons lässt es sich in ein 24dB-Tiefpassfilter mit variabler Resonanz verwandeln. Der interne LFO moduliert Filter, Delay oder die Hallgröße. Über den „Infinite“-Button lässt sich das Eingangssignal in einem Puffer halten, um darüber ein neues in den Reverb zu schicken. Eine effektive Technik, mit der das Strymon StarLab weiche Ambient-Flächen generiert. Vier Grundeinstellungen des beschriebenen Signalflusses können über den „Favorite“-Button als Presets abgespeichert und mithilfe der mittleren Buttons aufgerufen werden.

Vielseitige Modulationsmöglichkeiten

Mittels vieler Modulationseingänge können im Strymon Starlab z. B. „Wet“-Gain oder Reverb-Decay mittels CV gesteuert werden. „Ext. LFO in“ erlaubt ein externes Signal anstelle des internen LFOs auf drei Modulationsziele zu routen, wobei ein Kippschalter Wahlmöglichkeiten gestattet, ohne das Modul neu verkabeln zu müssen. Gate-Eingänge bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten, um favorisierte Presets über CV („Favorite“) auszuwählen, oder das Decay des Reverbs rhythmisch zu unterbrechen („Clear“).

Einsatz als Synthesizer-Stimme

Strymon StarLab als monophone Synthesizer-Stimme einzusetzen, ist nicht schwer. Einfach den „Echo On“-Button halten und den „Delay/Tune“-Button nach links drehen, bis „Tap/Trig“ rot aufleuchtet. Ein 1V/Oct-Signal regelt über den „Size/Pitch“-Eingang die Sequenzierung. Einzelne Noten werden durch einen Trigger oder ein Gate in Richtung „Tap/Trig“ erzeugt. Mit dem Reverb vom Rest der Modul-Engine verschönert man das Ganze im nächsten Schritt.

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Praxis

Strymon StarLab im Einsatz

Angesichts der Ähnlichkeiten des Strymon StarLab-Moduls zum Nightsky-Pedal ist es verlockend, es ausschließlich für komplexe Ambient-Hallstrukturen zu verwenden. Glücklichen Besitzern des Moduls sei zunächst empfohlen davon Abstand zu nehmen, und bewusst vorsichtig mit den Parametern „Size“, „Wet“ und vor allem „Decay“ umzugehen.

Strymon StarLab im Eurorack
Viel Decay lässt am StarLab schnell alle Sounds komplett verwischen. (Quelle: Lukas Hermann)

Im Test zeigt sich, dass man in allen drei Modi – „Sparse“, „Dense“ und „Diffuse“ – schnell Gefahr läuft, mit zu viel Decay aus den Eingangssignalen uniforme Ambient-Texturen zu bilden. Diese klingen zwar toll, aber im Strymon Starlab steckt noch viel mehr.

“Sparse”, “Dense und “Diffuse”: Drei Reverb-Modi für viele Zwecke

Ein Verständnis darüber, wie breit die Anwendungsmöglichkeiten des Moduls sind, zeigt sich im Strymon Starlab Test beim probeweisen Umschalten der drei Modi “Sparse”, “Dense und “Diffuse”.

Tipp: „Dense“ sollte man für den Einstieg verwenden. Dieser Modus erzeugt einen eleganten Plate-Hall mit schnellen Reflexionen und einem mittelgroßen Raumgefühl. Dense ist ideal, um zu hören, welch unterschiedliche Resultate allein das Einstellen der passenden „Size“ und des „Decay“ bieten. Stehen z. B. alle drei genannten Regler auf 12 Uhr, passt das StarLab perfekt auf alle erdenklichen Sequenzen.

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Starlab: Sequenz – Dry Starlab: Sequenz – Sparse-Reverb Starlab: Sequenz – Dense-Reverb Starlab: Sequenz – Diffuse-Reverb

Sparse” zeigt sich sehr vielseitig, denn dieser Modus macht aus Strymon StarLab mehr als „nur“ einen Hall. „Echo On“ drücken, das Feedback hochdrehen – und schon gelangt man in den Karplus-Strong-Bereich. Ähnlich wie beim Make Noise Mimeophon Modul werden hier Rückkopplungen in der Delay-Reverb-Schleife zu veritablen Elementen des Sounddesigns. Die beiden Filter (Low-/High-Shelving oder Tiefpass) gestatten diesen mächtigen Effekt sehr genau auf den Rest des Patches zuzuschneiden und mit dem internen LFO zusätzlich zu modulieren.

Diffuse“ eignet sich besonders für langsame Sequenzen, Poly-Pads und Drones. In seinem Kontext machen sich die Oberton-Funktionen „Glimmer“ und „Shimmer“ besonders gut. Der Glimmer-Regler veredelt gleichermaßen alle Obertöne des Eingangssignals im Reverbeffekt, der Shimmer-Regler sorgt für den klassischen Pitchshifting-Effekt, der langsamen und vollen Sounds mehr Höhencharakter hinzufügt. Das Intervall, um das bei jedem Regenerationszyklus nach oben verschoben wird, kann entweder mittels Halten des „Regen“-Buttons plus Drehen des Shimmer-Reglers, oder über CV bestimmt werden.

Strymon Starlab: Vielseitige Modulationsmöglichkeiten

Ein weiterer wichtiger Punkt des Strymon Starlab sind dessen Modulationsoptionen. Sie zu durchblicken, benötigt einiges an Zeit – und generell ist hier weniger eindeutig mehr. Verwendet man den internen LFO mit langsamem Tempo für die Modulation des Filters oder der Tonhöhe des Reverbs, entstehen bereits dadurch sehr komplexe Sounds. Wer noch nicht ganz durch den Signalfluss blickt, verliert bei zusätzlichen CV-Modulationen schnell die Kontrolle. Um das zu vermeiden, schickt man eine Clock in den „Tap/Trig“-Eingang und verwendet anschließend den internen LFO zur Modulation des Delays. Dieses springt dann zwischen verschiedenen gesyncten Tempi hin und her und erzeugt komplexe Rhythmen im Reverb.

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Starlab: Reverb + Filter Starlab: Fast Delay Shift Starlab: No-Dry-Pad Starlab: Massive Shimmer
Delay/Karplus-Sektion
Die Sektion „Delay/Karplus“ macht aus dem StarLab eine Synth-Stimme. (Quelle: Lukas Hermann)

Karplus-Strong-Synthese im Strymon Starlab

Die Karplus-Strong-Synthese im Strymon Starlab kann es in ihrer Komplexität nicht mit Modulen wie Rings von Mutable Instruments aufnehmen. Sie liefert im Test jedoch einen sehr hochwertigen Grundklang und harmoniert hervorragend mit den drei Reverb-Modi des Moduls. Kombiniert man sie mit dem „Sparse“- Delay und moduliert den für das Timbre verantwortlichen „Feedback-Parameter“, erhält man in wenigen Sekunden eine mehr als brauchbare Synth-Stimme, welche man mit den Filter-Parametern des StarLab detailliert bearbeitet.

Audio Samples
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Starlab: Karplus Strong

Strymon StarLab Sound Demo (no talking)

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Fazit

Das Strymon StarLab-Modul von Strymon zeigt sich im Test als Eurorack-Hall der klanglichen Extraklasse. Egal wie man es einstellt, der Sound ist immer phänomenal gut. Funktional deckt es eine immense Breite an Optionen ab, wie es sonst nur Multieffekte können. Von Karplus-Strong bis hin zu spacigen Ambient-Flächen ist alles drin. Den Signalfluss und all seine Details muss man in Ruhe verinnerlichen. Nur so lässt sich vermeiden, dass Patches auf das Starlab zugeschnitten werden. Starlab willexperimentierfreudig bedient, fein justiert und gezielt moduliert werden, wenn man Sounds auf ein neues (Hall-)Level heben möchte.

Strymon Starlab ist ein tolles Effektgerät, um ausdrucksstarke Ambient-Effekte zu erhalten, total verrückt klingen kann es jedoch nicht. Für solche Zwecke eignen sich Module wie das Make Noise Erbe-Verb oder das Noise Engineering Desmodus Versio besser. Wer auf edel klingende Reverb-Effekte Wert legt, sollte das Strymon Starlab in die nähere Wahl ziehen, denn es sorgt für sehr viel Raum, Tiefe und Eleganz im Eurorack.

Strymon Starlab Modul in Aufsicht
Strymon Starlab: Hall-Effektmodul für das Eurorack. (Quelle: Lukas Hermann)

Features

  • Drei wählbare Halltypen für eine Vielzahl von Ambient-Texturen
  • Vier Oktaven Karplus-Strong-Saitensynthese mit Dämpfungsregler für String/Verb
  • LFO-Sektion: verschiedene Wellenformen zur Modulation der Delay Zeit, der Hallgröße oder des Filters
  • Filter-Sektion mit 4-poligem 24dB/Oktave-Tiefpassfilter mit variabler Resonanz
  • Harmonics-Sektion zur Erweiterung des Klangspektrums des Halls
  • Einstellbarer Shimmer für zusätzliche +/- 1 Oktave Tonhöhenverschiebung des Halls
  • Glimmer zur dynamischen Verstärkung der Obertöne
  • Einstellbare Größe des Hallkerns – Vergrößerung oder Verkleinerung des Raums für Reflexionen, was eine Steuerung der Tonhöhe des sich regenerierenden Nachhalls ermöglicht
  • Infinite friert das Eingangssignal vor dem Reverb-Tank ein
  • Stereo-Eingänge und umfangreiche CV-Steuerung der Parameter
  • Unabhängige Wet- und DRY-Pegelregler
  • Zugriff auf vier Presets über die Frontplatte
  • USB-Anschluss auf der Rückseite (Firmware-Updates)
  • 4-Bit-96kHz-A/D- und D/A-Wandler
  • Analoges Dry Signal wird nicht gewandelt
  • Strombedarf: 210 mA (+12 V) / 210 mA (-12 V)
  • Breite: 28 TE
  • Tiefe: 41 mm
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