Stanton T.92 USB Test

Praxis

Handling
Das relativ hohe Gewicht des T.92 USB, die gute Aufhängung des Tonarms und das toleranzarme Lager des Plattentellers sorgen für gute Eigenschaften des Gerätes bei Techniken wie Scratching und Backspins. Das Drehmoment des Antriebs kann zwar nicht mit dem der 1200er-Serie von Technics mithalten, ist aber dennoch völlig ausreichend. So weit, so gut. Aber es gibt da einen kleinen Haken: Bremst man den Plattenteller ab, versetzt der Motor diesen in eine leichte, tieffrequente Schwingung, sodass sich ein permanentes Störgeräusch bei Scratches und Backspins einschleicht, was so wohl nicht beabsichtigt sein kann. Schade.

Der Pitchfader hat mit seinen 100 mm eine komfortable Länge, doch vermisse ich eine nummerierte Skala, die erahnen lässt, wie es denn wohl um den derzeitigen Pitch-Wert bestellt ist.

Die Tasten für PITCH LOCK, PITCH SELECT und KEY LOCK sind gut positioniert und verfügen jeweils über eine blaue Funktions-LED, die Start/ Stop-Buttons sind groß genug und bequem zu bedienen. Der Motor des Turntables lässt sich mittels Drehschalter ein- und ausschalten, allerdings gibt es dazu kein visuelles Feedback. Die blaue Stroboskop-Beleuchtung erlischt jedenfalls nicht beim Ausschalten des Antriebs.

Insgesamt betrachtet reicht der T.92 USB natürlich nicht ganz an die Eigenschaften von teureren Plattenspielern heran. Dennoch erweist er sich in seinen Eigenschaften für DJs als ziemlich vielseitig. Einzige kleine Einschränkung sind die leichten Schwingungen des Plattentellers beim Abbremsen. Manchem Anwender wird diese Tatsache aber eventuell weder auffallen noch stören.

Digital Recording S/P DIF

Zur digitalen Übertragung des Line-Signals steht eine S/P DIF-Schnittstelle zur Verfügung. Dort liegt das Signal mit 16 Bit & 44,1 oder 48 kHz an und die Übertragung funktioniert tadellos. Eine Möglichkeit, den digitalen Ausgangspegel anpassen zu können, sucht man leider vergebens.

Digital Recording über USB
Per USB kann der Plattenspieler mit einem Computer verbunden werden. Dieser muss über eine USB 1.1 oder 2.0 Buchse verfügen. Als Betriebssysteme kommen Windows XP, Vista oder Mac OS X infrage. Ich habe das Gerät mit einem iMac mit 2,4 GHz Intel Core 2 Duo mit Mac OS X (Version 10.5.8.) getestet. Das Gerät wurde sofort erkannt und konnte in den Systemeinstellungen problemlos ausgewählt werden. Auch hier geht die Übertragung störungsfrei vonstatten, aber auch am USB-Anschluss kann der Ausgangspegel leider genauso wenig angepasst werden wie über S/P DIF.

Software Recording und Editing

Da ich mit einem Intel iMac mit Mac OS X arbeite, habe ich für den Test das Open Source Programm Audacity der Firma Soundforge verwendet (Version Serie 1.2). Die Installation der Software gestaltete sich schnell und einfach. Nachdem ich in den Preferences die Ein- und Ausgänge ausgewählt hatte, konnte die Überspielung der Schallplatten beginnen. Im Programm lassen sich dafür beliebig viele Aufnahmespuren erzeugen und die Aufzeichnung selbst funktionierte ab der ersten Sekunde problemlos. Auch die grafische Darstellung der Wellenform ist gut gelungen und nach der Aufnahme stehen zahlreiche nützliche Tools zum Editieren bereit. Die Effekte arbeiten zwar fast allesamt destruktiv, lassen sich aber praktischerweise vorhören, außerdem kann die Bearbeitung des Audiofiles bei Missfallen rückgängig gemacht werden. Danach können diese kinderleicht in den verschiedensten Formaten exportiert werden, allerdings werden MP3-Files mittels Lame-Encoder erzeugt, welcher zusätzlich installiert werden muss. Alle Infos und Download-Links dazu gibt es auf der Website von Audacity. Dort findet man auch zahlreiche kostenfreie Plug-Ins zur klanglichen Bearbeitung sowie den VST-Enabler. Dieser ermöglicht den Einsatz bereits vorhandener VST-PlugIns. Insgesamt erweist sich Audacity als äußerst praktisch und anwenderfreundlich. Daumen hoch!

Zum Audio Creator von Cakewalk kann ich leider nichts sagen, da ich sie mangels Windows-PC nicht getestet habe.

Klang
Stanton 500. V3 Tonabnehmer
Das im Lieferumfang enthaltene Tonabnehmersystem 500.V3 von Stanton klingt unter Berücksichtigung der Tatsache, dass hier eine sphärische Nadel verwendet wurde, im Hochton sehr ausgeglichen. Allerdings erweist es sich im Vergleich zu anderen Systemen von Herstellern wie Shure oder Ortofon als zu leise. So war das Signal im direkten Vergleich mit dem M-44 7 von Shure, das ebenfalls über eine sphärische Nadel verfügt, ganze 4,7 dB schwächer. Die Scratching-Eigenschaften dieses Tonabnehmers sind im Vergleich zu Modellen anderer Hersteller unzureichend, da die Nadel beim Zurückziehen der Platte verspringt.  Zum qualitativ hochwertigem Digitalisieren von Vinylscheiben ist dieser Stanton Tonabnehmer allerdings mehr als geeignet.

Phono-Preamp/ Line
Der Phono-Preamp verfügt über einen angenehmen und ausgewogenen Klang mit brillanten Höhen, liefert aber ein etwas zu leises Signal. Da hätten es ruhig ein paar „dBchen“ mehr sein dürfen …

Keylock-Funktion
Bei der Keylock-Funktion gibt es da schon weniger zu beanstanden. Beim Hochpitchen treten erst ab etwa 8% deutlich hörbare Artefakte auf, bergab leider schon ab ca. 3%. Im Vergleich zu ähnlichen Geräten liefert der T.92 USB damit aber dennoch ziemlich brauchbare Ergebnisse. Positiv erwähnt werden muss außerdem die Tatsache, dass die Key Lock-Funktion auch dann verwendet werden kann, wenn man statt des Line-Outs den Phono-Ausgang verwendet.

S/P DIF & USB
Sowohl S/P DIF- als auch USB-Anschluss sorgen für eine störungsfreie, digitale Übertragung des Line-Signals. Klanglich liefert dieser Signalweg die gleichen guten Ergebnisse wie der analoge Line-Ausgang des Gerätes. Was hier fehlt, ist eine Lautstärkeanpassung. Diese gehört bei vielen vergleichbaren Modellen, wie z.B. dem TT-USB von Numark zur Grundausstattung.

Audio Samples
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Line Output Pioneer DJM 909 Preamp S/PDIF Recording USB-Recording Turntable Start Turntable Stop Tonabnehmer Stanton 500V.3 Tonabnehmer Shure M-44-7
Audio Samples
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Keylock -4% Keylock +4% Keylock -8% Keylock +8%
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