Mixars LTA und STA Test

Mixars stellen eine Serie von vielversprechenden DJ-Produkten vor, erstmals präsentiert anlässlich der NAMM 2016 in Los Angeles. Die Produktpalette besteht aus DJ-Mixern wie dem Mixars Cut und Duo, Kopfhörern wie dem MHX-22 und natürlich auch Turntables. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um die beiden Plattenspieler Mixars LTA und STA, einmal mit geradem Tonarm, einmal S-Shaped. Auf den ersten Blick bieten die beiden Modelle alle „Brot & Butter“ Features, wie man sie von professionellen DJ-Laufwerken kennt. Sprich Direktantrieb mit einem ordentlichen Drehmoment, variabler Pitch-Range, integriertem Phono-Vorverstärker usw. Das Alleinstellungsmerkmal der beiden Player ist allerdings der doppelte Cinch-Ausgang für Back2Back-Setups und DVS-DJs. Klingt spannend, also rauf auf den „Bonedo-Prüfstand“, wo wir die „Turnies“ auf Qualität, Klang, Besonderheiten und Alltagstauglichkeit untersuchen.

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Details

Die Kartonagen enthalten stoß- und staubsicher in Styropor und Folien verpackt meine beiden Testkandidaten, die separat abgepackten Plattenteller sowie je eine Slipmat bedruckt mit dem Herstellerlogo. Kaltgerätekabel zur Spannungsversorgung und Cinch-Strippen zum Herstellen einer Audioverbindung gehören ebenso zum Lieferumfang. In den Boxen befinden sich außerdem massive 7-Inch-Adapter aus Aluminium, Gegengewichte für die Tonarme sowie eine aufsteckbare LED-Nadelleuchten. Headshells inklusive Kabelsatz dienen zum Montieren entsprechender Tonabnehmer. Die deutschsprachige Bedienungsanleitung ist leicht verständlich.

Fotostrecke: 4 Bilder Mixars LTA: Zum Lieferumfang gehört eine Headshell inklusive Kabelsatz.

Erster Eindruck

Die Plattenspieler mit ihrem matt-schwarzen Finish sind in meinen Augen ansprechend designt, außerdem sehr sauber verarbeitet und sie bringen mit 10 Kilo Gewicht eine respektable Masse in die DJ-Kanzel. Ein Faktor, der in der Praxis im „Kampf“ gegen Bassfeedback und dergleichen von Vorteil ist. Die vier großen Füße der Laufwerke legen einen Durchmesser von 68 Millimetern an den Tag, bieten eine ordentliche Dämpfung und sorgen für einen rutschfesten Stand, auch auf glatten Untergründen. Die ebenfalls ziemlich massiven Plattenteller mit ihren dicken Gummibeschichtungen auf der Unterseite ähneln sehr den Technics Tellern der 1200-er Serie.
Sämtliche Tasten wirken hochwertig und verfügen über einen angenehmen Druckwiderstand. Eine vortreffliche Arbeitslänge von 105 Millimetern möchte ich dem Pitch-Regler bescheinigen, der obendrein durch seine stabile Seitenführung und den Regelwiderstand positive Akzente setzt. Die beiden Tonarme der Modelle LTA (gerade) und STA (S-Shaped) sind sehr robust gebaut und verfügen über langlebig wirkende Lager. Es gibt allerdings auch Kritikpunkte. Ich mache den Klopftest am Chassis und vernehme einen etwas „hohlen“ Sound, ein Indikator dafür, dass der Hersteller für das Gehäuse (Ober- und Unterseite) nicht die hochwertigsten Materialien verwendet hat und die Kunststoffhülle etwas dünn geraten ist. Hier schneiden Konkurrenzmodelle wie der Pioneer PLX-1000 besser ab.

Fotostrecke: 2 Bilder Mixars LTA: Das Chassis der beiden Geräte könnte ruhig etwas hochwertiger sein.

Anschlüsse

Die beiden Anschlussfelder an der Rückseite der Laufwerke sind gut erreichbar und praktischerweise vertieft montiert. Dies spart Platz und schützt Stecker und Buchsen. Beide Stereo-Cinch-Ausgänge sind vergoldet, machen eine gute Figur und sind bombenfest im Chassis fixiert. Ebenfalls hier untergebracht sind Phono/Line-Schalter, mit dem man für beide Ausgänge simultan den internen Phono-Vorverstärker aktivieren (Line-Signal) oder alternativ das Audiosignal des Tonabnehmers direkt durchschleifen kann (z.B. für DJ-Mischer mit eigenem Phono-Vorverstärker). Die Kaltgerätebuchse des zweiten Backpanels dient zur Aufnahme des Netzkabels.

Zusammenstecken

Nach dem Auspacken setze ich die Plattenteller auf die Spindel, gefolgt von der Slipmat und verkable die Geräte. Außerdem montiere ich an die SME-Bajonettverschlüsse je einen Ortofon Concorde Komplett-Tonabnehmer und justiere die Tonarmhöhe und das Auflagegewicht. Mit dem praktischen Drehring und der Arretierung via Hebel ist die Anpassung der Höhe ruckzuck erledigt. Gleiches gilt für das Auflagegewicht. Also rauf mit den Vinyls auf die Plattenteller und der Praxisteil darf beginnen.

Mixars LTA und STA: Mit einem Schalter auf dem Backpanel lässt sich der interne Phono-Vorverstärker aktivieren.
Mixars LTA und STA: Mit einem Schalter auf dem Backpanel lässt sich der interne Phono-Vorverstärker aktivieren.

Praxis

In der Summe ist das Layout der Bedienelemente übersichtlich und ergonomisch sinnvoll gestaltet: Angeschaltet werden die Plattenspieler mithilfe einer Drehscheibe im Sockel der Stroboskopleuchten. Deren Aufbau ist nahezu identisch zum 1200er. Positiv ist ferner, dass diese Drehschalter zum Plattenteller hin durch einen Metallschirm gegen versehentliches Abschalten des Gerätes im laufenden Betrieb geschützt sind. Schaltet man die Geräte nun auf „On“, erstrahlen alle Beleuchtungselemente (Stroboskop, LEDs, Nadelleuchte) einheitlich in blauer Farbe. Kein „Ampel-Look“, sondern ein Aussehen, passend zum stylischen Design der Player. Schön groß geraten sind die Start/Stopp-Buttons, die aufsteckbaren hellen Nadelleuchten ermöglichen praktischerweise, den Sweepspot des Lichtes durch Drehen anzupassen.
Die sechzehnpoligen, bürstenlosen Drei-Phasen-Motoren sind ebenfalls dem klassischen Technics Antrieb nachempfunden und werden so ähnlich in vielen aktuellen DJ-Laufwerken verbaut. Ein wichtiger Unterschied zum „Technics Aggregat“ ist allerdings das Drehmoment: Mit stolzen 4,6 Nm ist dies um mehr als das Dreifache höher als beim japanischen Vorbild, was sich im Praxiseinsatz sehr positiv bemerkbar macht. So kommen auch relativ schwere Plattenteller schneller auf die volle Umdrehungszahl, als das bei vielen anderen Modellen der Fall ist. Die Lager der Plattenteller sind bombenfest im Chassis verankert und ohne jedwedes „Spiel“. So muss es sein!
Mit den beiden praktischen Drehreglern „Start“ und „Brake“ lassen sich die Start- und Stoppzeit regulieren. Im ersten Fall ungefähr zwischen 0,3 und 4 Sekunden, im zweiten zwischen etwa 0,3 und 6 Sekunden, ganz wie es euch am besten gefällt. Das kommt besonders Turntablists zugute, genauso wie die Rückwärtslauf-Option der Plattenspieler, wobei ich anmerken möchte, dass die Reverse-Buttons für meinen Geschmack etwas zu nah an der empfindlichen Abtastnadel (Tonarm in „Ruhestellung“) platziert wurden.
Über eine Mittenrastung verfügt der Pitch übrigens nicht, aber über eine LED bei null Prozent. Außerdem mit an Bord: der Quarz-Lock, mit dem man unabhängig von der Stellung des Schiebereglers blitzschnell zur Null-Prozent-Marke springt. Praktische LEDs zeigen an, in welchem der drei unterschiedlichen Pitch-Bereiche die Player agieren (8, 16, 50 Prozent). Diese Bandbreite kommt Scratch-DJs und Turntablisten natürlich zugute.

Fotostrecke: 2 Bilder Mixars LTA und STA: Der Quarz-Lock dient zum Zurücksetzen des Pitch in die Nullstellung.

Mix & Scratch

Beide Turntables wurden einem „Härtetest“ inklusive intensivem Scratching und Backspins unterzogen. Wie erwartet sind die Plattenspieler dank ihres hohen Drehmoments, ihres stabilen Aufbaus und der massiven Plattenteller hervorragend für derartige Anwendungen geeignet. Turntablists und Scratching-Nerds werden den LTA mit seinem geraden Tonarm bevorzugen, da bei diesem die Springfestigkeit höher ist als beim Modell STA. Da man beim S-Shaped Tonarm allerdings auf bessere Klangeigenschaften trifft, werden DJs, die mehr mixen und weniger scratchen, diese Ausführung bevorzugen (Stichwort: horizontaler Spurfehlwinkel, ausführliche Erklärungen gibt’s in unserem Spezial-Feature rund um den Plattenspieler).

Fotostrecke: 2 Bilder Mixars LTA: Der gerade Tonarm verhält sich beim Scratchen springfester als der S-Shaped-Arm.

Schreiten wir nun zur Bewertung des Klangs respektive der Phono-Vorverstärker (hier gibt es übrigens einen Testmarathon zum Thema). Die Vorverstärker liefern ein rauscharmes, lautes und angenehm kräftiges Signal. Die Höhen präsentieren sich erfreulich frisch und transparent und der Mittenbereich kommt sehr naturgetreu daher. Einzig der Bassbereich bekommt leichte Punktabzüge, weil dieser für meinen Geschmack etwas zu undurchsichtig geraten ist. Getestet habe ich das unter anderem mit der Maxisingle „Rebel without a Pause“ von Public Enemy (1987). Die Rap Vocals on Chuck D & Flavor Flav kamen dabei angenehm zur Geltung, die programmierten Snares hatten den nötigen Punch und das JBs-Hornsample klang dank der transparenten Höhen erfreulich offen. Doch leider verschwammen der E-Bass des Samples und die 808-Kicks etwas und waren dadurch nicht differenziert genug wahrnehmbar. Dazu nachstehend zwei Audiodateien.
Beim doppelten Cinch-Ausgang können der Mixars LTA und STA dann wieder richtig punkten: Meiner Meinung nach ist dies das Highlight der Plattenspieler, sei es, dass zwei DVS-DJs hintereinander oder „Back to Back“ mit unterschiedlichen Audiointerfaces/Softwares, aber dennoch mit dem gleichen Setup (Mixer & Turntables) auflegen wollen, weil dabei kein Umstecken mehr notwendig ist.

Audio Samples
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Phono-Preamp Mixars LTA/STA Phono-Preamp Pioneer DJM-S9

Fazit

Mixars LTA und STA sind grundsolide, professionelle und sauber verarbeitete DJ-Plattenspieler, die mit ihren doppelt vorhandenen Stereo-Cinch-Ausgängen ein Alleinstellungsmerkmal verbuchen können, mit dem sich problemlose Back2Back-Performances auf zwei DVS-Systemen spielen lassen. Außerdem punkten sie mit integrierten Phono-Vorverstärkern, einem erfreulich hohen Drehmoment, drei Pitch-Bereichen sowie einer praktischen Reverse-Funktion. Mixars bietet zwei Ausführungen des Plattenspielers an, einmal mit geradem Tonarm für Scratcher und Turntablisten (LTA) und einmal S-Shaped für Club-DJs, Producer und dergleichen. Alles perfekt, könnte man meinen, doch das Chassis ist in meinen Augen nicht ganz optimal und die beiden Turntables sind im Vergleich zu manchem Konkurrenzmodell preislich relativ hoch angesiedelt. Manch günstiger Plattenspieler bietet mehr Features, etwa ein integriertes USB-Interface oder MIDI-Controller. Dennoch möchte ich die beiden Mixars Plattenspieler uneingeschränkt allen DJs (egal ob Pro, Semi, oder Hobby) ans Herz legen. Alleine schon aufgrund des doppelten Audioausgangs sollte man sie unbedingt mal antesten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hohes Drehmoment
  • Doppelter Audioausgang
  • Drei Pitch-Bereiche
  • Saubere Verarbeitung
  • Massive und hochwertige Plattenteller
  • Robuster Tonarm
  • Interner Phono-Preamp mit solidem Klang
  • Nützliche Reverse-Funktion
  • Start- und Stoppzeit stufenlos regelbar
Contra
  • Nicht ganz optimales Chassis
Artikelbild
Mixars LTA und STA Test
Für 369,00€ bei
Mixars_STA-LTA_01
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Meister WeKa sagt:

#1 - 07.01.2021 um 13:47 Uhr

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Die Frage ist, nachdem nun aktuell 01/2021 der STA bei 360€ und der LTA bei 260€ (warum auch immer die "S" Variante noch 100€ teurer ist?) angekommen sind wie es sich nun mit den zwei Mixars im Vergleich zu den anderen Super OEM verhält im Bezug auf das Qualitäts-Preis-Leistungsverhältnis? Liebe Grüße ein Bonedo und Turntable Fan!

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