Wenn DJs über technisches Equipment philosophieren und zum Thema Turntables kommen verwenden sie oft die Bezeichnung MK-2s oder 1210er statt Plattenspieler, so stark ist die Dominanz des Fabrikats in diesem Segment. Bei DJ-CD-Playern hingegen wird meistens der Terminus CDJ gewählt, obwohl auch dieser der Markenname nur eines Herstellers ist und es zahlreiche alternative Anbieter für Abspielgeräte der lieb gewonnenen Silberlinge gibt. Einer von diesen ist das in Florida ansässige Unternehmen Stanton.
Das Haus blickt nicht nur auf eine fast 50-jährige Firmengeschichte zurück, sondern ist auch seit mehr als zwei Dekaden erfolgreich im traditionell eher konservativen DJ-Sektor tätig und doch seit kurzem auch ziemlich innovativ. Die kürzlich erschienenen „Next Gen“-Controller der SCS1- und vor allem der SCS3-Serie zeigen dies eindrucksvoll. Doch trotz starker Konkurrenz durch Crossmedia- und Multiformat-Player, DVS-Systeme und MIDI-Controller, rangieren DJ-CD-Player noch immer auf den oberen Rängen der Verkaufscharts. Stanton hatte bereits mit Einführung des C.304 im Jahr 2005 auf ein zukunftsträchtiges Layout mit reichlich Rundungen und großen Jog-Wheels gesetzt, allerdings brachte dieses Modell zunächst lediglich die Unterstützung für Audio CDs mit. Zum damaligen Zeitpunkt war dies durchaus marktüblich, da elektronische Vertriebswege und Downloadportale ihren Durchbruch noch nicht vollzogen hatten.
Heute nutzen immer mehr Schaffende, nicht zuletzt auch dank schneller ADSL-Leitungen, die Möglichkeit bei Online-Vertrieben zu kaufen. Diesem Umstand Rechnung tragend, erschien 2006 das verbesserte MP3-fähige Nachfolgemodell C.314. Der mir heute vorliegende Testkandidat trägt die Bezeichnung C.324 und ist das Spitzenmodell der stantonschen Tabletop-Serie. Er besitzt ein CD-Laufwerk und verzichtet entgegen neuerer Markttendenzen auf Unterstützung von MIDI, USB-Speichermedien oder Flash-Karten. Dafür hat er einige Schmankerl für kreative Stunden an Bord. Neben sieben integrierten DSP-Effekten bringt er vier Cuepunktspeicher, die auch als Samplebänke verwendet werden können, und einen programmierbaren integrierten Sequenzer mit. Sein großes Jogwheel soll dem DJ zudem die nötige Kontrollsicherheit für Effekt-, Scratch- und Jugglemanöver geben.
Spieglein, Spieglein, an der Wand So unterschiedlich, wie die Ansprüche der DJs an Qualität und Funktionsvielfalt des eigenen Equipments sind, gestaltet sich auch das Preisgefüge. American-Audio und Numark bieten bereits MP3-fähige Einsteigergeräte unter 200 Euro an, die mit Scratching, Loops oder Effekten aufwarten. Pioneer hingegen kratzt mit dem momentanen Multiformat-Spitzenmodell CDJ-2000 und einer UVP von 1899 Euro an der 2000-Euro-Schallmauer (Stand: 22.09.2009). Im stark frequentierten preislichen Mittelfeld von rund 400 bis 800 Euro ist fast jeder namenhafte Hersteller mit zumindest einem Modell vertreten. Qualität und Ausstattung unterscheiden sich jedoch teilweise. So bringt Pioneers CDJ-200 (475 Euro) MP3-Fähigkeit, CDJ-400 (699 Euro) dazu MIDI mit, Denons DN-S1200 (448 Euro) besitzt einen USB-Port, S3700 (895 Euro) kommt mit Plattenteller und MIDI. American Audios CDI-500 ist mit Effekten, MP3- & MIDI-Unterstützung ausgestattet (389 Euro). Vestax CDX-05 kann unter anderem Hotcues und Effekte aufweisen (399 Euro). Stantons Spitzenmodell unter den Single-CD-Playern C.324 platziert sich mit 389 Euro preislich im unteren Mittelfeld und ist aufgrund der zahlreichen Performance-Plus Charakteristika sicherlich nicht nur für Einsteiger und Ersttäter, sondern vielleicht auch als Ersatz oder Ergänzung des bestehenden Sets ein verlockendes Angebot.
DJ, Decks und Debbie Ein Blick in den Karton brachte neben dem Hauptakteur des Tages jeweils ein Quickstart- und User-Manual sowie Strom-, Audio- und Relay-Kabel auf den Tisch. C.324 passt, bei einer Größe von 318 (B) x92(H) x358(T) mm und einem Gewicht von 4,4 kg ideal neben meinen DJM-600 Clubmixer, denn er hat fast identische Maße. Er hat die Architektur der Vorgänger C.314 und C.304, lediglich die Funktion vereinzelter Bedienelemente unterscheidet sich nach Modellart geringfügig. Er besitzt nun ein Slot-In CD-Laufwerk und kommt im neuen grau-schwarzen Stanton Design. Gestaltung ist immer auch Geschmackssache, mir persönlich gefällt die neue Optik sehr gut, denn sie wirkt edler und eleganter. Erstes Befingern des Stanton-Boliden vermittelte den Eindruck einer stabilen Kunststoffkonstruktion mit grundsoliden, sauber verarbeiteten haptischen Elementen, bei identischen, CD-typischen „triff mich, wo du willst“ Gummi-Buttons. Die prinzipielle Bedienung des Gerätes erschließt sich sofort, das großzügige Layout animiert zusätzlich, direkt mal eine Scheibe einzulegen. Unterstützt werden Audio- und MP3-CDs mit Files mit Bitraten bis zu 320 kbit/s. Das ist zwar ein bißchen wenig, aber C.324 ist laut Herstellerangaben kein „Multiformatmessias“, sondern lediglich ein CD-Player mit MP3-Funktion. Als Abspielmodi stehen Single, Continue und Repeat zur Verfügung, doch bevor überhaupt etwas geht, muss die Maschine verkabelt werden. Die üblichen Verdächtigen, ein analoges Cinch-Päärchen und ein digitaler Ausgang versteckten sich wie immer an der Rückseite und lieferten keine Gegenwehr. Ebenfalls vorhanden ist eine Faderstart-Buchse ausgeführt als 3,5 mm Miniklinke. Auch wenn diese Schnittstelle nach wie vor das Standardformat für Faderstart darstellt, könnten sich die Hersteller mal auf ein professionelleres Format einigen. Ein kontaktsicheres und langlebigeres Format ist zum Beispiel die 6,3 mm-Klinke. Gerade wenn das Gerät zusätzlich im mobilen Einsatz bestehen muss, ist eine beständige und sichere Steckverbindung wegen des häufigen Verkabelns sinnvoll. Wird das Equipment einmalig Zuhause aufgebaut, kommt dieser Umstand nicht so stark zum Tragen. Falls der Szenario-DJ zwei identische C324 Geräte besitzt, denen eine gewisse Langeweile ins Display geschrieben steht, während er mit seiner Freundin Debbie das gemeinschaftliche Abendessen genießt, braucht er sich keine Sorgen zu machen. Einfach die Faderstart-Buchsen der Player miteinander verbinden, und schon können diese abwechselnd miteinander spielen und das Mahl in trauter Zweisamkeit bedenkenlos ausgedehnt werden. Debbie glücklich, Decks glücklich, DJ glücklich.
In Sachen Leuchtkraft und Darstellung Stanton verbaut ein blau beleuchtetes Display mit Dot-Matrix und einem Durchmesser von ungefähr 7,5 cm. Es ist zwar ziemlich hell, doch es lässt sich nicht regulieren, was sich je nach Aufstellungsort negativ auf die Darstellung auswirken kann. Über die Notwendigkeit der in der oberen Hälfte angezeigten Infos kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Der Platz für Statusmeldungen ohnehin illuminierender Buttons (zum Beispiel Loop, Effekte, Reloop) und des Ring-Positionsmarkers, der die Laufrichtung anzeigt (falls der DJ was an den Ohren hat) hätte vielleicht etwas besser genutzt werden können. Mir persönlich würde hier eine mehrzeilige Anzeige der Ordnerinhalte besser gefallen, da ich das Display während des Testverfahrens ohnehin nur zur Track-Auswahl und manchmal zur Tempoermittlung genutzt habe. BPM, Zeitangaben, Ordner und Dateinamen werden in der unteren Hälfte abgelesen. Die Laufzeitanzeige lässt sich auf Knopfdruck zwischen Restlaufzeit, verstrichener Laufzeit und CD-Gesamtlaufzeit umschalten. Zusätzlich visualisieren Pfeil-Indikatoren den Fortschritt des Musikstückes.
Die Linksaußen steuern den Ablauf PLAY- und CUE sitzen wie erwartet auf der prominenten Linksaußenposition, gemeinschaftlich mit EJECT, TRACK-SKIP, FAST-SEARCH, welches im Cue-Modus, genau wie das Jog-Wheel, Frameskipping ermöglicht. Dadurch kann der DJ einzelne Frames vorspulen, was eine exakte Platzierung von Markern oder Schleifenstartpunkten zulässt.
Die Rechtsaußen machen das Tempo Stanton verbaut einen sanft gleitenden, vierstufig skalierbaren (+/- 8, 16, 25, 100 Prozent) 100-Millimeter-Pitchfader mit einrastender Nullstellung, die zusätzlich von einer roten LED signalisiert wird. Die resultierende minimale Deadzone fällt meiner Meinung nach nicht weiter ins Gewicht. Aufgrund des langen Regelweges lassen sich Tempoänderungen sehr präzise vornehmen. Der Pitchfader liefert einen angenehmen, minimalen Widerstand, sodass es normalerweise nicht zu sprunghaften Tempoänderungen beim Andruck kommen sollte. Seine Auflösung ist sehr genau. Geschwindigkeitsanpassungen lassen sich mit ca 0,1 %, also zwischen 0,1 und 0,2 BPM bei 120 BPM vornehmen. Dies gelingt selbst noch bei 25 Prozent, bei 100 Prozent ist die geringste Regelstufe ein BPM.
Der große Zampano Obwohl in Zeiten von portablen DJ-Controllern oft mit vergleichsweise kleinen Jogdials gearbeitet wird und die geschätzten Tellerchen in manchen Fabrikaten zugunsten von Triggerbuttons weichen mussten, ist dennoch für viele DJs das Turntable-Feeling einer der wichtigsten Kauf-Faktoren. Hier gilt es Mix- und Scratch-DJs gleichermaßen zufriedenzustellen und so wartet Stantons Wheel mit drei unterschiedlichen Betriebsmodi auf. STANDARD ermöglicht kurzzeitiges „Nudgen“ (Bremsen oder Beschleunigen) des laufenden Musikstückes. In den Modus VINYL versetzt, scratcht der DJ, indem er die Hand oben auf den Teller legt und diesen dann vor oder zurückbewegt. Greift er jedoch an den Außenring und bewegt das Rad in oder gegen die Laufrichtung, kann er den Track zusätzlich nudgen. Beatjuggler wird vielleicht TOUCH-REWIND erfreuen, ermöglicht es doch ebenfalls scratchen, kehrt aber bei Berührung des Tellers direkt zum letzten aktiven Cuepunkt zurück. Das Wheel besitzt eine leicht aufgeraute Oberfläche und ist von einem gummierten, geriffelten Außenring umgeben. Es hat einen Gesamtdurchmesser von 21 und eine berührungsempfindliche Oberfläche von fast 17 Zentimetern. Abgesehen vom eingangs erwähnten Turntable-Klassiker, können einige Modelle der Mitbewerber, zum Beispiel Vestax PDX-2300, Schallplatten auch rückwärts abspielen. REVERSE ermöglicht dies am C.324. Zum Vergleich hören wir uns zusätzlich Pioneers CDJ-400 an.
Vestaxs Turntable PDX-2300 braucht erwartungsgemäß beim REVERSE etwas länger als die beiden CD-Player, um wieder auf volle Touren zu kommen.
Stantons Single Player Flagschiff hat eine gut ausgestattete Kreativabteilung an Bord, die ich im Verlauf des Praxisteils genauer unter die Lupe nehmen werde.
Bin ich hier beim Doktor? Die Antwort ist nein In der Arztpraxis duldet der Patient nicht selten längere Wartezeiten, in der Mix-Praxis sind diese eher nicht zu tolerieren, haben sie doch eine direkte Auswirkung auf den Workflow, im schlimmsten Fall als Performance-Bremse. Vom CDJ-100 bin ich rund vier Sekunden bei Audio CDs gewöhnt, beim Testgerät werden die eingelegten Silberlinge durchschnittlich innerhalb von vier bis sechs Sekunden eingelesen. Bei gebrannten CD-RWs und selbst bei einer mit 50 Tracks bis zum Anschlag befüllten MP3-CD blieb es gleichfalls bei maximal sechs Sekunden. Das ist ein akzeptables Ergebnis. Na, dann lasse ich die MP3-Scheibe doch gleich mal drin, setze den Kopfhörer auf und versuche den dritten Track der CD mit einem 123er Bargroove im CDJ-100 zu mixen. Dabei stellt sich heraus, dass beim Wechsel des Musikstückes ungefähr eineinhalb Sekunden vergehen, bis der nächste Track abgespielt wird. Das ist beim Pioneer nicht anders, damit kann ich gut leben. Der Song wird gestartet, gepitcht, und geschubst, bis das Tempo stimmt und die Beats übereinanderliegen. Keine Minute später war mein Ziel erreicht, denn mit dem sehr präzisen Jog-Wheel und den gut eingestellten Pitch-Bend-Tasten kam ich hier schnell zu Potte. Letztgenannte beschleunigen umso mehr, je länger sie gedrückt werden bis zu einem Maximum von obligatorischen Acht Prozent. Sicherlich gibt es einen qualitativen Kontrast zwischen komprimierten und unkomprimierten Audiosignalen – im Handling machte der Proband jedoch keinen Unterschied. Mit zehn Sekunden Pufferzeit ist der Anti-Schock-Buffer nicht gerade üppig ausgestattet, den Schüttel- und Vibriertest überstand er jedoch so gut wie schadlos. Erst anhaltendes Faustklopfen auf den Tisch leerte den Zwischenspeicher zügig genug, um den Track wiederholt zum Stottern zu bringen. Ein größerer Puffer kann also gerade in Extremsituationen nicht schaden.
Party mit Spinnern Das Stanton-Dial ist erfreulich laufruhig, mit exzellenter Renitenz und kommt auch nach starken Rückwärtsdrehungen zügig zum Stehen. Hier hören wir uns die C.324, CDJ-400 und PDX-2300 Spinbacks an.
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Spin C234Spin CDJ400Spin PDX2300
Genau wie bei einem Plattenspieler stoppt die Audio-Wiedergabe beim Stanton in dem Moment, wo der DJ auf die Oberfläche fasst. Wieder losgelassen, benötigt der Track einen Moment um von null auf 100 zu kommen, das ist beim Turntable genauso, beim 400er ist dies nicht so stark ausgeprägt. Tippt man mit dem Finger bei laufendem Track mehrfach auf den Teller, entsteht ein Whoosh-Effekt, der allerdings nicht auftritt, wenn das Rad in Bewegung ist, also zum Beispiel beim Scratchen. Bei andruckdruckintensiven, heftigen Backspins läuft der Track erst dann
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Bremsstart Lang C324Bremsstart Lang PDX2300Bremsstart Mittel C324Bremsstart Mittel PDX2300Bremsstart Kurz C324Bremsstart Kurz PDX2300
wieder normal weiter, wenn das Jog-Wheel zum Stillstand gekommen ist also quasi in die Vorwärtsbewegung wechseln würde. Bei leichteren Spins spielt der Track nach dem Loslassen unverzüglich normal weiter, auch wenn das Dial noch nicht wieder steht. Leider lässt sich der Widerstand des Jog-Wheels nicht hardwareseitig regulieren, die Empfindlichkeit aber immerhin softwareseitig anpassen. Grundsätzlich können Start- und Bremsgeschwindigkeit in einer Spanne von null bis zehn Sekunden stufenlos reguliert werden, sind aber turntable-like an den Play-/Pause-Schalter gekoppelt. Der Player ist zudem erfreulich scratch-tauglich. Sein griffiger Teller bietet eine ausreichend große Hand-Auflage und reagiert fix. Für mich liefert Stanton hier eine praxistaugliche Konstruktion ab.
Beats per minute Die interne BPM-Erkennung benötigt zwischen vier und acht Sekunden um sich auf einen Wert festzulegen, dieser ist dann zehntelgenau. Zum Vergleich braucht Pioneers CDJ-400 nur annähernd vier Sekunden, allerdings auf ganze Zahlen gerundet. Negativ belastend wirken sich Wartezeit und BPM-Schwankungen bei der Verwendung von tempoabhängigen automatischen Effekten und Schleifen aus, die auf Grundlage der ermittelten Geschwindigkeit arbeiten und für die ein präzises Analyse-Ergebniss essenziell ist. Aber dazu mehr im Praxisteil.
Display und Navigationsergonomie Je nach verwendetem Abspielgerät und Speichermedium unterscheidet sich auch das Verfahren der Track-Auswahl. So gibt es nicht wenige Laptop-DJs, die eine Menge Zeit in die Erstellung von Playlisten investieren, da ihnen das Suchen der Songs im laufenden Betrieb auf dem Laptop-Monitor zu unbequem ist. Vinylisten haben ebenso oftmals eine ungefähre Abspielreihenfolge ins Plattenköfferchen hintereinander gesteckt. Es gibt allerdings auch Spezies-Vertreter, die sich im Ansatz schon gegen Planung wehren und ihr Set ausschließlich nach dem Gefühl und der momentanen Stimmung richten. Gerade dann ist eine komfortable und vor allem zügige Navigation durch die Musikbibliothek unerlässlich, im Falle des 324ers natürlich der CD. Zu diesem Zweck stehen zwei multi-funktionale Push-Select-Potis zur Verfügung. Der Rechte wählt bei aktiviertem Folder-Button den gewünschten Ordner aus, der Linke ermöglicht in diesem zu scrollen und lädt, wenn man ihn drückt, den nächsten Track. Damit browst es sich zwar schnell allerdings nicht besonders komfortabel, denn die Verzeichnisse werden nicht mit ihren Namen sondern mit einer Nummer angezeigt. Diese Folder/Track-Übersicht ist bei den momentanen technischen Möglichkeiten sicherlich nicht das Nonplusultra.
Neulich beim Erkennungsdienst Beim Einlesen unterschiedlicher Dateizusammenstellungen ging C.324 logisch vor. Erwartungsgemäß wurden leere Ordner und nicht unterstützte Formate (zum Beispiel WAV-Dateien) gar nicht erst angezeigt. Gemischte und MP3-Ordner wurden korrekt erkannt und sämtliche Tracks stehen Root zunächst in der Verzeichnis-Reihenfolge zur Verfügung. Browst der DJ in den einzelnen Ordnern, so werden die Songs in alphabetischer Ordnung aufgelistet.
Bedauerlicherweise zeigt der Testkandidat keine ID3-Tags sondern nur Dateinamen an. Das kann in manchen Fällen recht unangenehm sein. Hier ist zur Verdeutlichung ein Beispiel von Dateibezeichnungen eines Onlineshops für elektronische Musik. Ich benutze häufig ein digitales Vinyl-System, welches ID3 Informationen wie Künstler und Titel anzeigt, und so effizientes Suchen ermöglicht. Über die achtstellige LCD-Anzeige des CD-Players möchte ich die nachstehenden Tracks nicht suchen müssen, noch dazu, weil die Dot-Matrix scrollend schwierig abzulesen ist. Natürlich könnte der Benutzer solche Dateien auch bequem und schnell mit einer tag-tauglichen Stapelverarbeitung umbenennen, dann werden diese aber für viele andere Anwendungen nicht mehr auffindbar sein.
FX-Geschwader C324 – klarmachen zum Feuern Kaum ein DJ-CD-Deck kommt heute noch ohne Effektabteilung aus. Stantons Tabletop verfügt über sieben integrierte DSP-Effekte, die in sechs Schritten von ¼ bis 4/1 Beats automatisch taktgesteuert modulieren können. Aktiviert der DJ beispielsweise 1/2 moduliert der aktivierte Effekt also zu jedem halben Takt respektive zweimal pro Beat und sitzt genau im Timing.
Falls keine automatische Synchronisation der FX gewünscht ist, können sie manuell über die Regler FX TIME und FX RATIO gesteuert werden. Dann sind asynchrone Abwandlungen möglich, die sich weniger militärisch geradeaus und sondern in meinen Augen durchaus lebendiger und grooviger anhören können. Eine Echo-Phase-Kombination in den unteren Taktabschnitten kurzzeitig aus der selbst-synchronisierenden Modulation herauszunehmen und dann mit dem nächsthöheren oder niedrigen Auto-Intervall wieder aufzufangen, kann einem Track schon mal ´nen zusätzlichen Kick verpassen. Mit aktiviertem OUTER-JOG lässt sich das Parameter RATIO auch über das Dial steuern, zum Beispiel um einen Flanger- oder Filtersweep anzulegen oder den Beat manuell zu zerhacken. Untereinanderliegende Effekte schließen sich grundsätzlich gegenseitig aus. Filter kann also nur alternativ zu Phaser betrieben werden. Dadurch können maximal drei Effekte gleichzeitig verkettet ablaufen. Diese können nicht nur für CD, sondern auch auf aufgezeichnete Samples und den Sequenzer verwendet werden, egal ob im Pause- oder Cue-Modus. Stantons Tausendsassa zieht mit einem FX-Batallion über Land, das zwar nicht weiter erklärungsbedürftig ist, vor dem Kauf sollte der Interessent aber definitiv reinhören, um zu entscheiden, ob er mit dem Klangbild zufrieden ist. Mir persönlich ist das Filter nicht schmutzig genug, das Echo hört sich etwas blechern an und der Flanger klingt sehr übersteuerungsgefährdet. Klasse ist jedoch, das die einzelnen Modulationsintervalle der Effekte auch in der Kette erhalten bleiben und für jeden Effekt separat nachjustiert werden können.
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FilterEchoPhaserFlangerTransformPanUntere FX ChainObere FX Chain
Auch die FX-Synchronisation ist nicht zu 100 Prozent sattelfest. Bei Schwankungen der internen BPM-Berechnung während der Laufzeit kann der Sound schon mal aus dem Gleichschritt kommen, da sich Zeitverschiebungen unmittelbar auf die Modulation der Effekte auswirken. Dieses Phänomen tritt gerade auch im Zusammenspiel mit Loops auf, wie die nachfolgenden Dateien verdeutlichen.
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Automodulation 1Automodulation 2Manuell Sweep
Neues vom springenden Punkt Als Cueing bezeichnet man im Allgemeinen den Vorgang, ein Musikstück zum Abspielen vorzubereiten, indem der gewünschte Einsprungspunkt markiert und auf Knopfdruck verfügbar ist. Neuere technische Entwicklungen ermöglichen inzwischen, mehrere Cuepunkte zu speichern. Auf dieser Grundlage hat sich die Technik des Cuejugglings entwickelt. Ähnlich wie beim Beatjuggling wird von Punkt zu Punkt gesprungen, die Schaltflächen werden dabei wie Drumpads getriggert. In Kombination mit den internen Effekten kann so quasi ein einmaliger Live-Remix gespielt werden. Stantons Flagschiff bietet dem DJ verschiedene Vorgehensweisen, um seine individuellen Markierungen anzulegen. Eine Möglichkeit ist, die Wiedergabe des Tracks zu stoppen, indem CUE oder PAUSE betätigt werden. Mit dem Jogdial ist nun eine framegenaue Suche im Musikstück möglich. Hat er die entsprechende Stelle gefunden, betätigt er den Cue-Button und der Anker ist geworfen. Eine weitere Methode liefert der Vinyl-Modus. Ist er aktiviert und der DJ fasst auf das Jogwheel, stoppt der Track unverzüglich, ein Druck auf CUE setzt das virtuelle Lesezeichen. Am besten gefällt mir die HOTCUE-Methode. Direkt unter dem Jog-Wheel befindet sich die CLS-Abteilung (Cue-Loop-Sample-Abteilung). Dort sind vier extra große Hotcue-Pads platziert. Die heißen Starter werden einfach on-the-fly gesetzt, gespeichert, abgerufen und ebenso leicht gelöscht. Sie haben eine durchdachte Größe, mit minimalem „Anti-Ooops“-Widerstand und liegen sinnvollerweise da, wo sie sollten, will man beim Triggern nicht am Jogwheel hängenbleiben.
1/2 Text: Partytime is Juggletime – dank guter Lage und Größe der Pads
2/2 Text: Partytime is Juggletime – dank guter Lage und Größe der Pads
Looping und Sampling Der Umgang mit Loops gestaltet sich äußerst unproblematisch. Manuelle Schleifen werden über obligatorische In- und Out-Buttons definiert. Der Loop läuft sobald der Endpunkt bestimmt ist augenblicklich ab und kann bei Bedarf auf einen der vier Memory-Bänke gespeichert werden. Sind alle Bänke voll, entstehen so auf Knopfdruck neue Beat-Kombinationen, man muss nur ein bißchen „hin- und herpaddlen“. Um taktbezogen auf Nummer sicher zu gehen, kann C-drei-zwo-vier Looplängen on-the-fly verdoppeln oder halbieren. Das kenne ich auch von meinem DVS-System, nur kann ich hier die Werte über die Tastatur oder ein zusätzliches nanoPad auch direkt aktivieren, also ohne Zwischenschritte von 2/1 auf ½ Beat wechseln. Da hätten die Entwickler statt der Indikatoren ruhig dedizierte beleuchtete Buttons mit Direktzugriff verbauen können-vielleicht sogar in doppelter Skalierung, um noch kürzere Loops, vielleicht bis 1/16 oder kleiner zu realisieren. Dieses geht im Moment nur über wheel-gesteuertes Flankenstauchen, ist aber nicht taktsynchron und kann so in-the-Mix mit einem zweiten Track ein holpriges Gesamtergebnis produzieren. Wir hören uns das Timing der automatischen Schleifen in den nachfolgenden Audiodateien an.
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Sitzt die BPM-Erkennung zwischen zwei Stühlen, kann sie schon mal kurzzeitig durchfallen.
Die Pads unter dem Jogwheel lassen sich auch zum Speichern von Samples verwenden, diese werden dem laufenden Audiomaterial entnommen. Ist SAMPLER eingeschaltet und wird dann ein belegtes Pad ausgelöst, überlagert der abgespielte Audioschnipsel das laufende Musikstück. Hier ist ein manuelles Einpegeln des Samples anzuraten, da die Gesamtlautstärke bei diesem Vorgang zunimmt. Wird der laufende Song in seiner Geschwindigkeit verändert, hat dies keinen Einfluss auf das Tempo der Samples. Ihre Geschwindigkeit muss, genau wie die Lautstärke, separat angepasst werden. Falls der Track gerade in CUE-/PAUSE Position geparkt ist, wird das Sample geloopt – im Extremfall bis zur automatischen Stand-by Sleep-Time (15 Minuten) oder zum Stromausfall. Aber keine Angst, sämtliche persönliche Voreinstellungen und Speicherpunkte bleiben auch bei einer Trennung vom Netz erhalten. Stanton hat der ohnehin recht gelungenen Pad-Sektion mit dem Ein-Spur-Sequencer noch eins draufgesetzt. Er kann 32 Schritte gehen, wahlweise nacheinander arrangiert, oder per Record Funktion Live aufgezeichnet. Beim Live-Recording wird dazu einfach die Aufnahmetaste betätigt und anschließend triggergesteuert eingespielt. Erneutes betätigen der Aufnahmetaste beendet diese und das Musikstück kann über den Play-Button abgespielt werden. Schaltet man LOOP ein, werden bei aktivierter Record-Taste maximal 32 Plätze nacheinander per Pad arrangiert.
Stantons MP3-fähiger DJ-CD-Player C.324 kann in vielen Punkten überzeugen. Der schicke Bolide ist sauber verarbeitet, die Qualität und das Layout der Bedienelemente sind beachtlich gut. Der sanfte 100-Millimeter-Pitchfader ermöglicht eine exakte Tempoanpassung. Mit vier Prozent artefaktfreien Stretchings kann ich zudem der automatischen Tonhöhenkorrektur eine gute Praxistauglichkeit bescheinigen. Besonders hervorzuheben ist das griffige, 21 Zentimeter große Jogwheel. Seine Haptik ist klasse, es läuft äußerst präzise und kommt dem Spaßfaktor eines echten Turntables sehr nah. Gut ausgestattet ist auch die Kreativabteilung. Sieben DSP-Effekte sind mit an Bord. Sie lassen sich entweder manuell steuern oder modulieren automatisch taktsynchron in einem Intervall von ¼ bis 4 Beats. Ebenso ist es bei den Loops. Der interne Sampler besitzt vier getrennt regelbare Speicherplätze, die sich mit Effekten befeuern lassen und dank des zugehörigen Ein-Spur-Sequencers live eingespielt, aufgezeichnet oder als Hot-Cues verwendet werden können. Das schreit förmlich nach Live-Remix-Einsatz. Bis hierhin also alles richtig gemacht. Dass jede Medaille eine Kehrseite hat, bestätigt leider auch der stantonsche Tabletop. Sein Display ist zwar hell, aber es lässt sich nicht regulieren und zeigt die abgespielten MP3-Dateien lediglich mit ihrem Dateinamen an. ID3-Tags werden, genau wie Ordnernamen, nicht unterstützt. Das ist nicht besonders anwenderfreundlich. Auch in der Loop- und Effektsektion ist nicht alles eitel Sonnenschein. Manche Effekte klingen in meinen Ohren zum Teil etwas unausgegoren. Zudem haben gerade die zeitkritischen Spezies-Vertreter wie Echo, aber auch automatisch getaktete Loops bei Schwankungen in der BPM-Erkennung manchmal ein Timing-Problem. Ansonsten gibt’s von meiner Seite nichts weiter zu beanstanden, die Kiste macht trotz der angeführten Mängel einfach Spaß. Egal ob DJ-Einsteiger, Vinyl-Umsteiger oder Equipment-Ergänzer – bei einem Straßenpreis von knapp unter 400 Euro kann man beim Kauf eines Stanton C.324 Full-Size-Players in meinen Augen nicht viel falsch machen.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Großes präzises Jogwheel
Präziser 100 mm Pitchslider
Vier Pads für Hotcues & Samples
Durchdachtes Layout
Einfache Bedienung
Gute Tonhöhenkorrektur
Ansprechendes Design
Robuste Konstruktion
Umfangreiche Effektabteilung
Programmierbarer Sequencer
Sleep-Timer-Funktion
Lukrativer Preis
Contra
Wankelmütige Auto-BPM-Erkennung mit
Auswirkung auf das Timing bei Auto-Loops und Auto-Effekten
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