ANZEIGE

Sequential Take 5 Test

Praxis

Workflow

Wie bereits erwähnt, ähnelt der Take 5 in Sachen Arbeitsweise und Bedienung sehr seinen großen Geschwistern. Durch diesen bewährten, vertrauten Workflow lassen sich Sound-Ideen schnell und intuitiv umsetzen, weil allen wichtigen Klang-Zutaten trotz des kompakten Designs genügend Potis und Buttons spendiert wurden. Ein wahres Handling-Geschenk ist der überdimensionierte Cutoff-Regler, mit dem Filter-Fahrten gleich viel mehr Spaß machen. Umso bedauerlicher ist es, dass Sequential in anderen Punkten das gewisse Feingefühl im Sinne der Intuitivität gefehlt hat. So treibt mich die fehlende Parameter-Anzeige gerade bei der Arbeit an Presets schnell in den Wahnsinn. Natürlich werden auch viele Informationen im Display angezeigt, wie etwa die BPM oder der jeweilige Effekt-Typ. Aber: Welche ist meine Ausgangs-Wellenform? Wie hoch ist die LFO-Rate? Wie lang ist das Pre-Delay meines Reverbs? Das alles lässt sich nur durch Hören und Staunen erraten. 

Sequential-User fühlen sich hier wie zu Hause.
Sequential-User fühlen sich hier wie zu Hause.

Gut, das ist beim Korg Minilogue XD nicht anders und lässt sich durch die verschiedenen Poti-Modes auch eindämmen. Aber an dieser Stelle muss ich dann doch nochmals erwähnen, dass der Take 5 zwar als „kompakt und erschwinglich“ angepriesen wird, aber preislich am Ende eben doch wesentlich weiter von Geräten wie dem Minilogue oder dem Behringer DeepMind entfernt ist als von seinen großen Geschwistern, wie etwa dem Sequential Prophet REV2-08. Und bei Geräten dieses Kalibers gehört eine detaillierte Parameter-Anzeige zum guten Ton. Diese Detail-Features wären meiner Meinung nach beim Take 5 locker drin gewesen, ohne Abstriche in Sachen Kompaktheit zu machen. Aber vielleicht lehne ich mich da auch ein wenig zu sehr aus dem Fenster. Jedenfalls ist der grundsätzliche Workflow super und vertraut, aber je nach Anwendungsgebiet unnötigerweise umständlich.

Klang

Bereits nach etwa zehn Minuten Schrauberei an dem Synth ist ganz klar, wo der Kollege klanglich einzuordnen ist. Nicht zuletzt durch das Filter aus dem Prophet 5 REV-4 liefert der Take 5 den warmen, einzigartigen Prophet-Sound im Kompakt-Format. Gerade Pads und Lead-Sounds erinnern deutlich an die Prophet-Flaggschiffe vergangener Jahrzehnte. Jedoch ist der Take 5 keineswegs als „Poor Mans Prophet“ zu betrachten, denn durch eigenwillige Features wie etwa die Sinus-Wellenform oder die flexible Effekt-Sektion setzt er sich immer wieder von seinen Geschwistern und Vorbildern ab. Außerdem liefert er einen erstaunlich satten und breiten Sound, von dem sich einige Kompakt-Konkurrenten ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnten, gerade in Sachen Tiefe und Fatness. Im Bass-Bereich vermisse ich als Moog-User bei Sequential oft ein gewisses Quäntchen Low-End. Das soll sich auch beim Take 5 nicht ändern. Dieser Umstand fällt jedoch nur wirklich auf, wenn man den Bass-Sound mit dem eines Moog vergleicht; an sich machen Take 5-Bässe erst einmal ordentlich Spaß.

Audio Samples
0:00
SynthPad: Sawtooth+Vintage-Button+Chorus+Reverb SinusArp: Sinus+Arpeggiator PWMBass: Unison+Pulse+PWM+Overdrive FunkyBass: Preset 516 + Room

Durch die kleine, aber feine FM-Funktion wird der Prophet-artige Grundcharakter des Take 5 um metallische, glockenartige Klänge ergänzt. Hierzu gibt es werkseitig bereits einige tolle, inspirierende Presets, die zum Erforschen einladen. Vom Prophet-Imitator wird der Take 5 hier außerdem schnell zum eigenständigen Soundtrack-Lieferanten.

Audio Samples
0:00
AnalogFM: Preset 106 „AnalogFM“, FM+Reverb RestArea51: Preset 116 „Rest Area 51“ + Reverb Abyss: Preset 513 „Abyss“ + Reverb

Dank der zackigen Hüllkurven sind auch perkussive Sounds möglich, deren Charakter sich durch die Nutzung der Hüllkurven als Modulations-Quelle abermals verfeinern lässt.

Audio Samples
0:00
Drums: Drum-Beat aus verschiedenen Take 5-Patches

Wie bereits gehört, lässt sich mit den internen Effekten bereits eine große Bandbreite an Sounds abdecken. Der Reverb ist eher für Hall/Ambience-Aufgaben geeignet, als für knackige Räume. Bei diesem Sound-Fokus wäre natürlich ein zusätzlicher Modulations-Regler für einen Chorus-Reverb schön gewesen. Erfreulich finde ich die große Auswahl an geschmackvollen Delay-Typen und deren realistischen, kaum digital anmutenden Grundsound. Durch die zweistufigen Overdrive-Optionen lassen sich Lead-Sounds sehr schön sättigen und zerstören, wodurch der Take 5 phasenweise den charakteristischen Dirt-Faktor seines paraphonen Bruders Pro-3 erhält.

Audio Samples
0:00
PolySequence: Sinus+Poly-Sequencer+TapeDelay Roomylead: Pulse+Room Reverb Gnarly Tenths: Preset 115 Gnarly Tenths DistLead: Sawtooth+Distortion+Reverb
Kommentieren
Profilbild von Andre Heller

Andre Heller sagt:

#1 - 27.03.2022 um 19:22 Uhr

0

Jetzt für 5 Stimmen mal 1299 investieren und dann von Behringer mit 16 Stimmen einen nochmal original aufgebauten Prophet überrascht zu werden, für die gleiche Kohle? Das wäre für mich eine echte Flappe. Deshalb, 5 Stimmchen reichen für eine Hand, rechts oder links? Mehr nicht! Ansonsten tuts eben doch ein monophonic für monophones am liebsten auch von Behringer. Ich muss mein Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen und deshalb ist das hier für mich viel zu teuer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.