Anzeige

Novation Summit Test

Als Novation vor ungefähr zwei Jahren ihren kompakten Desktop-Synthesizer „Peak“ herausbrachten, waren sich Fachpresse und Anwender schnell einig, dass es sich konzeptionell und klanglich um einen herausragendes Gerät handelt. Denn die Kombination aus drei digitalen Wavetable-Oszillatoren, die mit höchster Auflösung von einem FPGA-Prozessor berechnet werden, einem flexiblen analogen Multimode-Filter und einer umfassenden Modulationsmatrix, Effektsektion und nicht zuletzt – massig Knöpfen und Tastern für die direkte Klangmanipulation, machen ihn zu einem ausgesprochen flexibel einsetzbaren Klangerzeuger – im Studio wie auf der Bühne. Und gerade auf der Bühne dürften es auch ruhig zwei dieser potenten Synthesizer sein. Allen, die diesen Wunsch hatten und haben, kann nun geholfen werden, denn Novation bringen mit dem Summit nicht nur einen doppelten Peak, sondern packen das alles noch in ein überaus ansehnliches Keyboard-Design, gespielt über eine anschlagdynamische 5-Oktaven-Tastatur mit Aftertouch.

Novation Summit Test (Foto: Numinos)

Details

Aufbau

Beim Novation Peak handelt es sich um einen 16-stimmigen Hybrid-Synthesizer. Jede Stimme kann auf drei Oszillatoren zurückgreifen, von denen jeder wahlweise mit einer Elementarwellenform (Sinus, Dreieck, Sägezahn und Puls), oder einer von 15 Wavetables oszilliert. Dem stehen ein Rauschgenerator mit regelbarem Hochpass und ein Ringmodulator zur Seite. Alle Oszillatoren können dabei miteinander in regelbarem Verhältnis Frequenz-moduliert werden. Der Klangrohling findet dann seinen Weg in ein flexibles, analoges Multimode-Filter, das wahlweise mit 12 oder 24 dB Flankensteilheit und als Tief-, Band- und Hoch-Pass agieren kann. Daneben ist auch die Verschaltung in zwei Modi parallel möglich – dann agiert jedes Band allerdings logischerweise nur mit 12 dB. Pro Patch stehen nicht weniger als 16 Modulationslots bereit, von denen jeder aus zwei Quellen beeinflusst werden kann. Hier mal die schematische Aufbereitung dieser mächtigen Modulationsmatrix:

Damit lässt sich schon für einige Bewegung im Klang sorgen: Die schematische Darstellung der Modulationsmatrix. (Foto: Numinos)

Als Modulationsquellen immer im Zugriff: Eine ADSR-Amp- und zwei ADSR-Modulation-Hüllkurven. Daneben stehen zwei extrem flexible LFOs pro Stimme, sowie zwei globale Funktionsgeneratoren bereit. Und natürlich Pitchbend-, Mod-Wheel und – unsichtbar – Aftertouch. Schlussendlich geht es für den Klang noch in eine – ebenfalls modulierbare – Effekt-Sektion, die mit Distortion, Chorus, Delay und Reverb für den akustischen Feinschliff sorgt. 

Auspacken

Der hübsche Gebirgszug auf der Umverpackung verrät bereits, dass sich in dem Karton, eingeschmiegt in PUR-Formschaum-Teile, der Summit versteckt, Unserem Testgerät lag lediglich ein Kaltgeräte-Stromkabel bei. Was okay ist, denn das Manual lässt sich ja auf der Novation-Seite herunterladen und Papier sparen ist vielleicht nicht die schlechteste Idee in Fridays for Future-Zeiten. Moment, habe ich da Kaltgeräte-Kabel geschrieben?! Richtig – der Summit ist der erste Novation-Synth mit integriertem Netzteil. In der finalen Version bekommt der Synth dann noch ein USB-Kabel und ein Getting Started-Manual als Reisebegleitung.

Der Summit in seinem Karton. (Foto: Numinos)

Erster Eindruck

Mit seinen 11 kg, die vornehmlich dem robusten Stahlrahmen des Gehäuses geschuldet sind, ist der Summit kein Leichtgewicht. Durch seine relativ flache Bauform und die hübschen Seitenteile aus Holz wirkt er allerdings optisch ziemlich elegant. Da die Potiköpf in Relation zum Gehäuse recht groß (und damit gut bedienbar) geraten sind, vermittelt er gleichzeitig eine gewisse Kompaktheit – in der Summe wirkt der Summit sehr ansprechend und ein bisschen, wie ein moderner Klassiker. An der Unterseite verläuft – ebenfalls eine gute Tradition bei Novation – ein Gummi-Rahmen auf dem der Summit sicher aufliegt.

Fotostrecke: 3 Bilder Das zentrale Bedienfeld des Summit. (Foto: Numinos)

Beim Blick auf das Layout fällt sofort auf, dass der Summit – im Gegensatz zum Peak, der Platz-bedingt Menü und Oszillator, sowie LFOs und Filter übereinander „stapeln“ musst – natürlich die gesamte Breite eines 5-Oktaven-Keyboards nutzen kann. Daraus ergibt sich eine geradezu Lehrbuch-hafte Aufteilung, die Workflow und Signalfluss ideal unterstützt: Links die globalen Parameter wie Volume, Modus und Part-Auswahl (A/B), dann das Display mit Menü und Funktionsmenü-Tastern, darauffolgend der Voice-Modus und Arpeggiator, gefolgt von den drei Oszillatoren. In der Mitte sitzen dann die FM-Matrix und der Mixer, dem sich nach rechts das Filter, die beiden Hüllkurven (Amp/Mod 1,2) und die LFO-Sektion anschließen und am rechten Rand dann die Effekt-Sektion.

Anschlüsse

Der Blick auf die Rückseite zeigt, dass sich hier im Vergleich zum Peak einiges getan hat: Allen voran wurde dem Summit ein zweiter Stereo-Out spendiert, was natürlich extrem sinnvoll ist, wenn man nun auch einen dualen Klangmodus zur Verfügung hat. Daneben wird der künftige Summit-Anwender durch einen Stereo-Eingang erfreut, der sich wahlweise ‚pre‘ oder ‚post‘ Filter schalten lässt und am Ende die Effektkette des Summit durchläuft.

Die rückseitigen Anschlüsse des Novation Summit. (Foto: Numinos)
Anzeige

Praxis

Bedienung

Dass mich das Testgerät ohne Anleitung erreicht hat, bot den Vorteil, es auch ohne flankierenden Blick ins Handbuch zu erkunden. Und ich kann berichten, dass ich mich auf Anhieb ohne Probleme zurechtgefunden habe. Mehr noch: Aufgrund des klassischen Layouts, und wenn man schon den einen oder anderen Polysynth unter den Fingen hatte, fühlt man sich hier auf Anhieb irgendwie „heimisch“. Das gilt sogar für die Bedienung des Multimode, die Novation ideal gelöst hat: Man entscheidet mit den entsprechenden Tastern ob man im Single- oder Multi-Mode arbeiten möchte. Ist Multi gewählt, kann man mit den beiden Tastern A/B bestimmen, welches der beiden Layer (oder beide gleichzeitig) man über die Bedienelemente steuern möchte. Praktischerweise findet das aktive Layer seine optische Entsprechung in der Hintergrundbeleuchtung der Multimode-Taster und des Leuchtstreifens im Zentrum des Pitch- und Modwheel: Layer A = blau, Layer B = orange, A und B = weiß. Dann wählt man über die betreffenden Taster noch aus, ob man den Summit nun layern, splitten oder dual betreiben will und fertig. Praktischerweise visualisiert die schon vom Peak bekannte Stimmenanzeige nun nicht nur die 16 Voices, sondern auch, von welchem Layer (A/B) sie benutzt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Das ku00f6nnte ihr ku00fcnftiger Arbeitsplatz sein: Das Bedienfeld des Summit. (Foto: Numinos)

Dem erweiterten Platzangebot ist auch zu verdanken, dass die FM-Modulationsmatrix nun als haptische Bedieneinheit ausgelegt und nicht mehr im Menü versteckt ist. Selbiges gilt auch für die beiden Globalen LFOs 3 und 4, die nun unter LFO 1/2 ihr Zuhause gefunden haben. Ein kleines bisschen mehr Bedienkomfort hätte man sich vielleicht noch im Bereich des Displays gewünscht. So steht das Value-Dial-Rad ein bisschen nah am Tempo-Regler des Arpeggiators, sodass man beim Eingeben von beispielsweise Soundnamen gelegentlich durch das Aufpoppen der Tempo-Ansicht gestört wird (wenn man mit dem Finger ans Tempo-Poti kommt). Überhaupt wäre eine etwas großzügigere Darstellung im Display eine schöne Sache gewesen auch und gerade, wenn man sich im Multimode befindet und beispielsweise die Sounds der beiden Layer ändern möchte (dazu muss man nämlich zwischen zwei Display-Seiten hin und her wechseln). Es ist also schon ein bisschen „oldschool“, sich durch das – zugegeben bestens ablesbare – Display mit seinen vier Zeilen á 20 Zeichen zu arbeiten.

Neu beim Summit: Der Arpeggiator und die Bedienelemente für den Voice-Modus. (Foto: Numinos)

Arpeggiator

Ganz neu ist der Arpeggiator. Der zählt mit zu den leistungsfähigsten Vertretern seiner Art. Denn neben dem Oktavbereich (1-7), der Laufrichtung (aufsteigend, absteigend, alternierend, höchste/tiefste doppelt spielen, entsprechend Anschlag, zufällig und akkordisch), Gate-Länge (Duration) und Tempo (MIDI-synchronisierbar), lässt sich auch aus 33 rhythmischen Figuren plus Swing-Faktor wählen. Einziges Defizit ist in diesem Bereich (derzeit noch) das Thema Synchronisation zur MIDI-Clock. Weder die LFOs noch der Sequencer mochten sich im Test wirklich zuverlässig auf die MIDI-Clock einspielen. Das Tempo wurde zwar angeglichen, aber die Zyklen liefen nicht sauber auf den Beat. Ein Update sollte diese Unstimmigkeit beheben können.

Audio Samples
0:00
Verschiedene Arpeggio-Variationen

Audio-Eingang

Nicht ungelobt möchte ich schlussendlich den neu hinzugekommenen Audio-Eingang lassen, der die Möglichkeit eröffnet, den Summit als hochwertiges externes Filter, Chorus, Delay und Reverb zu nutzen. Das ist gerade dann sehr spannend, wenn man Stücke mit dem internen Hall des Summit produziert hat und auf eine starke Homogenität des Klangbildes angewiesen ist – also auch die externen Quellen in den gleichen Hallraum einfügen möchte.

Audio Samples
0:00
Externes Audiosignal über den Audio-Eingang eingespeist.

Klang

Über die grundsätzlich hervorragenden Qualitäten der Klangerzeugung haben wir uns in unserem Novation Peak Test hinreichend ausgelassen. Der Summit potenziert das alles noch mal gewaltig. Und das liegt – neben dem erweiterten Wavetable-Speicher – an zwei Faktoren: a.) an der gewaltigen Zahl von 16 Stimmen und b.) an der Möglichkeit, diese in zwei unabhängigen Sounds zu layern. Schon der erste Punkt ist deutlich hörbar: Sechzehn Stimmen (48 Oszillatoren!) sind eine echte Ansage, wenn es darum geht Flächen zu legen. Ein Bass mit voller Oktave gegriffen und darüber ein vierstimmiger Akkord sind nun mal sechs Stimmen. Wenn dann eine lange Release Zeit auf einen Akkordwechsel trifft, wird es bei acht Stimmen auch schon mal eng und die erst gedrückten Noten müssen weichen. Nicht so beim Summit, wo mit 16 Stimmen hörbar genug „Release-Reserven“ bereitstehen. Kostprobe gefällig? Gern:

Audio Samples
0:00
16 Voice Dual Arpeg Split Dual Synth Split Pad Bell Waves Pad Arpeg Me Pad Formant Peaks Pad Full 5 Pad Power Synthesis Pad Seismic Lights

Gerade das neue Layering-Feature heckspoilert die Klangerzeugung noch mal gewaltig. Mit seinen Wavetables, der Ring- und Frequenzmodulation war und ist bereits der Peak – neben klassischen Analogsounds – auch zu ausgesprochen digital klingenden Sounds in der Lage. Durch das Layering lässt sich das nun wunderbar mit warmen Pads unterfüttern.
Beim Durchhören der Presets zeigt sich dann auch, dass die Königsdisziplinen des Summit ganz klar das Thema Flächen, markante Synth-Sounds und Arpeggien sind. Dass die internen Sounds so überzeugend sind, mag auch daran liegen, dass eine Vielzahl von ihnen aus den routinierten Händen von Klangschraubern wie etwa Patricia Wolf, Legowelt oder Peter Dyer stammen. Nicht unbedingt die stärkste Seite des Summit sind dagegen Bässe. Da ist zwar nichts, was man mit einem leichten +2 dB Shelf unterhalb von 250 Herz nicht in Form bringen könnte – aber ein kleines bisschen mehr Druck im unteren Spektrum hätte sicher nicht geschadet.

Novation Summit Sound Demo (No Talking)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Anzeige

Fazit

Novation machen mit dem Summit wirklich alles richtig: Ein optisch richtig schönes und einladendes Design, das mechanisch gut ausgeführt ist, trifft auf eine ausgesprochen flexible und gleichzeitig gut beherrschbare und durchdachte Klangerzeugung, die ein weites Spektrum an Synthesemöglichkeiten bereit hält: Vom rohen Rechteck-Bass, bis zum Tempo-synchronen Ambient-Pad, das unter Zuhilfenahme der flexiblen LFOs durch die Wavetables morpht und durch FM-Sprengsel dekoriert wird. Und das alles bei Bedarf auch noch gesplittet, oder auf zwei Einzelausgänge verteilt. Es ist das Meisterstück von Chris Hugget, dem maßgeblichen Entwickler, der schon Klassiker wie den EDP WASP, OSC OSCar und Novation Bass Station konzipiert hat. Ich möchte den Summit entsprechend in die Tradition „großer“ polyphoner Synthesizer (Stichwort: Jupiter-8, Prophet-5, OB-X, u.s.w.) einreihen, weil er die klassischen Qualitäten in die Jetztzeit bringt: Er ist optisch zeitlos schick, fühlt sich gut an, alles ist im direkten Zugriff und klingt dazu noch hervorragend.
So baut man tolle Synthesizer – nicht mehr und nicht weniger. Dabei ist der Summit weit mehr als nur ein zweifacher Peak: Durch die doppelte Stimmenzahl, den Dual-Mode und das horizontal angelegte (und damit der Klangformung entsprechende) Layout und die zusätzlichen Bedienelemente, ist er nicht nur zu weitreichenden Klangepisoden fähig und kann mehr Aufgaben im Arrangement erledigen, sondern bedient sich noch besser als sein kleinerer Bruder. Sorry liebe Peak-Besitzer, euer Desktop-Synth ist klasse, aber mit dem Summit geht es noch ein Stück weiter hoch in den Synthesizer-Himmel. Kurz gesagt: Ich hatte schon sehr lange nicht mehr so einen überzeugenden Synth unter den Fingern, der einfach richtig Spaß macht. Gekauft – Glückwunsch Novation! Den halben Punkt zur vollen Punktzahl hat die derzeit noch nicht saubere Synchronisation zur MIDI-Clock auf dem Gewissen. Hier bin ich aber recht zuversichtlich, dass diese Unstimmigkeit durch ein Update behoben wird.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Elegantes Design
  • Durchdachte Gesamtkonzeption
  • Einfache Bedienung
  • Gutes Synthese-Konzept
  • Hohe Stimmenzahl
  • Hervorragender Klang
  • Umfassende Modulationsmöglichkeiten
  • Audio-Eingang
Contra
  • Midi-Sync (Arpeggiator, LFOs) derzeit (noch) unzuverlässig
Artikelbild
Novation Summit Test
Für 2.065,00€ bei
Novation Summit Test (Foto: Numinos)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

Kommentieren
Profilbild von Michael Einberger

Michael Einberger sagt:

#1 - 19.11.2019 um 18:30 Uhr

0

Hm. Als Ergänzung zum eher schwächen Bass würde sich ja die Bass Station II oder ein Pulse eignen.

Profilbild von microbug

microbug sagt:

#2 - 11.05.2021 um 09:37 Uhr

0

Der Summit ist NICHT der erste Novation Synthesizer mit eingebautem Netzteil. Bitte mal die früheren Synths anschauen, denn schon die KS-Serie und die Supernova (II) Keyboard und das Nova II Keyboard hatten eingebauten Netzteile.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.